Wann ist eine Smartwatch praktisch und wann völlig überflüssig?
Hintergrund

Wann ist eine Smartwatch praktisch und wann völlig überflüssig?

Seit Pebble 2012 mit einer Kickstarter-Kampagne 10 Millionen Dollar eingefahren hat, waren Smartwatches plötzlich in aller Munde und bald auch an so manchem Handgelenk. Es dauerte nicht lange, bis andere Hardware-Hersteller auf den Zug aufsprangen und ihre eigenen Modelle auf den Markt brachten. Mittlerweile ist die Auswahl riesig: Es gibt sie in allen Grössen, Formen und Farben. Leider ist nicht alles Gold was glänzt – selbst wenn Rose Gold draufsteht.

Die Vorteile

Linderung gegen den Benachrichtigungsterror

Der offensichtlichste Nutzen sind die Benachrichtigungen. Egal ob WhatsApp, E-Mail oder Termine, ein Blick auf das Armgelenk und schon weiss man, was Sache ist. Das Handy bleibt in der Tasche. Das spart nicht nur Zeit, man kann auch beim Essen oder im Ausgang aufs Display schielen, ohne böse Blicke auf sich zu ziehen. Klappt zumindest meistens. Wer sich in WhatsApp-Gruppen herumtreibt, wird es schnell zu schätzen wissen, nicht jedes Mal das Handy zücken zu müssen, nur um festzustellen, dass zwei Freunde ihr privates Kaffeekränzchen veranstalten.

Kurzantworten

Egal ob Smartwatch mit Android-Wear-Betriebssystem wie der Huawei Watch Active oder der Pebble Round, die auf ein eigenes Betriebssystem setzt, alle können direkt auf Nachrichten antworten. Wer beispielsweise Googles Chat-App Hangouts nutzt, kann aus einer vordefinierten Auswahl an Kurzantworten und Emojis auswählen. Alternativ kann man die Sprachsteuerung verwenden. Man sollte sich dabei einfach bewusst sein, dass man derzeit noch einen amüsanten Eindruck hinterlässt, wenn man im Zug einen Monolog mit seiner Uhr hält.

Beim Telefonieren

Wenn wir schon bei den Sprachbefehlen sind: Sowohl bei der Samsung Gear S2 als auch mit der Apple Watch darf man sich wie Michael Knight fühlen. Dank integrierten Lautsprechern kann man nämlich telefonieren – vorausgesetzt, das Telefon befindet sich in Bluetooth-Reichweite. Für ausschweifenden Klatsch und Tratsch eignet sich die Methode allerdings weniger. Da kriegt man vorher einen Krampf im Arm. Ausnahme ist die LG Watch Urbane 2nd, die LTE-fähig ist und damit auch ohne Smartphone zum Telefonieren geeignet ist.

Beim Sport

Während Schrittzähler und Pulsmesser zur Standardausführung gehören, haben einige Modelle ein GPS-Modul verbaut. Beispielsweise die Moto 360 Sport von Motorola. Wenn man also nicht dringend die Oberarmmuskulatur stärken will, kann man das Smartphone getrost wieder abschnallen. Die Moto 360 Sport zeichnet Jogging-Runden auf und teilt die Infos bei Bedarf mit anderen Fitness-Apps. Derzeit gibt es allerdings noch nicht viele Apps, die das GPS-Modul nutzen. Dafür kann die Uhr als Navi beim Biken verwendet werden, genauso wie man es vom Autofahren kennt.

Die Fernsteuerung

Besonders wer Bluetooth-Kopfhörer besitzt, darf sich über die neue Fernsteuerung am Handgelenk freuen. Neues Lied auswählen oder Lautstärke aufdrehen, bis man die Aufmerksamkeit des ganzen ÖV-Abteils hat, ist extrem praktisch. Vor der Glotze gilt dasselbe. Uhren mit Android Wear können Android TVs steuern und die Apple Watch zappt durch die iTunes-Bibliothek. Läuft gerade die neuste Folge House of Cards und der Mitbewohner quatscht dazwischen? Statt sich durch die quer im Wohnzimmer verstreuten Fernbedienungen zu wühlen, einfach kurz auf der Smartwatch Netflix pausieren.

Für Individualisten

Smartwatches gibt es in zahlreichen Ausführungen. Allen voran die Apple Watch, die mit verschiedensten Kombinationen aus Farbe, Grösse und Material lockt. Wers lieber rund mag, greift zur Pebble Round, die hält erst noch deutlich länger als die Konkurrenz. Armbänder können meist problemlos durch solche von Drittherstellern ersetzt werden, womit die Kombinationsmöglichkeit ins Unermessliche steigt.

Wem das immer noch nicht genug Individualität ist, der lädt sich einfach eines von unzähligen Watchfaces auf die Uhr. Von Chronografen, über Retro-Digital-Uhren bis zu Minispielen kann fast alles das kleine Display zieren.

Die Nachteile

Wenn die Sonne scheint

Bei Smartwatches ist längst nicht alles Sonnenschein. Wo wir gleich beim ersten Kritikpunkt wären. Wer mal versucht hat, sein Smartphone in der prallen Sonne zu bedienen, weiss, was ihn erwartet. Zwar gibt es Modelle wie die Pebble oder die Moto 360 Sport, die dank speziellem Display in jedem Licht problemlos abzulesen sind, bei vielen sucht man sich lieber ein schattiges Plätzchen.

Quelle: 9to5mac

Wenn es Winter ist

Fast alle Vorteile werden hinfällig, wenn man sich den dicken Wintermantel oder generell eine Jacke mit engen Ärmeln überstreift. Den schnellen Blick auf die Uhr gibt es damit nicht mehr. Stattdessen muss man jedes Mal mühsam die Jacke über die Uhr krempeln.

Wenn du duschen willst

Die meisten Modelle sind gerade mal Spritzwasserfest oder überstehen eine Wassertiefe von einem Meter. Vom Duschen wird abgeraten und Schwimmen kann man komplett vergessen.

Die Pebble Time ist eine der wenigen Smartwatches, die wasserdicht ist. Quelle: Mobilereviews

Beim Wochenendausflug

Die Zeiten sind längst vorbei, als man für eine Woche in die Ferien konnte und kein Ladegerät brauchte. Mit der Smartwatch darfst du nun sogar bei Übernachtungen oder Wochenendausflügen zwei Ladegeräte mitschleppen. Eines fürs Smartphone und eines für die Smartwatch. Handy-Ladegeräte sind nämlich nicht kompatibel.

Wenn du doch das Handy brauchst

Meist läuft es bei Benachrichtigungen so: Man schaut erst auf die Uhr, sieht, dass man auf eine Nachricht antworten möchte, zückt das Smartphone und beginnt zu tippen. Zwei Minuten später das gleiche Spiel von vorn und so weiter. Da überlegt man sich, wieso man nicht direkt aufs Handy schaut. Und ohne Verbindung zum Smartphone sind Smartwaches sowieso ziemlich nutzlos – Ausnahmen wie die LG Watch Urbane 2nd mal ausgenommen.

Fazit

Smartwatches sind zwar (noch) nicht die prophezeiten eierlegenden Wollmilchsäue, wie es uns die Hersteller weismachen wollen. Dennoch bieten sie bereits viele praktische Funktionen, insbesondere im Fitness-Bereich. Und die Auswahl ist riesig: Dank vieler Formen, Farben, Typen oder Preisen ist fast für jeden etwas Passendes dabei. Sie bleiben vorläufig noch ein Spielzeug, aber wer mag Spielzeug nicht?

Kleine Entscheidungshilfe

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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