
Meinung
400 Millionen reichen nicht: James Gunns «Superman» enttäuscht
von Luca Fontana
Die Gerüchteküche hatte recht: Warner Bros. Discovery steht offiziell zum Verkauf. Ein potenzielles Milliarden-Remake der gesamten Unterhaltungsindustrie bahnt sich an – aber Paramount und Netflix wollen mitreden.
Es brodelte schon länger in Hollywood, jetzt ist es offiziell: Warner Bros. Discovery (WBD) sucht aktiv nach einem Käufer. Damit steht eines der traditionsreichsten Studios der Filmgeschichte vor dem nächsten Mega-Deal der Unterhaltungsbranche.
Das sind die fünf wichtigsten Fragen und Antworten zum geplanten Verkauf.
Laut WBD-CEO David Zaslav habe man «von mehreren Parteien Interesse am gesamten Konzern oder an Teilen davon vernommen». Entsprechend prüfe der Verwaltungsrat nun verschiedene Optionen, darunter den ursprünglich geplanten Konzern-Split in zwei Firmen («Warner Bros.» und «Discovery Global»). Auch ein kompletter Verkauf oder einzelne Teilverkäufe stehen zur Debatte.
Ein Zusammenschluss von WBD und Paramount Skydance wäre ein weiterer massiver Schritt in der laufenden Konsolidierung der US-Medienlandschaft. Damit würden Marken wie HBO, CNN, DC, Nickelodeon, Paramount Pictures und MTV unter einem Dach landen. Das ist ein gewaltiges Portfolio, aber auch ein potenzielles Monstrum an Integration und Schulden.
Laut Collider sollen sich Netflix-Co-CEO Ted Sarandos und WBD-Chef David Zaslav kürzlich bei einem Boxkampf in Las Vegas getroffen haben, was Spekulationen über ein mögliches Interesse weiter anheizt. Ein Deal mit Netflix wäre ein Erdbeben für Hollywood: Er würde einen der ältesten Studionamen der Branche direkt in die Hände eines Streaming-Giganten legen, der bisher von aussen gegen das Studiosystem antrat.
Eine Übernahme könnte für Zaslav also weniger Flucht nach vorn als Rettungsanker sein. Oder anders gesagt: Eine Möglichkeit, das Kapitel Warner Bros. Discovery sauber abzuschliessen und die Verantwortung an den nächsten Medien-Goliath zu übergeben.
WBD betont, dass es keinen festen Zeitplan oder Verkaufszwang gebe. Dennoch ist der Schritt bemerkenswert offen formuliert: Die Türen stehen weit offen und das Timing ist kein Zufall. Schon Mitte 2026 soll die Abspaltung von Warner Bros. und Discovery Global abgeschlossen sein – und genau das könnte die perfekte Gelegenheit für einen Käufer wie Paramount Skydance oder Netflix sein, um zuzuschlagen.
Sollte WBD also tatsächlich verkauft werden, hängt Gunns Zukunft wohl stark vom neuen Eigentümer ab. Paramount Skydance etwa könnte kreativer mitmischen wollen und Projekte stärker kontrollieren; Netflix hingegen dürfte auf Geschwindigkeit und Masse setzen – zwei Dinge, die mit Gunns sorgfältigem «Story-first»-Ansatz nur bedingt kompatibel sind.
Kurz gesagt: James Gunns DCU steht weder vor dem Aus noch ist es unantastbar. Vieles hängt davon ab, ob «Supergirl», «Lanterns» und die kommenden DC-Projekte das Publikum wirklich packen. Denn wenn das neue DC-Universum zeigt, dass es Herz und Kasse zugleich trifft, dürfte selbst ein neuer Besitzer wenig Anlass haben, daran zu rütteln.
Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.
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Alle anzeigenIn einer Pressemitteilung vom 21. Oktober kündigte WBD an, eine «Überprüfung strategischer Alternativen zur Maximierung des Aktionärswerts» eingeleitet zu haben. Hinter dieser typisch nüchternen Formulierung steckt in Wahrheit ein klarer Schritt: Das Unternehmen ist offen für Übernahmeangebote.
Wie The Verge berichtet, soll insbesondere die neu fusionierte Paramount Skydance Corporation (unter CEO David Ellison) starkes Interesse gezeigt haben. Demnach habe Ellison 20 US-Dollar pro Aktie geboten, was einem Gesamtwert von rund 48 Milliarden US-Dollar entspräche – ein Angebot, das WBD zunächst ablehnte, nun aber offenbar neu bewertet.
Allerdings könnte laut einem Bericht von Collider noch ein anderer Riese ins Spiel kommen: Netflix. Demnach erwägt der Streaming-Primus, selbst ein Angebot für Warner Bros. abzugeben, allerdings nicht für den gesamten Konzern, sondern gezielt für das Filmstudio und die Streaming-Sparte. Und wer weiss, vielleicht war die jüngste Preiserhöhung ja nicht nur fürs Streaming gedacht, sondern auch fürs Shopping.
Dass sich WBD überhaupt in diese Lage manövriert hat, überrascht Branchenkenner kaum. Seit der umstrittenen Fusion von WarnerMedia und Discovery im Jahr 2022 kämpft das Unternehmen mit einem Schuldenberg von über 30 Milliarden Dollar. Zaslav versuchte, den Konzern mit harten Sparmassnahmen – von Serienabbrüchen bis hin zu kuriosen Steuerabschreibungen – auf Kurs zu bringen. Doch der Druck wächst.
Aktuell zeichnet sich ein gemischtes Bild ab. Gunns «Superman» hat im Sommer 2025 solide, aber nicht überragend abgeliefert: Mit rund 615 Millionen Dollar weltweit blieb der Film hinter den Erwartungen eines Franchise-Starts dieser Grössenordnung zurück. «Peacemaker» Staffel 2 wiederum startete zwar stark auf HBO Max, verschwand aber schnell wieder aus den Streaming-Charts.
Diese widersprüchliche Wahrnehmung erklärt, warum sich die Gerüchte um die Zukunft des DC-Studios-Chef gerade überschlagen. Laut Pirates & Princesses könnte Gunn bei einem Verkauf von WBD seinen Posten verlieren – angeblich, weil das DCU «unter den Erwartungen» performt habe. CBR zeichnet dagegen ein positiveres Bild: Dort gilt das neue DCU als solider Neustart, der Warner Bros. eine Reihe von dezenten Erfolgen beschert hat.
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