Produkttest

Weisse Beisser: Kann Aktivkohle helfen?

Aktivkohle als natürlicher Weissmacher für deine Zähne? Ich habe sie getestet und bin hin und hergerissen.

«Whitetastic!» steht auf der Verpackung. Wir könnten jetzt darüber streiten, ob das Grund genug ist, das Black Powder von Beneva Black zu testen. Aber da steh ich nun, mit einer mitgelieferten, holzigen Zahnbürste in der einen und der natürlichen Aktivkohle aus Kokosnussschalen in der anderen Hand. Laut Anwendungshinweis gibst du eine Prise des Pulvers auf die angefeuchtete Zahnbürste, bevor es ans ein- bis zweiminütige Zähneputzen geht. Ich tauche meine Zahnbürste in ein Wasserglas und gebe mit Daumen und Zeigefinger ein wenig von dem schwarzen Pulver auf meine Bürste. Eine riesen Sauerei. Meine Hose, der Tisch und der Stuhl, auf dem ich sitze, leiden darunter.

Lektion Nummer 1: Wenn ich meine Zähne weiss haben will, wird alles andere schwarz.

Notiz an mich selbst: Die Zahnbürste zuerst befeuchten und dann direkt in das Pulver drücken.

Benutze bloss nicht deine Finger.
Benutze bloss nicht deine Finger.
Das Zeug wirst du nämlich nicht mehr los.
Das Zeug wirst du nämlich nicht mehr los.

Und, mundet's?

Ich beginne meine Zähne zu putzen. Mhmmm, sandig. Vom Geschmack her völlig neutral, nichts Übelerregendes. Einfach etwas ungewohnt. Dann spucke ich in den Popcorneimer, den ich von zuhause weggeschmuggelt habe. Was mir dann aber doch den Magen umdreht, ist das ausgespuckte Wasser, das schwarze Fäden zieht. Nach dem Spülen hängt mir Kohle zwischen den Zähnen. Die bekomme ich beim ersten Versuch nach etwas Rumgefummel weg.

Nach einem zweiten Versuch, bei dem ich die obige Notiz an mich selbst beherzige und die feuchte Bürste direkt ins Pulver drücke, gelangt etwas mehr vom Produkt in meinen Mund. Es wird unangenehmer. Trockener und noch sandiger als zuvor. Mein erster Gedanke: Oh, oh! Jetzt habe ich was falsch gemacht. Als ich mir später die Verpackung des Produktes nochmals genau ansehe, entdecke ich eine Illustration, die genau dieses Vorgehen zeigt: Die Bürste direkt ins Pulver drücken. Besonders nach dem Spülen wird's unbequem. Die Kohle hat sich in alle Ecken und Ritzen sowie unters Zahnfleisch verkrochen. Das Ganze sieht katastrophal aus. Laut Anleitung soll ich allfällige Rückstände mit Wasser nachbürsten. Deshalb putze und putze und putze ich mir nach dem Testversuch meine Zähne mit meiner regulären Zahnbürste und -pasta. Die Rückstände starren mir im Spiegel aber immer noch entgegen. Das muss wohl die Zeit und mein Mittagessen richten. Erst am Abend sehe ich dann, dass fast alle Rückstände verschwunden sind. Der Preis, den ich dafür gezahlt habe: Einen Tag lang kein Lächeln. Auch meine Finger sehen so aus, als hätte ich tief im Dreck gewühlt. Ich brauche also nebst einer Dentalhygiene dringend auch eine Maniküre. Mein Zahnfleisch fühlt sich wund an. Ob von der Kohle oder den etlichen Versuchen, das Zeug aus meinen Zähnen zu bekommen, kann ich dir leider nicht sagen.

Die Aktivkohle setzt sich überall fest
Die Aktivkohle setzt sich überall fest
...besonders unter dem Zahnfleisch.
...besonders unter dem Zahnfleisch.

Lektion Nummer 2: Aktivkohle fühlt sich in meinem Zahnfleisch ganz wohl.

Notiz an mich selbst: Nur anwenden, wenn ich mich einen ganzen Tag lang daheim verstecken kann.

Und wieso jetzt genau?

Beneva Black wirbt mit folgenden drei Vorteilen des Naturproduktes:

  • weissere Zähne, weil Gerb- und Farbstoffe absorbiert werden
  • Entgiftung der Mundflora
  • frischer Atem

Der Hersteller empfiehlt, das Produkt zu Beginn als 3-Tages-Kur zu verwenden. In dieser Zeit sollst du dir die Zähne zwei- bis dreimal pro Tag damit putzen. Die genaue Anleitung dafür findest du hier. Danach könne das Pulver täglich einmal zum Einsatz kommen. Ausserdem spielt es keine Rolle, was für eine Zahnbürste du dafür nimmst. Da die mitgelieferte Zahnbürste aber relativ starr und der Bürstenkopf etwas grösser als gewohnt ist, empfehle ich dir, eine eigene zu verwenden.

Der Bürstenkopf ist etwas zu gross.
Der Bürstenkopf ist etwas zu gross.

Bloss verkohlt?

Ob meine Zähne nach nur einer Anwendung weisser sind? Auf den ersten Blick würde ich definitiv ja sagen. Das bestätigt mir auch meine beste Freundin, die ich einen Tag nach dem Test zum Abendessen treffe. Aus dem Nichts heraus fragt sie mich, ob ich irgendwas mit meinen Zähnen gemacht hätte. Sie sähen weisser aus als sonst. Das mit dem frischen Atem würde ich hingegen nicht unterschreiben. Dadurch, dass die Kohle geschmacksneutral ist, kann vom Adjektiv «frisch», welches ich mit etwas Minzigem assoziiere, nicht die Rede sein. Für alle, die darauf nicht verzichten können, gibt es von Beneva Black auch die «Mintastic»-Special Edition:

Nach meiner Online-Recherche zu dem Thema entscheide ich mich gegen einen Langzeittest. Der hätte mir mehr Aufschluss darüber gegeben, ob meine Beisserchen nach einer Weile noch heller strahlen. Dennoch ist mir das Risiko, meine Zähne zu ruinieren, zu gross. Im Prinzip wirkt Aktivkohle wie folgt: Sie bindet Verschmutzungen auf der Zahnoberfläche, wodurch die Zähne heller erscheinen. Was viele Influencer, die solche Produkte auf ihren sozialen Kanälen bewerben, aber nicht erwähnen: Die Kohle schleift auch die Schutzschicht der Zähne ab. Und das nicht zu knapp. Aktivkohle kann um ein Vielfaches stärker abrasiv wirken, als eine normale Zahnpasta mit Kohle-Zusatz. Dies führt ebenfalls dazu, dass die Zähne weisser werden. Das Problem ist aber, dass sich dadurch langfristig auf ihnen mehr Verfärbungen festsetzen können.

Mein Fazit: Das Wirkungsprinzip mag funktionieren, wird dir aber auf Dauer mehr Probleme mit Verfärbungen bescheren als lösen. Von einer täglichen Verwendung würde ich daher absehen. Alle paar Monate mal an einem Home-Spa-Tag kann ich mir das Produkt aber gut vorstellen.

Ich bin zwischen weissen Zähnen und den gesundheitlichen Folgen hin und hergerissen.
Ich bin zwischen weissen Zähnen und den gesundheitlichen Folgen hin und hergerissen.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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