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Hintergrund

WhatsApp ist tot: Wenn deine liebste App zur Datenkrake wird und die Alternativen

WhatsApp macht Schluss mit der Privatsphäre und verkauft deine Daten. Vielleicht. Oder auch nicht. Doch der Exodus hat begonnen. Die Frage ist aber nur, wohin. Die Antwort kommt aus dem Vergleich der Secure Messengers und heisst Signal.

Es musste ja so kommen. Der Gratis-Messenger WhatsApp, der seit 2014 Facebook gehört, gibt ab dem 8. Februar deine Daten an Facebook weiter, damit sie Facebook verkaufen und für all die Zwecke nutzen kann, für die Facebook deine Daten nutzen will.

Das heisst, du brauchst einen neuen Messenger.

Nicht einfach irgendeinen Messenger. Sondern einen, der sicher ist. Dem du deine wichtigen und unwichtigen Gespräche anvertrauen kannst und der dir auch einen Desktop Client bietet, damit du auch während der Vorlesung am Macbook schnell eine Message tippen kannst. Dein neuer Messenger soll verschlüsselt sein, natürlich, deine Daten nicht weiterverkaufen und dann auch noch so bitzli cool sein.

Mit anderen Worten: Alice und Bob verschlüsseln ihre Chats. WhatsApp tut das zwar auch, aber nur so, dass sie auf Wunsch mitlesen können. Vielleicht. Wenn sie denn Lust haben.

Die Übersicht über die drei meistdiskutierten Secure Messengers zeigt: Dein neuer Messenger heisst Signal. Ich halte diesen Artikel bewusst oberflächlich. Cypherpunks müssen das hier nicht lesen, denn sie haben WhatsApp längst den Rücken gekehrt. Hier geht es um Leute, die sich heute fragen, wo sie nach WhatsApp hinsollen.

Signal: Dein neuer Messenger, den du noch nicht kennst

Signal war geboren.

Moxie Marlinspike will, dass private Kommunikation nicht nur sicher ist, sondern auch einfach. Dem trägt Signal dadurch Rechnung, dass die App sich recht stark wie WhatsApp anfühlt. Nicht zuletzt, da WhatsApp-Gründer Brian Acton massgeblich an Signal beteiligt ist.

Um Signal so sicher wie möglich zu machen, hat sich die Truppe um Marlinspike einiges einfallen lassen: Damit eine Kommunikation zwischen Alice und Bob zustande kommt, egal ob Eve jetzt da ist oder nicht, werden drei Schlüssel ausgetauscht. Und: Jede Message hat ihre ganz eigene Verschlüsselung. So stellt Signal sicher, dass wenn Eve eine verschlüsselte Message entschlüsseln kann, sie nicht auch alle anderen Messages lesen kann.

Da das kompliziert ist, hat sich das Team um Moxie Marlinspike die Einfachheit aufs Banner geschrieben. Im Wesentlichen: Du benutzt Signal wie jeden anderen Messenger, merkst kaum einen Unterschied, ausser dass da mehr Optionen sind, mit denen du rumspielen kannst. Kryptographie und das ganze komplizierte Zeug, das Moxie oben im Video erklärt, wird von Signal übernommen.

Privacy Check: Signal

Signal nimmt nur einen Datensatz auf, der als externer Identifikator herhält – extern in dem Sinne, dass du ja irgendwie von Freunden gefunden werden willst: Deine Telefonnummer. Wenn du die App installierst, dann musst du sie via SMS authentisieren. Genau wie WhatsApp.

Daher sieht die Privacy-Checklist Signals so aus:

  • Kontaktinformationen: Werden nicht mit dir verknüpft

Signal ist gratis und für Apple iOS und Android erhältlich.

Telegram: Vom Mann, der gegen Putin verloren hat

Das Problem mit Telegrams Implementation der End-to-End Encryption: Sie ist standardmässig ausgeschaltet. Was nutzt also ein vernünftiger Mechanismus, wenn er nicht eingeschaltet ist und User drei Klicks machen müssen, von denen sie nichts wissen, damit er eingeschaltet wird?

Privacy Check: Telegram

Telegram ist zwar laut eigenen Angaben gut verschlüsselt, macht aber einen auf Mini-Datenkrake. Die folgenden Daten werden direkt mit dir verknüpft, können also im Zweifelsfall zu deiner Echtwelt-Identität zurückgeführt werden.

  • Kontaktinformationen
  • Kontakte
  • Kennungen

Telegram: Aktiviere die Verschlüsselung

Achtung: Die Verschlüsselung in der App Telegram ist standardmässig ausgeschaltet. Du kannst sie einschalten. Das ist einfach, sollte aber nicht so, dass du das noch separat aktivieren musst, sondern wennschondennschon im Opt-Out-Verfahren gehandhabt werden. Oder wie bei Signal: Gar nicht. Alles ist verschlüsselt. Immer. Basta.

  • Öffne den Chat mit der Person, mit der du verschlüsselt reden willst
  • Tippe auf ihr Kontaktbild oben rechts
  • Tippe auf «More»
  • Tippe auf «Start Secret Chat»

Telegram ist gratis und für Apple iOS und Android erhältlich.

Threema: Privatsphäre, die kostet

Threema ist eine Schweizer App aus Pfäffikon SZ. Der Konzern Bosch benutzt Threema als Kommunikationsmittel und Threema hat sich nicht nur «Made in Switzerland», sondern auch die Privatsphäre seiner Nutzer gross auf die Fahne geschrieben.

All messages are always transmitted in end-to-end encrypted form and are only stored on the server until successful delivery
Threema Transparency Report, 12. Januar 2021

Threema erreiche Sicherheit für die Nutzer über das Prinzip «Privacy by Design», bei dem keine personenbezogene Daten wie zum Beispiel eine Handynummer angegeben werden müssen. Denn Daten, die gar nicht erst erfasst werden, können auch nicht gestohlen, missbraucht oder an Dritte herausgegeben werden.

Welche Daten werden also nun – wie lange oder kurz – auf den Threema-Servern gespeichert? Auch hier gibt die Firma die Antwort auf ihrer Website: Eine Nachricht werde vom Server gelöscht, sobald sie erfolgreich an den Empfänger übermittelt wurde. Es werde auch nicht geloggt, wer mit wem kommuniziere.

Die Verschlüsselung ist auch bei Threema kompliziert – das Erklärdokument alleine ist 22 A4-Seiten lang –, aber diese Komplexität wird nicht auf Nutzer abgewälzt. Nicht nur werden die Messages verschlüsselt, sondern auch die Authentifizierung, mit der Alice und Bob sich überhaupt in Kommunikation setzen.

Was dann an Daten ausgeliefert wird, beantwortet Threema selbst:

  • Hash der Handynummer, sofern durch den Nutzer verknüpft
  • Hash der E-Mail-Adresse, sofern durch den Nutzer verknüpft
  • Push-Token, sofern der Nutzer einen Push-Dienst verwendet
  • Öffentlicher Schlüssel
  • Datum (ohne Uhrzeit) der Erstellung der Threema-ID
  • Datum (ohne Uhrzeit) des letzten Logins

Wie Threema im Transparenzbericht ausführt, werden ausschliesslich Anfragen der zuständigen Behörde «Dienst ÜPF» bearbeitet. Über diese Behörde laufen auch etwaige Anfragen von ausländischen Diensten.

Wenn du jetzt rummötzeln willst, von wegen «Bääh, kostet», dann bedenke, dass die drei Franken den Coder Freiraum schaffen. Aktuell sollten Firmenkunden wie Bosch das Geschäft tragen können. Was aber, wenn Bosch entscheidet, dass sie lieber Microsoft Teams verwenden wollen? Dann braucht Threema ein Kissen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Das sind deine drei Franken.

Threema ist für Apple iOS und Android erhältlich und kostet einmalig pro Plattform 3 Franken.

Zum Vergleich: WhatsApp

WhatsApp muss nicht gross erklärt werden. Du kennst den Messenger aus deinem Alltag. Text, Bilder, Sprachnachrichten, grün. Aber der Privacy Check zeichnet ein erschreckendes Bild.

Das zeichnet Whatsapp über dich auf, selbst, wenn du grad andere Apps benutzt:

  • Gekaufte Artikel
  • Standort
  • Kontakte
  • Kennungen
  • Diagnosedaten (Metadaten oder Klardaten? Beides ist möglich)
  • Finanzinformationen
  • Kontaktinformationen
  • Benutzerinhalte wie Bilder und Videos
  • Nutzungsdaten

So. Fertig. Ich seh euch alle auf Signal. Hoffentlich.

*Anmerkung (15.2.2021): In diesem Artikel hat meine Obrigkeit den Abschnitt über Threema zusammen mit mir überarbeitet. Als Autor bedauere ich die Missverständnisse, die durch unklare Formulierungen entstanden sind.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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