Wie du deine Lautsprecher richtig aufstellst und warum das wichtig ist
Hintergrund

Wie du deine Lautsprecher richtig aufstellst und warum das wichtig ist

Lothar Brandt
14.3.2018

Du hast eine feine HiFi-Anlage fürs Streamen, CD- oder LP-Hören. Aber es will in der Stube nicht so recht tönen. Der Grund könnten nicht optimal gestellte Lautsprecher sein. Wir geben dir ein paar Tipps, wie du gratis oder mit ganz wenig Geld zu besserem Sound kommst.

Wenn du nicht ausschliesslich mobil und mit Kopfhörern deine Lieblingstitel geniesst, hast du fast immer ein Problem. Genauer zwei: die beiden Lautsprecher für die heimische Stube, die dir deine kostbaren Mussestunden mit angenehmen Stereoklängen versüssen sollen. Noch heftiger wird es bei Surround-Sound mit fünf und mehr Lautsprechern, aber ich beschränke mich hier mal auf zwei. Selbst die richtig zu stellen, kann manchmal schwierig werden.

Ich könnte dich jetzt mit langen Abhandlungen zum hochkomplizierten Thema Raumakustik langweilien – ein schwerer Brocken, den ich später einmal leicht verdaulich servieren will. Ich könnte dich mit völlig unrealistischen Vorschlägen nerven oder dir gar irrwitzig teures Zubehör empfehlen. Aber zum Einstieg erkläre ich lieber, welche grundsätzlichen Dinge es zu berücksichtigen gilt. Die kosten nichts oder wenig und können unter Umständen schon helfen, wesentlich mehr aus deiner HiFi-Anlage herauszuholen. Die Tipps gehen alle in Richtung sauberere, «trockenere», weniger aufgequollene Bässe, ausgewogenere Darstellung der Höhen sowie besser ortbare Instrumente und Stimmen.

Sicher stehen

Beschränken wir uns zuerst einmal auf dynamische Lautsprecher, die mehr als 90 Prozent des Marktes ausmachen. Das sind die Boxen, wie man sie kennt: Die Schallwand ist mit einem oder mehreren trichterförmigen Chassis bestückt. Sie heissen je nach Aufgabe Tieftöner, Tiefmitteltöner oder Mitteltöner. Zum Chassis gehört weiter eine meist kleine, nach vorne gewölbte Halbkugel, die sogenannte Hochtonkalotte.

Die Kalotte, angestrahlt mit einer Taschenlampe – das kann beim Positionieren helfen
Die Kalotte, angestrahlt mit einer Taschenlampe – das kann beim Positionieren helfen

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von HiFi-Lautsprechern: Standlautsprecher und Kompakt-oder Regallautsprecher, auf gut neudeutsch Floorstand und Bookshelf. Sie unterscheiden sich – klar – in der Grösse. Das Problem der meisten Kompaktlautsprecher: Sie sind gar nicht zur eingepferchten Positionierung im Regal gedacht, sondern klingen frei aufgestellt besser. Das bedeutet aber auch die Anschaffung eines Paars geeigneter Ständer – das sollten ernsthafte HiFi-Interessenten bedenken, bevor sie ihre Entscheidung treffen.

Doch egal, ob auf eigenen Füssen oder Ständern: Die Boxen sollten sicher, also wackelfrei stehen. Neuen Fabrikaten sind meist schraubbare Gummi- oder Kunststofffüsse oder spitze Spikes aus Metall beigepackt. Mach dir die kleine Mühe und tariere deine Boxen sauber in der Waagrechten aus. Eine Wasserwaage hilft. Spikes empfehlen sich bei Teppichen und Teppichböden, Gummi- oder Kunststofffüsse bei Stein, Laminat oder Parkett. Hast du ein schon älteres Modell und die Helferlein sind verschwunden, gibt es Unterstellfüsse. Wer diese Investition meiden will, kann sich bei glatten Böden mit klebbaren Fensterdichtungs-Streifen behelfen – schon erstaunlich, was die Dinger bewirken können.

Billig und manchmal wirksam: Tesamollstreifen
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Frei stehen

Ob Regalbox oder Standbox: Die meisten Lautsprecher sind heute so konzipiert, dass sie nicht direkt an der Wand oder gar in der Ecke stehen sollten, sondern eher zu den Begrenzungsflächen einen gewissen Abstand halten sollten. Erst recht gilt das für so genannte Bassreflexboxen mit einer Art Loch an der Rückwand. Sie sollten mindestens 30, eher 60 Zentimeter Abstand zur Rückwand haben. Frei stehen heisst natürlich nicht, dass du dein Wohnzimmer mit zwei mitten im Raum stehenden Ungetümen verschandeln sollst. Probier es – möglichst in Absprache mit den eventuellen Mitbewohnern – mit Abstandsvergrösserungen in Fünf-Zentimeter-Schritten. Beide Lautsprecher sollten dabei den gleichen Abstand zur Rückwand haben. Wenn ursprünglich zum Dröhnen neigende Bässe unaufdringlicher, sauberer und konturierter klingen, hast du schon viel gewonnen.

Zu den Seitenwänden müssen die Abstände keineswegs gleich sein. Im Gegenteil: Eine unsymmetrische Platzierung kann den durch den Rückwandabstand erzielten Klanggewinn weiter optimieren. Achte aber darauf, dass die Unterschiede nicht zu gross werden. Und «krumme» Zahlenverhältnisse sind hier oft die richtigen. Nehmen wir an, du hast die Boxen 60 Zentimeter von der Rückwand abgerückt. Probier mal die linke Box 87 Zentimeter, die rechte 137 Zentimeter von der Seitenwand zu stellen. Wenn es etwas bringt: Das hat mit der Aufschaukelung bestimmter Frequenzen (Tonhöhen) im Raum zu tun. Die fällt umso geringer aus, je weniger die Dimensionen in geradzahligen Verhältnissen zueinander stehen. Das gilt auch für den Raum selbst. Zur eben geforderten Wasserwage kommt hier noch als nötiges Hilfsmittel das Metermass dazu – beides sollte in jedem Schweizer Haushalt vorhanden sein. Wer es ein wenig weiter treiben will: Es gibt zur Kontrolle und Optimierung Test-CDs mit gleitenden Sinustönen (Sweeps), die da ungemein hilfreich sind und nicht mehr als 50 Franken kosten sollten. Manchen Testzeitschriften liegen solche CDs zuweilen sogar gratis bei. Wer sich das sparen will, kann mit basslastiger Musik (grosse Orgel, Techno, Hiphop) experimentieren.

Richtig stehen

Das menschliche Gehör ist extrem sensibel, wenn es um minimale akustische Unterschiede geht, die durch den Raum und die Aufstellung der Lautsprecher verursacht werden können. Treffen zwei Schallereignisse etwa gleichzeitig beim Hörer ein (wie beim Stereo-Hören üblich), kann schon eine Zeitdifferenz von 40 Mikrosekunden (oder 1/2500 Sekunde!) zwischen beiden zu einem anderen Ortungs- und Raumeindruck führen. Denn der menschliche Hörsinn versucht permanent, aus den unzähligen eintreffenden Schallwellen ein konsistentes Bild der Umgebung zu errechnen, sich eine Vorstellung von Raumgrösse, Beschaffenheit der Umgebung und vor allem den Richtungen der eintreffenden Schallereignisse zu machen.

Grafik: Stefania Krähenbühl
Grafik: Stefania Krähenbühl

Bevor wir hier zu kompliziert werden: Sorge nach Möglichkeit dafür, dass dein bevorzugter Hörplatz und die Lautsprecher ein gleichschenkliges Dreieck bilden. Du solltest möglichst präzise an der Spitze dieses Dreiecks sitzen. Dann nimmst du deine Lieblings-CD, möglichst eine mit Gesang, und hörst, wie gut diese in der Mitte zwischen den Lautsprechern abgebildet wird. Natürlich nur, wenn der Gesang auf die Stereomitte abgemischt wurde. Die Kopfhörer-Kontrolle zeigt das: die Stimme scheint mitten im Kopf zu singen. Jetzt winkelst du beide Lautsprecher jeweils unterschiedlich stark ein. Fang mit einer Aufstellung parallel zur Rückwand an und drehe sukzessive so weit, bis die Hochtonkalotten direkt auf deine Augen «zielen». Falls die Lautsprecher abnehmbare Schutzgitter oder ähnliches haben: Nimm diese ab, und strahle mit einer starken Taschenlampe genau in die Mitte zwischen die Boxen. Wenn das Licht von beiden Kalotten mittig von der Kuppel reflektiert wird, hast du den «Genau auf Ohr»-Abstrahlwinkel. Merk dir den Winkel, wo dein Eindruck der Mittenabbildung am besten war und wo dir die hohen Töne nicht zu schrill vorkamen.

Stehen die Lautsprecher richtig, und trotzdem befriedigt der Klang noch nicht? Dann greifst du zu aufwendigeren Massnahmen. Dabei gilt generell: Grosse, glatte und harte Flächen sind des Klanges Feind. Weiche, durchbrochene Oberflächen dagegen, die Schallwellen nur wenig reflektieren und in alle Richtungen zerstreuen, fördern die Klangneutralität. Fenster oder Balkontüren lassen sich mit dicken Vorhängen entschärfen. Ein nicht zu dünner Teppich beruhigt den Steinboden. Mit Büchern gefüllte Regale und Polstermöbel helfen. Sogar grosse Pflanzen an den richtigen Stellen wirken positiv.

Aber bevor du deine komplette Stube umbaust, versuchst du besser mal die einfachen Tricks. Ich bin sicher, dass du dann schon mehr Freude an deinen Lautsprechern hast, damit auch an deiner Anlage und damit an deiner Musik.

Titelbild: Thomas Kunz

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Ich tummle mich seit über 30 Jahren als Journalist in der Audio-Branche. Dort bin ich berüchtigt als begeisterter Musikliebhaber, hoffnungsloser Analog-Fan und sehr kritischer Lautsprecher-Beurteiler. Was wohl mit kläglichen Versuchen zusammenhängt, Geige und Schlagzeug besser als nur amateurhaft zu spielen. Eine Zeitlang lebte und arbeitete ich der Schweiz, meinem erklärten Lieblingsland. Dorthin kehre ich immer wieder gerne zurück. 


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