Produkttest

Wie teuer ist zu teuer? Der Dyson Airwrap im Test

Den 400-Franken-Föhn von Dyson hab ich bisher gekonnt ignoriert. Bei ihrem neuen Multistyler gelang mir das leider nicht. Zusammen mit meinem Redaktionsgspänli Vanessa Kim habe ich ihn getestet – mit verheerenden Folgen. Fragt sich nur: verheerend für Dyson oder unser Portemonnaie?

Ich bin skeptisch. Skeptisch und ein wenig genervt, weil alle immer durchdrehen, wenn der Name Dyson fällt. Um den «Supersonic» oder «die Föhnrevolution schlechthin», wie ihn alle nennen, habe ich deswegen bis heute einen grossen Bogen gemacht. Ein Föhn ist ein Föhn. Kein Grund in ein teeniehaftes Fangetue zu verfallen. Jetzt hat Dyson den «Airwrap» auf den Markt gebracht und ich bin zum ersten Mal bereit, dem Brand sowie dem horrenden Preisschild eine Chance zu geben.

Der Dyson Airwrap ist ein Multistyler, also Föhn, Lockenstab, Glätt- und Rundbürste in einem. Du hast ein Handteil und unterschiedliche Aufsätze dafür. Am spannendsten ist aber der Airwrap-Lockenaufsatz. Er wickelt deine Haarsträhnen scheinbar wie von Zauberhand um sich selbst. Alle technischen Facts und wie das genau ohne grosse Hitze funktionieren soll, kannst du hier nachlesen. Mich interessiert aber viel eher, was das Teil zu leisten vermag und ob es seinen Preis wirklich wert ist.

Ich habe ein wenig Angst vor dem ersten Versuch. Sieht man mir das an?
Ich habe ein wenig Angst vor dem ersten Versuch. Sieht man mir das an?

Dyson hat zwei Sets im Angebot, die mit unterschiedlichem Zubehör auf unterschiedliche Haarbedürfnisse eingehen:

Das «Smooth + Control»-Päckli

Dieses Set ist laut Dyson eher für widerspenstiges, krauses Haar. Es kommt mit vier unterschiedlichen Aufsätzen:

  • zwei 30 mm Lockenaufsätze
  • zwei 40 mm Lockenaufsätze
  • eine feste Smoothing Bürste
  • ein Trocknungs-Aufsatz

«Volume + Shape»-Päckli

Laut Dyson ist dieses Set für kraftloses und feines Haar geeignet. Es kommt ebenfalls mit vier unterschiedlichen Aufsätzen:

  • zwei 30 mm Lockenaufsätze
  • eine weiche Smoothing Bürste
  • eine runde Volumenbürste
  • ein Trocknungs-Aufsatz
Hier die Aufsätze des «Smooth + Control»-
Hier die Aufsätze des «Smooth + Control»-
...und hier die des «Volume + Shape»-Sets. Das Handteil ist in beiden enthalten.
...und hier die des «Volume + Shape»-Sets. Das Handteil ist in beiden enthalten.

Beide Sets beinhalten zudem eine hitzebeständige Anti-Rutschmatte, eine Reinigungsbürste für den Filter und eine Aufbewahrungsbox.

Für mein Redaktionsgspänli Vanessa Kim und mich ist klar: Wir möchten den Lockenaufsatz gemeinsam vor der Kamera testen. Sie entscheidet sich hierfür aufgrund ihres feinen und eher kürzeren Haars für das «Volume & Shape»-Set. Ich hingegen knöpfe mir das Böxli mit der Aufschrift «Smooth & Control» vor, da meins dick und widerspenstig ist.

Der erste Eindruck: Passt Kackbraun zu Pink?

Kaum haben wir die Aufbewahrungsbox aus dem Karton befreit und den magnetischen Verschluss geöffnet, lacht uns schon die hitzebeständige Anti-Rutschmatte entgegen, welche wir nicht gleich als solche identifizieren. Sie hat dieselbe Farbe, wie die grosse, unpraktische Box. Unnötiger Schnickschnack. Hinzu kommt, dass sich mir die Farbkombi nicht ganz erschliesst: Die Aufsätze und das Handteil sind in einem schönen Grau und kühlem Pink gehalten. Das gefällt mir. Aber wer kam auf die Idee, das Ganze mit diesem Braun zu kombinieren? Das beisst sich in meinen Augen. Aber lassen wir die Hülle mal Hülle sein.

Mit im Package: Filter-Reinigungsbürste, Anti-Rutschmatte sowie ein Handbuch.
Mit im Package: Filter-Reinigungsbürste, Anti-Rutschmatte sowie ein Handbuch.

Lockenaufsätze

Dyson empfiehlt, den Multistyler auf leicht feuchtem Haar anzuwenden. Daher auch der Föhnaufsatz, mit dem du die Haare direkt nach der Haarwäsche antrocknen kannst. Den teste ich später zuhause. Da ich aber häufig Locken möchte, ohne meinen Schopf dafür extra zu waschen, testen Vanessa und ich die Airwrap-Locken-Aufsätze zuerst auf trockenem und später auf feuchtem Haar. Schnell wird klar: So einfach, wie das in den Tutorials aussieht, ist das Ganze gar nicht.

So wirklich überzeugt bin ich nicht: Die langen Haare wollen nicht so wie das Gerät.
So wirklich überzeugt bin ich nicht: Die langen Haare wollen nicht so wie das Gerät.

Für jede Gesichtsseite gibt es von jedem Durchmesser (30 mm oder 40 mm) jeweils einen eigenen Aufsatz. Diese sind mit Pfeilen versehen, die dir anzeigen, in welche Richtung die Haarsträhne gedreht wird. Ich trage meine Locken am liebsten so, dass sie sich von meinem Gesicht wegdrehen. Dementsprechend muss ich darauf achten, ob ich links oder rechts von meinem Gesicht arbeite und die Aufsätze dementsprechend anbringen respektive wechseln. Das geht kinderleicht, daher können wir gleich loslegen. Es folgen mehrere Anläufe auf trockenem Haar, bis mir die erste Strähne gelingt und ich mich an das Gerät gewöhnt habe. Leider gleicht keine Locke der anderen und das Endergebnis sieht wie vom Winde verweht aus. Oder so, als ob ich eben aus dem Bett gefallen bin. Meine Haare sind eindeutig zu lang, sogar für die 40 mm Aufsätze. Es bleibt immer ein Zipfel Haar unten über, der sich nicht aufrollen lässt. Um dem entgegenzuwirken, versuche ich, bim Ansetzen des Geräts weiter unten anzufangen. Das hat aber zur Folge, dass der obere Teil der Strähne schlussendlich auf mehreren Schichten bereits aufgerolltem Haar liegt, sodass es die Wärme nicht mehr richtig annehmen kann. Zudem verstrubbelt der Luftstrom während dem Halten einer Locke die kleinen (Baby-) Härchen am Ansatz. Jo hoi Frizz, bisch es du?

Bei Vanessas kürzerem Haar sieht das Ganze schon viel besser aus.
Bei Vanessas kürzerem Haar sieht das Ganze schon viel besser aus.

Vanessa macht ähnliche Erfahrungen. Jedoch ist die Länge ihres Haars schon viel besser für den Airwrap geeignet als meine. Falls du mit feuchtem Haar arbeitest, musst du zudem darauf achten, dass es nicht zu feucht ist. Ansonsten bekommst du fettig aussehenden Zapfenlocken wie ich im Video. Was mir sehr zusagt, ist der Kälteshot-Modus. Dank ihm kannst du deine Locke per Knopfdruck kurz abkühlen lassen und fixieren.

So viel zu unserem ersten Eindruck. Um dem Dyson Airwrap aber eine faire Chance zu geben, nehmen Vanessa und ich das Gerät mit nach Hause, damit wir uns nebst den Lockenaufsätzen auch noch die restlichen Aufsätze vorknöpfen können. Zuvor swappen wir aber unsere Sets, denn lustigerweise sagt mir ihr «Volume & Shape» von den Aufsätzen her mehr zu als mein «Smooth & Control». Umgekehrt geht es Vanessa genau gleich. Was die Lockenaufsätze anbelangt, hat sich auch beim Test daheim nichts an unserer Meinung geändert.

Trocknungs-Aufsatz

Da ich den Dyson Supersonic nie getestet habe, kann ich an der Stelle keinen direkten Vergleich anstellen. Dafür aber Vanessa. Laut ihr ist die schwächere Leistung beim Föhnen klar spürbar. Für mich ist der Föhn trotz Leistungseinbusse eine Bereicherung. Er ist neben meinem gewöhnlichen Haartrockner deutlich leiser und erlaubt eine präzise Führung des Luftstroms. Zudem ist das Gerät sehr leicht, was meiner operierten Hand sehr zugutekommt, da sich diese bei einer Überbeanspruchung schnell verkrampft.

Ungewohnt anders: Der Föhn-Aufsatz in Action.
Ungewohnt anders: Der Föhn-Aufsatz in Action.

Smoothing Bürsten

Dyson empfiehlt für mein Haar die «Firm Smoothing Brush». Im Test jedoch sagt mir die softe Variante eher zu. Sie gleitet dank den pinken Noppen mühelos durch mein Haar. Zugegebenermassen bin ich schockiert, wie sehr mir dieser Aufsatz gefällt. Denn nach dem Antrocknen mit dem Föhnaufsatz bin ich nur noch ein paar Bürstenstriche von komplett trockenem und glattem Haar entfernt. Ich empfehle dir, die Bürste zuerst von unten her durch die Haare zu ziehen. Zum Schluss bürstest du dein Haar nochmals von oben, also vom Ansatz her in Richtung Haarspitzen. So stellst du sicher, dass die feinen Härchen, die vorher aufgewirbelt wurden, wieder schön glatt in Wuchsrichtung zeigen. Dieser Aufsatz erspart mir viel Zeit und Arbeit, da ich nicht wie sonst zuerst mit einem mittelmässigen Föhn die Haare langwierig trocknen muss, nur um später nochmals mit dem Glätteisen drüber zu gehen. Alles in allem habe ich in etwa zehn Minuten glatte und dennoch voluminöse Haare.

Hier nochmals im Vergleich: Links die «Firm Smoothing Brush» und rechts die «Soft Smoothing Brush».
Hier nochmals im Vergleich: Links die «Firm Smoothing Brush» und rechts die «Soft Smoothing Brush».

Runde Volumenbürste

Die Rundbürste ist auch megalässig, aber für mein langes Haar etwas zu schmal. Ich setze sie daher erst nach der Glättbürste ein. Quasi als finalen Touch für schön geföhnte Haarspitzen und die paar kürzeren Strähnen, die mein Gesicht rahmen. Das Ergebnis überzeugt mich.

Andere Stimmen aus dem Büro

Dass der Dyson Airwrap bei uns rumliegt, hat sich schnell im Büro rumgesprochen. So haben neben unserer Videoproducerin Stephanie Tresch auch Mariya Alipieva und Livia Gamper das Gerät samt Lockenaufsatz spontan getestet. Für Mariya war es nicht nur Liebe auf den ersten Blick, sondern auch auf den ersten Versuch. Auf ihr Haar hat das Gerät sehr gut reagiert und ansehnliche Locken gezaubert. Livia hingegen wird das Teil wohl nicht mehr in ihre Nähe lassen. Da sie sehr feines Haar hat, ist bei ihr die Haarsträhne durch den Luftstrom vom Aufsatz nach oben weggerutscht, was zur Folge hatte, dass das Haar sich überdreht und verknotet hat. Auch Stephie war enttäuscht: «Meine Naturlocken sahen vor dem Test besser aus als danach. Würde ich gerne mal mit komplett feuchten Haaren ausprobieren.»

Und jetzt im Ernst: Lohnt es sich, dafür pleitezugehen?

Insgesamt finde ich den Hype um die Lockenaufsätze nicht gerechtfertigt. Das Ganze sieht cool aus und ist mal was anderes, aber deswegen nicht praktischer. Die hohe Hitze fällt zwar weg und schont das Haar, dafür tauchen andere Probleme auf wie Frizz am Ansatz, weniger Kontrolle, die Schwierigkeit alle Locken ebenmässig und ähnlich hinzubekommen, sowie die Tatsache, dass du beim Locken zwei Aufsätze verwenden musst, eine für jede Seite. Und wenn nicht alle Haare gleich feucht sind, hat das auch Auswirkungen auf das Endergebnis. Unterm Strich kostet mich der Dyson Airwrap mehr Zeit und Nerven als ein gewöhnlicher Lockenstab. Aber und das muss ich auch betonen: Schafft man es mit viel Übung, schöne Locken zu kreieren, dann sind diese viel luftiger und voluminöser, als wenn du sie mit dem Lockenstab gezaubert hättest. Nach unserer Erfahrung kommt das Ganze am besten bei schulterlangem und nicht allzu feinem oder dickem Haar an. Wie Vanessa im Video betont hat, solltest du dir das Gerät vorher unbedingt von einem Profi zeigen lassen. Besonders deshalb, da es extrem von deiner Haarbeschaffenheit abhängt, wie viel Spass du damit haben wirst. Zurzeit arbeiten wir daran, dir demnächst genau diese Möglichkeit in ausgewählten Digitec-Filialen zu bieten. Mehr Infos folgen dann noch.

Die «Soft Smoothing Bürste» aus dem «Volume + Shape»-Set würde ich der «Firm Smoothing Brush» aus dem «Smooth + Control»-Set vorziehen. Sie gleitet besser durch mein dickes Haar und fühlt sich daher angenehmer an. Sie ist definitiv mein liebster Aufsatz und mein persönliches Must-have. Die Rundbürste finde ich auch sehr gelungen, besonders um den Haarspitzen einen finalen Touch oder dem Ansatz mehr Volumen zu verleihen.

Ich, wenn ich merke, dass der Multistyler von Dyson doch nicht nur heisse Luft ist.
Ich, wenn ich merke, dass der Multistyler von Dyson doch nicht nur heisse Luft ist.
Und das bin ich, wenn mir klar wird, was das für mein Portemonnaie bedeutet.
Und das bin ich, wenn mir klar wird, was das für mein Portemonnaie bedeutet.

Was die Aufbewahrungsbox anbelangt, so ist diese zwar ein Nice-to-Have (mal abgesehen von der Farbwahl), jedoch finde ich, dass es ein schlankes (Reise-) Etui auch getan hätte. Das wäre platzsparender und wahrscheinlich auch kostengünstiger. Die Notwendigkeit einer Anti-Rutschmatte ist mir hingegen immer noch schleierhaft. Und um ganz auszuholen: Ich fände es toll, wenn man die Aufsätze einzeln kaufen könnte. Da Vanessa und mich zum Beispiel nur die Bürstenaufsätze überzeugt haben, hätten wir so die Chance gehabt, für weniger Geld, ein gutes Produkt zu erwerben und bei Bedarf neue Aufsätze dazu zu kaufen. Zudem kann ich mir vorstellen, dass Dyson-Fans, die den Supersonic-Föhn bereits besitzen, keine Lust haben, sich das gesamte Set zu kaufen, nur um darin einen Trocknungs-Aufsatz zu finden. Dyson schliesst hier zu viele Leute systematisch aus, um zwanghaft «exklusiv» zu bleiben, und vergisst dabei, was das Beste für den Kunden ist.

Nun zur Frage aller Fragen: Würde ich mir das Gerät für den Preis von meinem eigenen Geld kaufen? Ja. Tatsächlich spielen wir beide, Vanessa und ich momentan mit dem Gedanken. Aber wenn wir das tun, dann definitiv nicht wegen den Airwrap-Lockenaufsätzen...

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Lockenaufsatz nichts Witziges gesagt hat.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Lockenaufsatz nichts Witziges gesagt hat.

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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