Xiaomi Mi Robot Builder Review: Der Spass kommt in 978 Teilen
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Xiaomi Mi Robot Builder Review: Der Spass kommt in 978 Teilen

Der Xiaomi Mi Robot Builder bringt dir nicht nur das Programmieren bei, du stellst ihn auch selbst zusammen. Kreativität, vom Zusammenbau bis zum Coding – ob der Hersteller dieses Versprechen hält?

Nach der Enttäuschung rund um den GJS GEIO Gaming-Roboter mache ich mich auf die Suche nach einer neuen Herausforderung im Robotikbereich. Ich stosse auf den Xiaomi Mi Robot Builder, welcher laut Herstellerangaben nicht nur programmierbar ist, sondern auch selbst zusammengebaut wird. Eine Kombination aus LEGO und Programmieren? Das hört sich für mich nach extrem viel Spass an. Der Entscheid ist schnell gefällt: Mein nächstes Projekt wird der Mi Robot Builder. Ob er auch das leistet, was ich von ihm erwarte?

Das Unboxing: acht Plastiksäcke voller Kleinteile

Die hellblaue Verpackung ist in zwei Ebenen unterteilt: Obendrauf liegen die Steuerzentrale, in der auch der Akku drin ist, sowie die beiden Motoren. Eine Etage tiefer finde ich die Bedienungsanleitung, die Bauanleitung, ein Ladekabel sowie acht kleine durchsichtige Säcke, gefüllt mit 978 Teilen, die LEGO verdammt ähnlich sehen. Abgesehen vom aufgedruckten LEGO -Logo fühlen sich die Teile exakt gleich an – sie riechen sogar wie LEGO. Sie wirken sehr wertig, auch die Motoren und die Batterie respektive die Kommandozentrale sehen aus, als könnten sie einiges aushalten. Da der Roboter gemäss Anleitung beim ersten Einschalten voll geladen sein muss, schliesse ich den Akku ans Kabel an, während ich mich um den Zusammenbau kümmere.

Das Set und dessen Inhalt erinnern mich irgendwie an LEGO Technic.
Das Set und dessen Inhalt erinnern mich irgendwie an LEGO Technic.

Die Bauanleitung lässt mich einen aufrecht und auf zwei Rädern stehenden Roboter bauen. Ein T-Rex wäre ebenfalls möglich – dafür müsste ich mit der App aber eine zusätzliche Anleitung herunterladen. Ich entscheide mich für den Roboter, da ich gespannt bin, ob und wie er die Balance hält. Das Teil hat übrigens einen 32-bit ARM Cortex Mx Prozessor mit 108 MHz, 32 MB interner Flash-Speicher, Bluetooth, 2.4 Ghz WiFi und vier USB-C-Anschlüsse. Zwei davon besetzen die Motoren, die anderen zwei sind nicht belegt. Die Batterie leistet 1650 mAh und muss zwei Servomotoren betreiben. Steuern kannst du den Roboter sowohl mit einem Android- als auch mit einem iOS-Gerät. Ich versuche, den Mi Robot Builder mit einem iPhone zu zähmen.

Die Batterie muss zuerst geladen werden – dieses Kästchen ist zugleich auch die Steuereinheit.
Die Batterie muss zuerst geladen werden – dieses Kästchen ist zugleich auch die Steuereinheit.

Der Zusammenbau: fast so ausgereift wie LEGO

Doch zuerst muss ich den Roboter zusammenbauen. Als ich die erste Seite der Bauanleitung aufschlage, merke ich: Nicht nur die Teile sind LEGO nachempfunden, auch die Schritt-für-Schritt-Anleitung eifert den Dänen nach. Und Xiaomi macht seine Sache gut. Die einzelnen Schritte sind detailliert beschrieben, die Grösse der zu verwendenden Teile exakt ausgewiesen und die Farben sind deutlich zu unterscheiden. Meine einzige Kritik: Die acht Plastiksäcke sind weder durchnummeriert noch sonst irgendwie angeschrieben. Es steht auch nicht in der Anleitung, welchen Sack ich für welchen Schritt brauche. Das kostet Zeit beim Zusammenbau. Zeit, die ich mir als LEGO-Fan dennoch gerne nehme.

Sehen aus wie LEGO, fühlen sich an wie LEGO und riechen wie LEGO – es ist aber Xiaomi.
Sehen aus wie LEGO, fühlen sich an wie LEGO und riechen wie LEGO – es ist aber Xiaomi.

Ich habe ein Déjà-vu: Unzählige Kleinteile liegen vor mir, eine offene Bauanleitung und die Fingerkuppen schmerzen bereits nach wenigen Seiten. So erging es mir als LEGO-Fan die gefühlt halbe Kindheit. Jedes Mal, wenn ein neues Set auf den Markt kam, musste ich es haben – und auch gleich zusammenbauen. Beim Xiaomi Mi Robot Builder ist der Unterschied zu früher nicht der, dass ich älter geworden bin, sondern dass der ganze Spass nach dem Zusammenbau noch nicht vorbei ist. Im Gegenteil: Durch seine Programmierbarkeit geht's dann erst richtig los. Das motiviert mich zusätzlich, vorwärts zu machen. Ich muss aufpassen, dass dadurch keine Fehler passieren – nicht, dass der Roboter bei der Jungfernfahrt gleich auseinanderbricht.

Nach dem dritten Schritt sieht der Roboter noch nicht wie ein Roboter aus.
Nach dem dritten Schritt sieht der Roboter noch nicht wie ein Roboter aus.

Es sind insgesamt sieben Schritte, die ich zu bewältigen habe – fünf grössere und zwei kleinere. Für die ersten beiden benötige ich 50 respektive 40 Minuten, also total eineinhalb Stunden. Schritt C ist mit fünf Minuten eine kurze Angelegenheit. Dann folgen mit den Schritten D, E und F drei grosse Brocken, die 90, 30 und 80 Minuten dauern – insgesamt also beinahe dreieinhalb Stunden. Der finale Schritt G ist in fünf Minuten schnell durch. Spass macht es von Beginn weg, auch wenn die letzten Schritte reizvoller sind: Einerseits nimmt das Modell langsam Form an und andererseits realisiere ich, dass ich bald damit spielen werde. Nach ziemlich genau sechs Stunden ist es geschafft und ich habe den fertigen Roboter vor mir, der darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden.

Noch liegt er auf dem Rücken, bald aber wird er aufrecht stehen.
Noch liegt er auf dem Rücken, bald aber wird er aufrecht stehen.

Die Steuerung: einfach, logisch und präzis

Die Batterie ist voll, der Roboter steht – dank eines Standfusses, den ich ihm zwischen die Beine schieben muss. Ich kann es kaum erwarten, den Start-Button zu drücken. Da merke ich, dass dieser sich inzwischen unter einer Rüstung aus zusammengebauten Teilen befindet. Ich muss also erst die Verglasung des Cockpits anheben, um an den Knopf zu kommen. In der Anleitung steht, dass der Roboter sich beim Start von selbst ausbalancieren und vom Standfuss wegfahren wird. Ungläubig drücke ich den Startknopf, ein Piepsen ertönt, der Roboter fährt einige Zentimeter vor und balanciert auf seinen zwei Rädern, indem er immer leicht vor- und wieder zurückwippt – als wäre es die einfachste Sache der Welt.

Die App ist minimalistisch gehalten. Was mir auf Anhieb auf- und auch gefällt, ist, dass die deutsche Sprachversion fast komplett übersetzt worden ist – abgesehen von den Coding-Blöcken, lese ich nur deutsche Wörter. Davon kann sich selbst Dji beim RoboMaster eine Scheibe abschneiden. Nach dem Einschalten des Roboters muss ich ihn via Bluetooth mit dem Smartphone – ein Tablet ginge auch – verbinden. Das klappt fix. Der Xiaomi Mi Robot Builder bietet drei Funktionsmodi sowie eine Bauanleitung in digitaler Form. Weitere Anleitungen wie der T-Rex oder ein Flugzeug könnte ich downloaden und ebenfalls nachbauen. Die drei Modi heissen «Pfadmodus», «Controller-Modus» und «Programmiermodus». Im «Pfadmodus» zeichne ich auf einer virtuellen Karte einen Pfad, den der Xiaomi Mi Robot Builder nachfährt. Die Karte, die Strassen und Wege zu haben scheint, ist nur Dekoration. Sie dient dazu, dass ich den Pfad des Roboters nicht auf einer öden schwarzen Fläche zeichnen muss. Übrigens: Der Roboter fährt den Weg zu geschätzten 80 Prozent korrekt nach – in meinen Augen kein schlechter Wert.

Ich habe eine Schlangenlinie gezeichnet, die der Mi Robot Builder kopieren soll.
Ich habe eine Schlangenlinie gezeichnet, die der Mi Robot Builder kopieren soll.

Im «Controller-Modus» steuere ich mit meinem Handy oder Tablet den Roboter selbst. Im Cockpit siehst du die Motorendrehzahl (in Umdrehungen pro Minute) sowie die Geschwindigkeit (in zehn Zentimetern pro Minute). Ausserdem gibt's einen Joystick fürs Vorwärts- und Rückwärtsfahren sowie einen, um nach links und rechts zu lenken. Mit dem Feuer-Button imitiert der Roboter Geschützgeräusche. Ausserdem bietet der Gyroskop-Knopf die Möglichkeit, den Mi Robot Builder auch via Neigung des Handys zu steuern. Im Gegensatz zum «Pfadmodus» ist das Fahren mit dem Controller einiges präziser. Ich habe das Gefühl, dass mir der Roboter folgt wie ein gut trainiertes Hündchen. Er macht jede noch so kleine Bewegung mit. Gewöhnungsbedürftig ist einzig die Steuerung über zwei Joysticks, denn vom Gaming her kenne ich es anders. So oder so, es macht mir grossen Spass, den stets aufrecht stehenden Xiaomi Mi Robot Builder durch die Stube zu fahren. Wenn ich aus Versehen ein Möbelstück ramme, dann heulen zwar kurz die Motoren des Roboters auf, er fällt aber nicht um. Cool – wie auch immer Xiaomi das macht.

Im «Controller-Modus» übernehme ich das Steuer.
Im «Controller-Modus» übernehme ich das Steuer.

Das Coding: so macht das Programmieren Spass

Der dritte Modus ist der «Programmiermodus». Der Xiaomi Mi Robot Builder ist nicht wie beispielsweise der Sphero Bolt oder der Ozobot Evo ein Roboter, der mir primär das Programmieren näherbringen möchte. Aber es ist eine seiner vielen Funktionen und daher schaue ich mir auch hier an, wie ausgereift das Ganze ist. Im Hauptmenü des Programmiermodus kann ich wählen, ob ich ein eigenes Programm von Grund auf selbst schreiben oder ob ich der Anleitung folgen möchte, die mir schrittweise die Basics erklärt. Wie bei vielen anderen Robotern, arbeitet Xiaomi mit Code-Blöcken der Programmiersprache Scratch. Da der Roboter abgesehen von seinen Balance- und Fahrkünsten nicht viele Funktionen hat, sind auch die Programmiermöglichkeiten limitiert. Es ist jedoch alles da, was ich brauche. Nebst den üblichen Bewegungsbefehlen bietet der Xiaomi Mi Robot Builder Code-Blöcke, die mit seinen Geräusch-, Gyro- und Geschwindigkeitssensoren arbeiten. Dann sind da noch die üblichen mathematischen Variablen-, Schleifen- und If-this-than-that-Befehle.

Im zweiten Schritt muss ich den Xiaomi Mi Robot Builder so programmieren, dass er tanzt.
Im zweiten Schritt muss ich den Xiaomi Mi Robot Builder so programmieren, dass er tanzt.

Zuerst folge ich den ersten drei Schritten der Anleitung, um mich an die Funktionsweise der App zu gewöhnen. Hier bekomme ich eine Aufgabe nach der anderen gestellt, die immer schwieriger werden. Im ersten Schritt muss ich dem Roboter das Laufen beibringen, im zweiten will er das Tanzen lernen. Das Ganze kommt ohne grosse Animationen und Schnickschnack aus, was mir gefällt. Die Bausteine sind gross genug, um sie mit dem Finger hin- und herschieben zu können, die Schrift wird leserlich dargestellt und die App läuft flüssig. Es macht Spass, in die Welt des Programmierens eingeführt zu werden und gleichzeitig den Roboter die Befehle ausführen zu sehen. Genau so soll es sein, wenn ein Hersteller möchte, dass der User mit seinem Produkt spielend Coden lernt. Im Archiv der App speichere ich meine Projekte – sowohl diejenigen, die ich nach Anleitung erstelle, als auch jene, die ich selbst entwickle. So kann ich zu einem späteren Zeitpunkt daran weiterarbeiten.

Die Programmierblöcke wirken übersichtlich und sind leicht verständlich.
Die Programmierblöcke wirken übersichtlich und sind leicht verständlich.

Fazit: ein Must-have für jeden Robotikfan

Der Xiaomi Mi Robot Builder hat mich überzeugt. Der Spass beginnt bereits beim Auspacken: Die zweilagige Verpackung lässt mich neugierig werden. Der Zusammenbau begeistert und ist – bis auf die fehlende Nummerierung der Plastiksäcke – mit LEGO vergleichbar. Der fertige Roboter kann sich sehen lassen. Ich liebe das leise Geräusch und das sanfte Wippen, das der weiss-orange Plastikriese macht, um seine Balance halten zu können. Das Ganze hat etwas Beruhigendes. Die App ist durchdacht, logisch aufgebaut und clean gehalten. Die Modi machen Spass und laufen fehlerfrei. Das Programmieren ist zwar auf die wenigen Möglichkeiten des Roboters beschränkt, das tut dem Vergnügen aber keinen Abbruch – denn alles, was das Teil kann, kannst du programmieren.

Macht auch von hinten eine gute Figur: Der Roboter hält sich mit Liegestützen fit.
Macht auch von hinten eine gute Figur: Der Roboter hält sich mit Liegestützen fit.

Bei einem Preis um knapp 100 Franken gebe ich für den Xiaomi Mi Robot Builder eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ab. Egal, ob du passionierter Bastler, begeisterter Roboter-Freak oder aufstrebender Programmierer bist – der Selbstbau-Roboter aus dem Hause Xiaomi hält alle Versprechen, die er und sein Hersteller machen. Vom Zusammenbau über die ersten Schritte bis hin zum Programmieren eigener Befehle, der Mi Robot Builder lässt dich so schnell nicht mehr los. Im Gegenteil: Bist du auf den Geschmack gekommen, willst du ihn nicht mehr hergeben.

Das Cockpit ist leer und wartet darauf, dass du die Kontrolle übernimmst.
Das Cockpit ist leer und wartet darauf, dass du die Kontrolle übernimmst.

Nach dem GJS-GEIO-Debakel hat der Xiaomi Mi Robot Builder die Kohlen für die chinesische Robotergarde aus dem Feuer geholt. Als nächstes schaue ich mir wohl Tinkerbots oder den Clementoni Robomaker an – stay tuned! Willst du stets up-to-date sein und keine Robotik- oder Gadget-Highlights mehr verpassen, dann klicke auf den «Folgen»-Button bei meinem Autorenprofil.

Macht was her: Der Xiaomi Mi Robot Builder gehört in jede Robotersammlung.
Macht was her: Der Xiaomi Mi Robot Builder gehört in jede Robotersammlung.
Titelbild: Mit dem zusammenbau- und programmierbaren Mi Robot Builder ist Xiaomi ein genialer Wurf gelungen.

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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