Yoda verbreitet Albträume in Disneys neuer Bedtime-Hotline für Kinder

Gute Nachrichten. Falls du abends Mühe hast, einzuschlafen, kannst du vom 16. bis 30. September der Disney-Bedtime-Hotline anrufen. Die Nummer: 1-877-7-MICKEY. Eine von acht bekannten Disney-Charakteren wünscht dir dann «Gute Nacht». Zum Beispiel Yoda.

Na dann, gute Nacht.

Was zum…?

Kurios ist gar kein Ausdruck. Damit du dich nicht in Unkosten für transkontinentale Anrufe stürzen musst – Disney behauptet zwar «gebührenfrei», aber das gilt wohl nur für Anrufe innerhalb der USA – habe ich für dich angerufen. Die Nummer funktioniert übrigens wirklich:

Aus «1-877-7-MICKEY» wird «001 877 764 2539».

Zuerst nimmt eine ruhige Männerstimme ab.

Ganz schön viel Disney in einem Begrüssungssatz. Dann labert die männliche Stimme eine geschlagene Minute lang über Disney-Schlafprodukte und Disney-Marketing-Angebote, die via Tastendruck in regelmässigen Abständen aufs Handy geschickt werden können – das Wort «Disney» fällt weitere sechs Mal. Ich habe mitgezählt. Dazu noch Kosten-Blabla und Gebühren und so. Als ob ein Kind ein einziges Wort davon verstehen würde. Wer zum Teufel macht diese Texte eigentlich?

Ich will schlafen. Jetzt!

Dann darf ich einen Charakter auswählen, der mir «Gute Nacht» wünschen soll:

• die Eins für Micky
• die Zwei für Woody
• die Drei für Jasmin
• die Vier für Anna und Elsa
• die Fünf für Yoda
• die Sechs für Spider-Man

Ich lasse mich mit Yoda verbinden.

Das ist nicht die Stimme von Frank Oz, dem originalen Yoda-Sprecher, die mir aufträgt, in meinen Träumen nach neuen Abenteuern zu suchen. Das ist mehr so jemand, der eine etwas tiefere Stimme hat als Herbert, der gruselige Rentner aus «Family Guy», der ständig dem jungen Chris nachstellt.

Ich solle die Macht um mich herum spüren, die wie eine Bettdecke sei. Gnädig.

Zu Deutsch: Yoda will mir in meinen Träumen auflauern. Das Ganze ist so kaputt, dass ich am liebsten sofort auflegen und schlafen gehen würde. Wäre zwar das Ziel. Aber ich bin viel zu wütend über den ganzen Scheiss, um gleich einzuschlafen.

Logische Konsequenz? Ich probiere auch die anderen Charaktere aus. Vielleicht erzählt mir der Imperator noch die Gute-Nacht-Geschichte von Darth Plagueis dem Weisen.

Micky, du Perversling!

Kurz kommt mir der Gedanke, dass du spätestens dann weisst, dass ein Unternehmen zu viel Geld verdient, wenn es eine Hotline unterhalten kann, in der fiktive Charaktere dir «Gute Nacht» wünschen. Keine App. Eine Hotline.

Als nächstes ist Micky dran.

Das darf nicht wahr sein. Ist das ein Porno!?

Erst nach dem dritten Mal Abhören realisiere ich, dass Micky nicht stöhnt, sondern gähnt.

Ich probiere noch einen aus. Es muss doch jemand Normales geben. Einen Steve Rogers aka Captain America zum Beispiel, der mir eine patriotische gute Nacht wünscht. Ihn finde ich nicht. Dafür Spider-Man.

Er erzählt von seinem Tag. Mir ist das viel zu spannend. Da gab’s Banküberfälle, Brände, eine Katze in den Bäumen und ein Baum in den Katzen.

Wait, what?

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