Zügeln weckt meinen Selbsthass
Ratgeber

Zügeln weckt meinen Selbsthass

Umziehen ist anstrengend. Vor allem, wenn du die Dinge wie ich angehst.

Ich bin momentan im Umzugsstress. Überall stehen Kisten rum. Aber noch nicht genug, da ich dauernd mit der Entscheidung hadere, ob ich das Zeug noch brauche oder schon verstauen kann. Es ist das erste Mal, dass ich eine ganze Wohnung zügle und nicht nur die paar Dinge, die mir in meinem Kinderzimmer gefallen haben. Der Unterschied ist gewaltig, wie ich feststellen muss.

Von der Aargauer Kleinstadt geht’s ins grosse Zürich. Denn ich will mitten im Leben sein. Nicht dauernd meine Zugverbindungen checken, sondern mit dem Velo zur Arbeit fahren. Das alles muss ich mir aber hart verdienen. Mentale und physische Schmerzen erdulden. Ich bin ehrlich: Umziehen ist scheisse! Es ist besonders scheisse, weil mir meine Schwächen ungeschönt vor Augen gehalten werden. Der Hass aufs Zügeln ist eigentlich ein Hass auf mich selbst.

Ich bin organisatorisch eine Null, werfe zu wenige Dinge weg. Auch mein Ordnungswahn hält sich in Grenzen. Perfekte Voraussetzungen also für einen erfolgreichen Umzug. Nicht! Für einen Nervenzusammenbruch schon eher. Das will ich nicht mehr mitmachen, deshalb habe ich ein paar Tipps an mein zukünftiges Ich und auch an dich.

Miste regelmässig aus

Bei mir in der Familie hat sich ein Running Gag durchgesetzt: «Soll ich es jetzt wegschmeissen oder lieber später?» Das bringt das ganze Dilemma ziemlich gut auf den Punkt. Eigentlich weiss ich, dass ich gewisse Dinge nie brauchen werde und trotzdem behalte ich sie aus schlechtem Gewissen. Das ist unsinnig und bringt dich in solchen Situationen wie einem Wohnungswechsel zur Weissglut. Ich habe mir kurz überlegt, meine Wohnung anzuzünden, damit der ganze Krempel lichterloh aufgeht. Ich bin 27, wie kann sich so viel Zeug angesammelt haben? Ab jetzt werden Dinge gleich weggeworfen oder noch besser zur Brocki gebracht. Ich mache solche Ausräumaktionen nicht mehr mit.

Ordnung

Damit ist nicht die eigentliche Ordnung in der Wohnung gemeint – obwohl die auch nicht immer passt – sondern die Ordnung während des Zügelprozesses. Alles irgendwie in Boxen zu pfeffern, mag im Moment funktionieren, macht aber beim Auspacken wenig Sinn. Es geht so viel wertvolle Zeit verloren, weil ich die Kisten den richtigen Zimmern zuordnen muss. Sie vorher schon etwas zu bündeln, wäre nicht so dumm gewesen. Immerhin sind sie angeschrieben. Das nächste Mal beschrifte ich sie aber auch mit der genauen Destination, damit alle Helfer wissen, wo sie das Zeug abstellen sollen.

Keine Ausreden

Einfach machen, Caro. Hör auf, dich selbst mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden zu belügen. «Oh, heute ist es aber heiss!» Ja, ist es. Augen zu und durch. Ein Tag später kommt bestimmt was Anderes in die Quere. Schon ein paar Tage früher mit dem Putzen anzufangen lohnt sich nicht, weil eh wieder alles dreckig wird? Nein, Fenster und Küchenschränke müssen bestimmt nicht fünf Minuten vor der Schlüsselabgabe geputzt werden. Mein Hang zur Prokrastination endet jedes Mal im Stress. Wer hätte gedacht, dass alles bis zum Schluss übrig zu lassen, doch ein wenig viel aufs Mal ist?

Bonustipp

Den Trick kenn ich schon und er ist Gold wert. Schränke und dergleichen, die du in ihre Einzelteile zerlegst, immer mit Klebeband anschreiben. Das heisst, die Schranktür links wird z.B. oben mit «Tür links oben» angeschrieben. Schrauben werden am entsprechenden Teil in einem Säckchen angeklebt. So entfällt das lästige Rätselraten beim Aufbau.

Wenn du diese Tipps verinnerlichst, wird beim nächsten Umzug vieles leichter. Und das wahrhaftig, weil du deinen halben Krempel schon längst in die Tonne gekloppt hast. Für den Rest holst du dir genügend helfende Hände und schon ist die Sache gewuppt. Theoretisch. Praktisch bleibt Zügeln leider auch mit allen gut gemeinten Ratschlägen eine stressige Angelegenheit.

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Meinen Horizont erweitern: So einfach lässt sich mein Leben zusammenfassen. Ich liebe es, neue Menschen, Gedanken und Lebenswelten kennenzulernen,. Journalistische Abenteuer lauern überall; ob beim Reisen, Lesen, Kochen, Filme schauen oder Heimwerken.


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