240-Hz-Monitor im Test: Overkill oder Must-Have für Gamer?
Produkttest

240-Hz-Monitor im Test: Overkill oder Must-Have für Gamer?

Sind Hertz das neue Monitor-Pendant zu den Megapixel-Exzessen bei Kameras oder bringt ein 240 Hz-Monitor tatsächlich Vorteile beim Gamen? Wir haben mit dem Benq Zowie XL2546 einen «Blindtest» gemacht.

Wie viel Hertz braucht man wirklich? Ein Standard-Monitor besitzt 60 Hz. Im Game-Bereich sind jedoch Modelle mit 100, 120 oder gar 144 Hz längst nichts Spezielles mehr. Besonders im E-Sport-Bereich haben sich hohe Hertz-Zahlen durchgesetzt. Benq hat nun einen neuen 240-Hz-Monitor veröffentlicht. Als glücklicher Besitzer eines 100-Hz-Modells war ich gespannt, ob man bei so hohen Werten wirklich noch einen Unterschied erkennt. Mir kommen Parallelen zu den ständig wachsenden Megapixel bei Kameras in den Sinn, die selten entscheidende Qualitätssprünge bringen.

Benq zielt mit dem Zowie XL2546 klar aufs E-Sport-Segment ab. Zwar verdient von uns (noch) niemand seinen Unterhalt mit professionellem Zocken, aber viele passionierte Gamer bei uns legen grossen Wert auf einen anständigen Flachmann. Zur Unterstützung habe ich deshalb vier Kollegen angefragt, die mit mir den Blindtest machen. Also nicht wirklich blind, sonst würde der Test wenig aussagekräftig ausfallen. Nacheinander durfte jeder von uns den Monitor ausprobieren. Die Nichtspieler wechselten dabei die Hertz-Einstellungen von 60 Hz bis 240 Hz und der Tester musste herausfinden, welche Bildwiederholfrequenz gerade eingestellt ist.

BenQ ZOWIE XL2546 (1920 x 1080 Pixel, 24.50")
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BenQ ZOWIE XL2546

1920 x 1080 Pixel, 24.50"

BenQ ZOWIE XL2546 (1920 x 1080 Pixel, 24.50")
Monitor

BenQ ZOWIE XL2546

1920 x 1080 Pixel, 24.50"

E

Was bringen mehr Hertz überhaupt?

Bevor ich zum Test komme, möchte ich kurz auf die Bildwiederholfrequenz eingehen. Ein Standard-Gerät, wie es in den meisten Büros steht, besitzt 60 Hz. Das bedeutet, dass der Monitor das Bild 60 mal pro Sekunden aktualisiert – flüssig für das menschliche Auge. Neuere LCD- und OLED-Displays verfügen über deutlich höhere Bildwiederholfrequenzen. Mit fps, also Bildern pro Sekunden, die der PC anliefert, hat das in erster Linie nichts zu tun.

Höhere Hertz-Zahlen bringen Gamern nicht pauschal einen Nutzen. Wenn das Display 240 Hz besitzt, der PC aber nur 100 Bilder pro Sekunde liefert, wird das gleiche Bild nicht 240 mal pro Sekunden aktualisiert, sondern nur etwa halb so oft. Umgekehrt verpuffen fps, welche die Hertzzahl des Monitors übersteigen, wirkungslos (120 fps bei 60 Hz zB.). Update: User Spl4tt hat einen interessanten Input geliefert oder wie es der Dude sagen würde: «New shit has come to light.» So können mehr fps offenbar auch bei einer niedrigeren Hertzzahl von Vorteil sein. Hauptsächlich werden das aber Pros zu schätzen wissen.

Hier der Link zum Test

Liegen Hz und fps nahe beieinander, ergibt ein höherer Wert ein wahrnehmbares flüssigeres Bild.

Der Test

Wir haben «Metro Last Light», «Counter Strike GO» und «Doom» ausprobiert. Mit GTX 1080 Ti und i7 8700K machten wir kurzen Prozess aus diesen Spielen. «Doom» ist leider auf maximal 200 fps limitiert. Nacheinander versuchten wir die verschiedenen Hertz-Zahlen zu erkennen, die ein Kollege während wir wegschauten, zufällig einstellte.

Hier sind die Monitore, die bei uns Zuhause stehen

Jan Heidenreich, 144 Hz

Acer XB270HU (2560 x 1440 Pixel, 27.01")

Acer XB270HU

2560 x 1440 Pixel, 27.01"

Acer XB270HU (2560 x 1440 Pixel, 27.01")
Monitor

Acer XB270HU

2560 x 1440 Pixel, 27.01"

Raphael Knecht, 165 Hz

AOC AG271QG (2560 x 1440 Pixel, 27")
G

AOC AG271QG

2560 x 1440 Pixel, 27"

AOC AG271QG (2560 x 1440 Pixel, 27")
Monitor

AOC AG271QG

2560 x 1440 Pixel, 27"

G

Roy Sonderegger, 60 Hz

Philips P-line 288P6LJEB (3840 x 2160 Pixel, 28")
C

Philips P-line 288P6LJEB

3840 x 2160 Pixel, 28"

Philips P-line 288P6LJEB (3840 x 2160 Pixel, 28")
Monitor

Philips P-line 288P6LJEB

3840 x 2160 Pixel, 28"

C

Sebastian Karlen, 144 Hz

ASUS MG279Q (2560 x 1440 Pixel, 27")
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ASUS MG279Q

2560 x 1440 Pixel, 27"

ASUS MG279Q (2560 x 1440 Pixel, 27")
Monitor

ASUS MG279Q

2560 x 1440 Pixel, 27"

B

Philipp Rüegg, 100 Hz

Acer Predator X34A (3440 x 1440 Pixel)
C

Acer Predator X34A

3440 x 1440 Pixel

Acer Predator X34A (3440 x 1440 Pixel)
Monitor

Acer Predator X34A

3440 x 1440 Pixel

C

60 Hz wurde durchgehend von allen sofort erkannt. Spätestens wenn man eine der höheren Frequenzen gesehen hat, lässt es sich nicht mehr ungesehen lassen. «Ui, da kriegt man ja Augenkrebs», entfährt es Kollege Jan Heidenreich, als ich ihm nach 144 Hz 60 Hz vor Augen halte. Anders sieht es bei Bildwiederholfrequenzen ab 100 Hz aus. Da taten wir uns alle deutlich schwerer, die Unterschiede auszumachen. Unser Trick war es, schnell das Bild hin und herzubewegen, während wir bestimmte eckige Muster an den Wänden anschauten. Bei tieferen Werten verzieht sich das Bild eher. Allerdings muss man sehr genau hinsehen. Unser Fazit: Ab 100 Hz bist du gut bedient. Mit 144 Hz bist du auf der sicheren Seite und höhere Werte tangieren nur noch echte E-Sportler.

Hier die Zusammenfassung mehrerer Durchläufe. Meist habe ich gefragt, ob die Bildwiederholfrequenz tiefer oder höher sei als die vorherige. Steht ein Fragezeichen, waren die Kandidaten unsicher über das Ergebnis.

60 Hz100 Hz144 Hz240 Hz
Sebastian60 Hz240 Hz?< 240 Hz240 Hz oder 144 Hz?
Jan60 Hz100 Hz144 Hz?240 Hz oder 144 Hz?
Roy60 Hz100 Hz?100 Hz?&gt; als 100 Hz also 144 Hz +
Raphael60 Hz&gt; als 60 Hz60 Hz?< 144 Hz
Philipp60 Hz100 Hz?&gt; 100 Hz240 Hz?

Was der Monitor sonst noch kann

Neben einem 1080p-TN-Panel mit 240 Hz bietet der Benq noch weitere Annehmlichkeiten. Er lässt sich vertikal verstellen und der Fuss 45° in beide Richtungen drehen. Die beiden abnehmbaren Scheuklappen sperren nerviges Sonnenlicht aus oder verhindern, dass der Sitznachbar aufs Display spienzelt. Als Dreingabe gibt es eine kabelgebundene Fernbedienung, die das Oncreen-Menü steuern kann und schnell zwischen drei Display-Modi hin und herschalten kann. Der Monitor besitzt die folgenden Anschlüsse:

  • 1x Displayport (1.2)
  • 2x HDMI (2.0)
  • 1x DVI
  • 1x Kopfhörer und 1x Mikrofon
  • 2x USB 3.0

Die Sichtwinkel sind gross genug und das Display setzt auf ein relativ neutrales Farbspektrum. Es lohnt sich aber bei der ersten Inbetriebnahme an den Einstellungen zu schrauben, da die Farben etwas verwaschen wirkten.

Die Fernbedienung ist eine willkommene Ergänzung.
Die Fernbedienung ist eine willkommene Ergänzung.

Der Monitor verfügt leider weder über G-Sync noch Freesync, die dafür sorgen, dass es nicht zu nervigem Screen-Tearing kommt. Dafür bietet Benq DyAc. Dynamic Accuracy soll ein klareres und flüssigeres Bild schaffen. Wir konnten allerdings keinen grossen Unterschied feststellen mit ein oder ausgeschaltetem DyAc. Aber mit dem Monster-PC, den Kollege Christian Seeholzer zusammengebaut hat, lief halt auch jedes Game butterweich.

Fazit: Wirklich nur was für Profis

Der XL2546 setzt auf schlichtes, aber funktionales Design.
Der XL2546 setzt auf schlichtes, aber funktionales Design.

Unser Blindtest hat klar gezeigt, dass höhere Bildwiederholraten nicht bloss ein Gimmick sind. Das Bild ist jenseits von 60 Hz deutlich flüssiger und weicher – besonders in 240 Hz. Allerdings werden die meisten auch mit deutlich tieferen Werten zufrieden sein. Ab 100 Hz bist du dabei und spätestens ab 144 Hz brauchst du verdammt gute Augen, um noch Unterschiede zu erkennen. Kommt hinzu, dass dein PC auch die entsprechende Power haben muss. Sind fps und Hz nicht gleich, hast du wenig von deinem tollen neuen Monitor. Für Gamer, die fps jenseits der 144er-Marke erreichen, würde ich eher einen Monitor mit höherer Auflösung empfehlen. Für wirklich kompetitive Spieler ist der Benq Zowie XL2546 aber eine solide Wahl.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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