4K oder UltraWide? Auf der Suche nach dem besten Gamer-Monitor: Ein Erfahrungsbericht
Hintergrund

4K oder UltraWide? Auf der Suche nach dem besten Gamer-Monitor: Ein Erfahrungsbericht

Die Vorteile eines wirklich guten Monitors werden oft unterschätzt. Dabei verbessert ein gutes Bild den optischen Eindruck in Spielen oft mehr, als wenn man die Grafikeinstellungen von Hoch auf Ultra setzt. Neben satten Farben und einer guten Ausleuchtung zählen beim Monitor-Kauf aber primär zwei Argumente: Grösse und Auflösung. Aus diesem Grund bin ich vor kurzem von einem 4K-Monitor auf einen 34-Zoll-UltraWide umgestiegen. Ob es sich gelohnt hat, erfahrt ihr jetzt.

Bevor ich in die elitäre Welt von 4K-Pixel-Porno eingestiegen bin (mitderhandüberdieschulternwisch) erwies mir ein 27-Zoll-Monitor von Dell exzellente Dienste. Mit 2560 x 1440 Pixeln war auch er kein Leichtgewicht. Vor einem Jahr gönnte ich mir dann schliesslich einen 4K-Monitor von Asus mit 28 Zoll und einer Auflösung von 3840 X 2160 Pixeln. Das Upgrade war definitiv spür- und sichtbar! Spiele wie The Witcher 3, World of Tanks oder Star Wars Battlefront sehen damit zum Anbeissen aus. Ach ja, und zum Arbeiten ist der zusätzliche Platz auch ganz praktisch. Windows 8.1 und 10 skalieren relativ problemlos. Was man längst nicht von allen Programmen behaupten kann. Manchmal ist die Schrift zu klein, die Icons zu gross oder die Fenster unscharf. Sogar der Chrome-Browser bietet noch nicht sehr lange nativen 4K-Support an. Hier müssen die Software-Hersteller nachbessern.

Ich brauch mehr Power

Aber, und jetzt kommt der wirkliche Haken: «With great power comes great responsibility». Oder in meinem Fall: Mit einer fetten Auflösung kommt eine fette Hardwareanforderung. Um leistungshungrige Spiele mit allen Details flüssig spielen zu können, musste eine zweite Nvidia-GTX-980-Grafikkarte her. Der Prozessor spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Selbst ein i7 6700K würde im Vergleich zu meinem i7 4770K keine Luftsprünge machen. Während des Fantasy-Abenteuer The Witcher 3 ordentlich flutschte, lief The Division zäh wie Leder. Um im verseuchten New York einigermassen was zu treffen, musste ich die Auflösung auf 2560 x 1440 Pixel reduzieren. Ein Frevel! Damit sah das Spiel zwar immer noch gut aus, aber halt nicht wie mit 4K.

The Division sieht in 4K umwerfend aus, benötigt dafür allerdings Hardware, die euch in den Ruin treibt.

Ich mach mich breit

Dank Tracking-Cookies, dem Weihnachtsmann und einer Verschwörung zwischen Digitec, Google und Monitor-Herstellern fiel mein Auge vor ein paar Tagen auf einen UltraWide-Monitor. Der Acer Predator X34 ist breiter als jeder Kiffer und besitzt mit 21:9 das gleiche Format wie Kinofilme. Schon länger faszinieren mich diese Giganten. 34 Zoll, gekrümmtes IPS-Display, 100 Herz und erst noch G-Sync (mehr dazu später). Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Einziger Schönheitsfehler: Die Auflösung beträgt "nur" 3440 x 1440 Pixel (UWQHD) was unter 4K liegt. Nach etwas Recherche kam ich jedoch zum Entschluss, dass sich der Tausch – Pixeldichte gegen ein intensiveres Spielerlebnis – lohnt.

Der X34 braucht ganz schön viel Platz.

Also entschied ich mich, eines dieser unfassbar teuren Monster anzuschaffen. Knapp 1300 Franken blättert man für den Acer hin. EINTAUSENDDREIHUNDERT! Ufff. Der Gedanke durch den Verkauf meiner alten Monitore die Investition wenigstens zur Hälfte wieder wettzumachen, half ein wenig gegen mein schlechtes Gewissen.

Bildauschnittvergleich: 4:3 - 16:10 - 16:9 - 21:9 - Eyefinity/Surround

Ungeduldig wie ich bin, wollte ich das Teil natürlich so schnell wie möglich im Shop abholen. Dann hätte ich einen GANZEN Tag früher damit spielen können. Uiuiui. Das hätte allerdings genau so lange gedauert, wie ihn gratis nach Hause liefern zu lassen. Resigniert wählte ich die Versandoption. Die Enttäuschung hielt genau bis zum Moment als der Pöstler das Paket mit dem Satz vor meiner Haustür ablieferte: «Ihr neuer Fernseher ist da». Noch nie war ich so froh, dass das Digitec-Hauptlager nicht in Winterthur steht. Auch wenn es garantiert für den Rest der Pendler saukomisch gewesen wäre, mich dabei zu beobachten, wie ich eine gefühlt zwei Meter breite und 16 Kilogramm schwere Schachtel in den Stadtbus manövriert hätte. Vermutlich hätte ich sogar noch ein zweites Billet lösen müssen.

Nur Virtual Reality ist besser

Wie ein kleines Kind, oder ähm, ich zu Weihnachten riss ich den Mega-Monitor aus seiner Verpackung und hievte ihn mit einem ungesunden Knacken im Rücken auf mein Pult. Durch den massiven Fuss steht der X34 Predator ein gutes Stück näher als mein alter Monitor. Bei einer typischen Tisch-Tiefe von 80 Zentimetern aber immer noch im grünen Bereich. Ausserdem hat das den Effekt, dass der Monitor das komplette Sichtfeld einnimmt. Geil. Schnell testete ich ein Spiel nach dem anderen und die Freude stieg mit jedem Titel. Die Breite macht es wirklich aus – das kennt man ja 😉 Nicht nur sieht man deutlich mehr vom Spiel, man ist mittendrin. Wenn man in Star Wars Battlefront im Schnee-Level Hoth das weisse Gold-Panorama bestaunt, in dem bunte Laserstrahlen durch die Luft flirren und Explosionen den Nachthimmel erleuchten, dann gehen die Mundwinkel steil nach oben.

Star Wars Battlefront in 21:9 sieht schlichtweg atemberaubend aus.

Abstriche bei der Qualität

Den meisten Games merkt man die deutlich geringere Pixeldichte (4’953’600 Pixel bei UWQHD im Vergleich zu 8’294’400 Pixel bei 4K) kaum oder gar nicht an. Am ehesten aufgefallen ist mir der Qualitätsverlust bei Plants vs. Zombies Garden Warfare 2. Ich vermute, dass es am glattpolierten Comic-Look liegt, der besonders von 4K profitiert. Aber auch auf meinem neuen Acer sieht das Spiel immer noch verdammt gut aus. Das Schiffeversenken-Spiel World of Warships hat ebenfalls etwas von seinem Glanz abgegeben. Die Spielspasskurve zeigt aber insgesamt deutlich nach oben.

Die Krümmung des Monitors ist ebenfalls nicht zu verachten. Sie sorgt dafür, dass der Sichtabstand zu den Rändern im Vergleich zur Mitte weniger abfällt. Der Winkel dürfte allerdings noch etwas stärker sein. Im Vergleich zu gekrümmten Fernsehern, wo der Sitzabstand deutlich grösser ist und nur eine Person in der Mitte sitzen kann, ist man vor dem PC immer optimal ausgerichtet

Das Display dürfte ruhig noch etwas stärker gekrümmt sein.

Unter der Haube stecken die wahren Besonderheiten

34-Zoll-Monitore gibt es auch in wesentlich günstigeren Ausführungen, jedoch auf Kosten zweier entscheidender Komponenten, die mich schliesslich von meinem 4K abwerben konnten. Erstens 100 Hz Bildwiederholfrequenz (muss über das Monitor-Menü aktiviert werden) und zweitens G-Sync. Ersteres kommt besonders bei Spielen, die mit 100 Bildern pro Sekunde und mehr laufen – was bei der hohen Auflösung eher selten der Fall ist – zur Geltung. Aber auch darunter sorgt es für einen flüssigeren und geschmeidigeren Bildfluss.

So sieht der Unterschied zwischen typischen 60-Hz-Monitoren und solchen mit höheren Hertz-Zahlen aus.

G-Sync (benötigt eine aktuelle Nvidia-Grafikkarte. AMD's Alternative heisst Freesync) dagegen ist eine Hardwarelösung, die V-Sync überflüssig macht. Beide Techniken dienen dazu, Screen Tearing zu verhindern. Dabei erhält man als Betrachter den Eindruck, das Bild sei zerrissen, was beim Spielen extrem störend wirken kann. Mit G-Sync ist das Problem Geschichte – ohne Kompromisse bei der Leistung.

So funktioniert G-Sync.

Produktivität

Normalerweise arbeite ich mit zwei Monitoren. Dabei habe ich immer das Problem, dass egal wie ich sie ausrichte, ich fast Nackenstarre kriege. Irgendwie ist der Arbeitsbereich immer so, dass ich meinen Kopf verrenken muss. Auf einem UltraWide kann ich problemlos drei Fenster nebeneinander positionieren. Und benötige ich doch mal etwas mehr Breite wie beispielsweise bei der Twitter-App Tweetdeck, hat man Platz zum Versauen. Sollte das einer meiner Chefs lesen: Mit einem 34er-UltraWide wäre ich noch produktiver 😉.

Drei Fenster haben perfekt nebeneinander Platz.

Nachteile

Der offensichtlichste Nachteil ist der horrende Anschaffungspreis. Hypotheken-Abklärungen oder frühzeitiges Einlösen der Pensionskasse ist nicht auszuschliessen. Wenn ihr bisher nur einen Monitor im Einsatz habt, könnt ihr schon mal euer Pult räumen. Der X34 braucht Platz, viel Platz. Und zwar nach allen Seiten.

Multitask-Freunde müssen zudem lernen, sich aufs Spielen zu konzentrieren. Ohne zweiten Monitor sind die Zeiten von parallelem Let’s Plays schauen vorbei – ausser man verzichtet auf Vollbild-Ansicht.

Das Vergnügen hat Grenzen, dicke schwarze Grenzen

Wo wir gerade bei Videos sind: Youtube-Filmchen, TV-Serien etc. setzen auf das verbreitete 16:9-Format. Das heisst, man darf sich über zwei richtig dicke schwarze Balken links und rechts vom Bild freuen. Wer dagegen Filme am PC schaut, kriegt die volle Kinodröhnung ohne Kompromisse.

Die schwarzen Balken trüben das Videovergnügen ein wenig.

Gebastel ist angesagt

Der abgesehen vom Preis grösste Nachteil, der wohl nie verschwinden wird, ist die Spielekompatibilität. Viele Spiele, besonders neue, unterstützen von Haus aus das Nischen-Format 21:9. Bei alten, aber auch vielen aktuellen Games, muss man hingegen selbst Hand anlegen, wenn man nicht wie beim Videoschauen zwei schwarze Balken anstarren will. Manchmal lässt sich das Problem lösen, indem man in einer System-Datei die Auflösung und das Bildverhältnis manuell anpasst. Oder man nutzt bei Steam die Startoptionen, um die gewünschten Korrekturen vorzunehmen. Es gibt aber auch Programme wie Flawless Widescreen, die gegen Kompatibilitätsprobleme helfen. Man wird mit UltraWide-Monitor immer wieder ausprobieren müssen und in gewissen Spielen, wird man gar komplett auf ein balkenfreies Spielvergnügen verzichten müssen. Die Bilanz fällt aber insgesamt positiv aus.

Besonders bei Spielen, die frisch erschienen sind, fehlt oft die 21:9-Unterstützung wie hier bei Hyper Light Drifter.

Fazit: Kein Weg zurück

Trotz verschiedener Hürden und Probleme bereue ich es keine Sekunde, meinen 4K-Monitor verkauft zu haben. Zocken und Arbeiten auf einem 34 Zoll grossen UltraWide ist ein Traum. Sollte es sich jedoch ergeben, dass ein UltraWide mit 5K-Auflösung inklusive technischem Game-Schnickschnack auftaucht, kann ich für nichts garantieren. Die Hardwareanforderungen für dieses Biest bereiten mir aber jetzt schon Albträume.

Acer Predator X34 (3440 x 1440 Pixel, 34.02")
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Acer Predator X34

3440 x 1440 Pixel, 34.02"

Acer Predator X34 (3440 x 1440 Pixel, 34.02")
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Acer Predator X34

3440 x 1440 Pixel, 34.02"

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Neben dem Acer gibt es noch diesen extrem edlen Asus mit der gleichen Ausstattung

ASUS ROG Swift PG348Q (3440 x 1440 Pixel, 34")
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ASUS ROG Swift PG348Q

3440 x 1440 Pixel, 34"

ASUS ROG Swift PG348Q (3440 x 1440 Pixel, 34")
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ASUS ROG Swift PG348Q

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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