5 Gründe, warum Mountain-Bike-Kurse richtig cool sind
Meinung

5 Gründe, warum Mountain-Bike-Kurse richtig cool sind

Siri Schubert
26.3.2024

«Das kann doch jeder, dazu braucht man ja wohl keinen Kurs.» Solche oder ähnliche Statements höre ich immer wieder. Doch das Lernen von Expertinnen und Experten ist eine effektive Abkürzung zu besseren Skills. Zum Beispiel beim Mountainbike-Kurs.

Rund zehn Jahre lang war ich mit meinem 26-Zoll Mountainbike mit Carbonrahmen von Hilite Bikes glücklich. Ich mochte das Fahrgefühl und die Wendigkeit des Hardtails. Doch gerade auf Singletrails mit Steinen und Wurzeln war es mir teilweise zu sportlich. Ich fuhr zurückhaltender als nötig und vermied manche Trails ganz.

Als ich Anfang des Jahres auf ein vollgefedertes 29-Zoll-Bike von Specialized umstieg, war das die perfekte Gelegenheit, meine Skills aufzufrischen. Deshalb buchte ich einen MTB-Grundkurs bei der Swiss Bike School.

Swiss-Bike-School-Lehrer Peter Lütolf hat selbst diverse Radrennen bestritten, vor allem in den Disziplinen Cross-Country und Marathon. Bei 24-Stunden-Rennen erhielt er bereits dreimal eine Finisher-Medaille, das Mehrtages-Gravel-Rennen Tortour hat er ebenfalls dreimal erfolgreich abgeschlossen. Dass ich bei ihm viel lernen würde, war von Anfang an klar. Was genau? Das erfährst du hier.

Da sieht man, wer's drauf hat: Vom Bike-Lehrer kann ich noch viel lernen.
Da sieht man, wer's drauf hat: Vom Bike-Lehrer kann ich noch viel lernen.
Quelle: Siri Schubert

1. Dank Bauchmuskelkater zum besseren Fahr- und Körpergefühl

Biken und Beine sind im Sprachgebrauch fast untrennbar verbunden. Dabei geht die ebenso wichtige Rumpfstabilität öfter mal unter. Bei Grundübungen wie dem Kehren um kleine Plastikhütchen herum oder einer kurzen Slalom-Strecke ermahnte mich Peter wiederholt: «Denk an die Hüfte.» Tatsächlich ging das Wenden mit dem entsprechenden Hüftschwung und der Körperdrehung viel leichter. Der angenehme Bauchmuskelkater am nächsten Tag verriet mir, dass ich beim Technikkurs die tiefer liegende Bauch- und Rumpfmuskeln nutzte, die bisher beim Biken eher im Tiefschlaf weilten.

Beim Hütchenfahren lerne ich, andere Muskeln in den Bewegungsablauf einzubeziehen.
Beim Hütchenfahren lerne ich, andere Muskeln in den Bewegungsablauf einzubeziehen.
Quelle: Peter Lütolf

2. Alte Gewohnheiten ablegen

Übung macht den Meister, heisst es immer so schön. Stimmt aber leider nicht. Denn wer viel mit fehlerhafter Technik fährt, wird nicht besser, sondern macht die Technikfehler zur Gewohnheit. Das war bei mir beim Bergauffahren auf Trails mit Wurzeln oder Schotter der Fall. Ich verlagerte mein Gewicht unbewusst zu stark aufs Vorderrad. Das Hinterrad verlor die Haftung und rutschte. Das passierte immer wieder. Bis Peter mich darauf hinwies. Und auf einmal kam ich den Abschnitt, den ich zuvor mit Muskelkraft bezwingen wollte, leicht, locker und ohne Probleme hinauf. Ein kleiner Hinweis und eine Positionsveränderung von ein paar Zentimetern haben gefühlt mehr gebracht als wochenlanges Beinkrafttraining.

3. Grössere Sicherheit durch mehr Kontrolle

Sicherheit ist vielleicht der offensichtlichste Grund, einen MTB-Kurs zu belegen. Denn die Fertigkeiten, die es braucht, um in einer brenzligen Situation schnell zu reagieren, üben die meisten Mountainbikerinnen und -biker nicht. Bei mir war das unter anderem die Vollbremsung auf Schotter. Toll zu sehen und zu spüren, was es braucht, um zum Stehen zu kommen, ohne dass mich mein Hinterrad überholt oder ich dem Abgang über den Lenker gefährlich nahe komme. Zu wissen, dass ich schnell stoppen kann, wenn etwas Unerwartetes geschieht, gibt mir Sicherheit und lässt mich auch das schnelle Fahren mehr geniessen.

Die zweite Übung, die ich geliebt habe, war der Abstieg nach hinten. Das hatte ich schon ein paar Mal spasseshalber versucht, aber nie flüssig hinbekommen. Diese Technik ist wichtig, wenn zum Beispiel plötzlich ein Hindernis, etwa ein umgestürzter Baum, hinter einer Kurve auf dem Trail auftaucht. Nach ein paar Versuchen und einem entscheidenden Tipp von Peter stieg ich auf einmal so sicher hinter dem Sattel ab, als hätte ich es schon immer so gemacht.

Das Bike im Griff zu haben, bedeutet auch immer, rücksichtsvoll fahren zu können. Wenn ich mein Gefährt jederzeit beschleunigen, verlangsamen und auch an engen Stellen in die gewünschte Richtung lenken kann, reagiere ich kontrollierter auf andere Menschen und Tiere auf dem Trail. Denn ehrlich gesagt resultiert einiges, was als rowdyhaftes Verhalten bezeichnet wird, schlicht aus dem Nicht-Beherrschen der Technik.

Schon am nächsten Tag versuche ich, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Und es macht Spass.
Schon am nächsten Tag versuche ich, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Und es macht Spass.
Quelle: Stefan Munsch

4. Drills. Ich liebe Drills.

In meiner Jugend und darüber hinaus habe ich mit grosser Begeisterung Wettkampfsport betrieben. Und Drills waren immer ein wichtiger Teil des Trainings. Dabei werden Bewegungsabläufe in kleinere Schritte zerlegt und diese einzeln geübt. Oder Bewegungen ausgeführt, die ein spezifisches Skillset fördern. Peter zeigte mir eine ganze Reihe von Drills. Zum Beispiel das Bike zu balancieren, während der Vorderreifen gegen ein Hindernis drückt. Oder das Herunterdrücken des Lenkers über die Federung mit dem Pedaltritt so zu synchronisieren, dass ich ohne viel Kraft kleine Hüpfer über Steine und Wurzeln machen kann. Oder Kurven sehr sportlich zu fahren, so dass sich die Haltung natürlicher anfühlt und ich Kurven fortan sicherer fahren kann.

5. Relaxter im Sattel

Meine Garmin Watch, die «Fenix 6 Pro», zeigt mir nach dem Sport eine ganze Reihe von Daten an. Beim Mountainbiken war es immer auch der Flow-Wert, sprich, eine Messgröße, die anzeigt, wie locker, effizient und relaxt ich unterwegs bin. Hier gab es bei mir noch viel Verbesserungsspielraum. Doch auch ohne den Flow-Wert merke ich am Ende des Kurses: Ich sitze relaxter im Sattel, fühle mich entspannter, habe mehr Spass auf dem Bike und bin stolz, das Gelernte anwenden zu können. Die Drills werde ich auf jeden Fall weiter üben und auf den nächsten angenehmen Bauchmuskelkater freue ich mich schon. Auf den etwas fortgeschrittenen Trail-Kurs, den ich im Herbst belegen werde, auch.

Titelbild: Stefan Munsch

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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