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Das neue Frontlicht mit Dashcam Varia Vue von Garmin
von Patrick Bardelli
Velocomputer, Frontleuchte mit Dashcam, Rücklicht mit Radarfunktion und ein Trittfrequenzmesser. Dazu ein Pulsgurt und der Akku der elektronischen Schaltgruppe. Ist diese Tech-Gadget-Materialschlacht auf dem Gravel- und/oder dem Mountainbike wirklich nötig?
«Das Bike bringt nur 18,9 Kilo auf die Waage» oder «Wie viele Newtonmeter leistet der neue Shimano EP801 Motor eigentlich?» und «Hast du die Unterstützung in der App auf deine Bedürfnisse angepasst?» Kürzlich standen wir am Trail und machten Pause. Dabei begutachteten wir das neue E-Mountainbike «Sign E-13» von Bixs und fachsimpelten ein bisschen. Wir, das war eine kleine Gruppe von Hobby-E-Bikern.
Und uns wurde bewusst, wie viel Zeit und Energie wir mit technischen Fragen, in Apps und Co. verbrachten. Statt zu Biken.
Ein paar Tage später erhielt meine Gadget-Familie temporären Zuwachs. Von Garmin wurde mir für einen kurzen Testzeitraum das neue Frontlicht «Varia Vue» mit Dashcam zur Verfügung gestellt. Ich hatte über die Markteinführung berichtet.
Nachdem ich das Teil in Betrieb genommen hatte, die aktuelle Software installiert und das Gerät mit dem Fahrradcomputer gekoppelt war, ging es auf eine erste Runde. Zurück zu Hause hatte ich das «Varia Vue» komplett aufgeladen und die ersten Videos der Dashcam gesichtet. Soweit so gut.
Drei Tage später wollte ich das Ganze wiederholen. Um 12 Uhr war ich bereit, um loszufahren, schaltete alle Geräte ein und da ging der Ärger los. Zuerst musste ich den Fahrradcomputer Edge 1040 Solar auf die neueste Software updaten.
Dasselbe galt im übrigen auch für das Rücklicht mit Radar von Garmin. Ausserdem liess mich die Varia-App wissen, dass die Micro-Speicherkarte neu formatiert werden müsse. Was nach mehreren vergeblichen Versuchen dann irgendwann klappte. Ebenso wie die Updates.
Im Gegensatz zu anderen Anbietern funktioniert dieses «Es ist ein Software-Update verfügbar» bei Garmin jedoch aus irgendeinem Grund nicht immer reibungslos und braucht oft mehrere Anläufe. So auch hier.
Naja, irgendwann waren die Geräte alle auf dem neuesten Stand. Fast. Womit wir beim «Varia Vue» wären. Für dieses Teil war bereits eine nächste Version der Software verfügbar. Allerdings war die Leuchte tot. Alle Versuche, sie einzuschalten, schlugen fehl. Nix zu machen.
Nach drei Tagen meldete sich heute, da ich diesen Text schreibe, der Garmin Support per Mail bei mir mit folgender Antwort auf meine Anfrage:
Um das Gerät einzuschalten, schließen Sie es bitte mit dem Originalkabel an den Strom an und halten Sie beide Tasten am Gerät für eine halbe Minute lang gedrückt. Sollte das nicht helfen, lassen Sie uns bitte über den folgenden Link ein Video zukommen, auf dem der Fehler dokumentiert ist, damit wir die nächsten Schritte für Sie prüfen können.Das Originalkabel war's. Das hat dann auch geholfen, ich konnte das Gerät einschalten und das Update erfolgreich installieren. Halleluja. Seltsam bleibt jedoch die Tatsache, dass ich das «Varia Vue» nach dem ersten Gebrauch mit irgendeinem USB-C-Kabel aufladen konnte, es aber in diesem Fall nur mit dem mitgelieferten Garmin-Kabel wieder in Gang bringen konnte. Sei's drum, Hauptsache es funktioniert.
So sass ich also letzten Samstag in voller Gravelbike-Montur zwei Stunden vor dem Computer und versuchte mehr oder weniger erfolgreich, irgendwelche technischen Hilfsmittel auf den neuesten Stand zu bringen. Und fragte mich währenddessen immer wieder: «Was machst du da eigentlich? Du willst doch Velofahren und nicht auf Software-Updates warten oder darauf, dass irgendein Akku aufgeladen ist.»
Velocomputer und Co. haben ja durchaus ihre Vorzüge: zum Beispiel die Daten, die man erhält. Durch die Dokumentation entsteht ein Trainingstagebuch mit gefahrenen Kilometern, bewältigen Höhenmetern, Herzfrequenzen und vielen weiteren interessanten Zahlen. Ich schaue mir diese Informationen gerne an und versuche daraus Schlüsse für mein künftiges Training zu ziehen. Allmählich beschleicht mich jedoch das Gefühl, dass die Technik bei mir Überhand genommen hat.
Jetzt teste ich erst mal das «Varia Vue» von Garmin und gebe ihm eine zweite Chance. Soviel Fairness muss sein. Und dann ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, auf dem Bike ein wenig Tech-Detox zu betreiben. Es muss ja nicht gleich so radikal ausfallen, wie dieses Satire von 2010:
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.