Aftershokz Trekz Air im Test: Diese Kopfhörer lassen die Ohren frei
Produkttest

Aftershokz Trekz Air im Test: Diese Kopfhörer lassen die Ohren frei

Jan Johannsen
23.5.2019

Die Aftershokz Trekz Air sind ungewöhnliche Kopfhörer. Sie übertragen Klang über deine Knochen und lassen dich weiterhin die Umgebung hören. Wofür sich das anbietet und wie sie klingen, erfährst du in unserem Test.

Normalerweise geht es bei Kopfhörern darum, dass sie die Umgebung möglichst gut herausfiltern oder zumindest akustisch aussperren. Bei den Aftershokz Trekz Air ist das Gegenteil der Fall. Sie lassen die Ohren frei, damit du Musik und deine Umgebung gleichzeitig hören kannst.

Bone Conduction nennt Aftershokz die Technologie seiner Kopfhörer – die Trekz Air sind das teuerste von drei Modellen. Deswegen sitzen die Kopfhörer nicht auf dem Ohr, sondern auf dem Wangenknochen davor. Mit Hilfe von Vibrationen übertragen sie den Sound – vereinfacht gesagt – über deine Schädelknochen ins Ohr.

Kopfhörer mit denen du mehr hörst

Es gibt genug Anlässe, bei denen du dich mit Kopfhörern von der Umgebung abschotten willst. Aber eben auch Momente in denen du trotz Kopfhörern noch etwas mitbekommen willst: etwa beim Joggen, auf dem Fahrrad – wobei es Konflikte mit dem Fahrradhelm gibt und ein True-Wireless-Modell die bessere Lösung ist – oder beim Autofahren. Und selbst in den eigenen vier Wänden möchtest du den klingelnden Paketboten oder das aufwachende Baby nicht überhören.

Kleine Lautsprecher haben die Trekz Air ebenfalls. So kommt der Sound nicht nur über deine Knochen, sondern zusätzlich ganz klassisch durch die Luft in deinen Gehörgang. Die sind dabei aber so leise, dass Menschen, die neben euch stehen, den Ton nicht hören.

Die Lautsprecher an den Ohrhörern sind nicht zu übersehen.
Die Lautsprecher an den Ohrhörern sind nicht zu übersehen.

Klanglich bleiben die Trekz Air hinter vielen anderen Kopfhörern zurück. Grundsätzlich ist es kein Problem, alles zu verstehen, aber die Umgebung mischt immer mit. Die Lautstärke hochzudrehen hilft nur bis zu einem gewissen Grad, da der Sound umso schlechter wird, desto lauter die Kopfhörer werden. Aber insgesamt fehlt es dem Sound an allem: Bass ist nicht vorhanden, die Mitten und Höhen sind nicht prägnant. Das Soundbild ist insgesamt flau.

Aftershokz legt den Trekz Air Ohrstöpsel für manuelles "Noise Cancelling" bei. Damit kannst du die Umgebung akustisch aussperren. Der Klang wird dann allerdings sehr hallig, als stündest du in einer Höhle. Der Sound wird dann nur noch über die Knochen übertragen und klingt sogar etwas besser als mit offenen Ohren.

Mit ihrem Mikrofon eignen sich die Trekz Air auch als Freisprecheinrichtung zum Telefonieren. Allerdings sollte die Umgebung halbwegs leise sein, da sie keine Geräusche filtern. Beispiel: Im Stadtverkehr ist es im Auto ruhig genug, um zu telefonieren. Auf der Autobahn musst du schon ein sehr leises Auto haben, um für deinen Gesprächspartner verständlich zu sein.

Sport-Kopfhörer mit Einschränkungen

Die Verbindung zum Smartphone oder Computer stellen die Trekz Air per Bluetooth ohne Probleme her. Auch die erste Kopplung stellt keine Hürde bei der Nutzung bei. Groß ist der Akku der Kopfhörer nicht, soll dem Hersteller zufolge sechs Stunden lang durchhalten. Bei mir waren es sogar zwischen sieben und acht Stunden. Damit kommst du zumindest zum Anfang über den Arbeitstag, ohne die Trekz Air nachladen zu müssen.

Falls du eine Brille trägst und fürchtest, die Trekz Air könnten mit ihren Bügeln über den Ohren in Konflikt mit deiner Brille kommen, kann ich dich beruhigen. Bei mir harmonierten die zwei perfekt. Da drückt nichts, war nicht anderweitig unbequem oder saß schlechter. Das gilt natürlich umso mehr, wenn du keine Brille trägst. Die 30 Gramm wiegenden Kopfhörer spürst du kaum.

Der Bügel über dem Ohr sorgt für Halt und ist selbst mit Brille nicht unbequem.
Der Bügel über dem Ohr sorgt für Halt und ist selbst mit Brille nicht unbequem.

Die Trekz Air sind unter anderem zum Sport gedacht, sind aber nicht für alle Sportarten optimal. So sitzen sie etwa beim Joggen perfekt und halten auch, wenn du federnden Schrittes deine Runden drehst. Der Bügel zwischen den beiden Ohrhörern steht allerdings hinten etwas vom Kopf ab. Das bedeutet, dass im Gym oder auf der Workout-Matte Konflikte bei einigen Übungen vorprogrammiert sind. Das ist aber kein Grund, sich beim Sport nicht anzustrengen. Die Trekz Air haben eine IP55-Zertifizierung erhalten. Damit sind sie zwar nicht zum Schwimmen geeignet, aber Schweiß und etwas Regen bereiten ihnen keine Probleme.

Eindrucksvolle Technologie für viel Geld

In den Aftershokz Trekz Air, steckt eine Technologie, die beim ersten Ausprobieren sehr beeindruckend ist. In der Praxis sind sie allerdings Kopfhörer für besondere Zwecke. In bestimmten Momenten sind sie sehr hilfreich, aber definitiv die falschen Kopfhörer, wenn du dich von der Umgebung abschirmen willst oder einen guten Klang erwartest. Ist guter Sound ein wichtiges Kriterium für dich, kann ich dir von den Trekz Air nur abraten.

Zudem sind die Trekz Air vergleichsweise teuer. Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers liegt bei 170 Euro. Besser klingende In-Ear-Kopfhörer bekommst du deutlich günstiger und für Over-Ear-Modelle mit Active-Noise-Cancelling musst du nur wenig mehr ausgeben. Überzeugt euch das Konzept der Bone-Conduction, sind die etwas älteren Trekz Titanium eine günstige Alternative, ohne dass du wirklich auf etwas verzichten musst.

Titelbild: Aftershokz Trekz Air

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Jan Johannsen
Content Development Editor
jan.johannsen@galaxus.de

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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