Hintergrund

«Battlefield 6» angespielt: Wieder zum Leben erweckt

«Battlefield 6» will mit einem Multiplayer-Modus voller Zerstörung und einem traditionellen Klassensystem enttäuschte Fans zurückgewinnen. Das könnte sogar klappen.

Zum ersten Mal seit über zehn Jahren spielt ein «Battlefield» wieder in der heutigen Zeit. Genauer gesagt im Jahr 2027. Nach Abstechern in die beiden Weltkriege und die Zukunft versucht es Dice wieder klassisch.

Der erste Trailer ist mit epischen Panzerschlachten und Flugzeug-Pirouetten eindeutig von der legendären Kampagne aus «Battlefield 3» inspiriert. Die konnte ich am Anspiel-Event in Berlin leider nicht ausprobieren. Dafür durfte ich mich durch mehrere Maps und Modis im Multiplayer kämpfen. Nach rund vier Stunden bin ich vorsichtig optimistisch, dass «Battlefield 6» zur alten Grösse wachsen könnte.

Die Klassen sind zurück

Ich bin ein «Battlefield»-Fan erster Stunde. Die Massenschlachten in «1942» mit riesigen Karten und 64 Spielerinnen und Spielern, die sich mit Knarren, Fahrzeugen und Geschütztürmen auf die Mütze geben, waren schlicht faszinierend. Seither hat sich einiges getan. Je nachdem, wie du zählst, sind bereits 15 Teile erschienen. Von Free-to-Play-Ablegern über konsolenexklusive Versionen bis zu futuristischen Szenarien mit Kampfrobotern. Genau wie die inkonsistente Namensgebung schwankte die Qualität gewaltig.

«Battlefield 6» will sich auf alte Stärken besinnen und orientiert sich stark am dritten und vierten Teil. «Die mögen die Spieler und auch wir selbst am liebsten», sagt Nicola Grelck, Chefentwicklerin bei Dice. Auch bei der Digitec-Community geniesst Battlefield 3 das grösste Ansehen.

«Battlefield 6» will zu alter Stärke zurückkehren.
«Battlefield 6» will zu alter Stärke zurückkehren.
Quelle: EA

Dice hat seither viele Experimente gewagt, insbesondere bei den Klassen. Diese wurden in «Battlefield 2042» stark aufgeweicht. Teil sechs kehrt zum klassischen Vier-Klassen-System zurück: Angreifer, Aufklärer, Unterstützer und Pionier. Sie unterscheiden sich wieder deutlich spürbar im Spielgefühl. Erhalten geblieben ist die Möglichkeit, dass alle Klassen alle Waffen nutzen können. Diese Option lässt sich allerdings deaktivieren. Jede Klasse verfügt ausserdem über eine Handvoll Waffen, mit denen sie gewisse Bonis bekommt.

Hinzu kommen individuelle Spezialfähigkeiten wie schnelleres Wiederbeleben, weniger Explosionsschaden oder automatische Gegnermarkierung. Damit kann ich Klassen zusätzlich spezialisieren.

Die Standard-Klasse ist der Angreifer – der Spezialist fürs Offensive. Mit ihm kann ich mir eine Spritze ins Bein jagen. Damit bin ich schneller, nehme weniger Schaden und schiesse stabiler. Er hätte noch eine Leiter im Gepäck, die war am Testevent aber nicht verfügbar. Insgesamt spielt er sich am Linearsten.

Der Angreifer ist, wie es der Name sagt, die Offensiv-Klasse.
Der Angreifer ist, wie es der Name sagt, die Offensiv-Klasse.
Quelle: EA

Als Versorger heile ich, verteile Munition an meine Kameraden und bin standardmässig mit einem schweren Maschinengewehr ausgerüstet. Damit ziele ich zwar langsamer, aber wenn ich erst mal das Feuer eröffne, fallen die Gegner wie die Fliegen. Besonders, wenn ich vorher meine Stahlwand aufgestellt habe und mein Gewehr darauf abstütze. Als Fan von Geschütztürmen sagt mir das sehr zu.

Die Rolle des Versorgers ist aber primär, die Kameraden wiederzubeleben beziehungsweise sie zu heilen. Das kann er dank Defibrillator am schnellsten. Ich finde es grossartig, dass ich verletzte Teammitglieder beim Wiederbeleben nun auch aus der Gefahrenzone ziehen kann. So verkommt es weniger oft zur Kamikaze-Mission.

Statt mitten im Kugelhagel Kameraden zu versorgen, kann ich sie nun wegziehen.
Statt mitten im Kugelhagel Kameraden zu versorgen, kann ich sie nun wegziehen.
Quelle: EA

Der Pionier wiederum setzt auf Minen und Panzerfaust. Er kann als Einziger Fahrzeuge reparieren. Meine Lieblingskombination ist es, einen Panzer zu steuern und selbst für die Wartung zu sorgen. Und wenn ich zu Fuss jemanden hinter einer Mauer entdecke, zücke ich mein grosses Rohr und Paff: vorbei ist’s mit dem Verstecken.

Der Aufklärer ist die Sniperklasse. Er hat verschiedene Gadgets wie Drohnen, C4, mobile Spawnpunkte und ein Laserzielsystem für besonders starke Raketenwerfer. Vieles konnte ich davon noch nicht ausprobieren. Ich habe mich primär darauf fokussiert, anderen neue Luftlöcher in den Kopf zu schiessen. Das hat mit den vorhandenen Scharfschützengewehren viel Laune gemacht.

Der Aufklärer kann sich auf zahlreiche Gadgets verlassen.
Der Aufklärer kann sich auf zahlreiche Gadgets verlassen.
Quelle: EA

Mobilität und Zerstörung

Natürlich gibt es auch wieder fahrbare Zerstörungsmaschinen wie Jets, Luftabwehr oder Kampfhelikopter – letzteren habe ich wie gewohnt innert Sekunden an eine Felswand gefahren. Fliegende Sachen sind nicht meine Stärke.

Mein Highlight ist wie immer der Panzer. Der fühlt sich angenehm schwer und wuchtig an. Leider habe ich es nur einmal ins Cockpit geschafft, aber die Spritzfahrt war traumhaft. Zwar ziehe ich damit gegnerische Pioniere mit ihren Panzerfäusten an wie Schmeissfliegen. Aber es kracht herrlich, wenn mein Abzugsfinger schneller als ihrer ist.

Panzer sind zwar nicht mehr übermächtig, aber machen immer noch am meisten Spass.
Panzer sind zwar nicht mehr übermächtig, aber machen immer noch am meisten Spass.
Quelle: EA

Neu kann ich mich sogar aussen an Panzer hängen für eine Gratis-Mitfahrgelegenheit. Auch sonst sind die Soldaten mobiler geworden. Ich kann durch Fenster hechten und über die meisten Mauern klettern. Das ist super, wenn ich mich an jemanden anschleichen kann. Weniger schön ist es, wenn jemand mit angelegter Waffe auf mich lauert. Letzteres ist definitiv häufiger passiert.

«Zerstörung ist ein Markenzeichen von Battlefield», sagt Stefan Wittelsbürger, einer der Produzenten des Spiels während des Events. Die habe im letzten Teil gefehlt. Umso schöner kommt sie in «Battlefield 6» zur Geltung. Nach der kompletten Abwesenheit im letzten Teil ist sie Balsam für Zerstörungswütige wie mich.

Die Zerstörung ist zurück und schöner denn je.
Die Zerstörung ist zurück und schöner denn je.
Quelle: EA

Häuser lassen sich mit Panzern, C4 oder stationären Geschützen wunderschön in die Luft sprengen. Leider wie immer nur selten komplett. Wenn mal wieder ein ganzer Squad hinter einem Hauseingang campiert, kann ich sicher sein, dass genau diese Ecke bombenfest ist. Da leidet meine Schlachtfeldimmersion etwas.

Vielen Karten und Modi

Es gibt zum Launch insgesamt neun Karten. Dazu gehört Firestorm aus Teil 3. Die konnte ich leider nur im Trailer bestaunen und nicht anspielen. Mit Kairo, Brooklyn, Iberische Halbsinsel und Tadschikistan gibt es aber interessante Alternativen.

Die Karte Firestorm kehrt zurück.
Die Karte Firestorm kehrt zurück.
Quelle: EA

«Liberation Peak», die im besagten Tadschikistan angesiedelt sein dürfte, ist eine hügelige, mittelgrosse Map mit Fahrzeugen. Wobei die Grösse wie bei allen Maps je nach Modus variiert. Im Modus «Eroberung» dauert es selten lange, bis ich einen Gegner vor die Flinte bekomme. Trotzdem bietet sie genug Raum, um Feinde zu flankieren oder aus dem Hinterhalt abzugreifen.

«Empire State» eignet sich perfekt für intensive Deathmatch-Gefechte mit seinen engen Hochhäuserschluchten und einer riesigen Baustelle, die durch ihre strategische Position immer heiss umkämpft war. Neu gibt es auch einen Squad-Deathmatch-Modus.

«Iberische Offensive» ist eine Häuserkampf-Map. Hier kann ich jederzeit und aus jeder Richtung abgeknallt werden. Umgekehrt kann ich mich wunderbar an ahnungslose Gegner heranschleichen und sie aus dem Hinterhalt erledigen.

Die gezeigten Karten bieten viele taktische Möglichkeiten.
Die gezeigten Karten bieten viele taktische Möglichkeiten.
Quelle: EA

Von den acht Spielmodi, die im Grossen und Ganzen altbekannt sind, hätte mich der neue «Eskalations»-Modus am meisten interessiert. Hier verkleinert sich das Spielfeld kontinuierlich, wenn ein Team eine Flagge für längere Zeit halten kann. Dadurch werden die Matches immer intensiver.

«Portal» wird auch wieder verfügbar sein. Hier könnte ich eigene Maps mit eigenen Regeln erstellen und Inhalte von verschiedenen «Battlefield»-Teilen kombinieren. Das gab es schon im letzten Teil. Neu gibt es noch mehr Tools, KI-Scripte und Einstellmöglichkeiten, damit kreative Köpfe verrückte Maps erstellen können. Mit «Portal» können nun auch Erfahrungspunkte gesammelt werden. Die ambitionierten Pläne, über 100 Millionen Spielerinnen und Spieler anzulocken, dürften wohl nicht zuletzt mit diesem Modus zusammenhängen.

Bei «Portal» können Spieler eigene Maps kreieren.
Bei «Portal» können Spieler eigene Maps kreieren.
Quelle: EA

Wenn ich noch die Kampagne dazu rechne, verspricht «Battlefield 6» definitiv einiges. Grelck nennt es sogar: «das grösste Battlefield-Paket aus Maps, Modi, Gadgets und Waffen, das wir je hatten.»

Fazit: ein «Battlefield» für die Fans

In «Battlefield» ist noch immer alles herrlich chaotisch. Kugeln fliegen aus allen Richtungen. In einem Moment ballere ich fröhlich und im nächsten schlägt mein lebloser Körper Räder durch die Luft.

Dazwischen gibt es die typischen «Battlefield»-Momente. Kurz vor Schluss des Events holte ich mit einem Sonntagsschuss aus einem Geschützturm einen Helikopter aus der Luft, der genau im richtigen Moment auf zwei heranstürmende Soldaten krachte. Sorry, Kollegen, das war mein lautes Lachen, das anschliessend durch die Eventhalle schalte.

«Battlefield 6» erfindet das Genre nicht neu, scheint aber wieder ein echtes «Battlefield» zu werden, wie es sich viele Fans gewünscht haben. Wenn nun auch noch die Kampagne hält, was sie verspricht, steht einem heissen Herbst kaum noch etwas im Weg.

«Battlefield 6» erscheint am 10. Oktober für PC, PS5 und Xbox Series X/S. EA hat mich für den Event nach Berlin eingeladen und alle Kosten übernommen.

55 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    «Dying Light: The Beast» Vorschau: zurück zu den Horror-Wurzeln

    von Domagoj Belancic

  • Hintergrund

    Als Frau an den Highlandgames: Zum ersten Mal Baumstämme tragen und Bogenschiessen

    von Michelle Brändle

  • Hintergrund

    «Doom the Dark Ages»-Vorschau: Panzer statt Flugakrobat

    von Philipp Rüegg

34 Kommentare

Avatar
later