Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

Ratgeber

Beim Filme selbst entwickeln sind Fehler verboten

David Lee
6.3.2020

In der analogen Welt gibt es keine Rückgängig-Funktion. Machst du einen Fehler, ist dein Zeug kaputt. So auch beim Entwickeln eines Films. Wenn du aber mal weisst, wie es geht, ist es nicht mehr allzu schwierig.

Es gibt immer weniger Fotofachgeschäfte oder andere Stellen, wo du deine Filme entwickeln lassen kannst. Selbst Ars Imago, der Zürcher Laden für Film-Hipster, hat kein eigenes Entwicklungslabor, sondern versendet die Filme an ein externes Labor – da wartest du zwei Wochen auf deinen Film.

Warum nicht mal versuchen, einen Film selbst zu entwickeln? Entsprechende Kits sind nicht teuer. Und der Aufwand? Vielleicht ist es mir zu kompliziert; aber um das herauszufinden, muss ich es zumindest einmal probiert haben.

Das Set ist für Schwarzweissfilme. Deren Entwicklung gilt als einfacher. Also widme ich mich der Schwarzweiss-Entwicklung. Zumindest für den Moment.

Zuerst mal Fotos machen

Bevor ich ans Entwickeln denken kann, brauche ich zuerst einen vollständig gefüllten Film. Mein Entwicklungs-Set ist für Schwarzweissfilme, in meiner Kamera – einer Nikon F90 – befindet sich aber ein 36er-Farbfilm, der erst zu einem Drittel voll ist. Also muss ich praktisch zwei Filme füllen, bevor ich loslegen kann: Den alten Farbfilm und den neuen Schwarzweissfilm, ein Ilford HP5.

Gegenüber dem, was ich mir gewohnt bin, ist das Fotografieren nun eine doppelte Umstellung: Erstens von digital auf analog und zweitens von Farbe auf Schwarzweiss. Da ich bei dem Experiment am Ende etwas von bleibendem Wert haben will, mache ich mir zuerst ein paar Gedanken, wie und was ich fotografieren will.

Die Materialschlacht

Damit fangen die Vorbereitungen erst an. Zuerst bestelle ich das Negativlaborset. Dieses enthält jedoch nicht alle Zutaten, die ich brauche. Insbesondere fehlen die Chemikalien. Auch hier mache ich es mir einfach und bestelle ein Starterkit, das sämtliche Chemikalien enthält: Entwickler, Stoppbad, Fixierer und Netzmittel.

Um die Chemikalien anzurühren, brauche ich mehrere Messbecher. Weil ich nicht dieselben wie zum Kochen verwenden will, muss ich neue kaufen. Auch etwas zum Umrühren, das nicht aus der Küche stammt, wäre gut. Zudem hole ich mir einen Kanister destillatgleiches Wasser. Einige Fotografen empfehlen dies, weil bei diesem Wasser die Wasserhärte immer gleich ist und Ergebnisse besser reproduziert werden können. Es geht aber auch mit Leitungswasser.

Gummihandschuhe sollen Fingerabdrücke auf dem Negativstreifen verhindern, und bereit halten musst du auch eine Schere, falls der Film abgeschnitten oder zugeschnitten werden muss.

Empfohlen wird ausserdem ein sogenannter Wechselsack. Das ist eine grosse schwarze Tasche, die garantiert kein Licht hineinlässt und zwei Zugänge für die Hände hat. Denn ein Teil der Filmentwicklung muss in absoluter Dunkelheit geschehen. Da sich in meiner Wohnung ein fensterloser Abstellraum befindet, glaube ich, darauf verzichten zu können.

Der Plan

Zwei Dinge machen das Filmentwickeln für einen Anfänger knifflig. Zum einen muss der Film in kompletter Dunkelheit aus der Kapsel befreit und in die Entwicklerdose gebracht werden. Zum anderen ist anschliessend beim Entwickeln ein genauer Zeitplan einzuhalten. Eine Pause, um zu überlegen, wie es nun weitergeht, liegt nicht drin.

Das bedeutet: Du brauchst im Voraus einen sehr genauen Plan, was du in welcher Reihenfolge tun willst.

Dieser Plan sieht bei mir so aus:

«Dunkelkammer» vorbereiten: Film, Entwicklerdose mit Spule und Deckel, Schere und Gummihandschuhe fein säuberlich auslegen, so dass ich im Dunkeln alles ertasten kann.

Filmkapsel öffnen: Im Dunkeln die Filmkapsel öffnen, um den Film herausnehmen zu können. Dafür gibt’s verschiedene Methoden. Die eleganteste ist mit einem speziellen Filmkapselöffnungswerkzeug. Da ich das nicht habe, löse ich das Problem auf meine bevorzugte Art: Mit roher Gewalt.

Film in die Spule einwickeln: Den Anfang des Films ich in die dafür vorgesehene Stelle der Spule schieben. Durch Hin- und Herbewegen der zwei Spulenhälften soll der Film in die Spule transportiert werden.

Alles verschliessen: Spule mit dem Film in die Dose legen, Dose zuschrauben. Die Verschlusskappe brauche ich nicht drauf zu tun – die Dose ist auch so lichtdicht. Das muss sie auch sein, denn es müssen während des Entwickelns mehrmals Flüssigkeiten ein- und ausgeleert werden.

Dann noch das Netzmittel. Das ist so was wie Flüssigseife ohne Aroma und soll bei der Trocknung Flecken und Schlieren verhindern. Ich gebe da einfach einen Spritzer dazu. Beim Netzmittel nehme ich Leitungswasser.

Stoppen: Den Entwickler ausgiessen und die Stopplösung einfüllen. Diese soll rund eine Minute drin bleiben, danach ebenfalls ausgiessen.

Fixieren: Für den Fixierer habe ich keine so genauen Anweisungen gefunden wie beim Entwickler. Ilford gibt 2 bis 5 Minuten an, ohne genaue Kippanweisungen. Ich kippe mit der gleichen Methode wie beim Entwickler.

Wässern: Fixierer ausgiessen, Wasser mit Netzmittel einfüllen, fünf Mal kippen, ausgiessen, neues Wasser, zehnmal kippen, dann nochmal mit zwanzig Mal.

Film aufhängen und trocknen: Den Film hänge ich im Badezimmer an der Duschstange auf. Die obere Klammer hält den Film, die untere dient als Gewicht, damit der Streifen gerade bleibt und besser trocknet. Mit der Gummizange, die ebenfalls zum Set gehört, kann das Wasser abgewischt werden.

Das Resultat

Der Plan ist bis auf ein paar Kleinigkeiten aufgegangen. Das Einspulen des Films klappte überraschend gut. Das einzige Problem war, dass ich die Gummihandschuhe im Dunkeln nicht fand. Die muss ich nächstes Mal bewusster platzieren.

Die Flüssigkeiten, die ich in die Dose einfüllte, liefen nur langsam ab. Der Zeitplan war dadurch etwas ungenau. Glücklicherweise hatte ich mit 11 Minuten eine so lange Entwicklungszeit, dass es auf ein paar Sekunden mehr oder weniger nicht drauf ankommt.

Unvergessen bleibt der grosse Moment, als ich den Film aus der Spule ziehe und sehe: Da sind tatsächlich Bilder drauf! Es hat also geklappt. Wie gut die Fotos geworden sind, sehe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Erst mal trocknen, später einscannen.

Beim Einscannen stelle ich fest: Die Qualität der Bilder scheint von der Belichtung und Schärfe her okay zu sein. Allerdings zieht sich ein weisser Streifen durch einen Teil des Films, immer auf der gleichen Höhe. Mit dem Entwickeln scheint das nichts zu tun zu haben, denn der Streifen ist auch auf den lichtunempfindlichen Teilen des Films zu sehen. Woher er kommt, bleibt unklar.

Zudem haben die Bilder teilweise Flecken und Verfärbungen. Das könnten Seifenrückstände des Netzmittels sein.

Der zweite Versuch

Beim zweiten Versuch ändere ich einige Dinge:

Ich benütze das Stoppbad und den Fixierer vom ersten Mal. Den Entwickler rühre ich neu an.

Das Resultat ist dieses Mal besser. Keine seltsamen Streifen und Flecken. Die Fotos, insbesondere die Langzeitbelichtungen, enttäuschen mich etwas, aber das hat nichts mit dem Entwickeln zu tun. Eher mit den Lichtbedingungen bei der Aufnahme.

Dass die Fotos nicht mehr Details zeigen, liegt ebenfalls nicht an der Entwicklung. Schon beim Vergleich mit dem System Nikon ES-2 habe ich festgestellt, dass die Schärfe, die der Scanner liefert, nicht die beste ist.

Zudem handelt es sich ja um einen 400-ISO-Film, der durch die höhere Empfindlichkeit relativ grobkörnig ist.

Das macht Lust auf mehr

Auch wenn es dir anfangs nicht so vorkommt: Das Entwickeln eines Schwarzweissfilms zuhause ist keine Hexerei und klappt mit etwas Glück schon beim ersten Mal. Trotzdem würde ich dir empfehlen, mit einem Film anzufangen, um den es nicht allzu schade wäre, wenn er beim Entwickeln beschädigt wird.

Das verwendete Negativlabor kann ich empfehlen. Bei den Chemikalien würde ich rückblickend nicht mehr das Gesamtkit nehmen, sondern die Chemikalien einzeln kaufen. Denn einerseits kannst du mit dem Kit nur gerade zwei Filme entwickeln, und dafür ist es zu teuer. Andererseits verbrauchen sich die Bestandteile des Kits unterschiedlich schnell.

Ich habe Lust auf mehr bekommen. Bei mir liegt noch ein Schwarzweissfilm mit 3200 ISO Empfindlichkeit rum, bin sehr gespannt, was damit möglich ist.

Das schwächste Glied in meiner Kette zum fertigen Bild ist im Moment mein Scanner Epson Perfection V600. Ich gehe davon aus, dass ich die Qualität der selbst entwickelten Bilder durch einen richtigen guten Filmscanner massiv verbessern könnte. Eine spannende Alternative wäre das analoge Belichten auf Filmpapier. Ich finde es nämlich immer etwas seltsam, analog zu fotografieren, nur um am Ende doch ein digitales Bild zu bekommen.

41 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


Ratgeber

Praktische Lösungen für alltägliche Fragen zu Technik, Haushaltstricks und vieles mehr.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Nikon 12x25 S: Das kleinste stabilisierte Fernglas im Test

    von Michael Restin

  • Ratgeber

    Hasselblad 500 C/M: Wird spiegelverkehrtes Fotografieren irgendwann leichter?

    von Carolin Teufelberger

  • Ratgeber

    Spielzeugfiguren inszenieren: Ist das schwierig? Ich habe es ausprobiert

    von David Lee