Der vielleicht beste Equalizer für Android: RE Equalizer FX
Hintergrund

Der vielleicht beste Equalizer für Android: RE Equalizer FX

Martin Jud
9.2.2024

Vor einigen Jahren habe ich den RE Equalizer FX entdeckt. Seitdem klingt die Musik mit allen Kopfhörern besser. Für rund drei Franken oder Euro bekommst du zehn Bänder und weitere Sound-Anpassungsmöglichkeiten.

Manche Kopfhörer-Hersteller bieten eine Android-App mit Equalizer. Diese sind mal besser, mal schlechter. Und dann gibt es massenhaft Kopfhörer, die ohne Anpassungsmöglichkeiten daherkommen. Das ist schade, da ein guter Equalizer einiges herausholen kann. Zu viel oder zu wenig Bass? Zu wenig Mitten oder Tiefen? Kein Problem, pass alles nach deinem Gusto an.

Allerdings ist es nicht einfach, einen guten Equalizer zu finden. Fast alle Apps im Google Play Store bieten entweder nur halbwegs zufriedenstellende Anpassungsmöglichkeiten für den Sound – mit (zu) wenigen Bändern – oder sie funktionieren erst gar nicht mit dem vorliegenden Smartphone.

Die App, die heraussticht

Doch da ist eine App namens RE Equalizer FX, die Abhilfe schafft und aus den anderen heraussticht. Einerseits vom Umfang her. Andererseits, weil die App mit vielen Android-Geräten funktioniert. Unter dem Strich bekommst du damit einen 10-Band-Equalizer mit 31 frei definierbaren Voreinstellungen, von welchen 19 bereits hinterlegte Equalizer-Einstellungen haben (Rock, Pop, RNB, Classic, ...). Dazu gibt es Soundeffekte und umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten.

Ich habe die App bereits auf Smartphones von Google, Cat, Cubot und Sony eingesetzt. Das ist keine Garantie, dass sie auch auf deinem Phone reibungslos läuft. Glücklicherweise hast du bei Google Play nach einem Kauf zwei Stunden Zeit, die App auszuprobieren und die Transaktion rückgängig zu machen. Sie kostet derzeit rund 3 Franken oder Euro.

Obschon dieser Equalizer auf meinem Smartphone einen guten Job macht, ist auch bei ihm nicht alles perfekt. Die verschmerzbaren Nachteile:

  • Das Design ist schlicht gehalten und anpassbar, jedoch nicht unbedingt einsteigerfreundlich: Startest du die App zum ersten Mal, wirst du wahrscheinlich erst nach einem Blick in die Anleitung genau wissen, welches Bedienfeld welche Auswirkung hat.
  • Es handelt sich um eine eigenständige, nicht im System integrierte App. Daher musst du sie nach jedem Start des Smartphones manuell starten. Der Entwickler empfiehlt in der App-Beschreibung, erst die Zielmedien-App zu starten und dann den Equalizer. Jedoch funktioniert sie bei mir auch tadellos, wenn ich das nicht beachte.
  • Bei manchen Smartphones (oder Smartphone-Kopfhörer-Kombinationen) wechselt der RE Equalizer FX nach Beenden der Bluetooth-Verbindung nicht automatisch zurück auf die Speaker. Dagegen hilft ein Druck auf «Re-Check» oder ein zweifacher auf «Bypass» (Aus- und Einschalten) in den Statusleisten-Optionen der App. Ebenfalls gibt es eine Option, die den Equalizer beendet, sobald der Kopfhörer getrennt wird. Wie auch immer: Im schlimmsten Fall funktioniert bei dem Problem der Wecker nicht korrekt und der User verschläft am Folgetag.
  • Für mich kein Nachteil, aber erwähnenswert: Die App gibt es nur auf Englisch.
Du musst den RE Equalizer FX selber starten, danach läuft er im Hintergrund (direkter Hintergrundstart ohne Öffnen der App in den Optionen aktivierbar) und ist mit einem Icon stets in der Statusleiste sichtbar. Dort gibt es auch Schnelleinstellungen.
Du musst den RE Equalizer FX selber starten, danach läuft er im Hintergrund (direkter Hintergrundstart ohne Öffnen der App in den Optionen aktivierbar) und ist mit einem Icon stets in der Statusleiste sichtbar. Dort gibt es auch Schnelleinstellungen.
Quelle: Screenshot / Martin Jud

Das bietet der RE Equalizer FX im Detail

Als ich den RE Equalizer FX zum ersten Mal startete, verstand ich bei der Hälfte aller Schaltflächen nicht, was sie tun. Lass dich davon nicht abschrecken, falls es dir auch so geht. Du kannst die App auch nutzen, ohne zu wissen, wofür RND, INV, AUT, DRW, LNK oder S-LNK gut sind. Lass die Knöpfe erstmal beiseite und konzentriere dich auf den Bereich, der den Equalizer zeigt. Er bedient sich gleich wie bei simpleren Apps.

Bevor du den RE Equalizer FX nutzt, solltest du sicherstellen, dass hauseigene Audio-Effekte deaktiviert sind. Etwa SoundAlive bei Samsung-Smartphones. Weiter solltest du die App von Anwendungen ausschliessen, die Akku- oder Speicheroptimierungen durchführen. Deaktiviere also in Android unter «Einstellungen > Apps > RE Equalizer» die Option «App-Aktivität bei Nichtnutzung stoppen». Danach kannst du loslegen.

Mit dem RE Equalizer FX bekommst du laut offiziellem App-Beschrieb:

  • Design und Workflow in Studioqualität
  • Angetrieben mit Shunt Audio Engine und Smart Interface Technologies
  • 10 ISO-Fader mit einem Band pro Oktave
  • Proportionale «Q»-Filter
  • 20 integrierte vorgefertigte Voreinstellungen mit 10 benutzerdefinierten Voreinstellungen (Anm.d.Red.: in der aktuellen Version sind es 19 vorgefertigte und 12 benutzerdefinierte)
  • Verstärkereffekt
  • Kompressoreffekt zum Anpassen des Audio-Dynamikbereichs
  • Balance-Effekt zum Anpassen der Lautstärke des linken/rechten Kanals
  • Grosse Auswahl an Bedienelementen für schnelle Feinabstimmung und Gestaltung des EQ
  • Skalierungsoptionen
  • Bands Stepping, Mixing, Morphing, Shifting mit multidirektionaler Automatisierungssteuerung
  • 7 Modi zum Zeichnen mehrerer Formen und Kurvenbildung
  • Eingebautes Threshold Gate zum Überschreiben des Clipping-Signals
  • Globaler Bypass / Real-Time-Schalter
  • Audioanalysator für Echtzeitüberwachung

Das Interface und seine sechs Bereiche

Sämtliche Funktionen aufzulisten und zu erklären, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Zumal sich in den Einstellungen noch mehr Optionen verstecken. Dennoch möchte ich einen Überblick zu den verschiedenen App-Bereichen geben. Willst du genauer wissen, wozu alles gut ist, nutzt du die etwas in die Jahre gekommene, aber umfangreiche offizielle Dokumentation.

Das Interface der App ist standardmässig nur im Querformat aktiviert. Falls du es auch im weniger übersichtlichen Hochformat nutzen möchtest, kannst du das in den Optionen aktivieren. Die Bedienung teilt sich abseits der Optionen in die folgenden sechs Bereiche:

Das Interface ist in sechs Bereiche unterteilt.
Das Interface ist in sechs Bereiche unterteilt.
Quelle: Screenshot / Martin Jud

Die wichtigsten Bereiche: Voreinstellungen, Equalizer, Soundeffekte

Im Preset-Bereich wählst du, welche Equalizer-Voreinstellung gerade aktiv sein soll. 19 der 31 Voreinstellungen sind nach App-Installation bereits vordefiniert. Du hast die Wahl aus Rock, Pop, RnB, Classic, Electro, Dance, Club, Acoustic, Drums, Vocals, Deep, Smooth, Presence, Enhance, Crunch, Fat, Highcut Filter, Roll Highs und Lowcut Filter. Du kannst sämtliche Voreinstellungen anpassen, umbenennen oder auch als Backup aus- oder einspielen. Ich habe für jedes Bluetooth-Abspielgerät eine eigene Voreinstellung angelegt.
Wenn du lange auf eine Voreinstellung drückst, erscheint dieses Menü, in dem du umbenennen und mehr kannst.
Wenn du lange auf eine Voreinstellung drückst, erscheint dieses Menü, in dem du umbenennen und mehr kannst.
Quelle: Screenshot / Martin Jud

Der Fader-Bereich ist quasi das Herzstück der App. Hier änderst du in Echtzeit die zehn Frequenzband-Schieberegler, die (wie immer bei Equalizern) von links nach rechts, von tief nach hoch (32 Hertz bis 16 Kilohertz), angeordnet sind. Willst du beispielsweise die Bässe verstärken, könntest du die ersten drei Regler (32, 64 und 130 Hertz) aufeinander abgestuft auf +6, +4 und +2 setzen. Ein Preamp-Gain-Schieberegler ist ganz links ebenfalls vorhanden. Mit dem veränderst du die Gesamtlautstärke.

Im Monitoring-Bereich zeigt dir ein Audio-Analyzer/Visualizer, was du gerade hörst. Standardmässig wird eine Wellenform-Visualisierung gezeigt, die in den Optionen auf die klassische grafische Balken-Visualisierung umgestellt werden kann. Bei Bedarf kannst du die Visualisierung auch ausschalten oder die Farben anpassen.

Drückst du in der App ganz oben aufs blaue FX, wechselst du vom Monitoring- zum FX-Bereich. Hier bekommst du einen zuschaltbaren Surround-Effekt und einen Deep Bass (Frequenzbereich in den Optionen einstellbar), der die Bässe extrem verstärken kann. Ausserdem kannst du die Balance zwischen linkem und rechtem Ohrhörer einstellen und vom Amplifier auf den Compressor wechseln.
Sobald du auf das blaue FX gedrückt hast, wechselt der Monitoring-Bereich ganz unten zum FX-Bereich.
Sobald du auf das blaue FX gedrückt hast, wechselt der Monitoring-Bereich ganz unten zum FX-Bereich.
Quelle: Screenshot / Martin Jud

Weitere Bereiche: Steuerungsoptionen und Informationen

Der Control/Morph-Bereich bietet Steuerungsoptionen wie einen Zufallsequalizer (RND), eine Funktion zum Invertieren der Bandeinstellungen (INV), Morphing-Elemente (Pfeiltasten) für die schrittweise Steuerung, eine Bypass-Option (BYP) zum temporären Deaktivieren des Equalizers und mehr. Ganz rechts gelangst du über die drei Punkte zu den App-Einstellungen. Ausserdem ist daneben ein FX: Berührst du es, erscheinen im 6. Bereich des Interfaces anstelle der Visualisation die Einstellungen für Soundeffekte.

Im Drag-Bereich gibt es einen Selbstautomatisierungsmodus (AUT), eine Wischgestenfunktion (DRAW), Verknüpfungsfunktionen für sämtliche oder bestimmte Fader (LNK, S-LNK), ein Chain-Modus für sanfte Übergänge (CHN) und mehr.

Der Status-Bereich zeigt Informationen zu den Equalizer-Komponenten. Etwa die Intensitätsstufe des Equalizers (Low, Medium, High oder Ultra), die in den Optionen angepasst werden kann. Aber auch der Aktivitätsstatus, die gerade gewählte Voreinstellung oder der aktuelle Output-Modus sind zu sehen.

Der RE Equalizer FX überzeugt mich nicht nur, wenn ich ihn mit guten Kopfhörern nutze – wie etwa den Sony Linkbuds S meiner Frau. Ebenso klingen meine eigenen, preiswerten und weniger bekannten Kopfhörer, die Edifier TWS1 Pro, damit nicht nur besser, sondern können es auch mit teureren aufnehmen. Ohne Equalizer haben die Edifier für meinen Geschmack zu viel Bass. Verbinde ich das Smartphone über Bluetooth mit meinem Retro-2.1-Bose-Setup, benötige ich hingegen etwas mehr Bass und stärkere Höhen.

Falls du einen gleichwertigen oder besseren Equalizer für Android kennst, der mit den meisten Geräten funktioniert, bin ich ganz Ohr.

Titelbild: Screenshot / Martin Jud

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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