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Hintergrund

Dolby Atmos und warum es die nächste Kino-Revolution ist

Luca Fontana
5.2.2018

Dolby Surround kennst du vielleicht. Aber was ist mit Dolby Atmos? Ein Erklärungsversuch, anhand des Beispiels einer der spannendsten und revolutionärsten Verfolgungsjagden der Kinogeschichte.

«Sie fliegen doch nicht etwa direkt in das Asteroidenfeld», fragt Leia Organa verzweifelt.

«Sie wären verrückt, wenn sie uns da rein folgen würden», entgegnet Han Solo, der furchtlose Schmuggler. In diesem Moment zweifelt er selber daran, ob er wirklich so furchtlos ist.

Die Verfolgungsjagd, die wegen ihren revolutionären Computer-Effekten und cleveren Dialogen in die Kinogeschichte eingehen wird, nimmt ihren Lauf...

Natürlich erzähle ich dir nichts Neues, wenn ich dir sage, dass ein brummender Bass und zwei bis fünf Boxen, die sich wie eine Klangkuppel um dich herum anordnen, Pflicht sind, um dich mitten im Wahnwitz einer Verfolgungsjagd durch ein Asteroidenfeld zu wähnen. Und ginge es nach mir, gehörte da auch noch so 3D-Effekt mit viel Popcorn und jede Menge Bock auf «piew, piew, piew!» dazu.

Aber da hat jeder so seine eigene Meinung.

Sound wie im Kino

Der Name verrät es schon: Dolby Surround sorgt dafür, dass du jeden Ton genau dort hörst, wo der Regisseur oder Tonmeister ihn dich glauben lassen will. Wie etwa der Wasserfall aus Apocalypto, der tosend über dich hinabstürzt und dich unwillkürlich nachschauen lässt, ob du nass geworden bist.

Wasserfall ab 0:27 Minuten.

Oder ein Laserstrahl, der dich nur knapp verfehlt und krachend in die Wohnwand hinter dir einschlägt: «piew, piew!»

Okay, jetzt werde ich albern. Aber du verstehst, was ich meine.

Seit 2012 findet eine kleine Revolution statt. Immer mehr Kinos rüsten auf, und zwar auf «Dolby Atmos». Auch diese Technologie läuft darauf hinaus, dass du dich soundtechnisch mitten im Geschehen fühlst, weil das Sound-Gewitter um dich herum stattfindet – all around you, sozusagen.

Mit Kopfhörer kommt's richtig surround-ig rüber.

Dolby Atmos geht aber einen Schritt weiter:

  • Der Anzahl Lautsprecher sind praktisch keine Grenzen gesetzt, ein «echter» Klangraum entsteht
  • Erstmals kommt der Ton auch von oben, was ein völlig neues Klangerlebnis ermöglicht
  • Der Ton besteht aus zwei Hauptelementen: Basisklänge und dynamische Audio-Objekte
  • Dynamische Audio-Objekte bewegen sich ganz präzise durch den Klangraum

Zu kryptisch? Okay, alles der Reihe nach.

Dolby und der digitale Standard Dolby Surround

… die Verfolgungsjagd geht weiter.

«Sie müssen das nicht tun, um mich zu beeindrucken», protestiert Leia.

C3PO, der goldige Droide, pflichtet ihr mit panischer Stimme bei: «Sir! Die Wahrscheinlichkeit, lebend durch ein Asteroidenfeld zu navigieren, beträgt 3720 zu eins!»

«Erzähl mir nie, wie meine Chancen stehen», unterbricht ihn Han.

Derweil zertrümmert ein herumirrender Felsbrocken einen TIE-Sternjäger, dessen bemitleidenswerter Pilot dem herannahenden Asteroiden nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte...

Dolby Surround 5.1, 7.1 und… hä?

Oben siehst du ein 5.1-System mit drei Lautsprechern vorne, zwei hinten und ein Subwoofer für den Bass. Ergänzt du zwei weitere Lautsprecher, kriegst du ein 7.1-System.

Der Ton ist kanalbezogen

Das ist natürlich erweiterbar.

Der TIE-Fighter fliegt von hinten über deine Schulter direkt nach vorne in sein Verderben.

Hurra, wir haben Raumklang!

Dolby Atmos: Drei Schritte zur nächsten Kino-Revolution

… der wuchtige Zusammenprall zweier gigantischer Asteroiden bedeutet beinahe das vorzeitige Ende des Falken. Han weiss, dass nur schieres Glück die Besatzung vor den sicheren Tod bewahrt hat. Trümmerteile schlagen mit bedrohlichen Geräuschen auf die äusseren Hüllen ein.

«Oh nein», schreit C3PO panisch.

«Sie wollten doch dabei sein, wenn ich mich mal irre» meint Han mürrisch zu Leia, die sich zuvor noch über seine arrogante Besserwisserei ärgerte, «jetzt ist es vielleicht soweit!»

«Ich nehm’ alles zurück», antwortet sie knapp.

Schritt 1: Der unbegrenzte Klangraum

Bei Dolby Surround geht’s darum, die richtige Tonmischung zu finden und auf einzelne Kanäle zu legen. Dolby Atmos ändert das Prinzip beinahe gänzlich.

Im Kino ist ein 7.1-Surround-System der Standard. Ich rekapituliere: 7.1 entspricht einer Tonmischung mit sieben Audio-Kanälen plus Bass. Solche Grenzen kennt Dolby Atmos nicht: Theoretisch könntest du sogar eine unbegrenzte Anzahl Tonspuren verwenden. Weil es im Kino nicht unbegrenzt viel Platz für Lautsprecher hat, ist die Mischung in der Regel auf 64 unterschiedliche Lautsprechersignale begrenzt.

Nun ja, ganz gewaltig untertrieben ausgedrückt: Immerhin.

So viele Lautsprecher ermöglichen es erst, eine Art Klangkuppel oder auch Klangraum um den Zuschauer herum aufzubauen.

Schritt 2: Der Ton von oben

Stell dir vor, wie das bedrohliche Knistern eines aktivierten Lichtschwerts über deinen Kopf hinwegfegt, oder Trümmerteile hartnäckig und nach deinem Leben trachtend die Aussenhülle des Raumschiffs beackern: Weil der Sound auch von oben kommt, wirst du nicht anders können, als nervös aufzublicken. Der ultimative Kick, ein völlig neues Klanggefühl – the sound of god, wie Dolby es im Marketing-Sprech gerne zum Ausdruck bringt.

Du siehst, die Anzahl an Lautsprechern ist nicht der einzige Grund, weshalb der Klangraum eines Atmos-Systems demjenigen eines Surround-Systems überlegen ist: Es ist vor allem die neue Dimension, welche den Ton von oben bringt. Gerade dann, wenn das Rascheln in den Geästen des Waldmondes Endor das halsbrecherische Hinabstürzen eines Liane schwingenden Ewoks ankündigt.

Ich höre den Ewok schon schreien: «Utiniii!!»

Schritt 3: Dynamische Audio-Objekte

Die Algorithmen der Dolby Atmos-Technologie errechnen übrigens in Echtzeit, welche Lautsprecher mit welcher Lautstärke aktiviert werden müssen, um das sich bewegende Objekt korrekt zu simulieren. Ganz schön ausgefuchst.

Dynamische Audio-Objekte im Klangraum

Zur gleichen Zeit, am anderen Ende der Galaxis, beginnt Luke Skywalker, Sohn des legendären Kriegers Anakin Skywalker, sein Jedi-Training. Auf dem rauen, unwirtlichen Sumpfplaneten Dagobah, wo er seinen X-Flügler unfreiwillig versenkt hat, unterweist ihn Yoda, der weise und mächtige Jedi-Meister vergangener Tage.

«Abenteuer. Grosse Erlebnisse, ha! Nach solchen Dingen verlangt es einen Jedi nicht», tadelt der Meister seinen Schüler.

Nichts an dessen schmächtiger Erscheinung deutet auf die immense Macht hin, die dem kleinen Wesen innewohnt. Yoda hebt seine Hand, und wie durch Geisterhand erhebt sich Lukes X-Flügler aus den Tiefen des Sumpfes...

So funktioniert Dolby Atmos

«Will he finish what he begins?» – Yoda

Zu den Hintergrundgeräuschen gesellen sich die dynamischen Audio-Objekte hinzu. Das sind jene Töne und Geräusche, die sich bewegen und nicht statisch an einem Ort verharren. Yodas Stimme, wenn er ausserhalb des Bildes zu Luke spricht, um sich anschliessend zu seinem Schüler zu gesellen, oder Lukes X-Flügler, der von Yoda über deinen Kopf hinweg aus dem schmutzigen Sumpfwasser gehoben wird, wären typische, dynamische Audio-Objekte.

Das ist schon ein bisschen cool.

«Grösse bedeutet nichts», sagt Yoda mit seiner weisen, tiefen Stimme, die so gar nicht zu seinem mickrigen Körperbau passen will. «Sieh mich an. Nach meiner Grösse beurteilst du mich, tust du das?»

Luke wendet seinen Blick beschämt ab, doch Yoda lässt nicht locker.

«Aber das solltest du nicht, denn die Macht ist mein Verbündeter, und ein mächtiger Verbündeter ist sie.»

Der grosse Vorteil gegenüber Dolby Surround

Ganz anders bei Atmos: Es wird nur eine einzige Abmischung benötigt – völlig egal ob fünf, sieben oder sogar 64 Lautsprecher im System vorhanden sind. Natürlich, je mehr Lautsprecher, desto besser, weil sich bewegende Objekte so präziser platzieren lassen. Aber der moderne Algorithmus errechnet selbstständig (und in Echtzeit), welcher Lautsprecher wann aktiviert werden muss.

Daran hat nicht nur der Tonmeister oder Sound-Fanatiker seine helle Freude, sondern auch du. Wieso? Ein Wort: Heimkino...

… und das wäre doch ein gutes Thema für ein nächstes Mal.

Das Ende der Verfolgungsjagd

Lichtjahre entfernt spitzt sich die Verfolgungsjagd im Asteroidenfeld zu. Ein letztes Mal fliegt Han Solo den rasenden Falken selbstmörderisch durch eine scheinbar viel zu kleine Felsspalte auf der Oberfläche eines Asteroiden.

«Das ist Selbstmord», beschwert sich C3PO.

Die TIE-Sternjäger, die den Frachter immer noch mit tödlichen Laserschüssen beharken, überschätzen ihre eigenen Manövrierfähigkeiten, und rammen sich gegenseitig in den Feuertod. Han ist seine Verfolger vorerst los.

«Das hier sieht nicht schlecht aus», meint er, und deutet auf eine unterirdische Höhle, «hier könnten wir uns verstecken.» Mit einem geschickten Manöver steuert der Schmuggler den Millenium Falken direkt hinein.

«Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun», murmelt Leia beunruhigt.

Han erwidert, mit mehr Sorge in der Stimme, als ihm lieb ist: «Ja, ich auch.»

Niemand ahnt auch nur im Geringsten, dass sie geradewegs in den Rachen eines gigantischen Weltraum-Wurms geflogen sind.

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Ich schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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