Drei Wochen Pizza, Pasta und Burger: Was die Sommerferien in meinem Körper angerichtet haben
Hintergrund

Drei Wochen Pizza, Pasta und Burger: Was die Sommerferien in meinem Körper angerichtet haben

Was genau passiert mit meinem Körper während der Sommerferien? Drei Wochen Strand statt Fitnesscenter – Fast Food und viele Desserts statt Kalorienzählen. Ich will es genau wissen. Spoiler: Eigentlich ist alles gar nicht so schlimm. Aber …

Ich neige zur Völlerei. Sie gehört neben Neid, Habgier, Wollust, Hochmut, Trägheit und Zorn zu den sieben Todsünden. Ich bin nicht religiös veranlagt, aber ich esse und trinke halt für mein Leben gerne. Eigentlich. Keine Ahnung, wieso das so ist, aber es ist so. Mit allen entsprechenden Folgen für die Gesundheit. Darum habe ich vor einigen Jahren damit begonnen, mich zu disziplinieren. Ich rauche nicht mehr, trinke nur in Massen Alkohol und achte sehr auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Dazu treibe ich regelmässig Sport. Das funktioniert tipptopp für mich. Ich habe nicht das Gefühl, auf irgendetwas zu verzichten und fühle mich wohl dabei.

Doch dann kommen die Ferien und mein Hang zum übermässigen Genuss meldet sich zurück. Speziell die längeren Sommerferien sind diesbezüglich jeweils eine kleine Herausforderung.

Davon könnte ich eigentlich nie genug bekommen.
Davon könnte ich eigentlich nie genug bekommen.

Die Ausgangslage

Sun, Fun and nothing to do oder dolce far niente in den Sommerferien. Dazu Pizza, Pasta, Burger und Co. und schon schlägt die Waage Alarm. Oder ist am Ende alles nur halb so wild? Ich will es diesen Sommer genau wissen und habe mich vor Urlaubsbeginn an der ETH in Zürich vermessen lassen.

Unter anderem auf dem Campus Irchel betreibt der Molekular- und Muskelbiologe Dr. Claudio Viecelli seine Forschung. Dort steht auch ein imposantes Gerät von General Electric: das Lunar iDXA. Dies steht für «Dual-energy X-ray Absorptiometry» und misst die Körperzusammensetzung mittels Röntgenstrahlung. Im Gegensatz zur gängigen Methode, der bioelektrischen Impedanzanalyse, bei der mittels Strom gemessen wird. Details dazu findest du hier.

30.06.2022: So geht Next Level Körperanalyse.
30.06.2022: So geht Next Level Körperanalyse.

Am 30. Juni habe ich mich unter den Scanner gelegt, dann ging es zuerst zwei Wochen auf eine Insel in der Nordsee und schliesslich hängte ich noch eine Woche Nichtstun zu Hause dran. Herrlich. Die Insel Langeoog ist autofrei, ich war während zwei Wochen ausschliesslich mit dem Mietvelo unterwegs. Sehr gemütlich, mit einem dieser Hollandräder. So kamen rund 100 Kilometer zusammen. Ausserdem habe ich insgesamt viermal ein bisschen Bodyweight-Training gemacht. Nicht viel, nur etwa 30 Minuten jedes Mal, mit Liegestütz und was dazu gehört. Denn ich neige nicht nur zur Völlerei, ich bin auch ein Zappelphilipp. Zwei Wochen am Strand zu liegen, ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Sun fun and a little bit to do oder dolce far poco.

Ich bin mehr so der Typ Strandsteher …
Ich bin mehr so der Typ Strandsteher …
… und geniesse die Aussicht.
… und geniesse die Aussicht.

In der Woche zu Hause schwang ich mich dann einmal auf mein Gravelbike und drehte eine kleine 20 Kilometerrunde, ausserdem ging ich einmal fürs Krafttraining in mein Gym. Zum Vergleich: Wenn es mein Arbeitsalltag und mein Energielevel zulassen, bin ich innert acht Tagen viermal im Krafttraining und zweimal mit dem Bike unterwegs. Hinzu kommt noch der eine oder andere ausgedehnte Hundespaziergang. Erwähnte ich bereits, dass ich mich gerne bewege?

Und was habe ich gegessen?

Neben meiner üblichen Diät aus reichlich Protein und Gemüse oder Salat sowie Kohlenhydraten zum Frühstück oder Mittagessen habe ich in den Ferien auch viel davon gegessen – vor allem abends:

Kirschkuchen.
Kirschkuchen.
Waffeln.
Waffeln.

Und auch viel hiervon:

Currywurst und Bier.
Currywurst und Bier.
Döner und Dürum.
Döner und Dürum.

Hinzu kamen Pizza, Pasta, Glacé, Rotwein und der eine oder andere Grappa zum Espresso.

Und was ist passiert?

Am 28. Juli lag ich wieder bei Claudio auf dem Schragen. Die gleiche Prozedur wie rund einen Monat zuvor, 9 Uhr morgens auf nüchternen Magen.

28.07.2022: andere Unterhose, selbe Prozedur.
28.07.2022: andere Unterhose, selbe Prozedur.

Bei einem solchen DXA-Scan kommen viele Zahlen zustande: unter anderem Gewicht, Fettmasse und die magere Muskelmasse. Das Ganze aufgeteilt auf den linken und den rechten Arm, die Beine und den Torso. Insgesamt habe ich zwischen den beiden Messungen knapp 1,2 Kilo zugenommen. Davon entfallen, für mich erstaunlich, 537 Gramm auf Muskelmasse und 614 Gramm auf Fett. Ich hätte nicht gedacht, dass das bisschen Liegestütz so viel Muskelmasse generiert. Trotzdem nehme ich die natürlich gerne mit.

Während drei Wochen ein wenig über die Stränge geschlagen und dabei ein bisschen mehr als ein halbes Kilo Fett auf die Rippen gepackt. Das sieht auf den ersten Blick gar nicht so schlimm aus. Ist es auch nicht. Auf den Zweiten sieht es aber so aus:

Wenn aus 600 Gramm acht Kilos werden

Ein Gramm Körperfett entspricht etwa 7,8 Kilokalorien x 614 = 4789,2 Kcal : 28 Tage. Das ergibt rund 170 Kcal pro Tag, die ich zwischen den Messungen mehr konsumiert als verbrannt habe. Zum Vergleich: Das sind etwa 4 Deziliter Bier pro Tag oder knapp ein halbes Croissant.

Wenn ich mein Ess- und Bewegungsverhalten der Ferien auf ein ganzes Jahr hochrechne, werden aus den 614 Gramm innert 365 Tagen plötzlich 8 Kilo Fett. In zwei Jahren sind es dann 16 Kilo und so weiter. Die 614 Gramm habe ich in ein paar Wochen wieder runter. Bei den Kilos dauert es dann schon wesentlich länger und ist bedeutend mühsamer.

Mein Fazit für mich mit Mitte 50 fällt entsprechend klar aus: Einmal im Jahr während ein paar Wochen ein bisschen über die Stränge zu schlagen, ist okay. Den Rest des Jahres bleibe ich bei der Disziplin.

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Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.


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