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Meinung

Ein Designpreis für jeden Scheiss?

Wenn ich zwischen «total praktisch» und «geht so, sieht aber besser aus» wählen muss, ist der Fall klar. Her mit dem schöneren Ding! Entsprechend schiele ich auf Design-Awards und stelle fest: Inzwischen hat fast alles (s)einen Preis.

Was ist besser als ein Designerstück? Ein ausgezeichnetes Designerstück. Wenn jede 08/15-Untertasse mit dem hochtrabenden Designer-Zusatz geadelt wird (irgendjemand hat sie ja entworfen), ist es gut, sich mit einem offiziellen Award von der Masse abheben zu können. So ein Winner-Hinweis wertet jede Verpackung auf.

Obwohl: doch. Was ist so eine Auszeichnung noch wert, wenn sie sich auf jedem zweiten Produkt befindet? Wenn Reiseadapter, Feuerlöscher und WC-Bürsten serienweise geadelt werden, entsteht bei mir das Gefühl: Für jeden Scheiss gibt’s einen Preis. Oder gleich mehrere.

Ich durchsuche unser Sortiment und finde unter anderem einen Sicherheitsschuh der Marke Uvex, der drei Jahre lang fast so viele Titel wie Roger Federer eingesammelt hat: Focus Open 2013 Silver, Reddot Design Award Winner 2013, Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2014, German Design Award Winner 2015.

Dazu Luftbefeuchter, Luftreiniger, Luftnummern ohne Ende. Für die Dinger gilt offensichtlich: Je grösser der Klotz in der Wohnung, desto wichtiger ist ein Award. Damit kannst du dich dann trösten, wenn das Gerät in der Ecke steht und doch irgendwie stört.

Beispiele gefällig? Alles ausgezeichnet!

Wieso, weshalb, warum all diese Produkte Preisträger sind? Keine Ahnung. Steht selten dabei. Wer braucht schon Begründungen, wenn er mit einem Award werben kann. Beim Venta Luftwäscher LP60 heisst es in der Herstellerbeschreibung schlicht:

«Und sein Design? Hat einen Preis verdient: Das Gerätedesign des LP60 wurde mit dem reddot award 2017 ausgezeichnet.»

Der Preis als Selbstzweck. Ich habe das lange nicht hinterfragt, sondern auf all die schönen Logos geblickt und anerkennend genickt. Bei mir hat die Masche also funktioniert. Nicht, dass in meiner Wohnung zehn Luftbefeuchter rumstehen würden. Da konnte ich mich bislang gut beherrschen. Aber bei dem einen oder anderen Produkt habe ich dank seines Awards schon genauer hingeguckt.

Preis? Verdächtig!

Stutzig wurde ich, als ich kurz nacheinander zwei «ausgezeichnete» Produkte in die Finger bekam, die sich ebenfalls mit dem Red Dot Design Award schmücken dürfen. Der Preis wird jährlich in den Bereichen Produktdesign, Kommunikationsdesign und Designkonzepte vergeben und breitet sich aus wie die Masern.

Natürlich sollen auch neue Ansätze und innovative Lösungen prämiert werden, beim Produktdesign geht es schliesslich nicht nur um die Äusserlichkeiten. Einverstanden. Trotzdem macht mich der rote Punkt etwas ratlos, denn eine Begründung dazu finde weder auf der Verpackung noch im Netz. Und nüchtern betrachtet sind es Socken, die aussehen, als wäre man damit durch feuchten Teer gelaufen.

Design oder nicht Design, das ist hier die Frage

«Die Sockenschuhe Skinners zeichnen sich durch einen hohen Tragekomfort aus und eignen sich dank ihres widerstandsfähigen Materials für Indoor- wie Outdoor-Sportarten.»

Trägt sich gut, drinnen wie draussen. Interessant. Und was macht die Tratac Active Roll so besonders? Als Antwort erhalte ich zwar nicht die Laudatio zur Wunderrolle, sondern zum ebenfalls prämierten Active Ball desselben Herstellers. Bei all den Awards kann man schon mal was verwechseln. Aber das ist bei der Begründung auch egal.

«Auf hohe Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit hin konzipiert, besticht auch die Silikonschicht des Active Ball in funktionaler wie haptischer Hinsicht.»

Alles nur gekauft?

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.


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