Ein paar Worte zum Thema 3D-Modellieren
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Ein paar Worte zum Thema 3D-Modellieren

Ich bin ein einfaches Mädchen das die einfachen Dinge im Leben geniesst. Tee trinken zu einem guten Buch, lange Spaziergänge am Strand und 3D-Modellieren bei Mondlicht sind die Aktivitäten, die mein kleines Herz weiterschlagen lassen. Von letzterem hatte ich bereits mehr, als ich zuzugeben wage. Beim 3D-Modellieren gibt es eines, das du wissen musst: Es braucht eine Menge Zeit.

Durch die zunehmende Popularität von 3D Druckern und ihren sinkenden Preisen wagen immer mehr Leute den Schritt in die Welt des 3D-Modellieren. Es gibt eine Menge Objekte, die fertig heruntergeladen werden können und bereit zum Druck sind. Was aber, wenn du etwas findest, das fast genau das ist, was du brauchst, aber nicht ganz? Dann wird aus dem Bedürfnis, 3D Objekte editieren zu können, schnell die Fähigkeit, sie von Grund auf neu zu kreieren.

Ich würde mich gerne um Tipps erkunden bezgl. Software für die Modellierung (auf Mac). Dazu braucht es soweit ich verstehe noch einen Slicer. Ideen? Vielen Dank! – Slimsheidy

In einem meiner früheren Artikel fragte User Slimsheidy nach einer 3D-Modellier-Software für Apples MacOS. Als Mac-Genosse kann ich meine Erfahrungen teilen, die ich mit einigen beliebten Programmen gemacht habe, sowie einige andere Optionen erläutern, die ich noch nicht ausprobiert habe. Keine Sorge, 3D-Modellieren nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, ist aber nicht wirklich schwierig. Also, los geht’s.

Die Programme

Während meines Bachelorstudiums wurde mir eine breite Palette von Programmen beigebracht. Es ist beeindruckend wie – abhängig von deinem Ziel – das Benützen eines bestimmten Programmes alles verändern kann. In Punkto 3D-Modellieren wurde ich vor ausgebildet in McNeel Rhinoceros 3D, Autodesk AutoCAD und Autodesk Maya.

Ich habe AutoCAD in meinem ersten Semester gelernt und habe es gehasst. Die Werkzeuge sind nicht intuitiv und es ist ein sehr umständliches Programm. Von seinen 3D-Fähigkeiten will ich gar nicht erst anfangen. Ein paar Semester später habe ich ein Plugin für Adobe Illustrator gefunden, das die Hauptfeatures imitiert, die du in einem CAD Programm erwarten würdest, nur ohne die mühsame Benutzeroberfläche: CADtools. Fast zehn Jahre später brauche ich es immer noch.

Im zweiten Semester habe ich meine erste Liebe kennengelernt: Rhino 3D. Die Faszination der ersten Lektion ist immer noch spürbar. Das siebzehnjährige ich an einer Universität in Ecuador hatte den Eindruck, 3D sei etwas Kompliziertes, und da hatte ich plötzlich mit einem Klick einen Würfel, dann eine Kugel. Ein paar weitere Klicks, Befehle und Stunden später, einen Radio-Prototypen. Alles war möglich! Basierend auf dieser Klasse habe ich festgestellt, dass es zwei Arten von Leuten gibt:

  1. Diejenigen mit einem guten räumlichen Vorstellungsvermögen
  2. Diejenigen, denen es nicht erlaubt sein sollte, auch nur in die Nähe eines 3D Programmes zu kommen

Offenbar gehöre ich zu den Ersteren, ich war von Anfang an ein Naturtalent. Zumindest denke ich das gerne.

Ein hingesudeltes zehn-Minuten Rhino Modell das ich für einen Klassenkollegen in 2008 gemacht habe, ihr Tim Burton-inspirierter Stuhl

Während meines Austauschjahrs in Chile hat ein Lehrer versucht, mir Autodesk Inventor näherzubringen. Ha! Ich habe es zuerst einige Stunden angestarrt, dann geschlossen und von meinem Computer und aus meinem Gedächtnis gelöscht. Da wurde mir bewusst, dass ich nicht die Spur eines Ingenieurs in mir hatte. Wenn du einer bist, hast du meinen Respekt redlich verdient. Echt, du bist der übelst harte Hund. Deine Nerven müssen der Stoff sein, aus dem Legenden gemacht sind, und ich bin mir sicher, dass dich nichts mehr schockieren kann.

Ein Semester vor meinem Bachelor-Abschluss habe ich Maya 3D kennengelernt. Wenn du davon gehört hast, weisst du, dass es der branchenführende Standard für 3D-Animation ist. Es kommt deshalb mit einer gefühlten Million Werkzeugen daher, die der durchschnittliche Benutzer wie ich niemals benutzen wird, was die Benutzeroberfläche zu einem Durcheinander von Knöpfen und Optionen macht. Klicke hier, ein Menü poppt auf, Rechtsklick, ein anderes Menü erscheint, jetzt mach das selbe während du Shift gedrückt hältst, oder Ctrl, vielleicht mal Alt, jetzt die Leertaste. Jedes mal wird dir ein anderes Menü präsentiert das eine Lebenszeit in Anspruch nimmt, um verstanden zu werden. Ich pflege eine Hassliebe mit Maya. Trotzdem ist es eine Freude, mit Polygonen statt Splines zu arbeiten, wenn ich irgendeine organische Form kreiere.

Obwohl ich Rhino 3D auf Windows lernte, hatte ich zu Hause einen Mac. Damals gab es nur eine sehr grundlegende Version für Mac (Die war auch noch gratis. Juhu!) mit einem schrecklichen Render Motor (Mist!). Deshalb habe ich mich für Renders auf Maya mit Vray beschränkt, einem Rendering-Plugin das all meinen Projekten zu einer sofortigen 10 (die höchste Note) verholfen hat.

Mein zweites Projekt für die Maya-Lektion. “Du kannst mich mal an meinem blanken Metallarsch lecken"

Vor einer Weile habe ich mich für eine Stelle beworben, die 3D Modellier-Skills verlangte. Ich kriegte den Job, nachdem ich innerhalb von zwei Stunden ein Modell eines Magazinständers für eine Marketingkampagne entworfen hatte.

Maxon Cinema 4D Broadcast R18 ESD MLS (1 x, Unbegrenzt)
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Maxon Cinema 4D Studio R18 ESD MLS (1 x, Unbegrenzt)

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Es gab aber einen Haken, ihr 3D Programm war Cinema 4D, und niemand dort wusste wirklich, wie es funktioniert. Ich habe davon im College gehört, als ein paar Mitstudenten, die gerade an meine Universität gewechselt hatten, mir ihre wunderschönen Renders gezeigt haben. Dann habe ich das Programm nochmals während dem Animations-Unterricht für mein Masterstudium getroffen. Eine Mitstudentin hat gelernt, eine abstrakte Animation zu machen, die erstaunlich schön und doch so simpel war. Und nun musste ich das für meine Firma lernen.

Wie mit jedem Programm gibt es eine Lernkurve. Aber aus irgendeinem Grund haben 3D Programme die steilste von allen. Da ich bereits mit den Werkzeugen von anderen Programmen vertraut war, ging es nur noch darum, sie hier zu finden. Gleich wie das benützen von Gimp, wenn man Photoshop gewohnt ist, oder Inkscape anstelle von Illustrator. Es ist ungewohnt, es braucht Zeit. Gewohnte Tastenkombinationen um dein Leben zu erleichtern funktionieren nicht. Aber nach zwei Tagen - einer zum Angewöhnen an die Benutzeroberfläche und einigem modellieren, der zweite fürs Anwenden der Materialien und Animieren - machte ich das:

Noch ein Marketing-Material Modell

Seitdem ist Cinema 4D meine erste Wahl.

Es gibt eine Menge anderer Optionen da draussen. Am Ende kommts auf die persönliche Vorliebe an. Wenn dein Ziel ist, deine Modelle zu drucken, gibts dank User gillespinault von Thingiverse diese sehr nützliche Tabelle, welche die populärsten Optionen aufzeigt. Wie man sehen kann, fallen diejenigen, die ich bis jetzt benutzt habe, hauptsächlich in die Kategorie «Organische Formen». Aber solange du nicht industrielle Präzision benötigst, ist jedes Programm OK.

Splines, Polygone und alles andere

In 3D-Programmen hast du zwei Optionen, um dein Modell zu machen. Splines und Polygone. Wie mit allem im Leben haben beide ihre Vor- und Nachteile. Ich werde versuchen, sie am Beispiel von Rhino und Maya zu erklären. Ich will auf keinen Fall behaupten, ein Experte zu sein. Die folgenden Informationen stammen aus meiner Erfahrung, wenn ich also bei etwas falsch liege, lasst es mich bitte wissen.

Obwohl man in den meisten Programmen mit beiden Arten von Objekten arbeiten kann, setzt Rhinoceros 3D hauptsächlich auf das mathematische Modell mit dem Namen NURBS (Non-uniform rational B-spline). Splines – so werden Kurven in Computergrafik genannt – bestehen aus hochpräzisen Vektoren in einem dreidimensionalen Raum. Alles Splines zusammen formen das Objekt.

So sieht eine einfache Extrusion aus, die aus Splines besteht.

Dann gibt es Maya. Hier nimmst du einen Würfel, eine Sphäre oder jede andere grundlegende Geometrie, die aus ein paar geschlossenen 2D Formen mit geraden Linien besteht, gewöhnlich bekannt als Polygone. Um sie zu formen, bewegt man die Kanten, Punkte und Flächen, bis man sein Modell erhält. Es ist wie mit einem digitalen Stück Ton zu spielen (um ein Erlebnis noch näher an Ton zu erhalten, empfehle ich, ZBrush zu benützen). Es ist also, wie vorhin erwähnt, super für organische Formen, beispielsweise Character Design. Deshalb ist es so populär in der Videospiel- und Filmindustrie.

So sieht die selbe Extrusion aus, wenns sie aus Polygonen besteht.

Die grundlegenden Parameter eines NURBS-Objektes zu editieren ist sehr einfach im Vergleich zu Polygonen. Es wird auch weniger Rechenleistung dafür benötigt. Eine spline-basierte Geometrie kann jederzeit in Polygone umgewandelt werden, aber nicht umgekehrt.

Es ist auch möglich, Splines und Polygone zu kombinieren, um das beste beider Welten zu erhalten. In einer komplexen Situation würde ich beispielsweise die grundlegenden Formen meines Modells in Illustrator kreieren (mal ehrlich, 2D Splines zu machen ist in jedem 3D Programm mühsam). Die Vektoren importiere ich in Rhino und rotiere, extrudiere, verbinde, drehe sie oder was auch immer. Will ich eine Form erstellen, die ein schönes, organisches Finish benötigt, mache ich ein Polygon-Objekt und bringe es in Maya für den letzten Schliff an der Geometrie. Füge Materialien und Lichter und du bist bereit um zu rendern.

Das war so, bis ich Cinema 4D kennengelernt habe. Hier ist das Ding: In Maya mit Splines zu arbeiten ist ein Albtraum. In Rhino Polygone zu editieren ist eine Qual. Cinema 4D aber macht alles wunderbar, auch wenn ich simple Formen immer noch in Illustrator mache. Wegen der Präzision halte ich mich für Modelle, die sehr exakte Abmessungen aber kaum bis keine ästhetischen Ansprüche verlangen, an Rhino. Für organische Formen verwende ich nun Cinema anstelle von Maya. Ich brauche aber persönlich nicht all seine verschiedenen Werkzeuge.

Noch etwas, das ich an Cinema 4D liebe, ist wie man seine Änderungen wie eine Photoshop-Maske anwenden kann. Das ist ein wunderbares Feature, das mir erlaubt, einige Änderungen zu widerrufen, ohne in die Unendlichkeit zu ctrl/cmd+Z-en.

Es in die Welt bringen

Ich wurde nie richtig darin ausgebildet, ein Modell zum Druck vorzubereiten. Während meinem Bachelorstudium war diese Technologie noch sehr limitiert und unglaublich teuer. Ich hatte Glück, dass die Schule in meinem Austauschjahr einen 3D Drucker hatte. Als ich einen Prototyp für meinen allerersten Druck machte, war der einzige HInweis, zu prüfen, ob all meine Flächennormale nach aussen gerichtet sind.

  • Hintergrund

    Peppe deine Beziehung auf mit einem selbstgebauten 3D-Drucker

    von Mariana Hurtado

Nun da ich meinen eigenen, selbstgebauten 3D Drucker besitze, habe ich mindestens einmal pro Woche seit November etwas modelliert und gedruckt. Ich habe dabei das eine oder andere gelernt. Ich merke aber gerade, dass dieser Text bereits zu lang ist. Bleib also dran für die detaillierte Erklärung, was zum Teufel eine Flächennormale ist. Und auch wie man alles modelliert und vorbereitet, um einen massgeschneiderten iPhone Autohalter zu machen.

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Mariana Hurtado
Grafik-Designerin

Grafik-Designerin, Pokémon-Trainerin, tech-savvy und keine Schriftstellerin. Seit 2014 bin ich in der Schweiz. Ich führe einen steten Kampf gegen schlechtes Design.


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