
Eine tolle Mischung aus Aufregung und Ruhe: Möbel mit irisierenden Oberflächen
Gut inszenierte Möbel und Lampen in Regenbogenfarben sind wie eine Dopaminspritze und perfekt, um ein abwechslungsreiches Zuhause zu gestalten. Vielleicht kommen sie jetzt deshalb ganz gross raus.
Lampen und Möbel mit irisierenden Oberflächen sprangen mir an der Mailänder Designwoche 2023 nicht überall ins Auge. Aber sie sind mir an Ausstellungen wie dem «Clay Court Club» oder der Nilufar Gallery begegnet, die von tonangebenden Design-Grössen kuratiert wurden und im Kopf geblieben, weil sie mit ihren Eigenschaften brillierten.
Das Wort «irisierend» beschreibt bunt schillernde Oberflächen. Also zum Beispiel Möbel, die mit einem regenbogenfarbenen Finish versehen wurden. Dieses kann aus unterschiedlichen Materialien hergestellt werden, darunter Glas, Metall, Kunststoff oder sogar Harz. Es hat ähnliche Eigenschaften wie ein Spiegel und kann je nach Verarbeitung kräftig strahlen oder matt sein.
Im Möbeldesign ist der Hype um irisierende Überzüge schon oft wie eine Kaugummiblase aufgegangen und gleich wieder geplatzt. Dabei verleiht der Dekotrend allem mehr Farbe und bleibt dabei zurückhaltend, weshalb er sich einfach in unsere Wohnwelt integrieren lässt. Das beste Beispiel dafür ist der Kleiderschrank «Jacket in the Rainbow» von der japanischen Marke Time & Style, den ich in Mailand gesehen habe. Er hat dem dezent eingerichteten Raum einen Farbtupfer verliehen. Und das Material hat einen schönen Kontrast zur schlichten Form des Holzrahmens dargestellt.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Auch der Tisch «Ace» von Architektin und Designerin Cristina Celestino war wie ein Highlighter, der dem etwas eintönigen Raum einen Glanz verliehen hat. Gegenüber all den Cappuccinotönen vermittelte er eine positive, leuchtende Stimmung.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Zur Mailänder Designwoche haben auch Draga & Aurel aus Como, Italien, in der Galerie Nilufar eine Lampenkollektion namens «Bon Bon» mit lebhaften Farben und reflektierenden Oberflächen präsentiert. Dass diese an die Werke des amerikanischen Künstlers Jeff Koons erinnern, kommt nicht von ungefähr. Für die Kollektion hat sich das Duo von den 1970er-Jahren sowie den optischen Täuschungen der Op-Art inspirieren lassen. Sie wollten erreichen, dass der Raum unbeschwert aussieht.

Quelle: Pia Seidel

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Vor- und Nachteile der Glanzstücke
Gut dosiert, passen bunte Bon-Bon-Lampen und andere glänzende Möbel zu vielen modernen Wohnstilen. Sie sind aber auch wie gemacht für einen Stilbruch und können einen konservativ eingerichteten Raum im Nu auflockern. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich irisierende Oberflächen in die meisten Farbkonzepte einfügen, weil sie dank ihrer Regenbogenpalette sicher mindestens einen Farbton wieder aufgreifen.
Das Beste aber an ihnen ist, dass ihre leuchtende Oberfläche sich laufend zu verändern scheint. Je nach Blickwinkel wechselt die Farbe und es spiegelt sich etwas anders darin wider. Dieses fast flüssige Erscheinungsbild und die einzigartige Lichtreflexion sind abwechslungsreich. Deshalb sind die glänzenden Möbel wie gemacht dafür, einen Akzent im Raum zu setzen. Bereits ein Teil im Raum genügt, damit dieser im Gedächtnis bleibt.

Quelle: Pia Seidel
Irisierende Oberflächen verhalten sich ähnlich wie Spiegel: Wenn mal was daneben geht, perlen Flüssigkeiten ab, aber Fussel und Fingerabdrücke scheinen sie magisch anzuziehen. Sei dir daher bewusst, dass du diese Möbel öfter mal putzen musst als andere und bei der Wahl des Putzmittels sorgsam sein musst, damit es keine Rückstände hinterlässt. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass sich Kratzer nur schwer ausbessern und lackieren lassen. Wem der ein oder andere Makel nichts ausmacht, dem steht bezüglich dieses Mikrotrends jedoch nichts im Weg.
Titelfoto: Pia SeidelWie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.