Formuler Prime Z: Die ultimative TV-Streaming-Box oder doch nur heisse Luft?
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Formuler Prime Z: Die ultimative TV-Streaming-Box oder doch nur heisse Luft?

Eine Android-Streaming-Box, die 4K beherrscht, IPTV unterstützt, Kodi vorinstalliert hat und auch zum Zocken geeignet ist? Für nur 100 Franken? Die Eierlegende Wollmilchsau oder garantierter Flop?

Anspruchsvolle Genossen geben sich nicht mit normalem Kabel- oder Satellitenfernsehen zufrieden. Um die Glotze mit Unterhaltung zu füllen, gibt es zum Glück mehr als genug Möglichkeiten. Wer das Ganze gerne selbst in die Hand nimmt, setzt auf einen Media Server oder IPTV. Eine Möglichkeit dafür ist Formuler Z Prime. Eine Android basierende Streaming-Box, die 4K-Auflösung beherrscht, IPTV unterstützt und noch allerhand mehr verspricht.

Grosszügige Ausstattung

Optisch gibt das Teil nicht viel her. Der günstige Preis macht sich gleich beim ersten Anfassen bemerkbar. Sieht nach billigem Plastik aus und fühlt sich auch so an. Aber so eine Box muss auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, da sie sich meist gut irgendwo diskret unterbringen lässt. Auf dem Papier macht das Z Prime eine etwas bessere Falle: 4K bei 30fps, 8GB Speicher, microSD-Slot, WLAN und Ethernet, USB 3.0, Infrarotsensor. Dazu ein (veraltetes) Android-Betriebssystem (Kitkat 4.4.2) mit eigener Oberfläche, vorinstalliertes Kodi und die Unterstützung von IPTV. Sogar 3D-Spiele kannst du darauf zocken. Uiuiui. Dazu gibt es eine mehr oder weniger typische Fernbedienung.

Das Z Prime kannst du über einen HDMI-1.4-Anschluss mit deinem TV verbinden. Anschliessend das Netzteil einstöpseln und schon läuft das Teil. Mit dem Internet verbindest du dich entweder per WLAN oder LAN. Ich hab letztere Lösung gewählt. Maximal 100Mbit jagst du damit durch die Leitung. Nach einem kurzen Firmware-Update begrüsst dich ein minimalistischer Homescreen mit sechs Apps wie Kodi und Youtube. Auch der Google Play Store ist vorhanden. Dann gibt es noch den Formuler eigenen App-Store sowie eine App um IPTV-Dienste einzurichten.

Für mehr als sechs Apps musst du einen zweiten Homescreen erstellen.

Play Store mit dem Mauszeiger navigieren

Als erstes logge ich mich bei Google Play ein und fühle mich gleich um Jahre zurückversetzt, als ich auf der veralteten Android-Tastatur mein Passwort eintippe. Eigentlich wollte ich hier ein paar Streaming-Apps installieren, aber mit den Pfeiltasten der Fernbedienung lässt es sich nur eingeschränkt navigieren. Stattdessen musst du mit der Fernbedienung einen Mauszeiger aktivieren. Diesen steuerst du anschliessend wieder über die Pfeiltasten. Spricht nicht wirklich für die offizielle Unterstützung des Google Play Stores auf diesem Gerät. Netflix, HBO Now und Co. lassen sich dennoch problemlos installieren. Kodi habe ich dagegen nicht entdeckt. Die App ist zwar bereits vorinstalliert, allerdings nicht in der neusten Version. Aber was solls.

Werfe ich halt mal einen Blick auf den Formuler Store. Das Angebot ist überschaubar. Und das meine ich wörtlich. Spiele gibt es gerade mal vier Stück. Ausserdem eine Hand voll Apps wie Netflix, Plex und YouTube sowie diverse IPTV-Apps für einige Fernsehsender, die auch über Internet gestreamt werden können. Ausser von Sky Go habe ich aber noch von keinem gehört.

Mit dem Mauszeiger durch den Play Store. Nicht unbedingt ideal.

Ich versuch mein Glück mit Kodi und verbinde es mit meinem NAS, wo meine Filme und Serien gespeichert sind. Die Synchronisation funktioniert auf Anhieb – bis sie wenige Sekunden später wieder stoppt. Keine Kommunikation mit dem Server möglich, heisst es. Der Direktzugriff auf meine Bibliothek ist dennoch möglich, halt ohne Vorschaubilder und Infos zu den Inhalten. Filme spielen schnurstracks ab. Auch 12GB grosse Full-HD-Filme lassen sich ohne Unterbrüche vor- und zurückspulen. Lediglich 5.1 Surround Sound wird offenbar nicht unterstützt. Für mich ein No Go, aber vielen reicht Stereo. Den einzigen 4K-Film, den ich auf der Platte hatte, konnte ich übrigens nicht abspielen. Stattdessen wurde ich jedesmal ins Startmenü zurückgeworfen mit dem Hinweis, dass die IPTV-App gerade nach Updates suche. Toll.

Dank integriertem Miracast kannst du Inhalte von einem kompatiblen Gerät auch direkt an das Prime Z senden.

Nicht fürs Spielen geeignet

Da das Formuler Z mit 3D-Spielen wirbt, ich aber keine Lust habe, auch nur einen dieser vier gammligen Titel anrühren, installier ich mir aus dem Google Play Store die App Moonlight Game Streaming. Sie ermöglicht Streaming von Games über den heimischen PC. Vorausgesetzt, er besitzt eine aktuelle Geforce-Grafikkarte und Geforce Experience ist installiert. Leider ist die Performance derart schlecht, dass Games bereits bei 1080p ruckeln und laggen. Aus Jux schraube ich die Auflösung dennoch auf 4K/30fps hoch. Aber damit werden selbst alte Adventure-Games zur Tortur.

Formuler Prime Z neben dem Nvidia Shield und dem Steam Link.

Netflix und Co. funktionieren dagegen tadellos. Das ist aber auch das Mindeste. Einer der Hauptanreize des Z Prime ist aber die Unterstützung für IPTVs. Entweder du lädst dir dazu eine der verfügbaren Apps aus dem Formuler Store runter oder du verbindest dich manuell über die App MYTV Online mit dem gewünschten Dienst. Da Swisscom TV und dergleichen aber eigene Set-Top-Boxen verwenden, kannst du (zumindest legal) nicht einfach derartige Dienste einbinden. Es gibt allerdings diverse Seiten, die IPTV-Zugangsdaten anbieten. Wer solche Dienste in Anspruch nimmt, findet im Prime Z ein geeignetes Gerät.

Das Prime Z ist mit Abstand am dicksten.

Fazit: Halbgare Lösung mit eingeschränktem Nutzen

Mit dem Formuler Prime Z kriegst du, was du bezahlst. Ein Gerät mit vier Jahre altem Android, umständlich nutzbaren Google Play Store und ohne 5.1-Surround-Sound-Unterstützung. Dafür bietet das Gerät zahlreiche Anschlüsse wie Infrarot und Speichererweiterungsmöglichkeiten. Der Hauptnutzen liegt aber wohl in Kombination mit IPTV. Dafür reicht das Gerät sicherlich aus. Darüber hinaus bringt es aber abgesehen vom Preis keinerlei Vorteile gegenüber einem Nvidia Shield oder Apple TV.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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