Fotodrucker von Canon und HP: Endlich brauchbar?
Produkttest

Fotodrucker von Canon und HP: Endlich brauchbar?

Livia Gamper
31.3.2020

Handyfotos schnell und kabellos drucken mit Geräten, die nur den Bruchteil des üblichen Platzbedarfs einnehmen: Das versprechen mobile Fotodrucker. Ich habe zwei neue Modelle von Canon und HP getestet.

Mobile Fotodrucker haben den Ruf, nichts zu können. Die Qualität ist oft mies, das Fotopapier überteuert, und die Handhabung nervig. So landen die Geräte bald in der nächsten Ecke und gammeln dort als Geldverschwendung und Elektroschrott vor sich hin. Ich schaue, ob der Canon Selphy Square QX10 und HP Sprocket Select Photo besser sind.

Die Testgeräte: Canon Selphy Square QX10 und HP Sprocket Select

Preislich sind die beiden Testgeräte ähnlich. Bei der technischen Ausstattung liegen sie hingegen weit auseinander: Der Drucker von Canon wird mit dem Wlan deines Handys verbunden, der von HP mit Bluetooth. Der Drucker von Canon ist etwa doppelt so dick und schwer wie jener von HP.

Canon Selphy Square QX10 (Thermodirekt, Farbe)
Drucker
–16%
124,84 EUR statt 148,42 EUR

Canon Selphy Square QX10

Thermodirekt, Farbe

HP Sprocket Select (Thermodirekt, Farbe)
Drucker
179,– EUR

HP Sprocket Select

Thermodirekt, Farbe

Auch die Drucktechnologien der beiden Geräte sind unterschiedlich. Bei Canon wird das Bild mit Thermosublimationsdruck aufs Papier gebracht. Das heisst, die trockene Farbe – in der Regel sind es drei Farben – wird mit dem Thermodruckkopf auf die Trägerfolie gedruckt. Die Technologie braucht Druckerpatronen, im Gegensatz zu anderen Thermodruckformen.
Durch die Hitze des Druckers wird die Farbe in einen gasförmigen Zustand gebracht, und so aufs Papier gebracht. Im Gegensatz zu anderen Drucktechnologien werden die drei Farben nicht gleichzeitig, sondern je nacheinander aufgedruckt: Zuerst Gelb, dann Magenta, danach Cyan und zum Schluss noch ein Coating. Bei jedem dieser Schritte fährt das Papier aus dem Drucker und wieder zurück, bis schlussendlich dein Druck nach vier Durchgängen fertig ist. Daher dauert ein Ausdruck viel länger als mit anderen Verfahren.

Der Fotodrucker von HP druckt mit einer etwas anderen Technologie als Canon, nämlich mittels Thermodruckkopf. Die Technologie wird Thermodirekt genannt und funktioniert ohne Tintenpatronen. Die Farbe befindet sich bei HP schon im Druckerpapier und wird durch die Hitze des Druckers herausgebracht.

Grosse Unterschiede in der Druckqualität

Obwohl der Drucker von HP mit 313×600 dpi eine höhere Auflösung hat als jener von Canon mit 287×287 dpi – gefallen mir die Ausdrucke von Canon besser. Denn die Farben sind näher am Original und die Konturen viel schärfer.

Die Drucke von HP haben durchgängig einen Rotstich und kommen mehr im Retro-Stil daher. Zudem wirken die HP-Bilder für mich eher übersättigt, während die Bilder von Canon natürlich daherkommen. Bei HP erscheinen die Bilder auch meist etwas dunkler als im Original. Die Motive bleiben aber noch einigermassen scharf.

Canon liefert im Vergleich zu HP ein leicht grösseres Druckformat. Die Abmessung beträgt 7.2×8.5 cm, bei HP sind es 5.8×8.6 cm. Bei Canon werden die Bilder meistens originalgetreu abgebildet, während HP skaliert. Dadurch wird bei HP-Bildern wegen des speziellen Formats immer ein Teil des Fotos abgeschnitten und das Motiv leicht vergrössert.

Das Originalbild; Kollege Martin Jud in den Blumen
Das Originalbild; Kollege Martin Jud in den Blumen
Links ist der Ausdruck von Canon, rechts jener von HP
Links ist der Ausdruck von Canon, rechts jener von HP

Dafür gibt’s bei Canon zum Teil Qualitätsdifferenzen innerhalb der Ausdrucke. So hat das Selfie von Kollege Kevin Hofer auf einmal eine weisse Linie, die auf vorherigen Ausdrucken und im originalen Bild noch nicht da war.

Links mit dem Streifen der Ausdruck von Canon, rechts der von HP.
Links mit dem Streifen der Ausdruck von Canon, rechts der von HP.

Ein Fotopapier hat mir Canon komplett verhauen, indem auf den beiden unteren Drittel des Bildes ein rosa und grüner Pixelstreifen abgebildet wurde. Wieso das passiert ist, weiss ich nicht.

Handhabung und Verbindung: Nur ein Wutausbruch

Beide Drucker werden noch mittels dem veralteten Micro-USB aufgeladen. Der Akku hält bei Canon für 20 Ausdrucke, bei HP sind’s laut Hersteller etwa 30. Die Verbindung wird bei beiden Druckern mit der jeweiligen App hergestellt. Bei Canon ist’s die
SELPHY Photo Layout App, bei HP heisst die App HP Sprocket. Die App von Canon heisst unter iOS genau gleich, du findest sie mit diesem Link und diesem Link für HP. In beiden App Stores hat es viele verschiedene Fotodrucker-Apps. Pass deshalb auf, dass du von Anfang an die richtige nimmst, und dich nicht wie ich mit einer falschen App herumschlägst und dich fragst, warum nichts funktioniert.

Weil Canon mit Wlan mit deinem Handy verbunden wird, musst du der App zuerst die Berechtigung erteilen, aufs Wlan zugreifen zu dürfen. Das hat bei mir erst nach ein paar Abstürzen der App funktioniert. Danach konnten sich Drucker und Handy erst nach etwa zwölf Versuchen und einem Wutausbruch von mir finden. Einmal gekoppelt, steht die Verbindung aber schnell nach dem Öffnen der App.

Bei HP ist die Kopplung dank Bluetooth einfacher und schneller und funktionierte ohne Wutausbruch. Auch hier steht die Verbindung, einmal hergestellt, durchgehend und stabil.

Möglichkeiten der Apps: bei HP viel besser

Die App von Canon finde ich etwas mühsam aufgebaut. Zudem lässt die App nur Ausdrucke mit Bildern zu, die lokal auf dem Handy gespeichert sind. Bei HP können hingegen Bilder nebst dem lokalen Speicher von Instagram, Facebook und Google Photos direkt ausgedruckt werden.

So sieht die App bei Canon aus.
So sieht die App bei Canon aus.

Bei HP gefallen mir auch die zusätzlichen Gestaltungsmöglichkeiten viel besser. Die Sticker sind hübsch, eine Schrift ist einfach hinzugefügt. Bei Canon sind diese Optionen eher altbacken und unpraktisch.

Und so bei HP
Und so bei HP

Papierkosten: Canon ist teurer

Bei beiden Herstellern gibts das Fotopapier im 20er-Pack. Bei Canon ist eine Packung etwas teurer. Da sind noch die Tintenpatronen mit dabei. Der Drucker von HP kommt ohne Tintenpatronen aus. Die Rückseiten der beiden Fotopapiere sind gleich: Bei beiden kann ein Papier abgezogen werden, dann sind die Bilder selbstklebend.

Canon XS-20L (0 g/m², 7.2 x 8.5 cm, 20 x)
Fotopapier
18,88 EUR

Canon XS-20L

0 g/m², 7.2 x 8.5 cm, 20 x

HP Sprocket Plus Fotopapier Zink (258 g/m², Spezial, 20 x)
Fotopapier

HP Sprocket Plus Fotopapier Zink

258 g/m², Spezial, 20 x

Fazit: Canon ist besser, aber nicht einfacher

Weil der Drucker von Canon qualitativ viel bessere Bilder ausdruckt, macht er für mich das Rennen. In fast allen anderen Aspekten hat HP aber die Nase vorne: Die Verbindung ist viel einfacher, die App besser, der Drucker ist deutlich handlicher und das Papier günstiger.

Wenn ich mir aber schon die Mühe mache, Bilder auszudrucken, dann sollen die so sein, wie auf dem originalen Bild – das ist bei Canon der Fall. Bei HP wird hineinskaliert, übersättigt und die Bilder sind dunkler als im Original, das nervt.

Wer natürliche Bilder will, der soll zum Canon-Drucker greifen. Wem alle anderen Aspekte wichtiger sind, dem empfehle ich den HP Sprocket Select. Im Gegensatz zu früheren Fotodruckern sind die beiden sicher nicht schlecht, Verbesserungspotenzial besteht aber noch immer – bei Canon bei der Handhabung, bei HP bei der Fotoqualität.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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