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Ratgeber

Gefälschte Fotos und Videos: Was heute möglich ist und wie du Fakes erkennst

David Lee
31.7.2018

Der Fortschritt in Software, Hardware und künstlicher Intelligenz bringt uns realistisch wirkende Bilder und Videos, die aber manipuliert oder computergeneriert sind. Wie wir damit umgehen sollen, ist eine schwierige Frage. Auf jeden Fall sollten wir möglichst viel über Fake-Techniken wissen, um Fälschungen zu erkennen.

Die wenigsten Bildbearbeitungen sind Fälschungen. Denn eine Fälschung bedingt eine Täuschungsabsicht. Natürlich gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, wie stark Fotos nachbearbeitet werden dürfen, etwa für Mode-Shootings, und die Grenze zwischen Optimierung und Betrug ist fliessend. Aber das ist ein anderes Thema. Darauf gehe ich in diesem Artikel nicht näher ein. Hier geht es vor allem um die Frage, ob und wie sich Bildfälschungen erkennen lassen.

Sehen heisst glauben – unsere Kontrollinstanz ist lasch

Unsere Leichtgläubigkeit bei Bildern mag auch mit der Evolution zu tun haben. Mit Worten trickst der Mensch, seit er reden kann. Mit Bildern erst seit relativ kurzer Zeit. Hinzu kommt, dass viele Menschen ein Foto schlicht für die Abbildung der Realität halten. Diese Vorstellung war schon immer naiv und streng genommen falsch: Auch sogenannt «echte» Fotos sind künstliche Gebilde – wie Gemälde oder Erzählungen. In der digitalen Zeit ganz besonders.

Schliesslich ist die Art der Bildmanipulation massgebend für die Chance, sie zu erkennen. Schauen wir uns ein paar wichtige Techniken genauer an.

Bildmontage

Bei der Bildmontage wird ein Objekt aus einem anderen Foto in das Bild eingefügt. Damit das realistisch aussieht, müssen verschiedene Dinge stimmen:

Wenn du dieses Foto zum Vergleich hast, siehst du auch sofort, dass die Grössenverhältnisse im oberen gefälschten Bild überhaupt nicht stimmen.

Retusche

Ganze Menschen oder grössere Objekte wegzuretuschieren, ist je nach Hintergrund schwer. Vor einem regelmässigen Hintergrund kann das in Photoshop mit der Funktion «inhaltssensitives Füllen» vollautomatisch gemacht werden.

Verformungen

Mit dem Verflüssigen-Tool in Photoshop ist es sehr leicht, Konturen zu verändern.

Solche und ähnliche Tools werden gerne benutzt, um Frauen eine vorteilhafte Figur zu verpassen, und noch häufiger, um Frauen mit einer eh schon vorteilhaften Figur in surreale Wesen zu verwandeln.

Allerdings sind diese Manipulationen meist auch leicht zu erkennen. Der Hintergrund wird nämlich mitverformt. Wenn wir uns nicht gerade inmitten der Natur befinden, umgeben uns überall Linien, die gerade sein sollten: Tür- und Fensterrahmen, Tischkanten, Bodenplatten, etc. Wenn diese Linien ausgerechnet auf Brust- oder Hüfthöhe seltsam krumm sind, weisst du sofort, woher der Wind weht. Ebenso, wenn die Taille sehr schmal, die Unterarme dafür sehr breit sind.

Vor neutralem Hintergrund kann man das Objekt unter Umständen direkt verformen, ohne dass es auffällt. Allerdings sind Models, die sich nur vor solchen Hintergründen präsentieren, in der heutigen Zeit an sich schon verdächtig.

Forensische Hilfsmittel

Clone Detection: Erkennt automatisch duplizierte Bildteile. Damit zeigt die Funktion Stellen auf, wo Dinge mit dem Kopierstempel oder einem ähnlichen Tool wegretuschiert wurden.

Error Level Analysis (ELA): Erkennt JPEG-Artefakte, die durch (Mehrfach-)Kompression entstehen. Die Artefakte an sich sind noch kein Indiz für Manipulation. Verdächtig ist, wenn eine Stelle deutlich andere Artefakte aufweist als eine andere Bildstelle, die etwas sehr Ähnliches zeigt.

In der ELA-Darstellung werden die Farben mit jedem Mal neu abspeichern dunkler. Wenn nun ein Objekt ins Bild reinmontiert wird, ist dieses in der ELA viel heller, als es seinem Aussehen nach eigentlich sein müsste.

Dabei ist aber zu beachten, dass Bilder aus dem Web unter Umständen eh schon mehrfach neu abgespeichert und verändert worden sind. Daher ist der Umkehrschluss nicht erlaubt: das Fehlen von solchen Unregelmässigkeiten ist kein Hinweis, dass das Bild nicht manipuliert wurde.

Automatische Tools (Deep Fakes) ermöglichen Videofälschungen

Eine echt wirkende Bildmontage ist also nicht so leicht zu machen. Umso erstaunlicher, dass in letzter Zeit Tools entwickelt worden sind, mit denen nicht nur einzelne Bilder, sondern ganze Video-Clips manipuliert werden können. Das Schlagwort dazu ist Deep Fake. Für die Fakes (Fälschungen) werden Methoden des Deep Learning eingesetzt.

Was ich damit sagen will: Es sind viele kleine Entwicklungsschritte, die zu diesen Deepfake-Videos geführt haben, nicht ein einzelner grosser. Aber nun, wo die Technik so weit ist, dass sie für gefälschte Pornos taugt, ist natürlich die medienwirksame Aufregung (oder Erregung) perfekt.

Bislang sind diese Videos meistens leicht als Fälschung zu erkennen. Sie sind unscharf, wabbeln und schwabbeln herum, zuweilen entstehen auch ganz merkwürdige, unrealistische Vermischungen. Trotzdem haben diese Videos ein grosses Potenzial, Unsicherheit zu stiften, weil wir bei Videos noch leichtgläubiger sind als bei Fotos. Schliesslich galt bisher, dass sich Videos im Unterschied zu Fotos nur unter extremem Aufwand fälschen lassen. Das hat sich geändert.

Zukunft: Geht uns das Gefühl für Realität verloren?

Titelbild: Screenshot aus dem Video «Ed». Ed ist eine computergenerierte Figur des Künstlers Chris Jones.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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