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Google ändert seinen Datenschutz – und du unterstützt jetzt das Training von KI

Luca Fontana
5.7.2023

Google will nicht nur deine persönlichen Daten, um KI-Bots zu trainieren, sondern das ganze öffentliche Internet. Dafür hat Google seine Datenschutzerklärung geändert. Das wirft Fragen zum Urheberrecht auf.

Google hat am Wochenende seine Datenschutzrichtlinien aktualisiert. Darin behält sich der Online-Gigant das Recht vor, so ziemlich alles, was du jemals online gepostet hast, für das Training seiner KI-Tools zu verwenden. Zumindest, solange solche Daten öffentlich zugänglich sind. Etwa Kommentare in unserer Kommentarspalte.

Gänzlich neu ist das Vorgehen nicht. Schon vorher sprach Google in seiner Datenschutzerklärung davon, «Informationen» zu sammeln, die «online oder aus anderen öffentlichen Quellen» zugänglich sind. Neu ist aber, dass diese Daten nicht mehr nur zum Training von Sprachmodellen wie etwa Google Translate verwendet werden. Jetzt werden sie auch ausdrücklich «zur Entwicklung» und «zum Training» von KI-Modellen wie Bard und weiteren Cloud-AI-Funktionen verwendet.

Mit anderen Worten: Google sieht das ganze öffentliche Internet als Teil seines eigenen KI-Spielplatzes.

Neue Datenschutzerklärung – darf das Google überhaupt?

Aussergewöhnlich an der neuen Datenschutzerklärung ist der Umfang der Daten, die Google nutzen kann. Es geht nicht nur um Daten, die du ihm beim Verwenden seiner Dienste als eingeloggter User übermittelst. Google spricht gleich von «Daten des gesamten öffentlichen Internets». Bei Datenschützerinnen und -schützern läuten die Alarmglocken.

Rechtlich gesehen bleibt die Lage aber noch konfus. Google ist nicht das einzige Unternehmen, das öffentlich zugängliche Internet-Daten nutzt, um seine KI-Bots zu trainieren. Um Konkurrent Open AI herrscht ebenfalls Unklarheit, wer eigentlich die Rechte an öffentlich zugänglichen Daten hat und ob diese zum Training von Chat GPT verwendet werden dürfen. Aktuell streiten sich Gerichte in Kalifornien darüber.

Die Privatwirtschaft leistet Widerstand

Die Privatwirtschaft scheint indes nicht gewillt, auf Klarheit der Rechtsprechung zu warten. Schon vor knapp einem Monat schloss die Community-Diskussionsplattform Reddit Drittanbieter vom Zugriff auf die Website aus, sofern diese nicht dafür bezahlen. Das führte unter Reddit-Usern zu einer Welle der Entrüstung. Sie warfen der Plattform Geldgier vor und riefen einen mehrtägigen Boykott aus. Kollege Florian berichtete darüber:

  • News & Trends

    Reddit-Protest-Aktion: Das steckt dahinter

    von Florian Bodoky

Der wahre Grund für Reddits drastische Massnahmen dürfte aber deren zentrale Rolle für das Trainieren von Chatbots wie eben Bard und Chat GPT sein. Diese bedienten sich der auf Reddit gesammelten Datensätze, ohne dafür zu zahlen. Bisher profitieren davon aber nur die Unternehmen hinter den Chatbots, wie Google und Open AI. Kein Wunder, will Reddit jetzt auch einen Teil vom Kuchen.

In dieselbe Kerbe schlug erst kürzlich Twitter. Vergangenes Wochenende liess Twitter-CEO Elon Musk die Anzahl Tweets beschränken, die User pro Tag ansehen dürfen. Laut Musk, um die extrem hohen Levels an «Datenabschröpfung» und «Systemmanipulation» zu unterbinden. Eben: Bots, die Daten sammeln, um KI-Bots wie Bard und Chat GPT zu trainieren. Ob das wirklich der wahre Grund für die Begrenzung der Tweets ist, wird von den meisten IT-Experten allerdings angezweifelt. Sie sehen darin eher eine Kurzschluss-Reaktion auf technische Probleme, die durch Musks Missmanagement oder Inkompetenz entstanden sind – oder beides.

Titelfoto: Luca Fontana

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 

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