Deine Daten. Deine Wahl.

Wenn du nur das Nötigste wählst, erfassen wir mit Cookies und ähnlichen Technologien Informationen zu deinem Gerät und deinem Nutzungsverhalten auf unserer Website. Diese brauchen wir, um dir bspw. ein sicheres Login und Basisfunktionen wie den Warenkorb zu ermöglichen.

Wenn du allem zustimmst, können wir diese Daten darüber hinaus nutzen, um dir personalisierte Angebote zu zeigen, unsere Webseite zu verbessern und gezielte Werbung auf unseren und anderen Webseiten oder Apps anzuzeigen. Dazu können bestimmte Daten auch an Dritte und Werbepartner weitergegeben werden.

David Lee / hattrick.org
Hintergrund

«Hattrick» – dieses Spiel spielst du locker zehn, zwanzig Jahre

David Lee
22.2.2024

Zehn Jahre lang spielte ich das Online-Fussballmanagerspiel «Hattrick». Dann machte ich zehn Jahre Pause. Seit gut einem Jahr bin ich wieder mit von der Partie. Eine Würdigung des ewigen Online-Games.

2003 melde ich mich für «Hattrick» an. Ein kostenloses Online-Game, von dem ich durch Kollegen erfahren habe. Im Spiel geht es darum, einen Fussballverein zu führen. Du kaufst und verkaufst Spieler, trainierst sie, machst eine Aufstellung, baust das Stadion aus, förderst den Nachwuchs, schliesst Verträge mit Sponsoren ab, verfasst Pressemitteilungen. Das Spiel ist überwiegend textbasiert, Grafik gibt es nur ganz rudimentär – etwa in Form von Spielergesichtern.

Das erste Spiel meines Vereins findet am 14. Juni 2003 statt. Obwohl die Leistung im Mittelfeld von Experten als «katastrophal» eingestuft wird, gewinnen wir 6:1. Das erste Tor schiesst ein Spieler namens Manuel Habenichts bereits nach sieben Minuten.

Zu dem Zeitpunkt ist mir noch nicht klar, dass «Hattrick» mein Leben verändern wird.

Doch die nächsten zehn Jahre verbringe ich absurd viel Zeit mit diesem Spiel. Es läuft in Echtzeit, immer samstags sind Ligaspiele. Diese verfolge ich live – das heisst, ich beobachte, wie nach und nach neue Textbausteine in den Matchbericht tröpfeln. Selbst das klappt nicht immer, da die «Hattrick»-Server oft überlastet sind.

Ich verliere die Bodenhaftung

Seltsame Faszination

Seit gut einem Jahr spiele ich wieder «Hattrick». Denn das Game gibt es noch immer. 1997 in Schweden entstanden, ist es eines der ältesten Online-Games überhaupt, sogar älter als Google. So gesehen erstaunt es nicht, dass es textbasiert ist.

Wie ist so etwas möglich?

Wie eine Zimmerpflanze

Die Spieler werden jede Woche durch Training besser – aber nur ein kleines bisschen und auch nur, wenn sie auf der richtigen Position gespielt haben. Mit fortschreitendem Alter sinkt ihre Lernfähigkeit und irgendwann werden sie sogar schlechter. Zudem heilen Verletzungen nur noch langsam oder gar nicht mehr aus. Hier gilt es, rechtzeitig Nachwuchstalente heranzuziehen oder einzukaufen.

Hattrick versprüht einen ganz eigenen Charme. Es war und ist ein Game, das sich selber nicht allzu ernst nimmt. Das erstreckt sich von comicartigen Spielergesichtern über humorvolle Spielberichte bis zu vollkommen bekloppten Fans. Dazu gehört meiner Meinung nach auch die hohe Zufallskomponente, die vielen ehrgeizigen Spielern ein Dorn im Auge ist.

Die Art, wie Hattrick rüberkommt, regt viele Spieler zum Scherzen an. Dafür bieten sich vielfältige Möglichkeiten. Manche leben ihr kreatives Talent mit dem Gestalten ständig neuer Logos aus, andere liefern sich verbale Schlachten via Pressemitteilungen. Du kannst deinem Stadion und dem Fanclub lustige Namen geben, die gut sichtbar sind. Leider wird das alles heute nicht mehr so intensiv genutzt.

Ausreizen bis zum Gehtnichtmehr

Mit der Taktik, ohne Verteidigung zu spielen, war ich übrigens erschreckend erfolgreich. Ich stiess bis in die zweithöchste Liga vor – das bedeutete, ich gehörte zeitweise zu den besten 40 von damals 40 000 Spielern in der Schweiz. Die von mir verwendete Taktik wurde als «Schweinetaktik» bezeichnet, weil viele Manager darin das billige Ausnutzen einer Designschwäche des Spiels sahen. Sie ist heute in dieser Form nicht mehr möglich.

Schwierig für neue User

Ursprünglich war «Hattrick» auf Anhieb verständlich. Es war ein simples Spiel, zumindest an der Oberfläche. Die darunter liegenden Mechanismen – etwa wie die Match-Engine funktioniert – mussten erst erforscht werden. Das war spannend.

Mir macht das Spiel jedenfalls nach gut einem Jahr immer noch Spass, auch wenn ich weiterhin keine Chance habe gegen die Teams, die schon viel länger dabei sind. Ich freue mich über etwas anderes: Mein selbst trainierter Torwart hat es überraschend in die U21-Nationalmannschaft von Senegal geschafft.

Titelbild: David Lee / hattrick.org

83 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    «Fallout 76: Burning Springs» – Der Ghoul und du

    von Rainer Etzweiler

  • Hintergrund

    Nightdive kämpfen gegen das Vergessen von Spielen – Zwangserhaltung finden sie aber falsch

    von Philipp Rüegg

  • Hintergrund

    Zu wenig komplex: Studie kritisiert den «Landwirtschafts-Simulator»

    von Debora Pape