Hightech und Handarbeit: Wie in Schänis Bico-Matratzen entstehen
Hintergrund

Hightech und Handarbeit: Wie in Schänis Bico-Matratzen entstehen

Ich bin müde, sehr müde. Sieben Stunden hat mein Hirn Input zum Thema Matratzen bekommen. Da liegt der Gedanke an Schlaf nahe. Eine Reportage aus der Matratzenfabrik von Bico in Schänis.

Eckig und weiss – so liegt die Matratze in meinem Bett. Acht Stunden pro Tag liege ich auf ihr. Die Matratze erledigt ihren Job ziemlich gut. Es ist keine von der billigen Sorte. Nach einer Beratung im Fachgeschäft hatten meine Frau und ich vor zwei Jahren einen vierstelligen Betrag für Matratzen und Lattenroste im Laden gelassen – pro Person.

Ein bisschen hatte ich damals das Gefühl, Opfer cleveren Matratzen-Marketings geworden zu sein. Als ich kürzlich über ein paar Umwege Jens Fischer, den Marketing-Verantwortlichen von Bico kennenlernen konnte, war mein Jagdinstinkt geweckt. Schliesslich stammte auch meine Luxus-Matratze von eben diesem Schweizer Hersteller.

Für ä tüüfä gsundä Schlaaf.
Den 1973 lancierten Werbespruch von Bico kennt wohl die ganze Schweiz.

Ein paar freundliche E-Mails gingen hin und her, dann war es soweit. Ich hatte die Zusage, die Fertigung von Matratzen anschauen zu dürfen. Der Weg führt Fotograf Chris Walker und mich nach Schänis. 3800 Einwohner, zwischen Zürich-Obersee und Walensee gelegen. Hier ist die Bico, eine Marke der schwedischen Hilding Anders Gruppe, zuhause.

Früher war Bico mal die Firma Birchler und Co. im schwyzerischen Reichenburg. Aus dem «Bi» von Birchler und dem «Co.» wurde 1961 die Bico AG. 1962 eroberte die Firma mit der «Isabelle» die Schweizer Betten. Es war die erste Schaumstoffmatratze ohne Stahlfedern. Sie wurde zum Verkaufsschlager. Eine Art VW Käfer auf dem Schweizer Matratzenmarkt. Sie läuft auch heute noch vom Band – in vier Varianten, verschiedenen Härtegraden und Grössen. «Isabelle» ist heute eine eigene Linie bei Bico, sogar Duvets und Einlegerahmen gibt es.

Rocco Christofaro (links) und Jens Fischer (Mitte) weihen mich in die Matratzen-Geheimnisse ein.
Rocco Christofaro (links) und Jens Fischer (Mitte) weihen mich in die Matratzen-Geheimnisse ein.
Quelle: Christian Walker

Ihren Ursprung haben alle Modelle in der Matratzenfabrik am Sitz der Firma in Schänis. Die Schlafunterlagen haben wohlklingende Namen wie «Body Fine», «Body Luxe», «Clima Pro» und «Vita Feel». Das klingt moderner als die blau-graue Fabrik aus den 70er-Jahren von aussen wirkt. Beim Rundgang ist neben dem Marketing-Chef auch Rocco Cristofaro dabei. Er ist Innovation Manager bei Bico.

In der Halle könnte man locker auch ein Fussballfeld unterbringen. Hier sieht es aus wie in einer überdimensionierten Näherei. Und in der Tat werden hier ziemlich grossflächige Stoffe vernäht. In der Regel mindestens 90 mal 200 Zentimeter. Die Hälfte aller Matratzen, die Bico verkauft, haben dieses Mass.

Der Schaum

Doch beginnen wir am Anfang. Genauer gesagt beim Innenleben der Matratze. Dazu fahren wir von Schänis erst einmal nach Wolfhausen, einem Ort der Gemeinde Bubikon. Hier hat die Firma Foampartner AG ihren Sitz.

Was unter dem Stoff einer Matratze steckt, siehst du normalerweise nicht. Manchmal zeigen Verkäuferinnen oder Verkäufer im Bettenfachhandel so einen aufgeschnittenen Würfel. Darin sind dann Federn und bunte Schäumen zu sehen. Der Schaumstoff im Kern einer Matratze entscheidet massgeblich darüber, ob du am Morgen erholt oder verspannt aufwachst. Die Schäume für gute Träume macht Bico nicht selbst. Dafür arbeitet sie mit der Foampartner AG zusammen. Bei ihr wird «der Kuchen gebacken», wie es Rocco Cristofaro nennt. Die Maschinen stehen seit Jahrzehnten in einer 120 Meter langen Halle mitten im Ort. Sie produzieren Schaumstoffe auf Basis von Polyurethan (PU), die eben unter anderem in den Bico-Matratzen stecken. Daneben werden allerlei «technische Schäume» hergestellt, wie mir Product Development Manager Felix Posavec erläutert. Das sind Schaumstoffe für Autositze, Schäume für die Akustik in Tonstudios oder auch solche, die zu Putzschwämmen werden.

Eine Maschine, wie sie sich auch H.R. Giger hätte ausdenken können, spritzt die Grundmasse für den Schaumstoffkuchen auf ein Band.
Eine Maschine, wie sie sich auch H.R. Giger hätte ausdenken können, spritzt die Grundmasse für den Schaumstoffkuchen auf ein Band.
Quelle: Christian Walker

Gerade entsteht ein schwarzer Schaumstoffkuchen. Es ist ein über 50 Meter langes Monstrum. Alles beginnt mit dem «Teig», einer Flüssigkeit, die aus Polyolen und Isocyanaten als Hauptzutaten gemischt wird. Durch Zugabe von Wasser beginnt die chemische Reaktion. Die auf eine Art Backpapier laufende Flüssigkeit geht innert Sekunden auf wie ein Hefekuchen. Nach knapp acht Metern Strecke ist aus der schwarzen Flüssigkeit ein massiver Block mit 80 Zentimeter Höhe geworden. Damit er oben möglichst flach bleibt, liegt dort eine weitere Schicht Backpapier, die von einer Metallkonstruktion heruntergedrückt wird.

30 Meter lang darf der Kuchen werden. Dann schneidet ihn eine Säge ab, und der Block wird in die Reifekammer verschoben, einer dunklen Halle mit dutzenden Lagerplätzen. Ein frisch produzierter Schaumstoffblock kann im Inneren bis zu 180 Grad heiss werden. Der Cooldown dauert bis zu drei Tage.

Mit allerlei Zusätzen im flüssigen Ausgangsmaterial wird gesteuert, welche Eigenschaften der PU-Schaum am Ende hat. Eine Auswahl aus bis zu 20 Komponenten kann in Wolfhausen zugegeben werden, erklärt mir Felix. Er hat damit eine wesentlich grössere Palette an Möglichkeiten als Fabriken der Konkurrenz im Ausland. Dort kämen fünf, vielleicht mal sieben Additive zum Einsatz. «Das reicht dann für Standardschaum in grossen Mengen», sagt Felix. Spezialschäume aber, wie sie Bico in eher kleinen Mengen für Matratzen braucht, das sei die Spezialität der Foampartner AG.

Im Lager sehe ich, was in Felix‘ Welt «kleine Mengen» sind. Wie überdimensionierte Bauklötze liegen hier dutzende Schaumstoffblöcke in bunten Farben. Ein Gabelstapler türmt gerade einige himmelblaue Exemplare aufeinander. «Der ist für unsere Clima-Pro-Matratze», weiss Bico-Mann Rocco. «Besonders luftdurchlässig, trotzdem stabil.» Die Farben der Schäume sind nicht nur Marketing. Je heller ein Schaum, desto weicher ist er. Es gibt fast alle Farben des Regenbogens. Die Männer im Lager wissen genau, was die Farben bedeuten, welcher Schaum für Matratzen ist, welcher für Anwendungen als Dämmstoff oder zur Verbesserung der Akustik.

Viele bunte Schaumstoffblöcke im Lager.
Viele bunte Schaumstoffblöcke im Lager.
Quelle: Christian Walker

Hat sich ein Schaumstoffblock ausreichend beruhigt, wird er filetiert. Auch das passiert noch nicht bei Bico in Schänis, sondern immer noch Wolfhausen. Die Randflächen werden begradigt, damit es einen perfekten Quader gibt. Aus diesem werden dann Schichten in passenden Höhen geschnitten. Danach fräsen Präzisionsmaschinen mit sehr scharfen Messern 3D-Konturen für die Matratzenkerne. Es sind Aussparungen für andere Schaumstoffe oder Federn. Und zum Schluss werden die verschiedenen Komponenten zum fertigen Kern zusammengesetzt – grösstenteils in Handarbeit. Als sogenannte Vorprodukte werden sie schliesslich nach Schänis zu Bico transportiert.

Hat die Maschine die Muster ausgesägt, entfernt ein Mitarbeiter die Überreste.
Hat die Maschine die Muster ausgesägt, entfernt ein Mitarbeiter die Überreste.
Quelle: Christian Walker

Der Bezug

Wir folgen dem Weg der Vorprodukte zurück nach Schänis. Hier bekommen die Matratzenkerne ihre Hülle. Sie ist wichtig, wie mir Rocco erklärt:

Liegst du auf einer Matratze, siehst du den Schaum im Kern nicht, du kannst ihn nicht anfassen. Was deine Haut spürt, ist der Bezug der Matratze.

Hier ist Handarbeit Trumpf. Näherinnen mit vielen Jahren Erfahrungen machen aus verschiedenen Stoffen an Nähmaschinen den Bezug. «Jeder Stoff verhält sich ein bisschen anders, das kann keine Maschine. Es braucht viel Gefühl», erklärt mir Markus Läser, Leiter der Produktion bei Bico.

Bico fertigt die Matratzen auf Bestellung. Jeder Kern bekommt zuerst eine Art dünnen Strumpf, erst darüber dann seine Hülle. Nach zwei Tagen kann ausgeliefert werden. Bei diesem engen Zeitplan muss das Mammut schnell steppen. Das Mammut ist eine Feinnadelmaschine, die mit hundert Nadeln aus einem Schafwolle-Vlies und einer weiteren Stoffbahn, dem Oberstoff, die Liegeflächen eines Matratzenbezugs fertigt. Ein Computer steuert, welches Steppbild die Nähte ergeben sollen – je nach Matratze ein anderes Muster.

Swissness in der Bordüre: Auf dem Matratzenbezug ist das Panorama der Churfirsten eingesteppt.
Swissness in der Bordüre: Auf dem Matratzenbezug ist das Panorama der Churfirsten eingesteppt.
Quelle: Christian Walker

Oft ist ein stilisiertes Schweizerkreuz zu sehen. Ein Markenzeichen, aber auch ein Bekenntnis von Bico zum Produktionsstandort Schweiz. «Nachhaltigkeit beginnt bei Regionalität», ist Produktionsleiter Markus überzeugt und erklärt am Beispiel der Schafwolle, was das konkret heisst. Diese kommt komplett aus der Schweiz. 26 Schäfereien im ganzen Land liefern ihre Wolle an Bico. Früher habe es kaum Abnehmer gegeben, viel wurde weggeworfen, heute gibt es, geschaffen von Bico, einen neuen Markt dafür. Bis zu 850 Meter Stoff verarbeitet die Mammut-Maschine an einem Tag, das ergibt über 450 Matratzen.

Was die Maschine auswirft, landet auf grossen Tischen mit Nähmaschinen. Dort stehen Näherinnen, die mit dem Fuss die Geschwindigkeit steuern, mit der die Nadeln sich auf und ab bewegen. Mit linkem und rechtem Unterarm schieben sie die schweren Stoffbahnen vorwärts und bringen den Reissverschluss oder die Bordüre an. Markus’ Wertschätzung für die Näherinnen ist gross:

Sie sind im Prinzip wie Pilotinnen im Helikopter.

Ihre Arbeit erfordert hohe Konzentration und Koordination. Männer scheinen für diese Tätigkeit nicht geeignet. Die Nähtische sind fest in Frauenhand.

Handarbeit in der Schweiz ist teuer. Bei Bico gibt es sie trotzdem noch, weil Markus und sein Team immer wieder Ideen für Verbesserungen haben. Das schwierige Nähen der Ecken wurde durch eine Nähmaschine erleichtert, die den Faden direkt nach der Naht auch gleich schneidet. Bei Hunderten Bezügen pro Tag zählt jede Sekunde, die einen Prozess verkürzt.

Im Lager warten Hunderte Bezüge darauf, dass sie Schaumstoffkerne umhüllen dürfen.
Im Lager warten Hunderte Bezüge darauf, dass sie Schaumstoffkerne umhüllen dürfen.
Quelle: Christian Walker

Die Technologie

Wer in der Schweiz fertigt, hätte mit einem 08/15-Produkt wenig Chancen am Markt. Für den Vorsprung von Bico gegenüber der Konkurrenz ist Rocco Cristofaro mit seinem Entwicklungsteam verantwortlich. Sein Reich in Schänis beginnt hinter der Tür zur Produktion. An den Wänden des Bürotrakts mit angeschlossenem Testlabor stehen Daten aus einer aufwändigen Marktforschung, die Bico vor zwei Jahren durchführen liess. Vier Dinge sind demnach den Kundinnen und Kunden wichtig: Sie wollen nicht frieren oder schwitzen, nicht mit Schmerzen aufwachen und die Matratze soll lange halten und hygienisch einwandfrei sein.

Deshalb sind, wie mir Rocco erklärt, alle Bezüge bei Bico bei 60 Grad waschbar. Das wird immer wieder auch getestet. In Schänis steht dafür keine Industrie-Waschmaschine, sondern ein Adora-Modell von V-Zug, das Lieblingsmodell der Schweiz.

In Sachen Haltbarkeit gilt heute folgende Faustregel: Wechsel der Matratze nach acht bis zehn Jahren. Schaumstoffkern und Federn einer Matratze würden zwar auch deutlich länger stützen, sagt Rocco. Einen guten Grund zum Wechseln gibt es dennoch: Nach vielen Jahren täglicher Nutzung haben sich dort unappetitliche Rückstände angesammelt, konkret um die zwei Kilogramm Kot von Milben und anderem Kleinstgetier. Das wisse man, weil man das Gewicht von neuen Matratzen mit dem von lange gebrauchten verglichen habe.

Bevor eine neue Matratze auf den Markt kommt, wird sie einer Bico-eigenen Testprozedur unterzogen. In einer Klimakammer liegt ein Sweater-Body gerade auf einer neuen Matratze. Ein Metallkörper, der ähnlich wie ein menschlicher Körper Wärme und Feuchtigkeit abgibt. In der Klimakammer wird gemessen, wie schnell und gut die Feuchtigkeit wieder aus der Matratze entweicht, wenn der Sweater-Body seinen Simulationsschlaf beendet hat.

Der Sweater-Body im Einsatz.
Der Sweater-Body im Einsatz.
Quelle: Bico

In einem anderen Bereich wird die Druckverteilung eines Körpers auf neuen Schaumstoffen gemessen und per Computer ausgewertet. Wie gut schafft es die oberste Schicht, das Gewicht eines Menschen zu verteilen? Wie stark sinkt der Schulterbereich ein? Wird der Körper auch im Bereich der Lendenwirbel noch gestützt? Das sind Fragen, auf die Rocco und seine Leute hier nach Antworten suchen.

Inspiration für neue Ideen scheint der 42-Jährige überall zu finden. So beschäftigt ihn die Frage, ob man das Dämpfungssystems eines populären Schweizer Turnschuhes nicht auch für Matratzen verwenden könnte. Bereits in Produktion ist eine andere Erfindung, ein Einlegerahmen, bei dem die Latten im Schulterbereich um 90 Grad gedreht wurden und so eine bessere Entlastung bieten. «Es war ein interdisziplinäres Projekt, wie es im Buche steht», lobt Rocco die Zusammenarbeit auch mit Beschäfttigten aus der Produktion.

Im Bico-eigenen Testlabor werden die Matratzen auf Haltbarkeit und Funktionalität überprüft.
Im Bico-eigenen Testlabor werden die Matratzen auf Haltbarkeit und Funktionalität überprüft.
Quelle: Bico

Und dann zeigt er mir noch sein «Hobby». Hier wird der Innovation Manager zum Daniel Düsentrieb. Neben einer Doppelbettmatratze entdecke ich einige Raspberry-Boards. Dünne Kabel führen in die Mitte unter die Matratze. Viele kleine Elektromotoren reagieren auf gemessenen Druck, der vom Körper oben kommt. Weil der Mensch sich im Schlaf bewegt, braucht er immer wieder woanders möglichst punktgenau Unterstützung und Entlastung. Das könnte man elektromechanisch steuern. «Ist aber sicher noch Zukunftsmusik», lacht Rocco.

Das «Smart Bed» mit Raspberry-Steuerung.
Das «Smart Bed» mit Raspberry-Steuerung.
Quelle: Bico

Der ökologische Fussabdruck

Drängender stellt sich die Frage nach den Umweltkosten einer Matratze. Um das Polyol für die Schaumstoffproduktion zu gewinnen, sind beispielsweise allein 60 Liter Erdöl nötig. Auch wenn aus dieser Menge noch andere Rohmaterialien raffiniert werden, ist das entsprechend viel CO2-Äquivalent. In Roccos Reich stehen Matratzenkerne, die zum Teil aus Schaumstoffresten bestehen. Es gibt erste Initiativen der Branche, wie Matratzen nach ihrer Nutzungszeit recycelt werden können. Massgeblich auch von Bico angestossen. Trotzdem ist Rocco selbstkritisch:

Klar ist: Wir haben da noch einen Weg vor uns.

Das Marketing

Schaumstoffe mit erlesenen Ingredienzien. Näherinnen, die eine Nähmaschine bedienen wie andere einen Helikopter. Jetzt ahne ich, warum eine Matratze aus der Bico-Fabrik mehr Geld kostet als andere. Trotzdem habe ich noch Fragen. Rocco ist lange genug im Geschäft, um die Tricks zu kennen, mit denen man eine Matratze erfolgreich verkauft.

«Natürlich achten wir darauf, welchen ersten Eindruck unsere Matratzen machen», erklärt er mir. Hier spielt der Oberstoff des Bezugs eine wichtige Rolle. Setzt sich eine Kundin oder ein Kunde im Geschäft zum ersten Mal auf die Matratze, streicht die Hand über diesen Stoff und die Kante. Bei Bico-Matratzen fällt der Blick zudem auf die angedeuteten Schweizerkreuze im Steppmuster. Die inneren Werte einer Matratze kommen erst danach ins Spiel. Beim Probeliegen – im Idealfall in bequemer Kleidung und ohne Zeitdruck – ist zu erfühlen, wo der Körper einsinkt und wo er gestützt wird.

Manche Matratzen-Hersteller werben mit sieben, teilweise sogar mit neun Liegezonen. Aber im Grunde, so erklärt mir Rocco, hat jede Matratze drei Zonen: für die Schulter, für den Lendenbereich und fürs Becken. Wer mit sieben Zonen wirbt, spiegelt diese drei Zonen und gibt eine Zone für den Kopf dazu. Damit eine Matratze passt, muss sie die Balance zwischen Einsinken (Schulter und Becken) und Stützen (Lenden) schaffen. Dafür braucht es verschiedene Schaumstoffe oder Federn an den richtigen Stellen. Dazu kommen weitere Schichten für Druckentlastung, Gewichtsverteilung und Durchlüftung.

Alles eine Frage der Zonierung: Wo entlastet eine Matratze? Wo unterstützt sie?
Alles eine Frage der Zonierung: Wo entlastet eine Matratze? Wo unterstützt sie?
Quelle: Bico

Die Preisfrage

Billigmatratzen bestehen häufig nur aus zwei oder maximal drei verschiedenen Standard-Schaumstoffen. Damit könne man die verschiedenen Anforderungen nur bis zu einem gewissen Grad erfüllen, sagt Rocco. Natürlich sind solche Matratzen günstiger. Wer als Hersteller zudem auf wenige Standard-Produkte setzt, kann ebenfalls Kosten sparen. Hätte ich einen dazu passenden Standardkörper, hätte ich wohl beim Matratzenkauf Geld gespart.

Nach einem Tag in der Matratzenfabrik werde ich ziemlich sicher keine Matratze per Klick bestellen, auf der ich vorher nicht ausgiebig probeliegen konnte. Wenn der nächste Kauf ansteht, werde ich in einem Fachgeschäft mit dem Verkäufer über Kaltschäume und Lordosen-Unterstützung fachsimpeln – so lange, bis ich mir sicher bin, dass ich die guten Schäume für die schönsten Träume unter mir habe.

Titelfoto: Christian Walker

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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