Huawei Freebuds 4 im Test: Gute True-Wireless-Kopfhörer für ausgewählte Ohren
Produkttest

Huawei Freebuds 4 im Test: Gute True-Wireless-Kopfhörer für ausgewählte Ohren

Jan Johannsen
17.8.2021

Die Huawei Freebuds 4 sollen ihre aktive Geräuschunterdrückung an deine Ohrform anpassen. Ich hätte allerdings lieber weiche Ohrstecker.

Mit neues Smartphones hält sich Huawei zurück, seitdem sie keine Google-Dienste mehr verwenden dürfen. Aber das Unternehmen hat ja noch zahlreiche andere Produkte im Angebot. Die True-Wireless-Kopfhörer gehen zum Beispiel bereits in die vierte Generation.

Harte Ohrstecker

Das runde Case der Freebuds 4 ist ein wahrer Handschmeichler. Ich könnte es stundenlang in der Hand halten und dabei auf- und zuschnappen lassen. Der Deckel schließt sich mit einem klaren und lauten «Klack»-Geräusch. Das ist ein guter erster Eindruck. Haben meine Hände dann genug von der Hülle, flutscht sie ohne jede Ecke und Kante problemlos in meine Hosentasche.

Für die Kopplung bleiben die Freebuds in ihrer Ladehülle. Drücke die unauffällige Taste an der rechten Seite und sie befinden sich im Kopplungsmodus. Meine Smartphones haben sie auf Anhieb gefunden und die Verbindung über Bluetooth 5.2 hergestellt.

Die Freebuds 4 sind optisch immer noch den ersten AirPods von Apple sehr ähnlich. Anfangs als Köpfe von elektrischen Zahnbürsten belächelt, ist diese Form inzwischen alltäglich geworden. Die herausragende Stange ist vergleichsweise lang. Was bei mir mehrfach dazu führte, dass ich mit dem Fahrradhelm hängen geblieben und mir einen Stecker aus dem Ohr gezogen haben. Hier dürfte ein kleineres Modell sinnvoll sein. Vor Schweiß oder Regen muss ich mir auf dem Rad aber keine Sorgen machen. Die Freebuds 4 sind gemäß IPX4 vor Spritzwasser geschützt.

Mit 4,1 Gramm pro Ohrstecker spielt das Gewicht der Freebuds 4 keine Rolle. Sie lassen sich problemlos einlegen und sitzen bei mir auch fest und sicher im Ohr. Für meine kleinen Ohren allerdings zu fest. Der starre Knopf im Ohr bereitet mir Schmerzen. Für kurze Zeit lassen sie sich aushalten, aber nach einer Hörspielfolge bin ich sehr froh, die Freebuds 4 wieder herausnehmen zu können.

Die Bedienung der Freebuds 4 ist an beiden Ohrsteckern identisch sowie simpel aber nicht perfekt. Langes Drücken schaltet die Geräuschunterdrückung ein und aus oder lehnt einen Anruf ab. Wischbewegungen nach oben oder unten erhöhen und reduzieren die Lautstärke. Doppeltes Antippen stoppt und startet die Wiedergabe sowie nimmt Telefonate an und beendet sie. Doppeltes Antippen soll dich auch zum nächsten Song bringen können, dafür brauchst du aber die zugehören App.

App und Akkulaufzeit

Die Freebuds 4 lassen sich zwar auch ohne App benutzen, aber sie mit der «AI Life»-App (Android/iOS) von Huawei zu verbinden bringt dir Vorteile bei der Bedienung und mehrere zusätzliche Einstellungen. AI Life ist als Smarthome-App gestartet, aber inzwischen nutzt der Hersteller sie für fast all seine Geräte. Die App selber ist vergleichsweise klein und lädt nach Erkennung eines Geräts das passende Widget nach. Positiv fällt mir auf, dass ich sie auch ohne Einrichtung einer Huawei ID nutzen kann.

Die App bescherte mir direkt nach ihrer Installation ein Softwareupdate für die Freebuds 4, das einige Verbesserungen verspricht. Hilfreich kann die Akkustandsanzeige für die zwei Ohrstecker und die Transportbox sein. In der App kann ich dann auch endlich die Bedienung anpassen und einstellen, bei welchem der Ohrstecker doppeltes Antippen zum nächsten Song skippt.

Ebenfalls in AI Life kann ich die Stärke der aktiven Geräuschunterdrückung auswählen: Standard oder gering. Im Menüpunkt Tonqualität kann ich HD-Anrufe für mehr Klarheit bei Telefonaten aktivieren und habe drei Voreinstellungen für den Equalizer zur Auswahl: Standard, Bassverstärker oder Höhenverstärker.

Huawei gibt eine Akkulaufzeit von bis zu 4 Stunden für die Freebuds 4 an. Bei aktiver Geräuschunterdrückung verkürzt sich die Laufzeit auf 2,5 Stunden. Lädst du die Ohrstecker zwischendurch im Case auf, erhöht sich die Nutzungsdauer auf 22 Stunden ohne und 14 mit aktiver Geräuschunterdrückung. Die Angaben von Huawei kommen in etwa hin. Nach knapp einer Stunde Podcast auf den Ohren, zeigt mir mein Smartphone an, dass die Freebuds 4 noch etwa zu 60 Prozent geladen sind.

Guter Sound, auch ohne perfekten Sitz

Die aktive Geräuschunterdrückung trägt bei Huawei den Beinamen Open Fit und die Versionsnummer 2.0. Die Idee hinter dieser Technologie: Sensoren in den Ohrsteckern sollen dein Ohr ausmessen und so die Geräuschunterdrückung nicht nur an die Umgebung, sondern auch an deinen Körper anpassen. Einschränkung: Wie gut das funktioniert, hängt davon ab, wie genau die Knöpfe ins Ohr passen.

Bei mir sitzen die Freebuds 4 sehr eng und das ist nicht so ideal für die Abschirmung, wie bei einem weichen Ohrstecker, der sich besser anpasst. Es ist trotz des nicht idealen Sitzes beeindruckend, wie gut die aktive Geräuschunterdrückung arbeitet. Laute Geräusche aus der Umgebung höre ich zwar immer noch, aber ich kann die Lautstärke an einer viel befahrenen Straße stark reduzieren und verstehe immer noch jedes Wort. Schalte ich die aktive Geräuschunterdrückung dann aus, übertönen die Autos meine Musik.

Probleme hat die Open-Fit-Geräuschunterdrückung allerdings mit Wind. Weht eine Brise oder sitzt du auf dem Rad im Fahrtwind, wird dieser durch die aktive Geräuschunterdrückung noch lauter. Da hilft es nur sie abzuschalten und ggf. die Lautstärke zu erhöhen.

Von diesem Problem abgesehen, und wiederum trotz des nicht perfekten Sitzes in meinen Ohren, gefällt mir der Klang der Huawei Freebuds 4. Die jeweils 14,3 Millimeter großen Treiber in beiden Ohrsteckern sorgen für einen klaren Klang mit ausdefinierten Höhen und Mitten. Die Bässe sind ebenfalls deutlich zu vernehmen, kommen aber nicht besonders druckvoll im Ohr an. Insgesamt ergibt sich ein schöner Stereosound, der sich zwar nicht raumfüllend anfühlt, sich aber im Kopf ausbreitet.

Die Mikrofone der Freebuds 4 sind sehr gut. Den Kopfhörern gelingt es bei ihnen Wind und andere Geräusche auszublenden. Das macht sich zum Beispiel beim Telefonieren positiv bemerkbar. Ich kann sogar mit nur einem Stecker im Ohr mit dem Rad durch die Stadt fahren und dabei telefonieren. Es gibt keine Beschwerden vom anderen Ende der Leitung, da ich die gesamte Zeit gut zu verstehen bin.

Fazit: Nur gut, wenn sie mit deinem Ohr kompatibel sind

Für mich persönlich sind die Huawei Freebuds 4 ungeeignet. Das liegt aber nicht daran, dass sie schlecht wären, sondern an meinen kleinen Ohren, die mit den festen Steckern nicht kompatibel sind. Passen sie in deine Ohren besser rein, kannst du dich über einen klaren Sound, eine gute aktive Geräuschunterdrückung – außer bei Wind – und verständliche Telefonate freuen. Die Akkulaufzeit ist eher durchschnittlich und erst die App vollständigt die Bedienung.

Vor der Konkurrenz müssen sich die Freebuds 4 nicht verstecken. Andere, wie die Sony WF-1000XM4 oder die AirPods Pro mögen noch besser sein, sind aber auch teurer. Preislich werden Huaweis True-Wireless-Kopfhörer von den neuen Nothing Ear (1) geschlagen, die deutlich besser in meine Ohren passen, und außer bei Telefonaten ebenfalls überzeugen.

  • Produkttest

    Nothing Ear (1) im Test: Nothing Really Matters

    von Jan Johannsen

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Jan Johannsen
Content Development Editor
jan.johannsen@galaxus.de

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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