Huawei Watch GT2 Pro im Vorab-Review: Das radebrechende Akkumonster
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Huawei Watch GT2 Pro im Vorab-Review: Das radebrechende Akkumonster

Heute kommt die Huawei Watch GT2 Pro auf den Markt. Der Kurztest übers Wochenende zeigt, dass die Uhr viel kann und den Akku gut nutzt. Aber: Was soll der Stresstest?

Während du diese Zeilen liest, wird die Huawei Watch GT2 Pro der europäischen Öffentlichkeit vorgestellt. Vor fünf Tagen aber hat Videojournalistin Stephanie Tresch sich die Uhr in einer Vorabversion ums Handgelenk geschnallt und einem Schnelltest unterzogen. Daher: Das ist kein vollständiges Review, denn dazu fehlen die Langzeitdaten.

Doch die Zeit hat gereicht für einen groben Test der Hauptfunktionen, das Aufdecken von einigen Bugs und ein paar gute Lacher zum Thema Software, die noch nicht international ist.

Der Klotz am feinen Handgelenk

Der Wechsel fällt schwer. Wo Stephanies Handgelenk bisher eine feine Damenuhr geziert hat, hängt da jetzt ein vergleichsweise grosser Klumpen. Mit 52 Gramm wiegt sie über das Doppelte der 23 Gramm ihrer Damenuhr. Dazu kommt der Durchmesser des Ziffernblattes von 46 Millimeter, das die Uhr dominant, wenn nicht schon klobig an ihrem Handgelenk wirken lässt.

Bei Sportuhren verbreitet, bei normalen weniger: Der merkwürdige Bandfesthalterzahn in der Lasche
Bei Sportuhren verbreitet, bei normalen weniger: Der merkwürdige Bandfesthalterzahn in der Lasche

Doch am kleinen Handgelenk sind die Details matchentscheidend. Da ist in dem Teil, in dem das überschüssige Armband ans Armband gepinnt wird. Diese Lasche, deren Namen irgendwie keiner kennt. Falls du den weisst, bitte in der Kommentarspalte schnell den Hinweis machen. Innen in dieser Lasche ist ein Zahn verbaut, der die Lasche in die Löcher im Armband einrasten lässt. Das ist etwas, das in normalen Uhren selten zu finden ist, in Sportuhren aber weit verbreitet ist.

Ansonsten ist die Huawei Watch GT2 Pro ein Understatement. Schlicht, schwarz, ein Standardzifferblatt, das einer traditionellen Uhr entlehnt ist.

Nur bis 256 Kilometer, nachher Absturz

Angenommen, du bist Ultra-Marathon-Läufer und du läufst die 100 Kilometer von Biel 2,56-mal am Stück. Dann darfst du keinen Meter weiter mehr laufen, denn sonst sind die Daten, die die Huawei Watch ausliest, in der «Huawei Health»-App nicht mehr einsehbar. Denn dann macht die Watch etwas Seltsames.

Zuerst vergisst der Speaker, der noch in chinesischem Englisch via den erstaunlich gut klingenden Lautsprecher an der Uhr radebrecht, die Kilometerzahl. Aus «You have driven Two. Hundred. And. Fifty. Kilometer. In. Three. Hour. Seven. Minute. And. Six Second. Recent. Five kilometer...» wird «You have driven. Kilometer. Recent. Five kilometer...» gefolgt von einem detaillierten Report über die Performance, den Puls und so. Chinesische Software, ohne Frage. Denn in der chinesischen Sprache gibt es keinen Plural, wenn es um Masse geht. Also Minute/Minutes oder Kilometer/Kilometers im Englischen existiert nicht. Der Singular wird vom Sprechenden und vom Hörenden als Plural wahrgenommen, sobald vorher eine Zahl kommt. Also «One Kilometer», «Two Kilometer» und so weiter.

Ein easy Fix, der in der Release Version, die am 2. Oktober in der Schweiz auf den Markt kommt, höchstwahrscheinlich gemacht sein dürfte.

Der 256-Kilometer-Bug aber dürfte bleiben. Denn dort kommt die Distanz ans Limit des intern verarbeitbaren Speichers. Die Aufzeichnung geht zwar bis mindestens 462,08 Kilometer weiter, aber ansehen kannst du sie in «Huawei Health» nicht. Die App stürzt ab. Während der Messung zählt die Uhr ab 265 Kilometer wieder in Fünferschritten mit, spricht aber robotisch abgehackt von «Forty. Four. Kilometer».

Die Batterie ist beeindruckend stark
Die Batterie ist beeindruckend stark

Erstaunlich aber: der Akku. Der hält sauber mit. Sogar mehr als sauber. Nach 5 Stunden, 18 Minuten und 43 Sekunden pausenloser Messung von GPS, Puls, Höhe, Kalorienverbrauch und Geschwindigkeit hat die vorher auf 100 % geladene Batterie noch 76 % Akku übrig. 24 Stunden nach der Messung, aber ohne weitere Messung, dafür mit Durchwühlen aller Settings, sind da noch 65 %. Das Ganze auf einem 455 mAh-Akku. Das beeindruckt.

Huawei wirbt damit, dass die Uhr bis zu 30 Stunden im GPS-Modus durchhält. Falsch. Es sei denn, die Huawei Watch GT2 Pro schaltet nach und nach Features ab. Denn ausgehend von den obigem Batterieverbrauch ist nach 15 Stunden, 10 Minuten und 37 Sekunden GPS-Tracking der Akku auf 0 % und die Uhr macht schlapp.

Die eine Einstellung, die dir viel Frust erspart

Das batteriesparende Verhalten der Uhr ist nicht immer nur lustig und angenehm, selbst wenn die Uhr einen dreitägigen Trip zum Nürburgring ans 24-Stunden-Rennen locker mitmacht. Denn das Time-out des Ziffernblattes ist von Haus aus auf «Auto» gestellt. Dieses Setting verwirrt, denn irgendwie wird der Bildschirm nach nur wenigen Sekunden dunkel. Arm heben, drauf blicken und schnell über etwas nachdenken: Bildschirm dunkel.

Das ist nicht nur dann nervig, wenn du schnell über deinen nächsten Termin nachdenken musst, sondern vielleicht eine WhatsApp-Nachricht lesen musst. Die automatisch denkende Uhr geht davon aus, dass du ihr keine Aufmerksamkeit schenkst. Dann wird der Amoled-Screen schwarz.

Der Fix ist einfach:

  • Swipe Down
  • Settings
  • Display
  • Advanced Settings
  • Sleep
  • 20 Sekunden oder eine Zeit, die dir passt

Das schlägt sich natürlich auf die Batterielebensdauer nieder. Stellt sich die Frage, was dir lieber ist: Batterielaufzeit oder Benutzerfreundlichkeit?

Während du schläfst und intime Fragen

Trotz der Tatsache, dass das Einschlafen mit der Uhr am Handgelenk eingangs schwierig war, ist es möglich, gut mit der Huawei Watch GT2 Pro zu schlafen. Am kommenden Morgen dann wartet eine Schlafanalyse auf dich. Das kann unter Umständen erklären, warum du morgens um 8 Uhr schon bei deiner zwölften Tasse Kaffee angekommen und immer noch müde bist.

Etwas seltsam mutet aber der Stresstest an. Dieser stellt dir gut ein Dutzend Fragen, die du eher von einem Psychologen erwarten würdest als von einer Uhr. «Ich habe nichts, auf das ich mich freuen kann. Wahr oder falsch?» Wenn du vorher noch nicht gestresst warst, spätestens jetzt bist du es. Und wenig überraschend kommt am Ende raus, dass du ein gewisses Mass an Stress empfindest.

Der Magnet im Charger ist etwas schwach
Der Magnet im Charger ist etwas schwach

Auch stressig: Die Ladewiege, in der du die GT2 Pro auflädst. Diese ist merkwürdig wacklig, obwohl da ein Magnet verbaut ist. Dieser ist einen Zacken zu schwach. Daher pass gut auf, wenn du die Uhr alle paar Tage auflädst. Schau lieber eine Sekunde länger zu, bis der Ladevorgang einsetzt, bevor du dich darauf verlässt, dass die Uhr lädt.

Fürs Erste muss das reichen. Aber wenn du Langzeitdaten willst oder spezifische Fragen hast, lass es uns in der Kommentarspalte wissen.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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