
Produkttest
Asus Rog Xbox Ally X im Test: ein erster Schritt, aber (noch) Xbox-unwürdig
von Philipp Rüegg

Ich erhoffte mir viel von Lenovos neuem Premium-Handheld: OLED-Screen, schneller Prozessor, Touchpad und keine absurd hohe Auflösung mehr. Leider kämpft die zweite Version des Legion Go immer noch mit Altlasten.
Der Legion Go 2 ist wie die Nintendo Switch ein Hybrid-Gerät mit mehreren Anwendungsmöglichkeiten. Ich kann ihn als klassischen Handheld benutzen oder die Controller abnehmen, um auf Maussteuerung zu wechseln. Das Gerät gibt es in mehreren Versionen. Unter anderem eine mit dem AMD Ryzen Z2 und eine mit dem schnelleren Ryzen Z2 Extreme. Ich habe Letztere von Lenovo zum Testen erhalten, die bei uns aktuell fast 1400 Franken kostet.
Das Steam Deck OLED bringt es auf 640 Gramm. Die Switch 2 hat mit 7,9 Zoll ebenfalls ein grosses Display, bleibt aber 534 Gramm leicht. Der Legion Go 2 ist zwar nur unwesentlich grösser als der Rog Xbox Ally oder das Legion Go S, aber mit dem Gewicht ist es nicht ergonomisch. Meine Hände verkrampfen viel schneller als beim Steam Deck. Es ist weniger schlimm, als ich befürchtet habe. Aber ohne das Gerät oder meine Arme abzustützen, halte ich es nicht lange aus.
Im Handheld-Modus spüre ich die zwei Tasten, die im FPS-Modus als linke und rechte Maustaste herhalten, in der Handfläche. Es stört mich nicht extrem, aber es irritiert.
Der Fingerabdrucksensor auf der oberen Seite reagiert schnell. Er könnte aber deutlich weiter links sein, damit ich ihn besser erreiche. Dafür sind die Lautstärke-Tasten auf der rechten oberen Seite gut positioniert.
Windows-11-Handhelds bleiben eine Dauerbaustelle.
Getestet habe ich im «Full Screen Experience»-Modus, mit den aktuellsten Treibern und Windows 11 25H2.
Über den Lautsprecher-Sound hinweg sind die Lüfter gar nicht zu hören. Die wiederum klingen ordentlich.
Ich dachte wirklich, dass Lenovo mit dem Legion Go 2 der grosse Wurf gelingt. Der Vorgänger machte bereits sehr viel richtig. Leider bleibt der Nachfolger hinter meinen Erwartungen zurück und das liegt nicht nur an Windows.
Beim Betriebssystem schlage ich mich nach wie vor mit verschiedenen Menüs und Oberflächen von Lenovo, Windows und Steam herum, die sich ständig überlagern. Doch selbst, wenn Windows perfekt auf Handhelds abgestimmt wäre, hätte ich am Legion Go 2 einiges zu meckern.
Das Hauptproblem ist die Grösse und das Gewicht. Natürlich zockt es sich toll auf einem fast neun Zoll grossen Display. Das Gerät fühlt sich gut an, ist aber unhandlich und schwer. Ich will Spass damit haben und keine Fitnessübungen machen. Da kann das OLED mit HDR noch so knallig leuchten. Schwer zu stemmen sind auch die Kosten. Das Gerät ist massiv teurer als fast alle vergleichbaren Handhelds.
Den hohen Preis rechtfertigen auch die abnehmbaren Controller nicht. Sie bleiben für mich ein Marketing-Gag. Die Entwicklungskapazitäten würde Lenovo besser in andere Bereiche stecken. Der Legion Go 2 überzeugt mit der Ausstattung, ist in vielen Bereichen aber ein Kompromiss. Bist du dir dessen bewusst, bekommst du trotz allem ein tolles Gerät, für das du einfach starke Arme brauchst.
Pro
Contra
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.
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Alle anzeigenStatt IPS wie beim ersten Legion Go, kommt ein 8,8-Zoll-OLED-Display zum Einsatz. Das ist klar die grösste Verbesserung gegenüber dem Vorgänger, aber auch anderen Geräten wie dem Asus Rog Xbox Ally. Bei der Grösse kommen die Kontraste und starken Farben besonders schön zur Geltung. Das Display verfügt über eine 144-Hz-Bildwiederholrate, VRR und HDR. Die Auflösung wurde von absurden 2560 × 1600 Pixel auf 1920 × 1200 Pixel reduziert. Auch damit bleibt das Bild knackscharf. Selbst 1080p hätten locker ausgereicht. Der Game-Leistung wird die Reduzierung aber auch so zugutekommen.

Die Griffe sind abgerundeter und deutlich ergonomischer geworden. Das Gerät liegt relativ gut in der Hand – relativ, weil es fast ein Kilogramm auf die Waage bringt. Das hat einen positiven Effekt: Zusammen mit der hervorragenden Verarbeitung fühlt es sich wirklich hochwertig an. Mit 920 Gramm ist es allerdings der zweitschwerste Handheld, der mir bisher untergekommen ist. Nur der Ayaneo Kun wiegt noch 30 Gramm mehr.

Der Legion Go 2 hat einen ausklappbaren Ständer. Die Controller entferne ich über einen kleinen Knopf auf der Rückseite, ähnlich wie bei der ersten Switch. Magnete wie bei der Switch 2 gibt es leider nicht. Anders als bei Nintendos Konsole wird der rechte Controller aufrecht als Maus benutzt. Ich stecke ihn dafür in die beiliegende Halterung, schiebe den Hebel an der Unterseite auf «FPS» und kann ihn anschliessend wie einen Pistolengriff halten. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Der Sensor ist aber präzise genug, dass ich damit Egoshooter zocken kann. Ich finde es weiterhin ein unnötiges Gimmick, das sich negativ auf die Kosten und das Design auswirkt.

Tasten und Sticks sind ohnehin ein leidiges Thema. Kein Handheld, ob Switch, Rog Ally oder Steam Deck, überzeugt durchgehend. Das Legion Go 2 hat angenehme Face Buttons und ein präzises digitales Steuerkreuz. Die vier Zusatztasten auf der Rückseite klicken sich angenehm und die Lage ist perfekt für meine Finger. Die Schulter- und Triggertasten dürften etwas mehr Widerstand bieten. Das gilt auch für die Analogsticks, die mir zudem zu dünn sind. Ausserdem ist der rechte Stick zu nahe beim A-Knopf, sodass ich ihn gelegentlich aus Versehen berühre. Das Touchpad ist keine Offenbarung, aber immerhin gibt es eins und es ist nicht lächerlich klein wie beim Legion Go S.

Wie die Hardware hat auch die Software Verbesserungspotential. Der Lenovo Legion Go 2 ist ein Windows-Handheld. Damit gehen die üblichen Vor- und Nachteile einher. Ich habe mehr Freiheiten, was ich installieren möchte als bei SteamOS, dafür ist die Bedienung nicht für Handhelds optimiert. Erfreulicherweise kann ich dank des neusten Windows-Updates wie beim Asus Rog Xbox Ally die Full Screen Experience aktivieren. Ich muss dafür allerdings noch einen Workaround nutzen. Damit wechselt Windows in einen Handheld-freundlicheren Modus. Die Xbox-App wird zur Zentrale, die Taskleiste verschwindet und unnötige Hintergrundprozesse werden zugunsten von mehr Leistung deaktiviert.

Ich kann jederzeit in den klassischen Desktop-Modus zurückwechseln, wenn ich etwas anderes installieren möchte als Games. Wie ich bereits in meinem Test des Rog Xbox Ally X geschrieben habe, ist die Full Screen Experience eine deutliche Verbesserung gegenüber dem auf Desktop-PCs ausgelegten Windows 11. Sie fühlt sich aber trotzdem noch unfertig an. Das fällt auf dem Legion Go 2 noch stärker auf. Dort muss ich erst die Shortcuts für den Task Switcher, die Game Bar oder die App manuell auf die verschiedenen Tasten übertragen. Die Xbox-App öffnet auch dann meist erst, nachdem ich den Task Switcher kurz aktiviert habe.

Diese Kinderkrankheiten dürften sich legen, sobald Lenovo die Full Screen Experience offiziell unterstützt. Gegenüber The Verge hat das Unternehmen erklärt, dass im Frühling 2026 ein entsprechendes Update kommen soll. Auch wenn sie noch holpriger funktioniert als auf dem Rog Xbox Ally, bleibe ich dabei: Alles ist besser als die Desktop-Version von Windows.

Das ganze Benutzererlebnis überzeugt mich aber weiterhin nicht. Ich wechsle ständig zwischen verschiedenen Oberflächen hin und her – Konsistenz Fehlanzeige. In Lenovos Legion Space installiere ich Updates, passe die Steuerung an oder starte Spiele. Über die Game Bar gelange ich in die Windows-Einstellungen, verbinde Bluetooth-Kopfhörer oder starte Spiele. Über das Lenovo-Schnell-Menü wechsle ich den Leistungsmodus, steuere die Lüfter oder wechsle die Auflösung. Auch in Steam bin ich oft unterwegs, weil da die meisten meiner Spiele sind. Dort kann ich ebenfalls WLAN, Bluetooth und weitere Dinge steuern. Alles überschneidet sich.

Hinzu kommen die üblichen Probleme von Windows-Handhelds: Ich kann ein Spiel nicht herunterladen, ohne dass das Gerät in den Standby wechselt. Dieser wiederum ist nach wie vor eine Wundertüte. Mal läuft das Spiel im Hintergrund weiter und saugt den Akku leer oder das Spiel wird zwischendurch beendet. Meist funktioniert es korrekt, aber zu oft leider nicht. Gelegentlich passiert gar nichts, wenn ich das Gerät einschalten will oder ich muss mehrmals drücken, bis sich das Gerät wirklich ausschaltet.
Bereits beim Rog Xbox Ally habe ich geschrieben: Ein Handheld ist ein Spielzeug und Spielzeuge bedeuten Spass. Den habe ich mit Windows nur bedingt. Der Rog Xbox Ally ist wenigstens ergonomisch und fühlt sich im Vergleich zum monströsen Legion Go 2 federleicht an. Auch die tolle Ausstattung ändert nichts daran, dass sich der Handheld nur in Bärenpranken richtig wohlfühlt.
Der Legion Go 2 besitzt 32 Gigabyte RAM, eine 1 Terabyte grosse SSD. Der Ryzen-Z2-Extrem-Chip basiert auf dem gleichen Modell, das in fast allen Gaming-Handhelds steckt. Der praktisch identische Chip treibt auch den Asus Rog Xbox Ally X an. Drei Leistungsprofile stehen standardmässig zur Auswahl: Leise, Ausgeglichen und Leistung. Ich habe die Tests mit «Leistung» durchgeführt.
Die Leistung ist enttäuschend für ein Gerät mit Ryzen-Z2-Extreme-Chip. Die FPS liegen fast überall hinter der Konkurrenz. Selbst das Legion Go S, das den schwächeren Chip verbaut hat, ist oftmals vorne. Lediglich in «Cyberpunk 2077» kann sich das Gerät deutlich absetzen. Auf den Rat eines Reddit-Users hin habe ich die Grafiktreiber deinstalliert und von der Lenovo-Seite neu installiert. Auch damit konnte ich keinerlei Veränderung feststellen. Lenovo konnte mir auf Rückfrage ebenfalls keine Lösung anbieten. Bleibt zu hoffen, dass künftige Updates die angezogene Handbremse lösen.
Die Lüfter im Legion Go 2 bleiben in Games, die nicht viel Leistung benötigen, lautlos. Stelle ich das Leistungsprofil auf die höchste Stufe, machen sie sich sofort bemerkbar, wenn auch ganz leise. Selbst bei anspruchsvolleren Titeln wie «Cyberpunk 2077» oder «The Outer Worlds 2» dauert es etwas, bis sie wirklich hörbar werden. Ich kann problemlos damit auf dem Sofa zocken und etwas auf dem Fernseher schauen, ohne dass sich meine Frau über den Lärm beschwert.
Mit 74 Wh ist der Akku deutlich gewachsen gegenüber dem ersten Legion Go. Darin steckt ein unterdimensionierter Akku mit 49,2 Wh. Der Rog Ally X besitzt trotz kleinerem Bildschirm mit 80 Wh die grössere Kapazität. Trotzdem macht das Legion Go 2 bei meinem «Cyberpunk 2077»-Testszenario mit 1080p, maximaler Helligkeit und «Leistung»-Profil erst nach 140 Minuten schlapp. Das ist ein neuer Rekord. Bisheriger Spitzenreiter war das Steam Deck OLED mit 130 Minuten. Der Rog Xbox Ally X kommt auf 120 Minuten. Dass das Legion Go 2 trotz kleinerem Akku und grösserem Display länger durchhält als der Xbox Ally, stärkt meine Vermutung, dass das Gerät nicht mit voller Leistung läuft.
