Libratone Track+: Ein vielseitiger Kopfhörer mit Wucht
Produkttest

Libratone Track+: Ein vielseitiger Kopfhörer mit Wucht

Livia Gamper
10.2.2019
Bilder: David Lee

Der Track+ von Libratone kommt als In-Ear-Kopfhörer mit mehrstufigem Noise Cancelling und einem auffälligem Kabel. Damit macht Libratone vieles richtig. Vor allem das anpassbare Noise Cancelling verspricht viel. Ich habe den Kopfhörer im Alltag getestet.

Der neuste Kopfhörer von Libratone sieht auf den ersten Blick aus wie ein Sportkopfhörer. Denn er kommt mit einem versteiften und wuchtig aussehenden Nackenkabel. Auf den zweiten Blick wird aber klar: Der Track+ ist viel feiner gebaut als ein Sportkopfhörer und ist nicht nur für Sport zu gebrauchen. Es ist ein Kopfhörer den du in fast allen Situationen benutzen kannst. Das ist einer der Gründe, warum mir der Track+ so gefallen hat.

Der dänische Hersteller mischt erst seit zehn Jahren im Audio-Markt mit. Die schlichten Designs und die gute Tonqualität machten Libratone aber schnell bekannt. Dass mit den so kleinen, feinen und bohnenförmigen Ohrteilen Noise Cancelling mit vier verschiedenen Stufen möglich ist, gefällt.

Auch sonst gefallen mir die Track+ von Anfang an. Nur beim Auspacken des Zubehörs kriegt meine Begeisterung zwei kleine Dämpfer. Die Kopfhörer kommen zwar in einer sehr schicken Schachtel – man könnte meinen, es seien Pralinen drin – aber leider ist in der Box kein Etui, um die Hörerli unterwegs verstauen zu können. Und die Track+ werden mit Micro USB geladen. Da erstaunt es mich umso mehr, als die Track+ nur eine Stunde brauchen für eine Ladung. Damit laufen sie dann laut Hersteller bis zu acht Stunden lang. Dieser Wert stimmte bei mir im Test aber nicht immer ganz. Mit aktiviertem Noise Cancelling hatte ich zum Beispiel meistens nur so um die sieben Stunden lang Musik.

Diese kleinen Hörerli haben vier verschiedene Noise-Cancelling-Stufen.

Sound, Stille oder alles miteinander

Der Sound aus den Track+ tönt sehr schön und abgerundet. Nur der Bass dürfte in meinen Ohren noch ein wenig präsenter sein. In der Libratone App hier für Android und da für iOS lässt sich der Klang mit drei Equalizer-Presets ein wenig verändern. Ich habe das Preset mit Extra Bass genommen und war damit zufriedener. Allgemein fand ich den Klang der Hörer damit voller – aber nicht dröhnend, sondern mit einem angenehm wuchtigen Klang.

Bis anhin hatte ich immer etwas Mühe mit Kopfhörern, die mit viel Noise Cancelling arbeiten. Wie etwa beim Sony WH-1000XM3 bei dem es mir vorkam, als würde der Sound davonschwimmen. Beim Track+ ist das ganz anders. Auch auf der höchsten der vier Stufen finde ich den Sound gleichbleibend angenehm. Dass sich das Noise Cancelling auf verschiedenen Stufen anpassen lässt, macht besonders Freude. Jedoch kann das Libratones Vorgängerkopfhörer, der kabelgebundene Q Adapt In-Ear, auch schon. In der App zeigt dir Libratone an, was die vier Stufen bedeuten:

  1. Ambient Pass Through, +6 dB: Damit hörst du deine Umgebung neben der Musik
  2. Niedrige Geräuschunterdrückung, 0 dB: Laut Libratone ist diese Stufe am besten bei Wind. Ich habs beim Velofahren ausprobiert und habe nichts zu bemängeln.
  3. Moderate Geräuschunterdrückung, -12 dB: Die klappernden, mechanischen Tastaturen meiner Kollegen im Grossraumbüro kommen da noch durch, aber sonst höre ich nicht mehr viel
  4. Maximale Geräuschunterdrückung, -23 dB: Im Büro höre ich die Gespräche meiner Sitznachbarn nicht mehr. Und im lauten Bus höre ich ebenfalls nur meine Musik.
Screenshot aus Libratones App
Screenshot aus Libratones App

Die nackten Dezibel-Zahlen in der App machen für mich nicht viel Sinn. Auf der Homepage von Libratone lassen sich sich klarere Hinweise über die Stufen des Noise Cancellings finden:

-Bei Stufe eins hörst du noch 80% der Geräusche
-Bei Stufe zwei sind es 60%, was der passiven Reduktion entspricht, die du hast, wenn du die Kopfhörer in den Ohren hast
-Bei Stufe drei hörst du noch 30% der Umgebungsgeräusche
-Bei Stufe vier sind es weniger als 10% Geräuschbelästigung

Die Angabe ist aber noch immer abstrakt. Am besten zeigt sich der Unterschied beim Hören. Dort machen die verschiedenen Stufen Sinn und lassen sich gut unterscheiden.

Mit aktiviertem Noise Cancelling ist es mir nicht geheuer, durch die Stadt zu laufen und nichts ausser Musik zu hören. Die Gefahr, unter Bus oder Tram zu geraten ist mir zu gross. Libratone setzt, um dieses Problem zu lösen, wie andere Hersteller auf Optionen, die den Lärm durchkommen lassen. Das geht entweder so, dass du einfach mit der ersten Noise Cancelling Stufe hörst, oder das du Libratones CityMix Smart-Option aktivierst. Mit der Option analysiert die Software deine Umgebung mit den Mikrofönli und passt die Geräuschunterdrückung dann an. Libratones Citymix finde ich ganz okay. Bei anderen Herstellern, wie etwa beim Beoplay E8 habe ich solche Optionen immer als künstlich empfunden. Beim Track+ war das nicht der Fall.

Steuerung: Auch für Apple okay?

Auf der Rückseite der Schachtel des Track+ steht’s unübersehbar: Made for iPhone / iPod. Die Bedienung ist, um Apples Anforderungen zu genügen, schön schlicht und einfach gehalten: Mit dem linken, kleinen Knopf an der länglichen Steuerung kannst du das Noise Cancelling anpassen. Anhand eines doppelten Klopfsignals merkst du, wenn du beim Durchklicken auf der untersten Stufe angelangt bist.

Die Knöpfe für lauter, leiser und Pause.
Die Knöpfe für lauter, leiser und Pause.
Die Taste fürs Noise Cancelling.
Die Taste fürs Noise Cancelling.

An der rechten Seite hast du zwei Lautstärkeregler, die einen kleinen Knopf in der Mitte haben. Mit einmal Drücken pausiert die Musik, bei zweimal Drücken kommt der nächste Song und nach dreimal hintereinander Drücken kommt das vorherige Lied. Soweit so einfach.

Das einzige, was ich mich bei Apples Zertifizierung frage: der Track+ sendet mit dem Bluetooth-Codec aptX. Apple sendet aber mit AAC. Mit einem iPhone kannst du mit den Track+ nur mit SBC-Codec Musik hören. SBC ist das Standardprotokoll für Bluetooth. Ich habe die Kopfhörer mit einem Android-Phone getestet und konnte somit meine Musik mit aptX-Codec hören. Damit habe ich eine fixe Bitrate von 354 kbit/s. Mit SBC kann die Bitrate je nach dem sinken – zum Beispiel bei Hindernissen – worauf du also unter Umständen eine schlechtere Audioqualität kriegst.

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Das Pairing von Kopfhörer und Handy hat bei mir auch mit dem Android-Phone immer einwandfrei und schnell geklappt. Aussetzer hatte ich nie. Und bei Video-gucken mit Kopfhörer gibt’s keine nervigen Verzögerungen.

Halten wie angegossen

Mit Kabel wiegt der Track+ nur 28 Gramm. Weil sie so leicht sind, hatte ich anfangs Bedenken, dass das wieder solche Kopfhörer sind, die mir ständig aus den Ohren fallen. Zum Glück ist dem nicht so. Der Track+ sitzt wie angegossen im Ohr. Nur zum Joggen benutze ich die kleinen Flügeli, die sich ganz schnell aufstülpen lassen. Es ginge auch ohne die Flügel-Dinger, jedoch leidet da bei mir die Soundqualität. Sitzen die Hörerli fest in den Ohren, tönt’s einfach besser.

Was ebenfalls für den Track+ spricht: Mein letzter Kopfhörer mit Nackenkabel hatte ein lautes Kabel. Das heisst, immer, wenn das Kabel an meinen Jackenkragen oder sonst wo ankam, hörte ich das in den Ohren. Das Kabel vom Track+ wirst du nicht hören. Und es fühlt sich warm und fein an im Nacken.

Die kleinen weissen Teiler sorgen für noch mehr Halt.

Wenn du im Regen joggen willst, kannst du das mit dem Track+ tun. Er ist IPX4-zertifiziert, das heisst, er ist gegen Spritzwasser geschützt. Bei mir hat er sogar einen Sturz in eine halbvolle Teetasse ohne Schaden überlebt.

Fazit: Leichtigkeit, die sich lohnt

Der Track+ begeistert mich. Im ganzen Test ist mir nur sehr wenig Negatives aufgefallen: die Laufzeit, die etwas schwankt und das fehlende Case.

Der Kopfhörer ist schön leicht und sitzt so gut in den Ohren, dass du ihn beim Tragen kaum bemerkst. Den Preis finde ich für die Leistung, die der Track+ bringt, angemessen. Denn der Track+ ist so vielfältig einsetzbar, dass du zum Beispiel keinen extra Sportkopfhörer brauchst. Zum Joggen, Zugfahren, im Büro oder zum Lernen hat er bei mir immer gepasst.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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