Loupedeck im Test: Was taugt der Lightroom-Controller?
Produkttest

Loupedeck im Test: Was taugt der Lightroom-Controller?

Adobe Lightroom ist eines der bevorzugten Bildbearbeitungsprogramme vieler Fotografen. Eigens dafür gibt es nun einen Controller, der die Bedienung deutlich vereinfachen soll – für einen stolzen Preis. Ob sich die Investition gelohnt hat, zeigt der Test.

Wer viel fotografiert und die Zeit lieber draussen am Set, als am Rechner verbringt, der ist um jede Minute froh, die er am Bildschirm einsparen kann. Das Loupedeck – eine Konsole mit der man Adobe Lightroom effizienter bedienen können soll – verspricht genau das. Für mich Grund genug, das Loupedeck genauer anzuschauen.

Der Lieferumfang des Loupdecks enthält wenig Überflüssiges:

Da ist die Bedieneinheit selbst, ein Zettel mit einem Link zur Loupdeck-Website, wo man die entsprechende Installationssoftware herunterladen kann und ein Heft mit rechtlichen Hinweisen. Das ist alles. Wer dennoch ein Unboxing-Video sehen will, bitte sehr:

Die Installation klappt ohne Probleme, setzt aber voraus, dass du mit dem Netz verbunden bist. Das Ganze läuft selbsterklärend. Man lädt die entsprechende Software für sein Betriebssystem herunter, installiert die Software und startet Lightroom. Das war es auch schon. Die Bedieneinheit ist immer dann aktiv, wenn das Programm geöffnet und bereits vorprogrammiert ist; lässt sich aber auch teils individuell anpassen.

Auf den ersten Blick macht das Loupedeck einen guten Eindruck. Schlichtes und schönes Design und wichtiger noch: Es fühlt sich gut in der Hand an. Man will direkt loslegen. Etwas Negatives ist mir jedoch gleich nach den ersten Schritten aufgefallen: Einige Tasten reagieren nur schwerfällig und man muss schon etwas Kraft aufbringen, um sie zu drücken. Für den stolzen Preis von 399 Franken etwas enttäuschend. Doch wenn das Tool mir tatsächlich die Zeit spart, die ich mir erhoffe, wird es jeden Rappen Wert gewesen sein.

Es geht ans Eingemachte

Für beinahe alle Lightroom-Funktionen hat das Deck entsprechende Regler oder Knöpfe vorgesehen, so dass man sich die Wege mit der Maus erspart. Das zumindest behauptet der Hersteller. Tatsächlich benötige ich die Maus deutlich seltener und wenn die Hand doch dahin greift, dann entweder aus Gewohnheit oder um einige Einstellungen, die das Deck nicht abdeckt, zu justieren.

Obwohl ich hie und da noch auf die Tasten schauen muss, um mich zu vergewissern, dass ich keine falschen drücke, merk ich, dass die Bearbeitung leichter und vor allem schneller von der Hand geht. Ich kann per Drehung der Regler die Schwarztöne präzise hochziehen, die Highlights genau justieren und habe im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich bald den Dreh raus. Das Arbeiten mit dem Deck macht Spass und die Umstellung von Maus und Tastatur auf ein einziges Element ist nicht so gross wie befürchtet.

Wie von der normalen Tastatur gewohnt, hat man rechts unten die Pfeiltasten, mit denen man durch die Bilder navigieren kann. Auch das Bewertungssystem in Form von Sternen und Farben funktioniert super. So kann ich schnell eine Vorauswahl treffen und mich dann auf diese bei der Bildentwicklung konzentrieren.

Begradigen lassen sich die einzelnen Fotos mit dem grossen Rad links am Deck, das sich «Rotate» nennt. Schade, dass hier die Upright-Funktion von Lightroom, die ich sonst gern nutze, nicht berücksichtigt wurde. So muss ich bei einigen Bildern mit fallenden Linien doch wieder zur Maus greifen. Das getan, kann ich problemlos und schnell mit der Bearbeitung des Bildinhalts beginnen. Ganz gleich, ob es die allgemeine Belichtung ist, die Schatten, die Schwarztöne oder die Highlights: Das Loupedeck hat für alle Werte einen Regler und für alle Farben entsprechende Schieber. Das Editing macht an dieser Stelle besonderen Spass mit dem Deck und geschieht ohne jegliche Verzögerungen.

Ich schätze, dass ich die meiste Zeit bei der Farbmanipulation spare. Auch wenn meine Bilder Schwarz-Weiss sind, gehe ich jeden Farbton einzeln an und verändere seine Tonung/Luminanz. Das Loupedeck macht mir das einfach und bereitet alle Farbtöne als Schieber vor. Nebst den acht Schiebern habe ich die Möglichkeit festzulegen, ob ich die Tonung, Sättigung oder die Luminanz verändern möchte. Eines ausgewählt, kann ich den Schieber einer jeden Farbe nach oben oder unten bewegen und so den Wert erhöhen oder vermindern.

Dank dem Loupedeck kann ich mir meine Bilder im Vollbild am Bildschirm anzeigen lassen und mich komplett auf die Details einlassen ohne die Lightroom-Leisten sehen zu müssen. Das kann wirklich nicht genug betont werden und ist ein grosses Plus! Ich wünschte mir, dass ich gar nicht aus dem Vollbildmodus raus müsste. Ich muss es allerdings dann doch hin und wieder.

Der Hersteller will nachbessern

Da ich in meinem eigenen Workflow zusätzlich die Gradationskurve anpasse, bleibt der Weg mit der Maus nicht erspart. Denn hierfür hat das Loupdeck keine Tasten/Räder vorgesehen. Einen kleinen Trick habe ich mir dann später einfallen lassen und der hat mit einer nächsten schönen Funktion des Decks zu tun: Das Loupedeck bietet die Möglichkeit, die Tasten P1-P8 mit eigenen Presets zu belegen. Das ist klasse und vereinfacht meine Arbeit enorm. Die Möglichkeit habe ich unter anderem genutzt, um mir drei unterschiedliche Gradationskurven abzuspeichern. Funktioniert in den meisten Fällen super, ist aber keine ganz saubere Lösung. Also kontaktiere ich die Hersteller und will wissen, ob diese (für mich wichtige Funktion) mit einem Update kommen wird. Die Antwort, kurz zusammengefasst: Durch die hohe Nachfrage wird an der Umsetzung gearbeitet, allerdings ist das nicht ganz einfach. Ich kann aber hoffen und bis dahin komme ich auch mit meinen Presets und zur Not dem Griff zur Maus zurecht.

Habe ich mehrere Bilder der gleichen Szenerie, kann ich per Copy/Paste die komplette Einstellung eines Bildes auf die anderen übertragen. Auch hier spare ich viel Zeit: Ist einmal alles auf das nächste Bild kopiert, muss ich gegebenenfalls nur noch ein bis zwei Regler drehen und kann direkt weiter zur nächsten Aufnahme.

In Lightroom nutze ich für meine Bilder selten bis nie Verlaufsfilter. Insofern stört mich die fehlende Möglichkeit, mit der Konsole direkt Verlaufsfilter zu zeichnen, nicht. Wer hingegen den Pinsel oft nutzt, der wird das auch mit dem Loupedeck machen können: Hier hält die Bedieneinheit eine entsprechende Taste parat. Mit der Maus könnt ihr dann direkt eure Bildbereiche definieren und diese mittels Regler (Kontrast, Belichtung, etc…) entsprechend euren Wünschen editieren.

Natürlich kann das Deck noch mehr. Du kannst Bilder Nachschärfen und das Rauschen reduzieren. Es ist auch möglich, in das Bild direkt reinzuzoomen, du musst dann aber den Ausschnitt mit der Maus wählen; du kannst Vorher/Nachher-Ansichten eines bearbeiteten Bildes anzeigen lassen und per Knopfdruck eure Farbaufnahme in ein Schwarzweissbild umwandeln.

Mein Fazit:

Das Loupedeck ist mehr als ein Gadget. Es hilft mir tatsächlich, meine Reportagen schneller fertigzustellen und so meinen Kunden einen Mehrwert (schnellere Auslieferung) und mir selbst mehr Freizeit mit meiner Familie zu schaffen. Das ist für mich sehr wertvoll. Das Deck hat aber auch seine Macken. So ist die Verarbeitung nicht ganz sauber, da sich die Tasten teilweise nur mit einigem Druck bedienen lassen. Auch fehlen mir ein bis zwei entscheidende Funktionen. Hier aber scheine ich nicht allein zu sein, so dass die Hersteller sich mit einer Lösung in Form eines Updates beschäftigen.

Empfehlen kann ich das Deck jedem, der wirklich viel editieren muss. Ich bin sicher, dass so mancher Hochzeits-/ Reportagefotograf gefallen an der Konsole finden würde. Wer hingegen nur hin und wieder mit mehr als 100 Bildern nach Hause kommt, der wird auch ohne das Deck gut auskommen. Nur sieht der Arbeitsplatz dann halt nicht ganz so fancy aus.

Falls du noch Fragen zum Loupedeck habt, schreib sie in die Kommentare. Ich bemühe mich, zeitnah zu antworten.

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Vater, Fotograf und verliebt in Winterthur. In meinem Leben musste ich mich an viele neue Orte und neue Kulturen gewöhnen; zuletzt an Winterthur und die Schweiz. Das macht mich zu einem interessierten Beobachter, der stets zu entschlüsseln versucht, wie die neue Umgebung funktioniert. Die Fotografie macht es mir dabei deutlich einfacher und führt mich an unterschiedlichste Orte dieser neuen Wahlheimat. Sie ist mein Türöffner und meine Reflektionsfläche.
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