Marvel veröffentlicht ersten Trailer: Wer ist «Moon Knight»?
Hintergrund

Marvel veröffentlicht ersten Trailer: Wer ist «Moon Knight»?

Luca Fontana
17.1.2022

Der Trailer zeigt: Das Marvel Cinematic Universe wird bald düsterer. Denn der titelgebende Held in «Moon Knight» ist ein psychisch gestörter Mann mit Hang zur Gewalt. Das zumindest lehren uns die Comics.

Da ist Schauspieler Oscar Isaac. Verstört. Verängstigt. Verwirrt. Dazu ein weisses Kostüm mit Kapuze. Das Gesicht bleibt verhüllt. Aber durch den Schatten dringen silbrig schimmernde Augen. Und verdammt viel Wut. Meine Damen und Herren: Moon Knight, der neueste Superheld des Marvel Cinematic Universes (MCU).

Im letzte Nacht veröffentlichten Trailer erfahren wir noch nicht viel über die Handlung der im März startenden Disney+-Serie. Die Frage, die sich viele Nicht-Comic-Enthusiasten derzeit stellen, ist sowieso eine andere:

Wer ist dieser Moon Knight überhaupt?

Marc Spector, der psychisch gestörte Söldner

Chicago, das Armenviertel in den 1930ern. Der pazifistische Rabbi Elias flüchtet aus Nazi-Deutschland. Später kommt sein Sohn zur Welt – Marc Spector. Ihr Leben sollte ein besseres sein als jenes in der Tschechoslowakei, ihrer Heimat. Aber schon als Kind muss Marc ungläubig mitansehen, wie sein Vater ständig diskriminiert wird, ohne sich je zu wehren.

Nur einer steht ihnen bei: Rabbi Yitz Perlman. Vermeintlich. Denn der eigentlich liebenswerte Perlman entpuppt sich als brutaler Nazi-Deserteur und heimlicher Serienmörder, ständig Jagd auf Juden machend. Perlman nimmt Marc gefangen, foltert ihn. Bis zu den Abgründen des Wahnsinns.

Und darüber hinaus.

Der Foltermeister, der Marc Spector in den Wahnsinn getrieben hat.
Der Foltermeister, der Marc Spector in den Wahnsinn getrieben hat.
Quelle: Marvel Comics

Marc kann sich aus den Fängen seines Peinigers befreien, dessen Taten haben aber Spuren hinterlassen: Er entwickelt eine dissoziative Identitätsstörung – eine psychische Erkrankung, bei der mehrere Identitäten in derselben Person alternieren, ohne sich daran zu erinnern, was die jeweils anderen Persönlichkeiten tun oder sagen.

Bei Marc sind das zunächst Steven Grant und Jake Lockley. Als Grant arbeitet er sich Jahre später gar zum Multimillionär hoch. Als Jake hingegen bleibt er ein bescheidener, in ärmlichen Verhältnissen lebender Taxifahrer. Es ist allerdings seine ursprüngliche Persönlichkeit, Marc, die ihn zum Moon Knight macht. Er arbeitet zuerst als Boxer, dann als Soldat, CIA-Agent und schliesslich macht er als Söldner Karriere. Alles ist gut, bis er eine Mission in Ägypten annimmt, die sein Leben ein weiteres Mal grundlegend verändern würde.

Begegnungen mit Göttern

Ein Bündnis mit dem sadistischen Bandenchef Raul Bushman soll Marc zu archäologischen Funden führen, die für viele Millionen Dollar auf den Schwarzmarkt verkauft werden können. Nur: Bushman teilt nicht gerne. Er hintergeht Marc und lässt ihn zum Sterben in den ewigen Sanden Ägyptens zurück.

Marc, schwer verwundet, schleppt sich mit letzter Kraft zum freigelegten Grab des Mondgottes Khonshu. Dort erscheint ihm Khonshu. Der unterbreitet Marc einen Deal: Weil der Gott selbst keine physische Gestalt auf der Erde annehmen kann, soll Marc als sein Avatar agieren und dessen Wille auf Erden vollziehen. Marc willigt ein. Der alte Gott stellt seinen Körper wieder her und stattet ihn mit übernatürlichen Kräften aus. Der Haken: Die Stärke seiner Kräfte variiert je nach Mondphase. Während er sich bei Neumond eher zurückhält, könnte Marc bei Vollmond gar Captain America den Garaus machen.

Khonshu, der ägyptische Mondgott, ist es, der Moon Knight seine Fähigkeiten gibt.
Khonshu, der ägyptische Mondgott, ist es, der Moon Knight seine Fähigkeiten gibt.
Quelle: Marvel Comics

Marc kehrt als Rächer von Schandtaten nach New York zurück. Prompt schnappt er sich Bushman, um sich für dessen Verrat in Ägypten zu revanchieren – in dem er ihm das Gesicht brutal vom Schädel reisst. Khonshus Plan geht auf: Marc und seine anderen Persönlichkeiten vereinen nun die vier Aspekte des Mondgottes: Behüter, Wegweiser, Verteidiger und Beobachter der Nachtwandelnden.

Moon Knight wird geboren.

Moon Knight ist ganz offensichtlich ein Superheld für das eher erwachsene Publikum.
Moon Knight ist ganz offensichtlich ein Superheld für das eher erwachsene Publikum.
Quelle: Marvel Comics

Fans träumen schon lange vom ersten Auftritt Moon Knights im MCU. Auch, weil sein düsteres, verstörend unnahbares Wesen als nächtlicher Rächer an DCs Batman erinnert – mit dem Unterschied, dass Moon Knight tatsächlich Superkräfte hat. Und offiziell diagnostizierte psychische Krankheiten.

Seinen grössten Reiz macht aber seine Ambivalenz aus. Mal ist er mürrisch. Mal reisst er Sprüche wie Spider-Man. Mal ist sein Humor schlicht morbid. Und bis heute ist selbst in den Comics noch immer nicht geklärt, ob Marc tatsächlich ein eifriger Diener des alten Gottes mit strenger Agenda ist oder bloss Opfer seiner ausufernden Psychosen – und Khonshu nichts als Einbildung. Selbst die schwankenden Kräfte könnten logisch begründet werden. Der Held bleibt ein Mysterium. Und Menschen lieben Mysterien.

Was sagt uns der Trailer?

Die Story im MCU dürfte vom Comic abweichen. Das zeigt schon der Trailer. Die Geschichte wird dort zuerst aus der Sicht des Steven Grant erzählt, in den Comics der Multimillionär-Ego, hier aber ein offenbar ärmlicher Verkäufer mit schweren Schlafstörungen. Er könne nämlich Traum und Realität nicht mehr auseinanderhalten. Wohl, weil seine Träume keine sind. Vielmehr sind es bruchstückhafte Erinnerungen daran, was seine anderen Persönlichkeiten getan haben. Etwa, als ihn eine Frau am Telefon auf einmal Marc nennt, verwundert darüber, dass «Marc» noch am Leben sei.

Eine Anspielung auf den Verrat Bushmans in Ägypten?

Brutaler als jede Disney+-Serie zuvor dürfte «Moon Knight» jedenfalls werden. Darauf deutet das gestern Nacht veröffentlichte offizielle Poster hin.

Blutige Klingen in Form von Mondsicheln – Moon Knights Spezialität.
Blutige Klingen in Form von Mondsicheln – Moon Knights Spezialität.
Quelle: Disney

Und dann ist da noch Schauspieler Ethan Hawke. Wen er spielt? Ungewiss. Mein (mutiger) Tipp: Mephisto. Jaja, ich weiss. Offiziell wird er als Wissenschaftler Arthur Harrow geführt, der in den Comics eine eher kleine Rolle gespielt hat. Dazu kommt, dass Oberschurke Mephisto unter Marvel-Fans schon lange zum Running-Gag verkommen ist, weil er von Verschwörungstheoretikern seit «WandaVision» ständig prophezeit wird, aber niemals auftaucht.

Bedenke aber: Erinnerst du dich an Agnes, die ganz bestimmt nicht Agatha Harkness sei? Oder dass Tobey Maguire und Andrew Garfield überall, nur nicht in «Spider-Man: No Way Home» sein würden? Tja. Mephisto war schon in den Comics ein Gegner Moon Knights. Und einer seiner grössten Spezialitäten ist die Täuschung. Vielleicht, wer weiss, man darf ja träumen, wird uns Comic-Fans der Traum des dämonischen Bösewichts in einer MCU-Serie endlich erfüllt. Ethan Hawke wäre eine Traumbesetzung, so viel steht fest.

Wir werden sehen, ab dem 30. März, wenn «Moon Knight» auf Disney+ startet.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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