Mein iPad und ich, wir werden gemeinsam alt
Hintergrund

Mein iPad und ich, wir werden gemeinsam alt

David Lee
8.12.2022

Acht Jahre gehen das iPad Air 2 und ich schon gemeinsam durchs Leben. Ich wollte eigentlich Schluss machen, habe es mir aber anders überlegt.

Im Dezember 2014 kaufte ich mir ein iPad Air 2, sozusagen ein Weihnachtsgeschenk für mich selbst. Jetzt, genau acht Jahre später, benutze ich dieses Gerät immer noch. Täglich. Es gehört zu meinem Morgenritual, bei einem Kaffee ein wenig im Netz zu surfen und den einen oder anderen Artikel zu lesen. Das Tablet hat dafür das perfekte Format: Es passt gut auf den kleinen und meist vollgestellten Küchentisch, bietet beim Lesen aber mehr Komfort als das kleine Smartphone.

Trotz langjährigem intensivem Gebrauch sieht der Oldie aus wie neu. Das liegt an der hervorragenden Hülle, die ich dazumal gekauft habe. Die Hülle selbst ist allerdings komplett hinüber.

So sieht ein iPad Case nach acht Jahren täglichem Gebrauch aus.
So sieht ein iPad Case nach acht Jahren täglichem Gebrauch aus.
Quelle: David Lee
Dafür ist das iPad auf allen Seiten noch in einem tadellosen Zustand.
Dafür ist das iPad auf allen Seiten noch in einem tadellosen Zustand.
Quelle: David Lee

Du denkst, ich hätte keine Ahnung von den neuen iPads, dass ich das alte so gut finde? Da liegst du falsch. Aber der Reihe nach.

Immer längere Lebenszyklen

Ich bin ein iPad-User der ersten Stunde. Im Juni 2010, als in der Schweiz das iPad 1 erhältlich war, kaufte ich mir eines. Bereits Ende 2011 ersetzte ich es durch das Nachfolgemodell, denn das erste iPad hatte viel zu wenig Arbeitsspeicher. Mit den 256 MB war das Surfen mühsam. Das iPad 1 konnte nicht mal mehrere Tabs im RAM halten – jede Webseite musste es bei einem Tab-Wechsel neu laden. Oft beendete das System eine App, weil diese zu viel Speicher beanspruchte.

Das iPad 2 war viel besser und so behielt ich es immerhin bis Ende 2014, bevor ich es schliesslich gegen das iPad Air 2 austauschte. Dieses ist bis heute brauchbar. iPad OS 16 ist die erste Systemversion, die nicht mehr auf meinem Gerät läuft. Sicherheitsupdates gibt es aber nach wie vor. Die Lebenszyklen werden immer länger.

In letzter Zeit schien mir das iPad Air 2 teilweise etwas langsam, vor allem beim Öffnen des App Store. Deshalb habe ich mir einen Ersatz besorgt. Eigentlich wollte ich wieder ein Air, aber das normale iPad 9 ist das einzige noch erhältliche Apple-Tablet mit einem Kopfhöreranschluss. Der ist für mich wichtig. Bluetooth-Kopfhörer eignen sich für Musikaufnahmen wegen der Verzögerung nicht. Ich müsste also ein externes Audio-Interface mit Kopfhöreranschluss anhängen. Das wäre umständlicher als mein bisheriges, sehr simples Setup.

Nun, da ich das neue iPad habe, könnte ich ja das alte verkaufen. Hatte ich ursprünglich auch vor. Aber es kam anders.

Bitte bleib bei mir

Das neue iPad ist bereits seit über einem Monat bei mir. Benutzt habe ich es noch kaum. Stattdessen verwende ich das alte iPad Air 2 weiter. Ich habe nun sogar extra eine neue Hülle gekauft – eine Nachbildung, weil Apple das Original-Case nicht mehr herstellt. Falls du mich jetzt für verrückt erklärst, habe ich dem wenig entgegenzuhalten.

Was geht hier vor sich? Ich kann es mir nur so erklären: Wenn du acht Jahre jeden Tag das gleiche Gerät benutzt und vollkommen zufrieden damit bist, dann willst du im Prinzip gar keine Änderungen. Bloss ein bisschen mehr Geschwindigkeit. So ist mir jede Veränderung ein Dorn im Auge. Zum Beispiel gibt es beim iPad 9 kein Apple-Case mehr, welches das Gerät komplett umschliesst, nur noch ein Cover für die Frontseite. Das dürfte zu einem Problem werden, wenn das iPad mal herunterfällt. Inzwischen habe ich mir von einem Dritthersteller eine umschliessende Hülle bestellt. Die ist aber so klobig, dass mein neues iPad im Vergleich zum alten alt aussieht.

So einfach geht das Anschliessen eines Keyboards nur mit Kopfhörerausgang.
So einfach geht das Anschliessen eines Keyboards nur mit Kopfhörerausgang.
Quelle: David Lee

Der Bildschirm des iPad 9 fühlt sich beim Antippen billig an. Es klingt laut und hohl, nach Kunststoff. Beim Air 2 ist das nicht so, dort fühlt sich der Screen eher wie Glas an. Das fällt mir natürlich nur auf, weil ich acht Jahre das gleiche Gerät benutzt habe. Wahrscheinlich würde ich mich schnell umgewöhnen.

Aber es gefällt mir, dass das iPad Air 2 sich so gut hält. Vielleicht werden wir gemeinsam alt. Das wäre schön. Und falls nicht, habe ich schon jetzt das für alle Zeiten aktuellste iPad mit Kopfhöreranschluss.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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