Netflix macht ernst: Das Ende von Account Sharing hat ein Datum
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Netflix macht ernst: Das Ende von Account Sharing hat ein Datum

Luca Fontana
23.1.2023

Im März 2023 ist es so weit: Das Ende von Account Sharing, wie wir es kennen, kommt. Das geht aus einem Brief von Netflix an seinen Aktionärinnen und Aktionären hervor. Was bedeutet das konkret?

Die Lage spitzt sich zu. Zumindest für jene, die ihr Netflix-Passwort mit Freunden und Familie teilen. Also praktisch alle. In einem kürzlich veröffentlichten Brief an die Shareholder kündigte der amerikanische Streaming-Gigant nämlich an, mit neuen Mitteln gegen Account Sharing vorzugehen.

Gänzlich neu ist das nicht. Erstens, weil das Teilen des Netflix-Passworts mit Menschen ausserhalb der eigenen vier Wände gemäss den Netflix-Nutzungsbedingungen sowieso längst verbotene Praxis ist. Zweitens, weil Netflix bereits seit Frühjahr 2022 in Südamerika mit Möglichkeiten experimentiert, Account Sharing zu unterbinden. Neu ist aber, dass ein Datum für das «Ende» feststeht: März 2023.

Das Ende kommt: aber wie genau?

Konkret will Netflix über IP-Adresse, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten erkennen, ob jemand ausserhalb des zugeordneten Haushalts auf den Netflix-Account zugreift. Wer das tut, soll ab März nur noch über einen Zugangscode, der voraussichtlich drei Dollar pro Monat kostet, Zugriff auf ihr oder sein Profil bekommen. Der Zugangscode wird erst dann generiert, wenn der Zahlungseingang erfolgt ist. Das wäre nicht das «Ende» von Account Sharing per se, aber zumindest das Ende von Account Sharing, wie wir es heute kennen.

Freunde macht sich der Streamingdienst damit nicht. Das weiss auch Netflix-Co-CEO Greg Peters. Im Interview zum Brief an die Shareholder sagte er:

«Wir sind uns bewusst, dass wir uns unbeliebt machen und Accounts zeitweise oder sogar ganz gekündigt werden.»

Dass Netflix dennoch an seinen Plänen festhält, läge daran, dass die Geschäftsleitung das Teilen des Accounts in weltweit über 100 Millionen Haushalten als Wachstumsbremse sehe, so der Brief. Es verhindere, dass das Unternehmen in den Service investieren und ihn verbessern könne. Daher die Möglichkeit des Paid Sharings: Es unterbindet Account Sharing zwar nicht, aber zumindest wird es teilweise monetarisiert.

Geht es nach Netflix, würden Nutzerinnen und Nutzer ohnehin einen eigenen, neuen und voll zahlenden Account generieren. Genau darum wurde schon im vergangenen Oktober der Profiltransfer eingeführt. Also die Möglichkeit, das persönliche Netflix-Profil samt vom Algorithmus gespeicherten Vorlieben, Verläufen und Listen von einem existierenden Konto auf ein neues zu übertragen. Wem das zu teuer ist, kann zumindest in Deutschland seit Anfang November ein günstigeres, aber werbeunterstütztes Abo lösen. Wann und ob diese Möglichkeit auch in die Schweiz kommt, ist nicht bekannt.

Viele offene Fragen

Aus dem Brief an die Aktionärinnen und Aktionären geht derweil nicht hervor, in welchen Ländern Paid Sharing per Ende März 2023 eingeführt wird. Es ist aber davon auszugehen, dass die wichtigsten Märkte USA, Grossbritannien, Australien und Kanada betroffen sein werden. Expertinnen und Experten rechnen aber auch im Rest der Welt mit einem baldigen Start – auch hierzulande.

Dies trotz vieler offener Fragen. Wie geht Netflix mit sich ändernden IP-Adressen um? Wie wird mit Menschen vorgegangen, die ein oder mehrere Wohnsitze haben – verboten ist nur das Teilen des Dienstes, nicht das Benutzen des Dienstes an verschiedenen Standorten? Eine Antwort darauf gibt der Brief nicht. Der Streaming-Gigant gibt sich bedeckt.

Update 1.2.2023, 10:35 Uhr

Netflix hat über die englische FAQ-Seite mittlerweile neue Details veröffentlicht, wie Account Sharing nachgewiesen und verhindert werden soll. Nämlich übers heimische WLAN oder LAN. Die schlechte Nachricht: Es betrifft alle, auch die, die Netflix eigentlich regelkonform und alleine benutzen. Alles weitere hier:

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    Netflix-Update: So will der Streaming-Gigant Account Sharing verhindern

    von Luca Fontana

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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