Nokia 8.3 5G im Test: Ein Smartphone nicht nur für Agenten ihrer Majestät
Produkttest

Nokia 8.3 5G im Test: Ein Smartphone nicht nur für Agenten ihrer Majestät

Jan Johannsen
21.12.2020

Das Nokia 8.3 5G ist das neue Smartphone von James Bond und kann jetzt nicht mehr warten, bis der neue Film in die Kinos kommt. Ist es ein Gadget für Agenten? Oder lohnt sich das Teil auch für Normalsterbliche ohne Lizenz zum Töten? Hier gibt’s die Antwort.

Für den Test wäre ich gerne wie 007 an ein paar schöne Locations auf der ganzen Welt gereist, aber das Budget dafür hätte ich auch ohne Pandemie bestimmt nicht freigegeben bekommen. Deswegen bleibt mir jetzt nur, in die Rolle von Q zu schlüpfen und dir als potentiellen Geheimagenten zu erklären, was das Nokia 8.3 gut kann – und was nicht.

Nokia 8.3 (128 GB, Polar Night, 6.81", Hybrid Dual SIM, 64 Mpx, 5G)

Nokia 8.3

128 GB, Polar Night, 6.81", Hybrid Dual SIM, 64 Mpx, 5G

Nokia 8.3 (128 GB, Polar Night, 6.81", Hybrid Dual SIM, 64 Mpx, 5G)
Smartphone

Nokia 8.3

128 GB, Polar Night, 6.81", Hybrid Dual SIM, 64 Mpx, 5G

Fotogrüße aus Hamburg

Egal ob beim Fotografieren von geheimen Dokumenten in einem schummrigen Bösewicht-Versteck oder beim Observieren auf dem Marktplatz: Eine gute Kamera erleichtert 007 die Arbeit und erfreut auch dich als potentiellen Nutzer.

Das Nokia 8.3 5G verfügt über vier Kameralinsen auf der Rückseite. Für heutige Verhältnisse sind das wenige. Die Hauptkamera hat eine Auflösung von 64 Megapixeln und ist sowohl für die Weitwinkelaufnahmen als auch die mit Standard-Brennweite zuständig. Am Ende haben die Fotos Auflösungen von 9 und 16 Megapixeln. Die zweite Kamera mit einer Auflösung von zwei Megapixeln wird für Makrofotos genutzt und liefert bei Porträtaufnahmen die Daten für die Tiefenunschärfe.

Vier Kameras und wieder ist Zeiss mit an Bord.
Vier Kameras und wieder ist Zeiss mit an Bord.

Ich konnte für den Test zwar Hamburg nicht verlassen, aber trotzdem auf den Spuren von James Bond wandeln. In «Der Morgen stirbt nie» von 1997 ist das Hotel Atlantic von außen zu sehen und 007 fliegt mit einem Auto in der Mönckebergstraße in ein Schaufenster. Also Kameraton ausschalten, Mund-Nasen-Schutz einpacken und ab auf dem Fahrrad in die Innenstadt.

Hier flog das Auto mit James Bond rechts vom Dach, um links unten in einem Schaufenster zu landen. Am Licht verändert die Kamera gar nicht viel. Das ist trotz aktiviertem HDR-Modus eine gute Wiedergabe der morgendlichen Sonnenstrahlen – natürlich mit abgemilderten Schatten. Auf den ersten Blick überzeugt die Detailtreue. Die Fenster auf der linken Seite wirken nur wegen eines gespannten Netzes pixelig. Sobald du aber die Aufnahmen etwas vergrößerst, werden sie grobkörnig und pixelig. Das Vergrößern lohnt sich nicht und dem Geheimagenten gehen wichtige Details verloren.

Hier flog 007 mit seinem Auto rechts vom Dach.
Hier flog 007 mit seinem Auto rechts vom Dach.

Qualitativ bewegen sich die Aufnahmen mit der Weitwinkelkamera auf dem Niveau der Hauptkamera – sie halten einfach nur einen größeren Blickwinkel fest. Das ist nicht bei jedem Smartphone so.

Weitwinkelaufnahme ohne Verzerrungen in den Ecken.
Weitwinkelaufnahme ohne Verzerrungen in den Ecken.

Eine Telelinse hat das Nokia 8.3 nicht. Die Vergrößerung erfolgt rein digital und genügt weder meinen zivilen und bestimmt auch nicht den militärischen Anforderungen des MI6.

Digitalzoom zum Vergessen.
Digitalzoom zum Vergessen.

Im Hotel Atlantic geht es zwar gerade ruhig zu. Aber bei Nacht ist es immer noch gut beleuchtet. Die Kamera schafft es, vom nächtlichen Licht der Stadt genug einzufangen, um das Gebäude gut erkennbar abzubilden. Der Nachtmodus bringt vor allem in hellen und überbelichteten Bereichen eine Verbesserung. Aber wie schon am Tage ist es um die Detailgenauigkeit bei einer Vergrößerung nicht gut gestellt. Auf dem Smartphone-Display sieht das gut aus, aber du solltest nicht darauf bauen wie ein Spion noch kleine Details vergrößern zu können.

Das Hotel Atlantic bei Nacht.
Das Hotel Atlantic bei Nacht.
Der Nachtmodus korrigiert vor allem die überbelichteten Bereiche.
Der Nachtmodus korrigiert vor allem die überbelichteten Bereiche.

Die Makrokamera lässt dich sehr nah an ein Motiv herankommen, liefert qualitativ aber Magerkost.

Mit der Makrokamera kommst du so nah heran.
Mit der Makrokamera kommst du so nah heran.
Näher schafft die Hauptkamera es nicht.
Näher schafft die Hauptkamera es nicht.

Die Frontkamera hat eine Auflösung von 24 Megapixeln, die du aber in der Kamera extra freischalten musst. Andernfalls umfasst das Ergebnis nur ein Selfie mit 6 Megapixeln. Qualitativ macht das keinen großen Unterschied. In der einen Variante kannst du zwar weiter ins Bild herein zoomen, aber beide haben eine sehr ähnliche Detailgenauigkeit. Sprich: Beim Vergrößern fällt die Pixeligkeit fast identisch aus. Qualitativ bewegt sich die Frontkamera im Vergleich zu anderen Smartphones im Mittelmaß. Die Bilder sind brauchbar, aber nicht beeindruckend. Vor allem der HDR-Effekt lässt zu wünschen übrig, und bei Dunkelheit wird es sehr pixelig.

Selfie 2020
Selfie 2020

Geheimagenten wollen unerkannt bleiben

"Mein Name ist Bond, James Bond" – 007 ist mit seinem offensiven Auftreten nicht der typische Geheimagent. Trotzdem sollte ihm der Schutz seiner Daten und Privatsphäre am Herzen liegen. Und da steht das Nokia 8.3 5G besser da als viele andere Android-Smartphones.

Das liegt daran, dass Nokia mit seinen Smartphones Teil des Android-One-Programms ist. Das hat Google für Hersteller aufgelegt, die nur sehr wenige bis gar keine Änderungen an der Grundversion von Android vornehmen. Das hat für dich und James Bond zwei Vorteile: Durch wenige oder gar keine zusätzlich vorinstallierten Apps hat nur Google Zugriff auf deine Daten und nicht zig weitere Firmen und du hast eine höhere Verlässlichkeit bei System- und Sicherheitsupdates.

Sicherheitsupdates sollen die Android-One-Smartphones drei Jahre lang erhalten und neue Systemversionen zwei Jahre lang. Für das Nokia 8.3, das eigentlich schon im Frühjahr 2020 erscheinen sollte, sind dies Android 11 und 12. Allerdings ist das Update auf Android 11 noch nicht angekommen, die Sicherheitsupdates aber bereits auf dem Stand von November 2020.

Die drei zusätzlich vorinstallierten Apps.
Die drei zusätzlich vorinstallierten Apps.

Auf dem Nokia 8.3 findest du neben den Standard-Apps von Google nur drei weitere vorinstallierte Apps. Netflix und Amazon musst du nicht benutzen und kannst sie mit wenigen Klicks deinstallieren. Die «My Phone»-App von Nokia bleibt aber auf dem Smartphone. Sie versorgt dich mit einigen Infos über dein Gerät (Temperatur, Akkustand, Speicherstatus) und du kannst über sie weitere Produkte und Dienstleistung von Nokia erwerben. Bei der Jagd auf Superschurken nicht besonders hilfreich, aber auch nicht störend.

Die Daten auf dem Smartphone solltest du ebenso wie ein Geheimagent vor unbefugtem Zugriff schützen. Ein PIN-Code ist deswegen eine Selbstverständlichkeit. Mit Fingerabdrucksensor und Gesichtserkennung kannst du es aber schneller entsperren. Der Fingerabdrucksensor befindet sich ungewöhnlicherweise in der Einschalttaste an der Seite des Nokia 8.3. Er arbeitet genauso zuverlässig wie andere Sensoren. Trotzdem vergesse ich die Taste immer wieder. Sie liegt in einer kleinen Vertiefung an der rechten Seite. Ich bin zu sehr auf herausstehende Tasten konditioniert und habe deswegen schon mehrfach die Taste auf der linken Seite gedrückt. Die startet allerdings den Google Assistant und sperrt das Smartphone nicht.

Der Fingerabdrucksensor an der Seite.
Der Fingerabdrucksensor an der Seite.

Schalte ich das Nokia 8.3 5G mit einem Finger ein, dessen Abdruck ich nicht hinterlegt habe, funktioniert die Gesichtserkennung zuverlässig. Mit einem simplen Foto konnte ich sie nicht austricksen. Beide Mechanismen kommen allerdings an ihre Grenzen, wenn James zum Ende des Films mal wieder vom Bösewicht gefangen genommen und gefesselt wurde. «Mr. Bond, schauen sie einmal hierher. Danke.» Den Finger mit Gewalt auf den Sensor drücken, ist schon schwerer, aber für fiese Typen wie Beißer keine Unmöglichkeit.

Weltweit einsetzbar

Sobald Reisen ohne große Einschränkungen wieder möglich ist, kannst du mit dem Nokia 8.3 James Bond um die Welt folgen. Zumindest sagt der Hersteller, dass es das erste Smartphone sei, das für 5G-Netze der Welt geeignet sei. Überprüfen konnte ich das leider in der Praxis nicht und habe auch nicht alle anderen Smartphones überprüft, aber die Liste der unterstützten Netzwerke des 8.3 sieht für mich abschließend aus.

Das Nokia hat ein 6,81 Zoll großes Display und das dürfte bei 007 nicht auf Begeisterung stoßen. Legt er doch bei seiner Schußwaffe wert auf ein kompaktes Modell. Die Beretta 418, von der er sich nur schwer trennen kann, und auch deren Ersatz, die Walter PPK, sind nicht so lang wie das 8.3, aber durchaus ein wenig breiter, aber nicht viel. Da braucht er ja fast ein zweites Holster, in den Taschen seines Smokings könnte es eng werden.

Echt groß: Das Nokia 8.3.
Echt groß: Das Nokia 8.3.

Die Full-HD+-Auflösung von 2400×1080 Pixeln reicht für ein scharfes Bild. Das IPS-Display hat eine gute Farbwiedergabe und ist hell genug für ein Videobriefing mit M am sonnigen Strand.

Der Akku des Nokia 8.3 hat eine Kapazität von großzügigen 4500 mAh. Damit sind James Bond und du gut gerüstet. Ich bin damit gut über den Tag gekommen. Bei sparsamer Nutzung sind auch zwei Tage drin. Nokia verzichtet bei dem Smartphone auf Spielereien, wie ein Always-on-Display oder eine hohe Bildwiederholrate, die den Stromverbrauch erhöhen. Eine besondere Schnellladetechnologie fehlt allerdings. Beim Laden ist Wasser angesagt und kein geschüttelter Martini.

Je nach Sonneneinstrahlung ist die Rückseite effektvoll oder nicht.
Je nach Sonneneinstrahlung ist die Rückseite effektvoll oder nicht.

Unter der Haube gehört das Nokia 8.3 mit dem Snapdragon 765G und acht Gigabyte Arbeitsspeicher nicht zur Spitzenklasse, hat aber immer noch genug Power. Die aufgeräumte Benutzeroberfläche ist flüssig animiert, Apps starten zügig. Einzig bei dem einen oder anderen grafisch anspruchsvollen Spiel könnte die höchste Grafikqualität nicht machbar sein. Falls du Zahlen zum Vergleichen benötigst: Bei Geekbench 5 schafft das Nokia 8.3 im Single-Modus 613 Punkte und im Multi-Modus 1909 Punkte.

Fazit: Q wäre nicht zufrieden

Der Akku ist groß und die weltweite 5G-Nutzung kann eine große Hilfe sein, aber insgesamt bleibt das Nokia 8.3 5G zu viel im Durschnitt hängen. Es wäre kein Gadget, das Q 007 voller Begeisterung präsentiert. Im Gegenteil: Es läuft Gefahr, von James Bond auf dem Weg zum Flughafen noch durch ein anderes Smartphone ausgetauscht zu werden.

Wäre bei Nokia und beim Kinostart von «Keine Zeit zu sterben» alles nach Plan gelaufen, wäre das Urteil im Frühjahr 2020 vielleicht besser ausgefallen. Aber nun gilt es, das Nokia 8.3 aus der heutigen Sicht zu beurteilen. Und da gibt es Geräte wie das OnePlus 8T, das sich preislich in einer ähnlichen Region bewegt und unter anderem ein kleineres Display sowie mehr Leistung zu bieten hat.

  • Produkttest

    OnePlus 8T im Test: 120-Hertz-Display und eine Schwarz-Weiß-Kamera

    von Jan Johannsen

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Jan Johannsen
Content Development Editor
jan.johannsen@galaxus.de

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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