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Produkttest

Oppo Find X5 Pro im Review: Oppo schlägt eine Richtung ein

Oppo hat seine Stossrichtung gefunden. Der chinesische Konzern will König der Kameras werden. Dafür soll ein separater Chip sorgen.

Oppo hat grosse Fussstapfen zu füllen – seine eigenen. Denn das Oppo Find X3 Pro war das beste Phone meines vergangenen Jahres. Das Find X5 Pro soll dem noch einen obendrauf setzen. Für den Erfolg soll ein neuer Chip sorgen: Mit der MariSilicon X hat Oppo eine Neural Processing Unit verbaut, die nichts anderes macht, als die künstliche Intelligenz (AI) des Kamerasystems zu übernehmen und noch bessere Bilder zu liefern.

Der Test zeigt: Bei Fotos stimmt das, bei Videos muss die AI noch etwas verbessert werden.

Das Oppo Find X5 Pro ist seit gestern auf dem Markt. Oppo hat Schweizer Journalistinnen und Journalisten vor wenigen Tagen die Phones ausgehändigt – mit dem Vermerk, dass die Software unter Umständen noch nicht final sei. Es wird mit einem grossen Software-Update zum Release oder kurz danach gerechnet. Die Hardware der Testgeräte ist final.

RAM und dann noch mehr RAM

In der Benutzung merkst du den Unterschied zwischen 12 und 19 GB RAM unter anderem bei der Installation von Apps. Das geht einfach einen Zacken schneller. Das ist nicht weltbewegend oder zwingend notwendig, aber ich mag meine Phones gerne schnell. Wenn du die Animationen unter ColorOS 12, auf Android 12 basierend, dann auch noch auf «schnell» stellst, hast du auch ein visuell rasend schnelles Smartphone.

So gut das alles klingt, das ist nicht, wofür Oppo in die Annalen der Smartphone-Geschichte des Jahres 2022 eingehen will. Oppo will der neue Platzhirsch in puncto Kamera und Kameraperformance werden.

MariSilicon X und Hasselblad geben sich die Klinke in die Hand

Eins vorneweg: Wenn du das Oppo Find X5 Pro primär als Kamera-Phone benutzen willst, dann pack das Phone entweder in ein Case oder kleb eine Skin darauf. Denn die Backplate ist sehr, sehr rutschig. Das mitgelieferte Case kann allenfalls helfen. Aber einfach ohne nichts würde ich das nicht in Situationen nutzen, in denen das Phone fallen oder rutschen könnte.

Bei der Hauptkamera hat Oppo nicht gespart. Das Kamera-Setup klingt auch insgesamt gut – wenn auch nicht überragend.

  • 50 Megapixel Weitwinkellinse, f/1,7, optische Bildstabilisation (OIS)
  • 13 Megapixel Zoomlinse, f/2,4, 2× optischer Zoom
  • 50 Megapixel Ultraweitwinkellinse, f/2,2

Das merkst du. Die Farben deiner Fotos sind satter, die Details klarer, die Bilder schlicht besser. Da ist mehr Leben, mehr Substanz und mehr Farbe, tiefere Schwarzwerte und es zerreisst dir selten bis nie den Horizont.

Trotz des Hasselblad-Logos auf der Backplate des Oppo Find X5 Pro, das grösser ist als das Firmenlogo des Herstellers, kommt beim Blick auf die Specs schnell die Ernüchterung:

Das ist keine Hasselblad-Hardware.

Die Hasselblad-Sache ist grösstenteils Marketing. Denn Software-Optimierungen wie Farbkalibration geschehen ohnehin in jedem Smartphone. Ob da jetzt Oppo-Spezialisten oder Hasselblad-Cracks dran sitzen, spielt am Ende in der Benutzung kaum eine Rolle. Oder ist das der Grund, weshalb die Bilder lebendiger wirken?

Was ganz bestimmt und unbestritten Hasselblad schreit, sind die drei Farbfilter, die du über ein Bild legen kannst. Sie heissen «Radiance», «Serenity» und «Emerald». In der Praxis «orange», «blau» und «grün».

Und dann ist da der XPan Mode. Und damit der Grund, warum Hasselblad doch eine Existenzberechtigung hat.

XPan Mode: Warum Hasselblad doch nicht nur Marketing-Sprech ist

Der XPan Mode ist ein separater Kamera-Modus, den du in der Kamera-App unter «More» findest. Im Wesentlichen ist das ein extrem breites Bild, das du entweder in Schwarzweiss oder mit Retro-Farbgebung aufnehmen kannst. Retro-farbig ist nicht bemerkenswert, ausser du magst extrem breite Bilder im Vintage Look.

Schwarzweiss hingegen ist ein echtes Highlight. Es gibt kaum etwas, das ich nicht schwarzweiss und breit fotografiert habe.

Natürlich ist das nicht die Revolution im Kamerabereich, aber der XPan Mode ist der erste Farbfilter, an dem ich mich erfreue.

Video: Was ist da los?

Wenn es um Videos geht, dann sieht sich das Find X5 Pro einer ziemlichen Herausforderung gegenüber. Und das erstaunt. Wo die MariSilicon X bei Fotos ganze Arbeit leistet und nur selten im Porträtmodus Aussetzer hat, ist Video etwas, an dem Oppo arbeiten muss.

Sobald das Licht nicht optimal ist, beginnt die Kamera zu kämpfen. In leichter Dunkelheit kommt leichtes Bildrauschen auf. Bei Nacht gibt es videotechnisch gar nichts zu holen. Selbst wenn da noch Restlicht ist, das der Foto-Nachtmodus nutzt, um ziemlich schöne Fotos bei wenig Licht zu machen. Du kannst zwar den Blitz der Kamera als Licht verwenden, aber dann hast du ultrahartes Licht und aussen herum einfach nur ein schwarzes Nichts.

Jetzt stellt sich die kritische Frage: Wo liegt der Hund begraben? Was genau kann die MariSilicon X in Bezug auf Video und was können die Linsen? Entweder leistet die NPU fantastische Arbeit, bekommt aber von den Kameras bei unschönem Licht Material, das sie nicht brauchen kann – oder die NPU macht im Dunkeln ihren Job nicht gut. Wenn letzteres der Fall ist, dann könnte ein Software-Update das vielleicht fixen.

Dieselbe Frage stellt sich auch bei Slow Motion Videos. Doch dort zieht das NPU-Problem weitere Kreise. Du hast zwei Slow-Motion-Modi:

  • 720p, ziemlich langsam
  • 1080p, fast so schnell wie original

Ein grosser Dank für die Aufnahmen geht an Mireille, die ihr Bein von Levente bei Piink Basel hat tätowieren lassen.

Auch hier stellt sich wieder die Frage nach der Performance der MariSilicon X. Da müsste doch mehr drin liegen?!

Zum Glück ist das aber mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Softwarefrage: Denn der Chip bietet genügend Saft – einen Datendurchsatz von einem Terabit pro Sekunde. Das reicht für RAW-Daten, die mit 20 Bit aufgenommen werden. Und die Sensoren und Linsen an sich müssten aufgrund ihrer Qualität ebenso tadellose Arbeit verrichten.

Gerade bei Video habe ich den Verdacht, dass die Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen ist. MariSilicon X wird sehr wahrscheinlich noch besser werden. Das kann aber nicht über die Selfie Cam gesagt werden.

Die Selfie Cam: Kompromisse für Wackelfreiheit

Die Selfie Cam liefert fotografisch gute Dienste, die hier nicht weiter Erwähnung bedürfen. Instagramerinnen und Instagramer dürften Freude haben. Allenfalls musst du bei den Beauty-Filtern die Einstellungen anpassen, ausser du willst so aussehen wie die Puppe eines Menschen, von jemandem hergestellt, der noch nie einen Menschen gesehen hat.

Vereinfacht gesagt: Wenn die Selfie Cam 4K hinkriegen würde, dann bestünde die Möglichkeit, dass sie bei der Stabilisation auf 3.5K schneidet und dann die Footage per AI wieder hochskaliert.

Die Stabilisierung auf 1080p ist dennoch ein verdammt gutes Feature. Auch funktionieren Aufnahmen im Gehen sehr gut. Der Horizont wird stabilisiert, ich als Gehender im Bild wippe sanft auf und ab, damit klar ist: Der bewegt sich. Die Bewegung aber ist nie störend. Damit wird ein Gimbal zur Stabilisierung überflüssig, ausser die Kamera bewegt sich ein grosses Stück in grosser Geschwindigkeit während der Aufnahme.

Das mit der Auflösung aber stört. Zum Vergleich: Das Samsung Galaxy S22 Ultra kann auf der Selfie-Kamera 4K, ist aber niemals so gut stabilisiert. Das scheint der Kompromiss zu sein, den du eingehen musst. Entweder hast du 4K oder eine gute Stabilisierung.

Fazit: Kamera-Performance ist da, aber bitte mit Skin nutzen

Das Find X5 Pro zeigt, dass die Android-Welt diverser wird. Google setzt mit dem Pixel 6 auf Spracherkennung, Samsung will den Stift wieder oder immer noch salonfähig machen, Sony richtet sich an Profis. Oppo will die beste Kamera haben, die Alltagsnutzern möglichst viel Freude macht. Das gelingt.

Ist es das Phone des Jahres? Möglich. Aber die Smartphone-Saison hat gerade erst begonnen. Weitere Flaggschiffe kommen und die Konkurrenz ist stark. Da sind das Google Pixel 6, das Samsung Galaxy S22 Ultra und Huawei versucht mit dem P50 Pro ein Comeback. 2022 ist und bleibt ein spannendes Jahr.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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