Retro-News: Nellie Bly reist in 72 Tagen um die Welt
Hintergrund

Retro-News: Nellie Bly reist in 72 Tagen um die Welt

Maike Jensen
14.11.2023

Die 25-jährige Journalistin begab sich am 14. November 1889 auf eine Exkursion. Der Plan: In weniger als 80 Tagen um die Welt. Ihr Gepäck: Nur eine kleine Handtasche.

Auf nach New York – das dachte sich auch Nellie Bly vor genau 134 Jahren. Das Besondere daran: Ihr Ziel ist zugleich ihr Startpunkt und ihre Reise führt sie einmal um den Erdball. Dabei wollte sie die Expedition aus Jules Vernes’ Roman «In 80 Tagen um die Welt» unterbieten.

Die US-Amerikanerin, die mit bürgerlichem Namen Elizabeth Jane Cochran hieß, war eine mutige und für ihre Zeit ungewöhnliche Frau. Dementsprechend hatte sich die Reporterin der «New York World» bereits einen Namen gemacht. Bei einer ausführlichen Undercover-Recherche hatte Nellie beispielsweise menschenunwürdige Zustände in einer Psychiatrie auf Blackwell's Island aufgedeckt.

Auf Blackwell's Island, der heutigen Roosevelt Island, befanden sich Gefängnisse, Psychiatrien und Armenhäuser, um die aus der Gesellschaft Verstoßenen unterzubringen. Für ihre Recherche hatte die Journalistin eine psychische Störung simuliert und sich selbst zehn Tage einweisen lassen. Demütigungen, körperliche Strafen und das Ausbleiben von Behandlungen standen dort auf der Tagesordnung. Durch Nellies Bericht, der dies an die Öffentlichkeit trug, wurden landesweit die Zustände in (psychiatrischen) Krankenhäusern verbessert.

Die Wette gilt

Dass Journalistinnen investigativ recherchierten oder Reiseberichte verfassten, war zu der Zeit unüblich. Getreu ihrem Motto «If you want to do it, you can do it!» brach Nellie dennoch am 14. November 1889 zu ihrer Weltreise auf – ohne männliche Begleitung. Damals kaum vorstellbar, auch wenn Nellies Route festgelegt und die Pfade um die Welt bereits ausgetreten waren. Es ging also weniger um Abenteuer in der Wildnis als um den Zeitdruck. Und darum, dass eine Frau allein unterwegs war.

Ihre festgelegte Route: Von New York nach London, von dort nach Calais, über Brindisi, Port Said, Ismailia, Suez, Aden, nach Colombo. Danach weiter zu Penang, Singapur, Hongkong, Yokohama, zuletzt San Francisco, bis zum Start- und Zielpunkt New York. Obwohl schlechtes Wetter ihr Vorhaben gefährdete, beendete sie die Erdumrundung per Zug und Dampfschiff nach 72 Tagen erfolgreich. Das war auch ihrem Ehrgeiz geschuldet: «I’d rather go back to NY dead, than not a winner!» Da die Wette von der «New York World» breit aufgezogen wurde, glich ihre Zielankunft einem Spektakel: Die Menschenmenge war so groß und aufgeheizt, dass am Ende die Polizei einschritt.

Heute sind Nellies Person und ihr tagebuchartiger Reisebericht umstritten. Viele Passagen spiegeln zeitgenössische, rassistische Ansichten wider – besonders im Abschnitt zu China. Wenn du dennoch hineinschauen willst, findest du die Aufzeichnungen im Schweizer Shop:

Reise mit Stil, wenn du alleine reist …

… trifft sicherlich auch auf das Reiseoutfit der Journalistin zu. All ihre Habseligkeiten brachte sie in einer kleinen Handtasche unter. Erstaunlich, mit wie wenig man auf einer Erdumrundung auskommen kann. Den Revolver, den man ihr zu ihrem eigenen Schutz ausgehändigt hatte, nahm sie beispielsweise nicht mit. Vielleicht ja aus Platzgründen. Wahrscheinlich würdest du genauso gern wie ich einen neugierigen Blick in ihr kleines Reisegepäck werfen und schauen, was sie bei sich trug? Ein Modell, das ihrer Doctor Bag ähnlich sieht, ist übrigens diese Vintage-Tasche von Greenburry. Sie ist im Schweizer Shop erhältlich:

Titelbild: Shutterstock

5 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Katzenlady und Kaffeeliebhaberin aus Kiel, die das Hamburger Redaktionsteam unterstützt. Immer auf der Suche nach «News und Trends» in den Bereichen Sport und Health Care, DIY & Basteln, Interior, Deko, Geschirr, Sex & Erotik.


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar