Review: 7 Gründe, warum sich «Overwatch» erfolgreich vom Multiplayer-Shooter-Einheitsbrei abhebt
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Review: 7 Gründe, warum sich «Overwatch» erfolgreich vom Multiplayer-Shooter-Einheitsbrei abhebt

Knallbunt, 21 spielbare Helden und keine Rangliste: Mit einem ungewöhnlichen Rezept versucht «Overwatch» den überfüllten Shooter-Markt aufzumischen. Warum das klappt und wo es noch Baustellen gibt, erfahrt ihr jetzt.

Wenn es uns an einem nicht mangelt, dann an Multiplayer-Shootern. Gamer lieben es zu ballern – am liebsten aufeinander. Wenn man auf diesem überfüllten Pflaster auffallen will, braucht es schon einiges. Zum Beispiel Blizzard heissen. Das Studio hinter «Diablo», «Starcraft» und «World of Warcraft» landet einen Erfolg nach dem anderen. Dennoch keine leichte Aufgabe, besonders wenn man gegen etablierte und mittlerweile Gratis-Titel wie «Team Fortress 2» antritt, das zweifellos ein dicker Inspirationszweig war.

Entstanden aus den Überresten des gescheiterten und eingestampften MMO «Project Titan», hat Blizzard «Overwatch» gezaubert. Ein kompetitiver Multiplayer-Shooter, bei dem sich zwei Teams aus je sechs Spielern aufs Korn nehmen. Zwar erfindet das Spiel das Rad nicht neu, aber mit den folgenden Elementen setzt es sich von der Konkurrenz ab.

1. Einsteigerfreundlich, aber mit Tiefgang

Blizzard hat sich viel Mühe gegeben, neuen Spielern den Einstieg so einfach wie möglich zu machen. Neben einem Tutorial spürt man das besonders bei der Steuerung. Mit der F1-Taste (beim PC) wird die Tastenbelegung mit einem kurzen Beschrieb eingeblendet. Statt dass man überrollt wird mit unzähligen Befehlen, beschränkt sich die Steuerung auf eine Handvoll Tasten. Damit findet man sich auch beim Klassen-Wechsel schnell zurecht. Und auch wer auf das Info-Menü pfeift, der sieht durch die praktische Benutzeroberfläche zu jeder Zeit, welche Tasten benutzt werden können.

Die meisten Helden (dazu gleich mehr) haben einen Primärangriff, zwei Fähigkeiten und einen Supermove, der sich langsam auflädt. Das scheint auf den ersten Blick wenig, aber um eine Figur wirklich zu meistern, braucht es einiges an Übung.

2. Heldenauswahl

Womit wir bei den Helden wären. «Overwatch» hat sich nicht nur von «Team Fortress 2» einiges abgeschaut, auch MOBAS («DOTA 2», «Heroes of the Storm», «League of Legends») standen bei der Entwicklung Pate. So besteht das Raster aktuell aus 21 Helden, die in vier Klassen (Defensive, Offensive, Tanks und Unterstützer) unterteilt sind. Von der Eis-verschiessenden Mei, über die teleportierende Tracer bis zum Roboter Bastion, der sich in einen Panzer verwandeln kann, sehen die Helden nicht nur völlig unterschiedlich aus, sie spielen sich auch komplett verschieden. Sie können heilen, Geschütztürme bauen, Verbündete stärken oder einfach mit fetten Knarren für Chaos sorgen. Wird eine Figur langweilig, springt man einfach zur nächsten.

3. Jeder hat einen Nemesis

Auch wenn am Balancing sicher noch geschraubt werden kann, so hat Blizzard doch stark darauf geachtet, dass jeder Held eine Schwachstelle hat, die von anderen Helden ausgenutzt werden kann. Derzeit erfreut sich beispielsweise der Kampfroboter Bastion grosser Beliebtheit. Gezielten Angriffen von Sniper-Klassen hat er jedoch nur wenig entgegenzusetzen. So verhält es sich mit allen 21 Klassen.

4. Teamgedanke steht im Vordergrund

Das wohl hervorstechendste Merkmal von «Overwatch» ist, dass es keine Rangliste gibt. Zu keinem Zeitpunkt sieht man, welcher Spieler wie viele Abschüsse hat oder wie oft man gestorben ist. Stattdessen wird am Ende des Matches der beste Spieler gekürt. Das kann sein, weil man besonders gut geheilt, Unterstützung geleistet oder Gegner ins Jenseits befördert hat. Zusätzlich gibt es noch eine weitere Auflistung mit Spielern, die sich besonders hervorgetan haben.

Am Ende steht das ganze Sieger-Team im Vordergrund und nicht der Spieler mit den meisten Kills.

5. Abwechslungsreich

Durch die grosse Anzahl unterschiedlicher Helden und die daraus resultierenden bunten Gruppenkonstellationen sind die Partien extrem abwechslungsreich. Es ergeben sich auch äusserst interessante Kombinationen von Helden. Ich freu mich jetzt schon auf Videos, wenn ein Team aus sechs Mei-Lings die Gegner in Eisgefängnisse steckt.

Gewisse Klassen können an Wänden entlangrennen oder sich mit Enterhaken hochziehen.

6. Alle sind auf dem gleichen Level

Ganz im Stil von «Team Fortress 2» oder «Counter-Strike», gibt es in «Overwatch» keine Upgrades oder Waffen, die man freischaltet. Alle Belohnungen, die man bei Levelaufstiegen erhält, sind rein kosmetischer Natur wie Emotes, Skins oder Logos zum Sprayen. So haben Einsteiger wie Veteranen immer die gleichen Voraussetzungen.

7. Ein Hingucker

Blizzard-Titel stechen nie durch ihre Millionen von Pixeln und den neuesten Grafik-Effekten hervor. Es ist der Stil, der den Spielen ihren unverkennbaren Look gibt. So ist es auch bei «Overwatch». Comic-Stil ist zwar längst kein Novum mehr und dennoch sehen die 21 Helden und die 12 Levels einzigartig aus. Kommt hinzu, dass dadurch der Leistungsanspruch an PC und Konsolen relativ moderat ausfällt.

Fragezeichen

Wo ich noch Zweifel habe, ist an der Langzeitmotivation. Ich bin ein Opfer der schleichenden «Rollenspielisierung» von Games. Ich mag es, wenn ich Waffen, Upgrades und Ausrüstung freischalten kann. Die Emotes und Skins von «Overwatch» motivieren mich nur bedingt zum Weiterspielen. So konnten mich Spiele wie «Left 4 Dead» oder «Counter-Strike» nie so lange packen wie ein «Battlefield». Ich spiele sie zwar auch Jahre später noch, aber viel unregelmässiger. Das ist natürlich alles Geschmackssache, aber man sollte es sich vor dem Kauf bewusst sein.

Ausserdem gibt es derzeit nur drei Spielmodi plus den angekündigten Competitiv Mode, der Ende Juni folgen soll. Mich hat das zwar bisher nicht gestört, aber für die Zukunft erhoffe ich mir deutlich Nachschub. Das gleiche gilt für die Helden. Aber wenn Blizzard nach dem gleichen Muster wie bei seinen anderen Titel vorgeht, darf man mit regelmässigen Updates rechnen.

Fazit

Sogar hartgesottene Blizzard-Fans waren skeptisch, ob das erfolgsverwöhnte Unternehmen einen erfolgreichen Multiplayer-Shooter auf die Beine stellen könnte. Ein Genre, das sich nicht über mangelnde Auswahl beklagen muss. Die anhaltende Beliebtheit könnte dann auch der Grund gewesen sein, dass es Blizzard schliesslich auch noch mit einem eigenen Titel wagen wollte – obwohl man damit daher kommt wie die alte Fasnacht. Aller Skepsis zum Trotz ist dem Studio einmal mehr ein Knüller gelungen. «Overwatch» mischt die bestehende Shooter-Formel mit 21 vor Charme strotzender Helden und einer neuen, Team-orientieren Spielweise. Das Resultat ist ein bunter Ballerspass, der extrem einsteigerfreundlich und gleichzeitig schwer zu meistern ist.

Ich habe die PC-Version von «Overwatch» getestet, die mir Blizzard zur Verfügung gestellt hat.

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Als Game- und Gadget-Verrückter fühl ich mich bei digitec und Galaxus wie im Schlaraffenland – leider ist nichts umsonst. Wenn ich nicht gerade à la Tim Taylor an meinem PC rumschraube, oder in meinem privaten Podcast über Games quatsche, schwinge ich mich gerne auf meinen vollgefederten Drahtesel und such mir ein paar schöne Trails. Mein kulturelles Bedürfnis stille ich mit Gerstensaft und tiefsinnigen Unterhaltungen beim Besuch der meist frustrierenden Spiele des FC Winterthur. 


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