Sapphire Radeon RX 5700 XT im Test
Produkttest

Sapphire Radeon RX 5700 XT im Test

Kevin Hofer
31.10.2019

Den Auftakt unserer Grafikkarten-Reviews macht die Sapphire Radeon RX 5700 XT. Sie kommt im AMD-Referenzgewand daher, weshalb die Kühlleistung zu wünschen übrig lässt. Mangels Vergleichsbasis erwarten dich in diesem Review viele Zahlen.

Als Referenzkarte unterscheidet sich die Sapphire Radeon RX 5700 XT nicht von anderen Referenzmodellen – ausser, dass sie von Sapphire vertrieben wird. Das Blower-Lüfterdesign, das AMD gewählt hat, ist nicht optimal. Einige User berichten davon, dass die Karte sehr schnell heiss läuft. Mal schauen, wie sich die Grafikkarte auf unserer Testbench schlägt.

Getestet wird die Karte auf unserem DimasTech Easy V3.0 Benchtable mit folgenden Komponenten:

ASUS ROG Crosshair VIII Formula (AM4, AMD X570, ATX)
Mainboard
374,90 EUR

ASUS ROG Crosshair VIII Formula

AM4, AMD X570, ATX

Corsair Dominator Platinum RGB (2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM)
RAM
86,89 EUR

Corsair Dominator Platinum RGB

2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM

Corsair MP600 (1000 GB, M.2 2280)
SSD

Corsair MP600

1000 GB, M.2 2280

AMD Ryzen 9 3900X (AM4, 3.80 GHz, 12 -Core)
Prozessor

AMD Ryzen 9 3900X

AM4, 3.80 GHz, 12 -Core

Unsere Grafikkarten-Testsmethodologie liest du in folgendem Artikel nach:

  • Hintergrund

    So testen wir Grafikkarten

    von Kevin Hofer

Facts und Features

Die Sapphire Radeon RX 5700 XT wird im 7-nm-Verfahren gefertigt und kommt mit AMDs RDNA-Architektur. Der Basistakt des Navi-10-Chips beträgt 1605 MHz, der Spieletakt 1755 und der maximale Boost 1905 MHz. Die Karte verfügt über 2560 Shader-, 160 Textur- und 64 Rastereinheiten.

Der 8 GB grosse GDDR6-Videospeicher taktet mit effektiven 14 GHz und kommt durch das 256 Bit breite Speicherinterface auf eine Bandbreite von 448 GByte pro Sekunde. Die Leistungsaufnahme, bei AMD als «Total Board Power» ausgewiesen, beträgt 225 Watt. Am Netzteil angeschlossen wird die Karte mit einem 8 Pin und einem 6 Pin Kabel. Als Schnittstelle fungiert PCI-Express 4.0 x16. Als Ausgänge stehen ein Mal HDMI und drei Mal Display Port zur Verfügung.

Vom Design her ist die Karte schlicht gehalten. Das PCB wird von einer dunkelgrauen Backplate bedeckt. Diese und das Lüftergehäuse bestehen aus einer Aluminium-Legierung. Das Gehäuse ist gerillt und an einer Stelle etwas eingedrückt. Es sieht so aus, als ob die Karte angefahren worden wäre. Gemäss AMD soll diese Form für besseren Luftstrom und weniger Lärm sorgen.

Die Umgebungsluft wird vom 70-mm-Radiallüfter angesogen und durch die Finnen eines Aluminiumblocks im oberen Bereich des Lüftergehäuses gedrückt. Die dadurch erhitzte Luft wird auf der Rückseite der Karte ausgeblasen – bei eingebauter Karte also aus dem PC. Im Gegensatz zu Axiallüftern sorgt das für mehr Lärm, weniger Airflow und höhere GPU-Temperaturen. Die Karte ist 27.2 Zentimeter lang, 11.1 Zentimeter breit und 3.6 Zentimeter hoch.

Synthetische Benchmarks und Temperaturen

Hier die Resultate der Time Spy und Fire Strike Benchmarks:

BenchmarkOverall ScoreGraphics Score
durchschn. FPS in Graphics Test 1 und 2
Combined Score
durchschn. FPS
Fire Strike
(1080p, DirectX 11)
22 03425 644
118.59 FPS Test 1
105.21 FPS Test 2
9223
42.9 FPS
Fire Strike Ultra
(2160p, DirectX 11)
60425946
29.82 FPS Test 1
22.82 FPS Test 2
2935
13.65 FPS
Time Spy
(1440p, DirectX 12)
90218767
59.62 FPS Test 1
48.49 FPS Test 2
n/a
Time Spy Extreme
(2160 Pixel, DirectX 12)
41503900
27.76 FPS Test 1
20.82 FPS Test 2
n/a

Während den Tests steigt die Temperatur der 5700 XT auf bis zu 83° Celsius. Der Durchschnitt während den Benchmarks beträgt 80° Celsius. Gedrosselt hat die Grafikkarte aber noch nicht. Leider fehlt zurzeit ein Vergleichswert auf unserer Testbench. Ziehe ich aber in Betracht, dass die Benchmarks nicht allzu lange laufen und die Grafikkarte auf unserer Testbench im Gegensatz zu einem Gehäuse genug Umgebungsluft ansaugen kann, finde ich durchschnittlich 80° Celsius sehr hoch. Hier werden künftige Vergleichstests zeigen, wie das einzustufen ist.

Anwendungen

Die Benchmarks habe ich zum ersten Mal durchgeführt. Besonders spannend wird der Vergleich von Grafikkarten in Photoshop. Mich interessiert schon seit längerem, welchen Einfluss die Grafikkarte auf die Leistung von Photoshop hat.

Puget-Systems-Photoshop-Benchmark

Beim Photoshop-Benchmark von Puget Systems tritt unsere Testbench gegen folgende Referenz-Workstation an:

  • Intel Core i9 9900K 8 Core
  • NVIDIA GeForce RTX 2080 8GB
  • 64GB of RAM
  • Samsung 960 Pro 1TB

Die Konfiguration von Puget Systems erreicht bei den Tests folgende Werte:

  • Overall Score: 1000
  • General Score: 100
  • Filter Score: 100
  • Photomerge Score: 100
  • GPU Score: 100

Unsere Testbench mit Sapphire Radeon RX 5700 XT erreicht folgende Resultate:

  • Overall Score: 841.4
  • General Score: 79.1
  • Filter Score: 84.4
  • Photomerge Score: 93.7
  • GPU Score: 86.5

Puget-Systems-Premiere-Benchmark

Im Gegensatz zum Photoshop Benchmark tritt unsere Testbench nicht gegen eine Referenz-Workstation an. Beim Premiere Benchmark von Puget Systems wird der Score relativ zur vorliegenden Framerate der Test-Videos berechnet. Wenn das Testvideo eine FPS von 29.97 aufweist und das System dieses mit 29.97 FPS rendert, bedeutet das 100 Punkte. Sind’s nur 14.98 FPS gibt’s auch nur 50 Punkte.

Der Benchmark lässt Medien in den Formaten 4K H.264 mit 150 Mbps in 8 bit (59.94 FPS), 4K ProRes 422 16 bit (59.94 FPS) und 4K RED (59.94 FPS) laufen, dabei testet er Live Playback in Premiere und den Export. Beim Live Playback ist ein Wert von 100 maximal, da Premiere die Medien nicht schneller wiedergeben kann, als vorgegeben. Beim Export hingegen sind über 100 Punkte machbar, da das Rendern nicht auf die FPS des Mediums beschränkt ist.

Hinzu werden zehn ProRes 422 Clips mit Effekten versehen, die die Grafikkarte stark beanspruchen. Puget Systems nennt das 4K Heavy GPU Effects. Diese Clips werden dann auch wieder in Premiere wiedergegeben und exportiert. Dasselbe existiert für Heavy CPU Effects, mit Effekten, die die CPU stark belasten. Für das Review der 5700 XT ist vor allem der GPU-Wert relevant. Die CPU Werte sind der Vollständigkeit halber trotzdem aufgelistet.

Beim Live-Playback erreicht die 5700 XT einen durchschnittlichen Score von 61.3 und beim Export 61.5.

Hier die Ergebnisse im Detail:

FormatLive Playback ScoreExport Score
4K H.264 mit 150 Mbps in 8 bit (59.94 FPS)6091
4K ProRes 422 16 bit (59.94 FPS)10097
4K RED (59.94 FPS)5273
4K Heavy GPU Effects3927
4K Heavy CPU Effects5720

Puget-Systems-After-Effects

Beim Puget Systems Benchmark von After Effects sind die Benchmark-Scores wieder ähnlich aufgebaut wie bei Photoshop. Unsere Testbench tritt gegen folgende Referenz-Workstation an:

  • Intel Core i9 9900K
  • 128 GB RAM
  • NVIDIA GeForce RTX 2080 8GB

Die erreicht folgende Resultate:

  • Overall Score: 990
  • Render Score: 98.7
  • Preview Score: 99.3
  • Tracking Score: 100.2

Unsere Testbench mit Sapphire Radeon RX 5700 XT erreicht folgende Resultate:

  • Overall Score: 886
  • Render Score: 94.1
  • Preview Score: 79.5
  • Tracking Score: 92.2

Puget-Systems-Benchmark-Resolve

Die Scores des Resolve Benchmarks von Puget Systems orientieren sich ebenfalls an einer Referenz-Workstation. Um die Scores zu ermitteln, werden verschiedene Codecs in 4K gerendert. Die Referenz-Workstation basiert auf folgenden Komponenten:

  • Intel Core i9 9900K
  • mindestens 32 GB RAM (erwähnt Puget Systems nicht)
  • NVIDIA Titan RTX 24GB

Die Referenz-Workstation erreicht folgende Resultate:

  • 4K Average Results Overall Score: 1000
  • 4K H264 150 Mbps 8 bit Codec Average Score: 100
  • 4K Cinema Raw Light: 100
  • 4K ProRes 422: 100
  • 4K ProRes 4444: 100
  • 4K RED: 100

Unsere Testbench mit Sapphire Radeon RX 5700 XT erreicht folgende Werte:

  • 4K Average Results Overall Score: 725
  • 4K H264 150 Mbps 8 bit Codec Average Score: 70.4
  • 4K Cinema Raw Light: 53.4
  • 4K ProRes 422: 72.9
  • 4K ProRes 4444: 78.4
  • 4K RED: 87.6

Blender

Der Blender Benchmark rendert sieben verschiedene Szenen: Barbershop Interior, BMW27, Classroom, Fishy Cat, Koro, Pavillon Barcelona und Victor. Für die sieben Szenen braucht die Sapphire Radeon RX 5700 XT 31 Minuten und elf Sekunden.

Leider kann ich keinen Referenzwert zum Ergebnis liefern, da dies das erste Grafikkarten-Review ist. Zudem hat auch Blender zurzeit noch keine Resultate online.

Virtual Reality

Bei VR bin ich noch immer auf der Suche nach einem Programm, um Games selbst zu testen. Leider läuft bei uns Nvidias FCAT VR nicht. Deshalb folgen jetzt die Resultate von VRMark und Superposition von Unigine. Mit diesen Benchmarks kann herausgefunden werden, ob und wie gut VR-Gaming auf dem vorliegenden System möglich ist.

BenchmarkScore
VRMark Orange Room11014
Erforderliche Punkte: 5000
VRMark Cyan Room9026
Erforderliche Punkte: 3088
VRMark Blue Room2484
Erforderliche Punkte: 2972
Superposition VR Maximum
Oculus Rift
9640
FPS: min. 87.66, avg. 108.45, max. 145.44
Superposition VR Maximum
HTC Vive
10 000
FPS: min. 96.97, avg. 122.92, max. 174.56
Superposition VR Maximum
HTC Vive Pro
9591
FPS: min 80.86, avg. 107.9, max. 145.02

Die Games

Last but not least noch unsere vier Game-Benchmarks. Ich liste dir die durchschnittlichen, minimalen und maximalen FPS auf.

GameFPS 1080p, höchste PresetsFPS 1440p, höchste Presets
«Crysis 3» (DX11)min. 50.1, durchschn. 83, max., 134.9min. 25.4, durchschn. 38.6, max. 66.6
«Control» (DX11)min. 25.6, durchschn. 55.9, max. 84.1min. 28.7, durchschn. 37.2, max. 60.9
«Rise of the Tomb Raider» (DX12)min. 87, durchschn. 115, max. 183min. 48, durchschn. 61, max. 88
«Strange Brigade» (Vulkan)min. 143, durchschn. 184, max. 229min. 81.7, durchschn. 102, max. 239

Fazit

Die Sapphire Radeon RX 5700 XT ist eine solide Mittelklasse-Grafikkarte, die aufgrund des Kühlerdesigns ziemlich heiss läuft. Bei den Anwendungen liefert sie die zu erwartenden Resultate. Einzig bei Resolve sind die Ergebnisse alles andere als befriedigend. Entweder liegt es an Da muss AMD mit einem Treiberupdate nachbessern.

Aufgrund unserer Testresultate würde ich die Karte nicht unbedingt fürs Spielen in 1440p empfehlen. Die Framerate in «Crysis 3» und «Control» ist knapp genügend. Die Spiele sind zwar spielbar, aber fällt die Framerate mal unter 30 FPS, ist das störend. Wirklich flüssig laufen die zwei Games erst, wenn du die Einstellungen etwas runterschraubst. Für aktuelle VR-Spiele reicht die Karte allemal.

Referenzkarten wie die Sapphire Radeon RX 5700 XT sind mittlerweile relativ günstig zu haben. Willst du die Karte wassergekühlt betreiben, machst du einen guten Deal. Die zurzeit schnellste Custom RX 5700 XT, die Sapphire Radeon RX 5700 XT Nitro+ kostet über 100 Franken – beziehungsweise 70 Euro – mehr. Die investierst du am besten in einen Kühlblock.

Dieses erste Grafikkarten-Review ist relativ kurz ausgefallen. Künftige Reviews werden etwas länger, wenn eine Vergleichsbasis vorhanden ist. Falls du Anpassungswünsche hast, lass es mich bitte in der Kommentarspalte wissen. Und willst du keine Reviews verpassen, klick auf den «Autor folgen»-Button weiter unten.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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