
Hintergrund
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von Kim Muntinga
Horror muss nicht blutig sein. Manche Spiele setzen auf kindliche Ästhetik, verspielte Figuren und entfalten gerade dadurch eine besondere Form des Schreckens. Acht Beispiele zeigen, wie charmant das Grauen wirken kann.
Horror ist nicht gleich Horror. Neben bluttriefenden Schockern und düsteren Survival-Spielen gibt es eine ganz eigene Nische, die auf den ersten Blick widersprüchlich klingt: «süßer Horror». Spiele, die schaurige Themen, Geistergeschichten oder Albträume mit einer niedlichen, oft fast kindlichen Präsentation verbinden. Statt Splatter und Panik stehen hier Atmosphäre, Stilbrüche und ein Augenzwinkern im Vordergrund.
Mit dem Release von «Little Nightmares III» und Halloween vor der Tür lohnt sich ein Blick auf diese Facette des Genres, die dir einen Einstieg ins Gruseln bietet – ohne dir gleich den Schlaf zu rauben. Ich stelle dir acht Spiele vor, die zeigen, wie charmant, morbide und manchmal sogar putzig Horror sein kann.
Die «Little Nightmares»-Reihe von Tarsier Studios hat sich zu einem modernen Klassiker des atmosphärischen Horrors entwickelt. Du übernimmst die Rolle kleiner, verletzlicher Figuren wie Six oder Mono, die sich durch surreale und groteske Welten bewegen. Statt blutiger Effekte lebt der Horror von bedrückender Atmosphäre, bizarren Kreaturen und dem Gefühl ständiger Hilflosigkeit.
Der Reiz liegt im Kontrast: kindlich wirkende Protagonisten in einer übergroßen, bedrohlichen Umgebung, in der jeder Gegner übermächtig wirkt. Die beklemmende Stimmung entsteht nicht durch Blut, sondern durch surreale Bilder und der anhaltenden Verletzlichkeit.
Während Mario meist die Rolle des Helden übernimmt, bleibt Luigi traditionell der ängstliche Bruder im Hintergrund. In «Luigi’s Mansion» tritt er jedoch ins Rampenlicht und das ausgerechnet als Geisterjäger. Ausgestattet mit Taschenlampe und Staubsauger stolperst du als Luigi durch Villen und Hotels, begleitet von nervösem Flattern, zaghaften Schritten und leisen Selbstgesprächen.
Wenn du dich ernsthaft gruseln willst, bist du hier falsch. Dafür bekommst du jede Menge Charme und Slapstick. Die Geister sind verspielt animiert, Luigi selbst wirkt wie eine Karikatur des unfreiwilligen Helden. Die Serie ist ein Paradebeispiel für familienfreundlichen Grusel.
Vom GameCube-Debüt bis zu «Luigi’s Mansion 3» bleibt das Konzept beliebt: Horror mit Humor. Die Serie zeigt, dass Grusel nicht blutig und bierernst sein muss, sondern auch mit einem breiten Lächeln funktionieren kann. Wer tiefer einsteigen möchte: Meine Kollegin Cassie hat «Luigi’s Mansion 2 HD» getestet und kommt zum Schluss, dass es der bislang beste Teil der Reihe ist.
Ein niedliches Lamm als Anführer einer finsteren Sekte. Dieser Widerspruch ist das Erfolgsrezept von «Cult of the Lamb». Das Spiel kombiniert Aufbau-Elemente, Roguelite-Kämpfe und eine knuffige Comic-Optik. Auf den ersten Blick wirken die Tierchen wie Figuren aus einem Kinderbuch. Doch wer spielt, merkt schnell: Hier geht es um Rituale, Opfergaben und die Verehrung dunkler Götter.
Genau dieser Bruch macht den Reiz aus. Die niedliche Präsentation sorgt für Leichtigkeit, während die Themen bewusst makaber sind. Du baust eine Siedlung auf, sammelst Anhänger und beschwörst Mächte. Trotzdem wirkt vieles charmant, fast gemütlich.
«Cult of the Lamb» ist einer der Indie-Hits der letzten Jahre und ein Paradebeispiel dafür, wie schwarzer Humor und süße Optik zusammenfinden können. Wer morbiden Witz schätzt, kommt an diesem Spiel kaum vorbei. Und die Welt des kleinen Lamms wächst weiter: Im Oktober 2025 erscheint ein eigenes Comic-Spezial dazu. Mehr dazu findest du in meiner News.
In «Among the Sleep» erlebst du Horror aus einer einzigartigen Perspektive: der eines Kleinkinds. Mit einem Teddybären als Begleiter krabbelst du durch Schlafzimmer, Flure und Keller, während die Umgebung zunehmend in eine surreale Albtraumwelt kippt. Schon die simple Handlung – nachts wach werden und die Mutter suchen – wird so zum emotionalen Abenteuer.
Der Horror entsteht nicht durch Monster oder Splatter, sondern durch die Hilflosigkeit der Figur. Alltägliche Dinge wirken bedrohlich, weil sie aus kindlicher Sicht übermächtig erscheinen: ein umgefallener Stuhl kann zur Barriere werden, ein Schatten zum Auslöser für Herzrasen.
«Among the Sleep» behandelt unterschwellig ernste Themen wie Angst und familiäre Konflikte, ohne jemals die Kinderperspektive zu verlassen. So entsteht ein kurzes, emotional intensives Spiel, das zeigt, wie verletzlich und zugleich faszinierend Horror sein kann, wenn du ihn durch die Augen eines Kindes erlebst.
Auf den ersten Blick wirkt «Doki Doki Literature Club» wie eine gewöhnliche Visual Novel. Du trittst einem Literaturclub voller fröhlicher Anime-Schülerinnen bei, schreibst Gedichte und erlebst kleine Romanzen. Alles deutet auf eine harmlose Dating-Sim hin – bis sich die Fassade langsam auflöst.
Mit subtilen Hinweisen beginnt das Spiel, deine Erwartungshaltung zu unterwandern. Aus vermeintlich niedlichen Szenen werden bedrückende Momente, aus romantischen Gesprächen entstehen psychologische Abgründe. Spätestens wenn die Erzählung die vierte Wand durchbricht, wird klar: Hier steckt ein Horrorspiel im Gewand einer Kuschel-Anime-Welt.
Gerade weil es dich täuscht, funktioniert «Doki Doki Literature Club» so gut. Es nutzt seine unschuldige Optik, um dich in Sicherheit zu wiegen und lässt den Schrecken danach umso heftiger wirken. Ein Kulttitel, der den Begriff «süßer Horror» auf die Spitze treibt.
«Little Misfortune» erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens auf der Suche nach «ewigem Glück». Begleitet wird sie von einem Erzähler, dessen wohlklingende, aber zwiespältige Kommentare nie eindeutig verraten, ob er Helfer oder Manipulator ist. Schon hier trifft Kinderbuch-Ästhetik auf düstere Untertöne.
Die handgezeichnete Optik wirkt verspielt und warm, doch hinter der Fassade lauern Themen wie Tod, Einsamkeit und Manipulation. Immer wieder kippen harmlose Situationen in makabere Episoden, begleitet von schwarzem Humor, der das Spiel zu einer Gratwanderung zwischen kindlicher Unschuld und bitterem Ernst macht.
Gerade dieser Gegensatz macht «Little Misfortune» so bemerkenswert. Es bleibt stets niedlich anzusehen, auch wenn die Geschichte eine dunkle, manchmal bittere Realität erzählt. Damit ist es ein Paradebeispiel für süßen Horror, der dich berührt, verstört und dennoch gleichzeitig zum Schmunzeln bringt.
Die «Yomawari»-Reihe von Nippon Ichi Software verbindet Kawaii-Ästhetik mit echtem Schrecken. In den Spielen steuerst du kleine Mädchen, die nachts allein durch japanische Städte und Dörfer streifen. Mit Taschenlampe und pochendem Herz als einzigem Indikator bewegst du dich durch dunkle Straßen, in denen unsichtbare Geister lauern.
Die Optik wirkt wie ein Bilderbuch: große Köpfe, kleine Figuren, pastellige Farben. Doch gerade dieser süße Stil täuscht. Das Spiel thematisiert Einsamkeit, Verlust und kindliche Angst. Es nutzt die niedliche Fassade, um die Bedrohung noch stärker wirken zu lassen.
«Yomawari» ist subtiler als viele westliche Horrorspiele. Es lebt nicht von Schockeffekten, sondern von Atmosphäre und unheimlicher Stille. Damit zeigt die Serie, wie stark Horror sein kann, wenn er aus einer kindlichen Perspektive erzählt wird – und dass süßer Stil das Grauen nicht mildert, sondern verstärkt.
Den Abschluss der Reise durch den süßen Horror bildet «Pumpkin Jack»: ein 3D-Plattformer, der sich ganz der Halloween-Ästhetik verschrieben hat. Als Kürbiskopf-Held hüpfst du durch bunte Grusellandschaften, kämpfst gegen Dämonen und löst kleinere Rätsel. Der Ton bleibt stets verspielt, fast comichaft, auch wenn Skelette und Monster auf dem Bildschirm erscheinen.
Das Spiel erinnert an Klassiker wie «MediEvil» oder «Jak and Daxter», bietet aber mit seinem Halloween-Charme eine eigene Note. Statt Schrecken setzt es auf Action und Humor.
Gerade als Abschluss dieser Liste passt «Pumpkin Jack» hervorragend. Es zeigt, dass Horror nicht immer bedrückend oder düster sein muss, sondern auch bunt, energiegeladen und voller Spielfreude daherkommen kann.
Allen Spielen in dieser Liste ist etwas gemeinsam: Sie setzen auf niedliche Ästhetik, charmante Figuren und eine spielerische Annäherung an das Thema Horror. Anders als klassische Genregrößen wie «Resident Evil» oder «Silent Hill» wollen sie dich weniger mit nackter Angst überfallen, sondern spielen mit Kontrasten. Sie lassen dich schmunzeln, während du gleichzeitig Gänsehaut bekommst. Und genau darin liegt ihr Reiz.
«Süßer Horror» ist damit auch eine Art Einstiegsdroge: perfekt für dich, wenn du dich sonst nicht an Horrorspiele herantraust. Die Titel sind oft kürzer, leichter zugänglich und machen Grusel erlebbar, ohne dass du danach die Lichter im Zimmer anlassen musst.
Diese Mischung aus süß und gruselig zeigt, wie vielseitig das Genre Horror sein kann. Es muss nicht immer um Splatter, Blut und Schockeffekte gehen. Manchmal entfaltet sich der Schrecken gerade dann am stärksten, wenn er hinter einer niedlichen Fassade oder unter deinem Bett lauert.
Ob du dich also auf «Little Nightmares III» einstimmen willst oder nach einem passenden Spiel für Halloween suchst: Diese acht Titel liefern dir den perfekten Mix aus Charme und Schauer.
Und jetzt bist du dran: Welches süße Horrorgame hat dir selbst schon den größten Schauer mit einem Lächeln verpasst?
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Hintergrund
von Philipp Rüegg
Mit dem Release von «Little Nightmares III» kehrt die Reihe zurück und zeigt einmal mehr, wie effektiv süßer Horror sein kann. Das Spiel knüpft nahtlos an die düstere Faszination seiner Vorgänger an, erweitert sie aber um neue Umgebungen, Rätsel und ein kooperatives Spielprinzip. In meiner Kritik zu «Little Nightmares III» beschreibe ich, warum das Spiel wunderschön aussieht, aber auch seine Ecken und Kanten hat und dennoch genau diesen Reiz bewahrt: kindliche Faszination trifft auf erwachsene Ängste.
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