Smarthome-Trends: So wird das vernetzte Zuhause der nahen Zukunft
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Smarthome-Trends: So wird das vernetzte Zuhause der nahen Zukunft

Intelligente Roboterstaubsauger, smarte Funksteckdosen und clevere Sprachassistenten: Immer mehr vernetzte Produkte und Technologien nisten sich zu Hause ein. Dabei ist das Potenzial des Smarthome-Trends noch lange nicht ausgeschöpft.

Der Drang, alles via Handy erledigen zu können, wirkt sich auch auf den Smarthome-Bereich aus. Vom Rollladen, den du via App hoch- und runterfährst, über die Heizung, die du mit automatisierten Profilen kontrollierst, bis hin zum Kühlschrank, der dir Bilder aus seinem Inneren schickt: Das Smartphone steuert nicht mehr nur deine Nachrichten, Anrufe und Kontakte, sondern auch dein Zuhause. Selbst wenn der Trend, die Produkte und Technologien nicht neu sind, ist die Smarthome-Welt weitestgehend unerforscht. Ein Ausblick, was meiner Meinung nach künftig in keinem Smarthome-Ökosystem mehr fehlen sollte.

Smarte Schalter gehören in vielen Wohnungen zum Standard.
Smarte Schalter gehören in vielen Wohnungen zum Standard.

Raus aus der Cloud

Sprachassistenten wie der Google Assistant oder Amazons Alexa sollen unabhängiger werden. Die Hersteller von intelligenten Speakern bemühen sich, ihre cleveren Helferlein von der Cloud zu entkoppeln. Heute werden alle Sprachbefehle, die die Lautsprecher aufnehmen, in eine Cloud weitergeleitet, dort von KI-Systemen analysiert und mit einer entsprechenden Antwort versehen zurückgeschickt. Das Ganze klappt schon ziemlich gut, die Assistenten sind lernfähig und verstehen gar einige schweizerdeutsche Begriffe. Aber ohne Internetverbindung läuft auch im Smarthome nichts: Dann taugt der allwissende Speaker höchstens noch als mittelmässiger Bluetooth-Lautsprecher.

Google Home und Co. sind stark von der Cloud abhängig.
Google Home und Co. sind stark von der Cloud abhängig.

In naher Zukunft stellen sich die Hersteller deshalb vor, die KI oder zumindest Teile davon auf Chips auszulagern und diese direkt in den Lautsprechern zu verbauen. Als Nutzer hast du so den grossen Vorteil, dass du alle Funktionen, die auf dem Chip gespeichert sind, auch dann abrufen kannst, wenn keine Verbindung zum Internet besteht. Vorerst wird es sich dabei wohl nur um Grundfunktionen handeln. Denn alle Infos aus der Cloud auf einem Chip zu speichern, ist derzeit noch etwas weit hergeholt. Dass Google Ende 2019 mit dem Nest Mini aber bereits ein erstes Gerät präsentiert hat, das einen eigenen KI-Chip verfügt, zeigt, wie wichtig den Herstellern die Loslösung von der Cloud ist.

Mesh als Heimnetzwerk-Standard

Die Gerätevernetzung und Funkstandards sind zwei zentrale Pfeiler, wenn es darum geht, ein funktionierendes Smarthome zu unterhalten. Doch sind es auch diese beiden Punkte, die sich im Alltag oft am schwierigsten gestalten. Für viele User ist es kompliziert, den Überblick zu behalten, welche Produkte womit kompatibel sind. Das bremst die Inbetriebnahme weiterer Geräte ins eigene Smarthome-Universum und somit deren Ausbreitung in weitere Haushalte. Erweiterst du zum Beispiel die Reichweite deines Cablecom- oder Swisscom-Routers mit Repeatern, kriegst du einen zweiten Netzwerknamen. Wenn du dann ein mit Alexa kompatibles Smarthome-Gerät in Betrieb nehmen willst, müssen sich dein Smartphone, der Amazon Echo und das hinzuzufügende Gerät im selben Netzwerk befinden.

Ohne Mesh-Funktion wird im Smarthome bald nichts mehr gehen.
Ohne Mesh-Funktion wird im Smarthome bald nichts mehr gehen.

Nutzt du für dein WLAN hingegen ein Mesh-System, dann kennst du solche Probleme nicht. Dort gibt's keine Repeater, die wie eine Insel funktionieren und dabei ein neues Netzwerk generieren, wenn die Reichweite deines Routers beschränkt ist. In einem Mesh-Netzwerk sind mehrere Router installiert, die zusammenarbeiten und das Signal gegenseitig verstärken. Sie sind unter demselben Netzwerknamen zu finden, was insbesondere bei Smarthome-Geräten eine entscheidende Rolle spielt. Eher früher als später werden daher alle Hersteller dafür sorgen, dass ihre Router, Repeater und Powerline-Produkte mit der Möglichkeit ausgestattet sind, als oder zumindest in einem Mesh-Netzwerk zu funktionieren. Positiv zu erwähnende Beispiele sind Google und Amazon: Mit dem Nest Wifi respektive dem eero haben sie ihre aktuelle Produktlinie bereits mit dieser Funktionalität ausgestattet.

Je einzigartiger, desto besser

Die digitalen Sprachassistenten können schon sehr viel, wenn du sie aus der Packung nimmst. Da sie lernfähig sind, kommt mit jeder Frage, die du ihnen stellst, mehr Wissen hinzu. Du kannst ihnen sagen, wie du heisst, sie wissen, wo du wohnst und erkennen deine Stimme. Sie hören zu, lernen dich und deinen Alltag kennen. Ob du willst oder nicht: Du baust im Laufe der Zeit eine Beziehung zu deinem Sprachassistenten auf. Im Innern entwickeln sie so ihre eigene Persönlichkeit, auch wenn sie von aussen alle gleich aussehen. Viele Nutzer wünschen sich deshalb eine Personalisierung ihres digitalen Assistenten, die auch sicht- und hörbar ist. Nicht nur dein Auto, Haustier oder Handy soll ein Unikat sein, sondern auch dein Sprachassistent.

Die Sprachassistenten lernen dich und dein Umfeld kennen.
Die Sprachassistenten lernen dich und dein Umfeld kennen.

Das Ganze ist mit einem selbstgebauten PC zu vergleichen: Dort wählst du die Farbe des Gehäuses deinen Wünschen entsprechend. Du entscheidest über Kabel-Sleeving, ob und wie die LEDs leuchten sollen und wie viel Power die Kiste haben soll. Denn es ist dein Computer und er soll einzigartig sein. Diese Tatsache öffnet den Herstellern von smarten Sprachassistenten neue Türen. Anstatt nur ein Modell zu verkaufen, kann an der Farbe, dem Material und der Grösse geschraubt werden. Google hat aus diesem Grund bereits im Herbst 2019 eine männliche Stimme für den Google Assistant vorgestellt. Amazon ermöglicht Alexa-Nutzern zudem, die Sprechgeschwindigkeit ihren Wünschen entsprechend anzupassen.

Das Smarthome unterwegs

Die Sprachassistenten funktionieren nicht nur über einen smarten Lautsprecher. Du kannst sie auch mit der entsprechenden App auf deinem Handy steuern. Möchtest du den Assistenten beispielsweise über Bluetooth-Kopfhörer aktivieren, müssen dafür die App des Sprachassistenten und – je nach Hersteller – auch diejenige der Kopfhörer auf dem Smartphone installiert sein. Zudem musst du den Kopfhörer mit dem Handy verbinden und ihn in der Sprachassistenten-App einrichten. Du nimmst das Smartphone aus der Tasche, gibst dem Assistenten den Befehl, auf die Kopfhörer zu hören und die beantworten dir dann all deine Fragen. Denselben Ablauf und somit dieselben Hürden hast du bei einer Smartwatch ohne eSIM-Funktion. Du bist in beiden Fällen auf ein Mobiltelefon angewiesen.

Auch via Handy kannst du mit dem Google Assistant sprechen.
Auch via Handy kannst du mit dem Google Assistant sprechen.

An diesem Punkt setzen weitsichtige Kopfhörer- und Smartwatch-Hersteller an. Es sollen erste Modelle produziert werden, die – wie die smarten Lautsprecher – einen eingebauten KI-Chip besitzen. Via Mobilfunkverbindung und direkt über die Kopfhörer kommuniziert der User mit der Cloud. So kannst du mittels Sprachbefehlen Anrufe tätigen oder deine Lieblingsmusik streamen, ohne ein Smartphone dabeihaben zu müssen. Ausserdem musst du keine Apps installieren oder Knöpfe drücken, sondern sprichst deine Befehle direkt in die Kopfhörer. Bei fortschrittlichen Smartwatches übernimmt die eSIM diese Funktion. Amazon präsentierte mit den Echo Buds Ende 2019 die ersten In-Ear-Kopfhörer, die einen integrierten Chip besitzen. Sie müssen zwar noch immer mit einem Smartphone gekoppelt werden, Alexa hört aber ohne Tastendruck oder zusätzliche App auf deine Befehle.

Fitness wichtiger als Datenschutz

In ihren Anfängen wurden die cleveren Sprachassistenten vor allem zur Unterhaltung und als cooles Gadget gebraucht. Datenschützer waren skeptisch und sind es noch immer. Die Geräte hören dir und deinem Treiben pausenlos zu, wenn ihr Mikrofon nicht explizit abgeschaltet wird. Doch Trends bezüglich steigendem Gesundheitsbewusstsein und gewünschter Selbstoptimierung führen dazu, dass diese Bedenken immer stärker abgelöst und abgebaut werden. Da die smarten Speaker inzwischen weit mehr sind als nur eine Spielerei, überwiegt für viele Benutzer der Nutzen der möglichen Gefahr. Schliesslich willst du wissen, wie viele Schritte du gestern zurückgelegt und wie viele Kalorien du verbrannt hast. Die Tatsache, dass dich Google und Co. dafür pausenlos tracken, gerät dabei immer mehr in den Hintergrund.

Smarte Uhren: Schritte und Kalorien führen zum Gesundheitsziel.
Smarte Uhren: Schritte und Kalorien führen zum Gesundheitsziel.

Die neuesten Smartphones, Smartwatches und Fitnesstracker machen sich genau diesen Trend zu Nutze. Sie geben Gesundheitstipps, schlagen Trainingsaktivitäten vor und warnen vor dem Kollaps durch einen Herzinfarkt. All dies tun sie, indem sie deinen Puls messen, deine Routinen kennen und deine persönlichen Daten gespeichert haben. Apple steht mit der fünften Generation der Apple Watch in der Pole Position. Vom Eisprung-Tracking über die Warnung vor Gehörschäden bei übermässigem Lärm bis hin zur Überwachung der Herzfrequenz: Die Smartwatch mit dem angebissenen Apfel-Logo achtet für dich auf deine Gesundheit. Immer mehr Fitness-Tracker und Gesundheits-Apps für dein Handy unterstreichen die Wichtigkeit dieses Trends.

Szenen statt einzelne Produkte

Derzeit denken vor allem Smarthome-Einsteiger in einzelnen Geräten. Ein Neuling ist schon zufrieden, wenn er reüssiert und dem Google Assistant sagen kann, er solle das Licht einschalten, worauf die eine Philips-Hue-Lampe im Wohnzimmer angeht. Oder er es schafft, dass auf seinem Sonos-Lautsprecher in der Küche sein Lieblingsradiosender abgespielt wird. Da aber immer mehr Produkte smarthome-fähig werden, geht der Trend weg vom einzelnen Gerät und in Richtung Smarthome-Szenen. Auch Kühlschränke, Waschmaschinen und Geschirrspüler werden intelligent und können aus der Ferne gesteuert werden. Damit bieten sich Möglichkeiten, die weit über die Funktionen eines smarten Produktes hinausgehen.

Ganze Räume zu steuern, das ist die Zukunft des Smarthomes.
Ganze Räume zu steuern, das ist die Zukunft des Smarthomes.

Konkret heisst das, dass nicht nur eine Lampe angeht oder ein Song abgespielt wird. Der Nutzer spricht zu seinem Google Home, dass dieses den Morgen starten soll. Die Morgenszene beinhaltet, dass das Philips-Hue-Licht angeht, der Lieblingsradiosender abgespielt wird, die Kaffeemaschine aufheizt, die Rollläden hochfahren und sich die Bodenheizung einschaltet. Sobald die Wetterstation draussen einen gewissen Temperaturwert überschreitet, schliessen sich die Rollos automatisch, die Heizung fährt herunter und der Kühlschrank sagt dem integrierten Eiswürfelspender, er soll sich auf einen heissen Nachmittag einstellen. Dass selbst Möbelhäuser wie IKEA mit Sonos zusammenspannen und Teile ihrer Produktlinie smarter machen, ist ein Indikator für die Tragweite dieses Trends.

Quo vadis, Smarthome?

Die Technologie entwickelt sich derart schnell, dass niemand weiss, was morgen sein wird. Da die Smarthome-Branche von der technologischen Entwicklung, neuen Gadgets und gegenseitiger Kompatibilität abhängig ist, sind auch in diesem Bereich nur vage Prognosen möglich. Welcher Trend sich etabliert oder ob's bei einem «One Hit Wonder» bleibt, können selbst Experten nicht vorhersagen. Denn was im Detail passiert, hängt von vielen externen Faktoren ab. Allgemeinere Aussagen sind jedoch möglich: Das derzeit noch zerstreute Smarthome-Universum wird je länger je mehr zu einem grossen Ganzen finden. Sprich, ein einheitlicher Standard für alle Smarthome-Lösungen dürfte sich herauskristallisieren. Wann das passiert, ist unklar. Denn die Hersteller wollen zwar, dass ihre Produkte mit anderen System interagieren können. Sie haben aber ebenso grosses Interesse daran, ihre eigenen Produkte zu verkaufen – gerade an jene User, die bereits denselben Standard nutzen.

Was wird sich durchsetzen? Eine Frage ohne plausible Antwort.
Was wird sich durchsetzen? Eine Frage ohne plausible Antwort.

Was glaubst du, wird in den kommenden Monaten und Jahren die Smarthome-Szene prägen? Welche Technologien und Produkte für ein vernetztes Zuhause sind deiner Meinung nach demnächst im Trend? Ab damit in die Kommentarspalte. Wenn du zudem keine weiteren Trends rund ums digitale Zuhause und andere Smarthome-Artikel mehr verpassen möchtest, dann folge mir mit einem Klick auf den «Autor folgen»-Button beim Autorenprofil.

Titelbild: Die automatische Heizungssteuerung ist nur eine von vielen Möglichkeiten im Smarthome-Universum.

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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