
Produkttest
Razer Black Shark V3 Pro im Test: Tolles Headset das die Kritikpunkte des Vorgängers ausmerzt
von Kevin Hofer
Sonys neues Gaming-Headset Inzone H9 II ist für wenige statt alle. Das liegt nicht nur am verhältnismässig hohen Preis, sondern auch am Klangprofil.
Das neue Inzone H9 II verspricht alle Features, die ich von einem High-End-Gaming-Headset erwarte. Plus starken Sound – schliesslich stecken dieselben Treiber drin wie in Sonys Flaggschiff-Kopfhörern WH-1000XM6. Wie bei letzteren verlangt der Hersteller auch hier einen saftigen Preis. Der dürfte sich nur für wenige rechnen.
Beim ersten Aufsetzen des Headsets bemerke ich, wie leicht es ist. Das H9 II ist nur 260 Gramm schwer und damit eines der leichtesten seiner Klasse. Der Kopfbügel wurde für bessere Gewichtsverteilung im Vergleich zur ersten Version redesignt. Ein dünner Stahlrahmen ist in Stoff gehüllt, darunter sitzt ein verstellbares, gepolstertes Kunstlederkissen. Es liegt bequem auf dem Kopf.
Von der Beschichtung der Kunststoffhülle der Ohrmuscheln bin ich enttäuscht: Schon beim ersten Anfassen lagert sich Fingerfett ab. Das sieht schmuddelig aus. Für eine dritte Version sollte Sony daran arbeiten.
Die grossen, runden Ohrmuscheln haben eine grosszügige Polsterung mit viel Tiefe. Meine Ohren werden nicht an die Innenwände gequetscht. Das Material ist zudem atmungsaktiv. Das Mesh-Gewebe mit Innenfutter macht es für längere Gaming-Sessions angenehm. Die Ohrpolster sind austauschbar, falls sie sich mit der Zeit abnutzen.
Die Ohrmuscheln lassen sich komplett in beide Richtungen flach drehen. Zusammenklappen kann ich die Hörer aber nicht. Trotzdem ist das Headset portabel. Sony legt eine weiche Tasche mit wasserabweisender Aussenhülle und Samtinnenfutter bei.
Obwohl das Inzone H9 II dieselben 30-mm-Treiber wie die WH-1000XM6-Kopfhörer nutzt, klingen sie völlig anders. Sony hat das Gaming-Headset mit Pro-Gamern entwickelt und spezifisch abgemischt. Es hebt Sounds hervor, von denen FPS-Profis profitieren.
Dies zeigt Wirkung: Soundeffekte wie Schritte sind klar, ich kann meine Gegner gut orten. Das Tuning hilft auch, Hörermüdung bei langen Gaming-Sessions mit konstantem Gewehrfeuer oder anderen lauten Soundeffekten zu reduzieren. Der Bass bietet aber immer noch genug Punch für Explosionen und Waffenlärm, ohne übermässig zu wummern und so wichtige räumliche Hinweise zu verwaschen.
Bei Single-Player-Spielen wie «Digimon Story: Time Stranger» oder dem Musikhören muss ich jedoch den Equalizer bemühen: Das Standard-Tuning ist dumpf, Instrumenten fehlt die Präsenz und Stimmen in Cutscenes gehen in der Musik unter.
Schade, ich wünschte mir, Sony würde das Tuning der WH-1000XM6 direkt in den Apps zur Verfügung stellen. Dann stünde auch dem Musikgenuss nichts im Weg.
Das Sony Inzone H9 II reiht sich in die wachsende Gruppe High-End-Gaming-Headsets mit aktivem Noise Canceling ein und bietet tolle Leistung. Die passive Isolation ist auch gut und reduziert die Aussenlärm-Lautstärke.
In der Praxis höre ich kaum etwas, wenn meine Kinder im Wohnzimmer nebenan schreien. Die Strasse vor dem Haus, auf der auch ein Bus verkehrt, bleibt bei geöffnetem Fenster komplett stumm.
Das H9 II hat keinen vollwertigen Transparenz-Modus wie die WH-1000XM6. Es gibt einen Ambient-Modus, der mehr Aussenlärm reinlässt. Ich bemerke einen Unterschied zum blossen ANC-Ausschalten – das allgemeine Umgebungsgeräusch-Summen klingt lauter. Für Gespräche ist dieser Modus aber nicht praktikabel, da sie im Umgebungslärm untergehen.
Am Desktop konfiguriere ich das Headset über den Inzone Hub. Der bietet das Wichtigste: Equalizer, Noise Canceling oder Mikrofoneinstellungen. Bei den EQ-Presets sind einige FPS-spezifische vorhanden. Ein Custom-EQ mit 10-Band-Slidern ist möglich.
Das H9 II ist mit der Sony Sound Connect App auf Mobilgeräten kompatibel. Sie hat dieselben Funktionen wie der Inzone Hub am PC, aber der Hauptvorteil: EQ-Presets lassen sich im Headset selbst speichern. So kann ich die EQ-Einstellungen auf Playstation oder Switch anwenden.
Neu ist eine kabelgebundene 3,5-mm-Verbindung mit beiliegendem Audio-Kabel – praktisch für Handheld-Systeme oder den Anschluss am Controller.
Das H9 II lädt via USB-C. Einmal voll laden dauert 3,5 Stunden, fünf Minuten Schnellladen verspricht drei Stunden Audio. Das Headset kann während des Ladens weiter genutzt werden.
Wer ein Gaming-Headset mit Premium-Features für PC und Playstation will, sollte das Sony Inzone H9 II in Betracht ziehen – speziell für FPS-Games. Wer aber ein Headset will, das über alle Genres und bei Musik gut klingt, ist hier falsch. Schade, Sony könnte einfach das Klangprofil des WH-1000XM6 per Equalizer integrieren und der Klang wäre toll – es sind ja dieselben Treiber verbaut.
Top sind hingegen die ANC-Performance und das Mikrofon. Letzteres klingt echt stark, auch bei vielen Störgeräuschen. Die Akkulaufzeit ist in Ordnung, es ist komfortabel und leicht für lange Sessions. Bluetooth LE-Konnektivität und simultaner Audio-Output per Bluetooth und Funk sind nette Features.
Es gibt aber Headsets, die Ähnliches bieten und deutlich weniger kosten – etwa das Razer Black Shark V3 Pro. Deshalb kann ich das H9 II nicht uneingeschränkt empfehlen.
Pro
Contra
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Alle anzeigenDie Bedienung ist einfach. Das Inzone H9 II hat Knöpfe auf der Hinterseite der Ohrmuscheln. Rechts finden sich Tasten für Game/Chat-Balance, Power-Button plus Bluetooth-Pairing-Taste. Links gibt's einen Schalter zum Wechseln zwischen aktivem Noise Cancelling (ANC), Ambient-Sound-Modus und normalem Modus. Dazu ein Lautstärke-Rad, USB-C-Ladebuchse und Mikrofonanschluss. Das Mikrofon ist abnehmbar, ein grosser Stummschaltknopf sitzt oben auf der linken Ohrmuschel. Das ist alles intuitiv und ich erreiche nach einer kurzen Eingewöhnungszeit die richtigen Tasten auf Anhieb.
Das H9 II ersetzt das Plastik-Flip-to-Mute-Mikrofon des Vorgängers durch ein abnehmbares. Dieses kommt im unidirektionalen Design, das sich auf die Stimme fokussiert und Hintergrundlärm reduziert. Ein Podcast-Mikrofon ersetzt es zwar nicht, aber es klingt schon viel besser als die meisten Alternativen. Besonders beeindruckt bin ich davon, wie gut das Mikrofon Hintergrundgeräusche herausfiltert, ohne dass sich der Klang deutlich verschlechtert. Am besten hörst du dir das selbst an:
Das Sony Inzone H9 II lässt sich auf mehrere Arten verbinden. Am PC oder Konsolen bevorzugt über Funk mit beiliegendem 2,4GHz-Dongle. Alternativ unterstützt es Bluetooth mit den Standard-Codecs SBC und AAC. Mit Bluetooth 5.3 gibt's LE-Audio für längere Akkulaufzeit und besseren Sound dank LC3-Codec. Hinzu kommen Features wie Multi-Device und Broadcast-Streaming via Auracast. Multipoint fehlt zwar, aber du kannst das Headset gleichzeitig via Bluetooth und Funk verbinden.
Sony verspricht 30 Stunden Akkulaufzeit für das Inzone H9 II. Bei meinen Tests mit aktiviertem ANC und abwechselnder Funk- und Bluetooth-Verbindung erreiche ich um die 20 Stunden. Damit bietet Sony eine akzeptable Laufzeit, aber andere Headsets bieten mehr. Das Razer BlackShark V3 Pro schafft bis zu 30 Stunden bei ähnlicher Nutzung.