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Hintergrund

Später Frost bringt Obstbauern ins Schwitzen

Martin Rupf
6.4.2022

Auch dieses Jahr hatten Schweizer Obstbauern mit spätem Frost zu kämpfen. Wie sie gegen ihn vorgehen, weshalb Eis helfen würde und was der Frost mit den Nerven der Obstbauern macht: Ich war in der Frostnacht dabei.

Kirschknospen entwickeln sich früher und sind deshalb anfälliger

Ab welcher Temperatur wirds denn kritisch? «Das kann man nicht generell sagen», führt Pascal aus. Das hängt davon ab, wie weit die Knospen an den Bäumen schon entwickelt sind. «Je weiter fortgeschritten die Knospenentwicklung ist, desto empfindlicher sind diese.» Deshalb sind Kirschbäume anfälliger als Apfel- oder Birnbäume, bei denen die Entwicklung länger dauert.

Bei Apfel- und Birnenbäumen gäbe es – anders als bei Kirschen – eigentlich eine genauso effektive wie auch überraschende Methode, die Knospen vor Frost zu schützen: nämlich mit Eis. «Wenn man die Bäume mit Wasser besprüht, bildet sich eine relativ dicke Eisschicht um die Knospen, die dann quasi konstant bei null Grad isoliert sind.»

Doch mein Bruder verfügt nicht über eine solche Wassersprüh-Anlage, weswegen wir in der zweiten Nacht doch hinaus in die Anlage müssen. Um 2 Uhr morgens sinkt die Temperatur unter -1 Grad, was uns zum Glück bloss wörtlich in die Knie zwingt. Rund 400 Kerzen, die mein Bruder am Vortag zwischen seinen Bäumen platziert hat, müssen angezündet werden.

Während ich mich ausgerüstet mit Gasbrenner und Anzündwürfeln in der Hand von einer Kerze zur nächsten bewege und ab und zu hoch in den wolkenlosen Himmel schaue, komme ich trotz Minustemperaturen schnell ins Schwitzen. Es dauert nicht lange, und das Gelände ist in warmes Kerzenlicht getaucht. Die Szenerie erinnert jetzt ein bisschen an eine Goa-Party. Oder ein geheimes Sektentreffen.

Doch das Herzstück seines «Dispositivs», wie es Pascal gerne nennt, ist der Fog Dragon – zu Deutsch Nebel Drachen –, den er sich vor zwei Jahren angeschafft hat. Hierbei handelt es sich um einen geschlossenen Anhänger, mit dem mein Bruder bis zum späten Morgen in der Anlage herumfahren wird.

2017 richtete der Frost landesweit Schäden in Höhe von 100 Millionen Franken an

Schuld an den Frostschäden ist die Klimaerwärmung

Kerzen können früher als geplant gelöscht werden

Es ist morgens um halb 9 Uhr. Nach etwas weniger als vier Stunden Schlaf stehe ich auf und schaue nach draussen. Die Kerzen sind abgelöscht und die Metallkübel haben teils einen Deckel drauf. Wie ich später erfahre, hat Pascals Mitarbeiter die Kerzen bereits nach vier Stunden ausgemacht, obwohl diese rund acht Stunden brennen würden. Es war am Morgen doch nicht so kalt wie befürchtet.

Bevor ich völlig durchnächtigt mit dem Zug nach Hause fahre, muss ich Pascal noch die Frage stellen, die mich vor dem Einschlafen beschäftigt hat. «Pascal: Ist es nicht irgendwie irrwitzig, dass Du die Folgen der Klimaerwärmung mit dem Abfackeln von Kerzen und Gas bekämpfst?»

Aber natürlich sähe auch er bei der Frostbekämpfung Verbesserungspotenzial. «Das Verbrennen der Kerzen ist in der Tat nicht ideal. Und wenn ich die Frost Guards dereinst mit Biogas betreiben könnte, wäre das super.»

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.


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