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Hintergrund

Stalker findet Opfer durch Reflektion in Selfies

Sängerin Ena Matsuoka ist von einem Fan angegriffen worden. Der 26-jährige Angreifer hat ihren Wohnort unter anderem durch die Analyse der Reflektion in ihren Augen gefunden.

Am 1. September 2019 herrscht Funkstille.

Tags darauf meldet sich Shonan Matsuoka auf Enas Twitter. Es gehe Ena schlecht, daher herrsche erst einmal Social-Media-Stille.

Die Pupillen als Verräter

Während Tagen, Wochen, hat Sato die Bilder Enas angesehen, in ihre grossen braunen Augen geblickt, bis ihm etwas aufgefallen ist.

Sato schmiedet einen Plan.

Die Selfie-Kamera des iPhone XR liefert eine Auflösung von 7 Megapixeln. Ob Ena ein iPhone XR oder ein anderes Modell hat, ist nicht bekannt. Die Software des Phones holt Erstaunliches aus dem Bildmaterial heraus. Sato noch mehr. Er kann in etwa ablesen, auf welcher Etage Ena wohnt. Oder sich regelmässig aufhält und Selfies aufnimmt. Denn die Hintergründe vieler ihrer Selfies zeigen dieselbe beige-pinke Wand und dieselbe Steckdose am linken Bildrand.

Sato zoomt.

Sato macht sich an die Arbeit und korreliert Daten.

Dafür braucht er so viele identifizierende Daten wie möglich. In der Information Security werden diese Informationen vom Researcher Flavio Gerbino in drei Kategorien unterteilt.

Sato weiss, wo Ena wohnt.

Ena ahnt von dem alles nichts. Ena trainiert ihre Tanzschritte, macht ihre Einkäufe, geht nach Hause, postet Bilder und Videos und wähnt sich in Sicherheit.

Gefahr Selfie

Es ist nicht das erste Mal, dass ein veröffentlichtes Selfie einer Person Schaden zufügt. Natürlich, Sato ist einer von ganz wenigen, die in ihrer Obsession so weit gehen, dass sie das Internet verlässt, aber hier eine ketzerische Frage: Wollen wir es wirklich riskieren, erst dann vorsichtig zu werden, wenn wir bestätigt wissen, dass da Horden von Besessenen sind?

Das Problem darf aber nicht das Selfie per se sein. Denn Ena hat keine Wahl. Sie als Star lebt in der Öffentlichkeit. Um ihren Fans zu gefallen, was Teil ihres Jobs ist, muss sie Bilder von sich und ihrer Welt zeigen. Sie muss kontinuierliche Aufmerksamkeit auf sich und ihre Band zu lenken. Eine Story pro Tag auf Instagram, ein Tweet alle paar Stunden und so weiter.

Ein paar Worte zu «selber Schuld»

Niemand hat es verdient, in Würde oder Gesundheit bedroht oder verletzt zu werden. Egal, unter welchen Umständen.

Wenn Bilder zu Angriffen führen

Zu seinen beeindruckendsten Achievements gehört unter anderem die perfekte Reproduktion der Fingerabdrücke der Deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, indem er Bilder der Frau analysiert und unter anderem mit der Software VeriFinger nachgebaut hat. In der Folge haben Medien davor gewarnt, das Peace-Zeichen in die Kamera zu machen.

Vor allem in Asien sind die zwei erhobenen Finger eine weit verbreitete Geste. Mist, was? Es bleibt also nur die Hoffnung, dass da kein Besessener zur Tat schreitet.

Nur weil ein Angriff theoretisch möglich ist, heisst das nicht, dass dir zwingend Gefahr droht. Aber ein Risiko gehst du ein. Sei das mit Selfies oder mit deinem Fingerabdruck.

Der Angriff

Sein Moment ist gekommen.

Das Problem: Sato weiss, dass Ena ihn nicht kennt, ihn wahrscheinlich in die Wüste schicken wird. Ihm bleibt in seiner Besessenheit also nur eines: Gewalt.

Er drückt ihr ein Tuch aufs Gesicht, knebelt sie und schleift die junge Frau in eine Seitengasse, wo er sie unsittlich berührt. Das gibt er nach seiner Verhaftung am 16. oder 17. September laut der japanischen Tageszeitung Sankei Shimbun an. Sato ist geständig.

Ena wehrt sich.

Damit hat Sato wohl nicht gerechnet, aber er kämpft mit. Am Ende schlägt sie ihn in die Flucht. Das Schlimmste hat sie abwenden können. Sie ist zwar geschlagen und angegrabscht worden, aber zur Vergewaltigung oder zum Mord ist es nicht gekommen. Die leichten Verletzungen in ihrem Gesicht sind innerhalb einer Woche verheilt. Es werden Forderungen nach besserem Schutz von Idols laut. Denn der Fall Sato/Ena ist nicht der erste seiner Art.

Als an der IT-Security interessierte bleibt uns nur noch eines: Der Selbstversuch. Im Verlauf der Woche werde ich mit einem kleinen Team versuchen, Selfies so zu gestalten, dass ein Objekt in einer Reflektion zweifelsfrei identifiziert werden kann.

Ena Matsuoka ist weiterhin aktiv auf Twitter, singt und tanzt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

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