Streaming-Highlights: Das darfst du diesen November nicht verpassen
Hintergrund

Streaming-Highlights: Das darfst du diesen November nicht verpassen

Luca Fontana
1.11.2022

Neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Disney+, Sky oder Prime Video: Hier erfährst du, was diesen November auf den Streaming-Diensten läuft.

Ich habe ein Brötchen angerufen, aber es war belegt. Badum-tsss. Weiter geht’s mit den Serien- und Film-Tipps, die diesen Monat auf Netflix und Co. erscheinen.

Im Westen nichts Neues

Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg. Bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind. Besonders die, die nicht hineingehen müssen.
Erich Maria Remarque, 1929, Autor von «Im Westen nichts Neues»

«Im Westen nichts Neues» ist nicht irgendein Roman. Es ist einer der wichtigsten Antikriegsromane der Weltliteratur. Bereits 1930, nur ein Jahr nach seiner Veröffentlichung, wird das Buch in 26 Sprachen übersetzt, eine Million Exemplare in Deutschland verkauft und eine US-amerikanische Verfilmung gedreht. Genau zu jener Zeit, in der die deutschen Nationalsozialisten ihre Machtübernahme vorbereiten – und ihnen gefällt der Erfolg des Buches nicht.

Sie verbreiten, dass Erich Maria Remarque, der Autor, eigentlich Kramer heisse. Stellen ihn als Lügner dar, behaupten, Remarque sei ein französischer Jude und wäre nie als deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg gewesen – alles Lügen der Nazi-Propaganda. Bei der Uraufführung der US-Verfilmung im Jahr 1930 in Berlin lässt Goebbels, damals Gauleiter vor Ort, die Veranstaltung massiv stören. Im Dezember verbietet die Film-Oberprüfstelle Berlin gar den Film. Remarque wandert aus. Zuerst in die Schweiz, dann nach Amerika. Remarque bleibt aktiv. Schreibt Bücher wie «Flotsam» und «Arc de Triomphe». Letztlich wird ihm aber auch in Deutschland Ehre zuteil: 1964 erhält Remarque die Justus-Möser-Medaille, 1967 das Grosse Bundesverdienstkreuz. Und 1968 wird Remarque gar als Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen.

Heute, nicht ganz 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Romans, ist dessen Geschichte und die Netflix-Verfilmung angesichts des Kriegs in der Ukraine aktueller denn je. Schliesslich schildert Remarque die Schrecken des Krieges aus Sicht des deutschen Soldaten Paul. Aber sein Schicksal – und das zahlreicher Kameraden – ist eigentlich keine eigene Meldung wert, so die Weltauffassung während des Ersten Weltkrieges. Daher die kurze und sachliche Meldung: «Im Westen nichts Neues». Denn für die Menschen damals ist der Tod tausender Menschen und Soldaten wörtlich genommen genau das: nichts Neues.

Start: 28. Oktober
Wo: Netflix

Souls

«Du erinnerst dich also an deinen eigenen Tod», sagt eine Figur in der kommenden Sky-Original-Serie zum jungen Jacob. Die Prämisse klingt spannend. Denn Jacob behauptet nach einem schweren Autounfall, sich an sein früheres Leben als Pilot einer vor 15 Jahren verschollenen Passagiermaschine zu erinnern. Perfektes Material also für eine richtig stimmige Mystery-Serie.

Start: 8. November
Wo: Sky Show mit Entertainment-Pass

The Crown – Staffel 5

Einer von Netflix’ grössten Erfolgen geht in die fünfte und zweitletzte Runde: «The Crown». Im Zentrum: Natürlich immer noch die Queen. Diesmal gespielt von Imelda Staunton. Sie ist die dritte Schauspielerin, die im Laufe der Serie die Krone trug. «The Crown» ist nämlich die fiktionalisierte, aber durchaus akkurat (akkurat genug) erzählte Geschichte der britischen Monarchin, die in der ersten Staffel mit ihrer Krönung 1947 begann.

Mittlerweile sind wir in den 1990ern angelangt. «Endlich», höre ich mich fast sagen, ohne die vier anderen, wahnsinnig guten und spannenden Staffeln herunterzuspielen. Nur habe ich zu dieser Epoche den bislang grössten Bezug, weil ich sie in jungen Jahren selbst miterlebte. Da begriff ich zum ersten Mal, welche institutionelle Bedeutung die Monarchie in Grossbritanien hat. Vor allem, als der Medienkrieg rund um Diana und Charles losging – und mit dem Unfalltod der Prinzessin endete.

Start: 9. November
Wo: Netflix

Mammals

Ich will ehrlich sein: Ich bin nicht ganz sicher, was ich da oben im Trailer gerade gesehen habe. Aber James Corden spielt mit. Und wegen ihm musste ich lachen. Also werfe ich einen Blick in die offizielle Presse-Info zur Serie. Da steht sinngemäss, dass hinter dem düster-komödiantischen Drama Autor Jez Butterworth steckt. Der will mit der Serie nichts anderes als Enthüllungen und Geheimnisse ans Licht bringen, die die Komplexität der modernen Ehe und Treue offenlegen. Denn was passiert in einer Welt mit acht Milliarden Menschen, nachdem wir «die oder den einen» gefunden haben?

Aha. Ich verstehe immer noch nicht, worum’s geht. Passt trotzdem. Wird geguckt.

Start: 11. November
Wo: Amazon Prime Video

1899

Lese ich «von den Machern von ‘Dark’», kann ich nicht anders, als leer zu schlucken. Versteh mich nicht falsch: «Dark» ist fantastisch. Eine Weile lang. Dann weniger. Die immer wirrer und komplizierter werdenden Handlungsstränge haben mich irgendwann total überfordert. Wer ist nun wer, wie, wo – und zu welcher Zeit? Letztlich kapitulierte ich: Sorry Netflix, ich bin schlicht zu doof für etwas so Verworrenes.

Dennoch: Der Trailer zu «1899» sieht wieder genauso fesselnd und atmosphärisch aus wie einst «Dark». Die Story? Es geht um ein Dampfschiff voller europäischer Migranten und Migrantinnen auf dem Weg von London nach New York. Dann treffen sie auf ein zweites Migrantenschiff, das sich selbst überlassen auf offenem Meer treibt. Ab dann nimmt die Reise eine unerwartete Wendung, denn was die Passagiere an Bord des anderen Schiffs vorfinden, macht aus ihrer Überfahrt ins gelobte Land einen mysteriösen Trip voller Ängste. Wetten, dass da noch irgendeine Verbindung zu «Dark» besteht?

Start: 17. November
Wo: Netflix

Mickey: The Story of a Mouse

Von Disney als alles verschlingendem Medienhaus, Filmstudio, Freizeitpark-Unternehmen und Streaming-Gigant kann man halten, was man will. Wie alles begann, bleibt trotzdem faszinierend: mit der Zeichnung einer Maus. Micky Maus. Sie kennen wir alle, egal in welchen Winkeln dieser Welt du nach dem Mäuserich fragst. Zeichne irgendwo einen grossen Kreis. Darüber zwei kleine. Voilà: Schon siehst du die kleine, schwarze Maus, die auch in einer zynischen Erwachsenenwelt immer noch als Symbol für kindliche Freude und Unschuld gilt.

Kein Wunder, gibt’s jetzt eine Doku darüber. Und so, wie ich Disney+-Dokus kenne, wird auch «Mickey: The Story of a Mouse» für Nerds wie mich irre spannend sein. Schliesslich zeigt sie, wie sich Walt Disney am Tiefpunkt seiner Karriere jene Figur ausdachte, die sein ganzes Imperium begründen würde, als Micky im ersten tonsynchronisierten Zeichentrick-Kurzfilm aller Zeiten die Hauptrolle spielte: «Steamboat Willie». In den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelten sich verblüffend unterschiedliche Versionen Mickeys, die letztlich auch die dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen widerspiegeln, für das Mickey zum Sinnbild wurde.

Start: 18. November
Wo: Disney+

Elton John Live: Farewell from Dodger Stadium

Elton Johns Konzert im Los Angeles Dodger Stadium im Oktober 1975 war zweifelsohne eine der ikonischsten Live Performances der Musikgeschichte. Er, an seinem geliebten Klavier, in einem mit Glitzersteinchen besetzten Trikot der Dodgers Baseballmannschaft, die Massen mit frechem Rock und kraftvollem Soul begeisternd. Und das im gleichen Jahr, in dem er sich psychisch so nahe an den Abgrund des Wahnsinns schuftete, dass er 64 Valium-Tabletten schluckte, um Selbstmord zu begehen – und nur knapp scheiterte.

Fast 50 Jahre später gibt er jetzt an genau jenem Ort sein Abschiedskonzert, live und weltweit im Stream übertragen. Das Konzert startet mit dem «Countdown to Elton Live» und wird ab 4.30 Uhr morgens auf Disney+ gestreamt (und danach sicher noch abrufbar sein). Falls du bis dahin noch Inspiration brauchst, schau dir unbedingt «Rocketman» an, mit einem herausragenden Taron Egerton in der Hauptrolle.

Start: 21. November, 4.30 Uhr
Wo: Disney+

Willow

Denke ich an «Willow», denke ich an die ikonische Filmmusik des grossartigen James Horner: pure 1980er-Nostalgie. Tatsächlich war «Willow» einer der ersten grossen Fantasy-Kinofilme seiner Zeit. Anfänglich zwar nur mit mässigen Erfolg gestartet; der Kultstatus kam erst im Laufe der Jahre dazu. Aber für die Entwicklung moderner Computer-Effekte war «Willow» wegweisend. Und zwar in genau dieser Szene. Sie zeigt Willow (Warwick Davis), den jungen Zauberer in spe, wie er versucht, die Zauberin Fin Raziel aus ihrer Tiergestalt zu befreien. Die am Computer generierten Morphing-Techniken waren bahnbrechend – und ein erstes Proof of Concept für James Camerons T-1000 im 1991er «Terminator 2». Kleiner Abschweifer: Falls dich solche Details interessieren, dann schau dir unbedingt die Doku «Light and Magic» auf Disney+ an. Sie erzählt die Geschichte der von George Lucas gegründeten Effektschmiede ILM, wie sie von ihren ersten experimentellen, aber bahnbrechenden Effekten für «Star Wars» ausgehend zur grössten, erfolgreichsten und vielleicht einflussreichsten Firma Hollywoods wurde.

Wie dem auch sei: Über 30 Jahre nach dem Kinofilm kommt nun die Fortsetzung im Serien-Format. Der Trailer sieht schonmal vielversprechend aus. Warwick Davis schlüpft erneut in die Rolle des Zauberers. Und mein Fantasy-Herz schlägt schneller. Komm, es hat noch Platz im Nostalgie-Zug!

Start: 30. November
Wo: Disney+

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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