
Ratgeber
Das sind die Streaming-Highlights im Mai
von Luca Fontana
Neuer Monat, neue Streaming-Tipps. Ob Netflix, Disney+, Prime Video oder Apple TV+: Hier erfährst du, welche Serien und Filme diesen April auf den Streaming-Diensten laufen.
Singen unter der Dusche macht nur solange Spass, bis man aus Versehen Seife in den Mund bekommt. Dann gibt’s eine Seifenoper. Wo’s garantiert keine Seifenoper gibt, ist in meinen Film- und Serienhighlights für den Monat April. Ist mir was entgangen? Dann schreib’s in die Kommentare. Aber: Verkneif’ dir schlechte Aprilscherze. Ich bin der Einzige hier, der schlechte Witze machen darf. Muahaha.
Es wäre nicht der erste im Kino total gefloppte Disney-Film, der später über Disney+ plötzlich doch noch zu einem der meistgesehenen Filme des Jahres würde. Das erging zum Beispiel «Elemental» so. Oder der von Kritikern zerrissenen Live-Action-Verfilmung «The Little Mermaid». Beides Filme, die ich damals im Kino ebenfalls sausen liess und später am heimischen TV nachholte – nur, um gar nicht mal so unangenehm überrascht zu werden, wie befürchtet. Perfekte «schau ich mir dann mal an, wenn’s am TV läuft»-Filme halt, die ich gerne geguckt habe, von denen ich aber enttäuscht gewesen wäre, hätte ich um die 20 Stutz für ein Ticket ausgegeben.
Ob «Wish» in dieselbe Kategorie fällt? Der Animationsstil gefällt mir eigentlich richtig gut. Mal was anderes als der gewohnte Disney-Pixar-Look. Und die Songs, die ich bisher gehört habe, sind gar nicht so übel – wenn auch niemals auf «Encanto»-Niveau. Definitiv ein Film, dem ich eine Chance geben will.
Start: 3. April
Wo: Disney+
«The Talented Mr. Ripley» war eines dieser Bücher, das mich zu Fachmittelschulzeiten im Englisch-Unterricht anfangs unheimlich anödete, aber das ich am Ende kaum mehr aus den Händen legen konnte. Zu faszinierend die verstörende Geschichte des schüchternen Soziopathen Tom Ripley, der sich in das Leben des reichen Schnösels Dickie Greenleaf schleicht, um sein bester Freund zu werden – nur um aus allernächster Nähe sein Verhalten, seine Aussprache, seine Schrift, seine Gewohnheiten und all seine Manierismen zu studieren. So, dass er sich später Dickies eiskalt entledigen und an seiner statt dessen Playboy-Leben weiterleben kann. Next-Level-Identitäts-Diebstahl.
1999 gab’s schon eine Verfilmung mit Matt Damon, Jude Law und Gwyneth Paltrow in den Hauptrollen. Gesehen habe ich ihn – sogar noch bevor ich das Buch gelesen hatte. Nur wurde mir das erst bewusst, als mich beim Lesen irgendwann das Gefühl beschlich, die Story schon von irgendwoher zu kennen. Umso gespannter bin ich, was Netflix aus der Materie macht. Vor allem wegen «Sherlock»-Bösewicht Andrew Scott, der wie dafür geschaffen ist, die unheimliche Seite Ripleys zu verkörpern.
Start: 4. April
Wo: Netflix
Anfangs erinnert mich der Trailer an «John Wick». Nicht, weil Colin Farrell einen Charakter mit ähnlichem Namen spielt – John Sugar. Mehr wegen der kurzen, intensiven Gun-Fu-Einlagen (Kung-Fu-Kämpfe mit Pistolen). Dann aber entpuppt sich «Sugar» als eine Privatdetektiv-Story, in der John Sugar das Verschwinden der geliebten Enkelin eines Hollywood-Produzenten untersuchen muss. Das wiederum bringt – fürs Genre nur allzu typisch – Geheimnisse ans Licht, die besser verborgen geblieben wären.
Klingt nicht gerade innovativ. Aber Filme und Serien, die von Apple produziert werden, enttäuschen selten. Und Colin Farrell ist meistens auch ein Garant für solide Unterhaltung. Für Fans der Genres ist «Sugar» damit bestimmt einen Blick wert.
Start: 5. April
Wo: Apple TV+
Noch eine Anime-Adaption von Netflix. Diesmal trifft’s Hitoshi Iwaakis «Parasyte», aber mit dem Twist, dass die Adaption nicht 1:1 den Anime verfilmt, sondern einfach im gleichen filmischen Universum spielt. Darin geht’s um die Invasion von ausserirdischen Parasiten, die sich in die Menschen einnisten – den sogenannten Parasytes. Manche von ihnen sind aggressiv und bösartig. Andere wiederum intelligenter und rationaler. Letztere versuchen eine Symbiose einzugehen, damit der Wirt länger überlebt und stärker wird, auch wenn das bedeutet, dass sie die Kontrolle über ihren Wirten nicht vollends übernehmen können.
Ein spannender Ansatz. Der Anime zumindest setzt sich mit spannenden Themen auseinander. Etwa mit Menschlichkeit vs. Monstrosität: Menschen, die zu Wirten wurden, setzen sich mit ihrer neuen Identität auseinander und fragen sich, ob sie überhaupt noch Menschen sind. Das kann ja was werden. Vor allem wenn «Hellbound»-Regisseur Sang-Ho Yeon die Finger im Spiel hat – übrigens auch ein genialer Tipp für eine südkoreanische Mysteryserie.
Start: 5. April
Wo: Netflix
Wir erinnern uns: Im November 2019 führte Prinz Andrew, der zweitälteste Sohn der britischen Königin Elisabeth II., ein Interview mit der BBC-Journalistin Emily Maitlis in der Sendung «Newsnight». Das Interview sollte Andrews Beziehung zu dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein klären, in dessen Umfeld Andrew selbst mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert war. Formsache, dachte sich Prinz Andrew – ehe er seinen eigenen Untergang einleitete. Seine Antworten wurden sogar als so arrogant, unaufrichtig und uneinsichtig empfunden, dass der darauffolgende öffentliche Aufschrei letztlich zu seinem Rücktritt von all seinen royalen Aufgaben führte.
Netflix’ «Scoop» erzählt die Geschichte aus Sicht der Journalistin Maitlis, gespielt von «Akte X»-Star Gillian Anderson. Als Prinz Andrew hingegen sehen wir den kaum wiedererkennbaren Rufus Sewell, mir persönlich vor allem aus dem grossartigen und dystopischen Sci-Fi-Thriller «Dark City» ein Begriff. Grosses Kino.
Start: 5. April
Wo: Netflix
Die Menschheit hat sich im Jahr 2077 fast komplett ausgelöscht. Nuklearraketen. Was sonst. 200 Jahre später leben die meisten Menschen in unterirdischen Bunkern – den sogenannten Vaults. Aber eben: nicht alle. Auf der Erdoberfläche herrscht Anarchie und Chaos, wo mörderische Gangs gegen paramilitärische Organisationen um die Vorherrschaft im Ödland kämpfen – wenn nicht gerade allerlei mutierte Lebewesen, die von der Strahlung in Monster verwandelt wurden, interferieren.
«Fallout» ist die Adaption der höchst erfolgreichen Game-Reihe aus den Entwicklerhäusern Interplay Entertainment und Bethesda. Gespielt habe ich noch kein einziges. Schande über mich. Aber vielleicht ist das auch besser so, wenn ich mir ganz unbelastet und frei von Erwartungen oder Vorurteilen ein eigenes Bild der kaputten Welt, wahnwitzigen Story und absurden Charaktere machen kann.
Tatsächlich werden «Fallout»-Afficionado Domagoj Belancic, Game-Experte Philipp Rüegg und ich in wenigen Wochen einen digitec-Podcast lancieren, in dem wir frisch erscheinende Filme, Serien oder Games in all ihrer Pracht besprechen, analysieren und Revue passieren lassen – Spoiler inklusive. Zum Start: «Fallout», nachdem das Spoilercast-Pilotprojekt «The Last of Us» vergangenes Jahr auf viel positives Feedback gestossen ist.
Start: 11. April
Wo: Prime Video
Benjamin Franklin war zwar nie Präsident Amerikas. Aber ohne ihn gäbe es die Vereinigten Staaten wohl kaum. Manche bezeichnen ihn gar als den wichtigsten aller Gründerväter der Staaten, der weit mehr als nur Politiker war. So war es Franklin, der durch seinen Drachenversuch 1752 herausfand, dass Blitze pure Elektrizität sind. Alsbald erfand er den ersten Blitzableiter. Dann die bifokale Brille, die Nah- und Fernsicht in einem Brillenglas vereint. Dann den Franklin-Ofen. Einen Kilometerzähler. Die American Philosophical Society. Die erste Feuerwehr Philadelphias. Einen Vorläufer der University of Pennsylvania. Und ein neues, äusserst effizientes Postsystem.
Als ob es nicht genug wäre, seine Unterschrift auf die Unabhängigkeitserklärung abgegeben zu haben, war er auch massgeblich an der Fertigstellung der ersten Amerikanischen Verfassung beteiligt – und deren Verteidigung. Genau diesem Lebensabschnitt widmet sich «Franklin», die Serie, mit keinem Geringeren als Michael Douglas in der Hauptrolle. Denn – eben – Franklin soll nicht nur Politiker, Erfinder und was-noch gewesen sein, sondern auch ein hervorragender Diplomat. So nutzte er seine Beziehungen zur politischen Klasse Frankreichs, um im Unabhängigkeitskrieg gegen England einen entscheidenden Verbündeten zu gewinnen ...
Start: 12. April
Wo: Apple TV+
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»