

Vier (oder mehr) Bücher, die ich verschenken würde
Bücher zu Weihnachten – für viele ein No-Go. Ich finde, das richtige Buch für die richtige Person zeigt, wie gut du diesen Menschen kennst, wie viel er dir bedeutet und dass du dir dabei sehr viele Gedanken gemacht hast. Vier (und ein paar mehr) Empfehlungen von mir.
Im Jahr 2082 jagt eine abgehalfterte Zürcher Privatdetektivin mit KI-gesteuerter Armprothese eine durchgedrehte Kampf-KI.
Eine chaotische Theatertruppe verliert sich im südamerikanischen Regenwald auf der Suche nach einer mysteriösen Geschichte zweier verschollener Holländerinnen fast selbst.
So könnten zwei Klappentexte oder Kürzest-Zusammenfassungen von Büchern lauten, die ich dieses Jahr gelesen habe und die ich, für die passende Person, als Weihnachtsgeschenk empfehlen kann.
Gelesen habe ich natürlich noch einiges mehr. Aber nicht alles hat mich überzeugt und würde ich darum nicht verschenken. Und manche Bücher sind bei uns nicht im Sortiment oder ganz vergriffen. Oder ich habe sie in früheren Jahren bereits empfohlen und obwohl ich manche Geschichten immer wieder lese, finde ich Abwechslung bei meinen Empfehlungen wichtig.
Die Holländerinnen

Wenn du dich auch nur ein bisschen für Literatur interessierst, hast du es sicher mitbekommen: Dorothee Elmiger hat für «Die Holländerinnen» sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Buchpreis gewonnen.
Meine Empfehlung bekommt das Buch aber nicht deswegen, sondern weil ich die Geschichte und vor allem Elmigers Sprache extrem spannend finde. Das Buch ist aber nicht für alle geeignet. Man muss sich darauf einlassen wollen und braucht vielleicht am Anfang einen Moment, um in den Stil reinzufinden. Die Erzählerin schildert alles in indirekter Rede, spricht in langen und zum Teil mehrstufig verschachtelten Sätzen. Sie springt gerne zwischen den verschiedenen Figuren hin und her – und das gerne ohne erkennbare Trennung.
Damit erzeugt Elmiger eine Stimmung, die mich als Leser Schritt für Schritt in die bizarre Geschichte einer Theatertruppe auf den Spuren zweier im südamerikanischen Regenwald verschwundener Holländerinnen mitnimmt, während die Mitglieder dieser Truppe ihre eigenen absonderlichen und düsteren Geschichten erzählen, bis die Erzählerin des Buchs, selbst als Autorin Teil der Theatertruppe, traumatisiert und verängstigt die Flucht vor den Dämonen der Szenerie ergreift.
Ebenfalls empfehlen kann ich übrigens den letztjährigen Gewinner des Schweizer Buchpreises und weitere Nominierte:
Secret of Secrets
Der US-amerikanische Symbolologe Tom Hanks Robert Langdon wird wieder einmal in eine Schnitzeljagd mit zahlreichen Rätseln und zu knackenden Codes hineingezogen, bei der auch diesmal nicht weniger als die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht – naja, fast.
Zum bereits sechsten Mal schickt Autor Dan Brown seinen Helden auf eine solche Reise. Diesmal befindet sich Langdon in Prag, und muss seine neue Flamme und deren mutmasslich revolutionäres Buch-Manuskript über das menschliche Bewusstsein retten. Wer «Illuminati», «Sakrileg», «Inferno» oder «Das verloren Symbol» mag, wird auch an «Secret of Secrets» Freude haben – auch wenn man die Muster inzwischen sehr gut kennt und die Wendungen und Verstrickungen der Geschichte und der Figuren manchmal schon recht erwartbar sind.
So bekannt die Muster sein mögen, mich hat die Story auch dieses Mal wieder gepackt und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Allerdings nicht, wegen der kniffligen Rätsel, deren Lösung ich erfahren wollte, oder wegen überraschender Wendungen im Plot. Sondern tatsächlich wegen der Ideen und Fragen rund um die Erforschung des menschlichen Bewusstseins. So bleibt die Spannung trotz mancher erzählerischer Schwächen auf fast 800 Seiten stets hoch. Dass Brown versucht, den Anschein von Wissenschaftlichkeit zu wahren. Dafür strapaziert er das in amerikanischen Geschichten so beliebte «Beruht auf wahren Begebenheiten» oft aufs Äusserste – hier als «alle Studien, Organisationen und Fakten existieren» beschrieben. Es ist sein bekanntes Schema aus allen Langdon-Romanen. Und es sind halt genau das: Romane und damit Fiktion.
Ich würde die Robert-Langdon-Abenteuer durchaus auch jüngeren Leserinnen und Lesern schenken, die sich an erwachsene Bücher wagen wollen – und von vorne anfangen:
Asimovs Kindergarten
Ich gebe zu, ich habe «Asimovs Kindergarten» noch gar nicht gelesen. Aber, weil es sich dabei und den direkten Nachfolger von «[empfindungsfæhig]» den ersten Sci-Fi-Roman des Schweizers Reda el Arbi handelt, habe ich eine recht klare Vorstellung, was mich bei der Lektüre erwartet. Ein actiongeladener Parforce-Ritt durch die KI-regierte Welt von 2082, gepaart mit ein bisschen Zürich-Lokal-Patriotismus und ein paar ironischen Seitenhieben gegen heutige Personen, Unternehmen und Gesellschaftsphänomene.
Lea Walker, Zürcher Privat ermittlerin mit KI-Armprothese, Androidin Cali und Futuro-Samurai Melissa geraten erneut in wilde, globale Kämpfe zwischen Regierungs-KIs, amerikanischen Nazi-Gangs und einem bekannten Feind aus Teil eins. El Arbis Welt von 2082 wirkt zwar futuristisch, aber gleichzeitig wie ein Spiegel aktueller globaler Entwicklungen. Sein Stil passt zur Story, treibt sie voran, hält mich als Leser ständig unter Spannung.
Wer Science-Fiction mag, wird an der Schweizer-Zukunftswelt garantiert Gefallen finden.
Der Botschafter der Sterne
Wem 2082 zu wenig Science-Fiction ist, wird bei Baoshus «Der Botschafter der Sterne» fündig.
Spannend ist schon die Entstehung des Buchs: Es handelt sich dabei nämlich eigentlich um Fan-Fiction zur Trisolaris-Trilogie des chinesischen Autors Cixin Liu, die ich vor einigen Jahren schon als Geschenk-Empfehlung vorgestellt hatte. Baoshu erzählt die Geschichte einer Figur aus der Trilogie weiter und kreiert dabei nicht «nur» einen interstellaren Krieg wie Liu, sondern schreibt gleich die komplette Geschichte des Universums neu. Sprachlich vielleicht nicht ganz auf dem Niveau der Original-Trilogie, aber inhaltlich und was die Ideen und Zusammenhänge der universellen Existenz angeht, genauso allumfassend und spannend.
Baoshu schrieb die Geschichte innerhalb der ersten drei Wochen nach dem Erscheinen des letzten Teils der Trisolaris-Trilogie «Jenseits der Zeit». Cixin Liu war so angetan von Baoshus Fan-Fiction, dass er zusammen mit seinem Verlag dafür gesorgt hat, dass es als offizieller Teil seines Universums veröffentlicht wird.
Und wer die Original-Trilogie zuerst lesen oder verschenken will, voilà:
Weltenbummler, Wandersportler, Wok-Weltmeister (nicht im Eiskanal), Wortjongleur und Foto-Enthusiast.
Praktische Lösungen für alltägliche Fragen zu Technik, Haushaltstricks und vieles mehr.
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