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Meinung

Warum du sofort aufhören solltest, soziale Medien zu nutzen

Oliver Herren
4.12.2020

Noch-US-Präsident Trump ist der Herrscher bei Twitter. Ariana Grande ist die Queen bei Instagram und die 16-jährige Charli D’Amelio tanzte sich bei Tiktok zu 100 Millionen Followern. Diese drei sind Profiteure einer Technologie, die du aus guten Gründen vermeiden solltest.

Seit bald zehn Jahren sind soziale Medien in aller Munde. Nicht nur beim jüngeren Publikum, sondern über alle Altersgruppen hinweg bestimmen Facebook, Instagram, Twitter und Co. einen beachtlichen Teil der Internet-Nutzung. Sogar Radio SRF 2 Klassik erwähnt Inhalte aus den sozialen Netzwerken.

Man findet auch immer wieder kritische Hintergrundberichte über die Nutzung von sozialen Medien. Empfohlen wird Nutzung mit Mass und Mitte. Dabei wird jedoch verschwiegen, dass der einzig korrekte Umgang die Vermeidung ist. Zu diesem Schluss muss man fast zwangsläufig kommen, wenn man versteht, wie die Geschäftsmodelle und die Kundenbeziehungen aussehen.

Ich befasse mich aus beruflichen Gründen mit Technologie, Geschäftsmodellen und mit Marketing. Dabei bin ich immer wieder perplex, wie offen und blind der Umgang von Firmen und Personen mit sozialen Medien ist. Es wird den Menschen quasi eingeredet, dass dies eine normale und sinnvolle Sache sei. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

Zur Einleitung die Definition gemäss Gablers Wirtschaftslexikon:

So weit, so gut. Das wären also soziale Medien gemäss Definition: Netzwerke von und für Benutzer.

Das Geschäftsmodell von Facebook und Instagram

Schauen wir uns einmal die grossen sozialen Netzwerke an. Vielleicht passt hier weniger der Begriff «soziales Netzwerk», sondern eher das Konzept des Parasitismus.

Wie genau funktioniert das Geschäftsmodell sozialer Netzwerk wie Facebook und Instagram? Worin liegt die wirtschaftliche Genialität dieser Unternehmen?

Wer genau arbeitet für die Plattformen?

Spannend ist, dass sogar viele Firmen, darunter auch Medienhäuser, freiwillig auf Facebook, Instagram und Twitter referenzieren und die Plattformen damit kostenlos bewerben. Umgekehrt aber zeigen die Betreiber der Plattformen jeden Post, der nur schon einen Link auf eine andere Seite enthält, nur noch gegen Bezahlung an.

Wer ist der Kunde?

Was ist das Produkt?

Du, deine Aufmerksamkeit und implizit natürlich deine Kaufkraft werden vermarktet. Als Benutzer gibst du mehr oder weniger viel von dir preis auf den Plattformen, und mit diesen Informationen werden auf dich zugeschnittene Werbungen ausgespielt.

Ein Kunde kann diese Dienstleistung bei einem der genannten sozialen Netzwerke einkaufen:

  • Die Stimulation von Benutzern, also das Wecken von Neugier und vom Verlangen sich zu exponieren
  • Das Initiieren von Benutzerverhalten, sei es Kaufverhalten oder auch Meinungsentwicklung

Wer verdient damit?

Zuallererst die frühen Investoren von Facebook und Co. Denn die Kursgewinne übertreffen alle anderen Beträge bei Weitem. Zu den Profiteuren gehören dadurch natürlich auch die Gründer der Plattformen.

Danach kommen die Kunden - also die Firmen, die Werbung schalten, nicht die Benutzer. Denn generell wird Werbung geschaltet, weil sie etwas bewirkt. Es laufen mir zwar immer wieder Menschen über den Weg, die behaupten, dass sie sich nicht durch Werbung beeinflussen lassen. Ich habe mich schon selbst dabei ertappt, das von mir zu behaupten. Aber seien wir ehrlich, das ist Quatsch. Das einzige, was hilft, ist die entsprechenden Medien nicht zu konsumieren.

Und natürlich die Mitarbeiter und Zulieferer der Plattformen. Die damit auch ein mehr oder weniger gutes Einkommen erzielen.

Wie viel nimmt Facebook ein?

Facebook hat im Jahr 2019 einen Gewinn von 7.35 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Dies bei angeblich 2.5 Milliarden Benutzern.

Ein bisschen anschaulicher sind die Einnahmen pro Benutzer:

  • USA $ 41
  • Europa $ 13
  • weltweit $ 8.50

Wer verliert in dem System?

Und was ist mit YouTube?

Mit YouTube verdient der Produzent der Videos so wenig, dass er sich korrumpieren lassen muss. Daher gibt es ja zuhauf offen käufliche Influencer. Im Journalismus ist es unethisch, sich so direkt kaufen zu lassen, was nicht heisst, dass alle Journalisten Heilige sind, aber immerhin verletzt die Käuflichkeit das Berufsethos im Journalismus.

Und YouTube wurde gross durch illegales Musikstreaming. YouTube war und ist die grösste Plattform für Musikstreaming. Nicht umsonst gibt es mit YouTube Premium einen Dienst, bei dem man die Videos ohne Video streamen kann.

Randnotiz zu Facebook und YouTube

Die Benutzer der Plattformen klauen sich gegenseitig gnadenlos Inhalte um sich auf den Plattformen zu profilieren. Dazu gibt es ein passendes Video des oben erwähnten Kanals In a nutshell. Das Urheberrecht wird mit Füssen getreten. Die Zahlen bezüglich abgespielter Videos sind ebenfalls sehr dubios.

Fazit

Nicht nur lieferst du den Plattformen die kompletten Inhalte, nein, du wirst für deine Arbeit auch noch mit Werbeanzeigen manipuliert. Du wirst sozusagen doppelt geschröpft.

Sei der Kunde! Entscheide selbst, was dir etwas wert ist und bezahle dafür. In dem Sinne sind Plattformen wie Netflix und Spotify zu begrüssen, die werbefrei sind und bei denen der Benutzer auch der Kunde ist. Und lies Bücher, echte Bücher aus Papier, da kommen keine Empfehlungen, Werbeunterbrechungen oder Nachrichten von Bekannten und Unbekannten um dich davon abzuhalten.

Wenn etwas gratis ist, verleitet es oft zu irrationalem Handeln. In dem Sinne kann man auch prinzipiell alles meiden, was sich als gratis in den Vordergrund zu drängen versucht. Gratis gibt es nichts. Die Frage ist nur, ob man merkt, wie genau man bezahlt.

Auf jeden Fall findet hier eine Umverteilung von vielen Parteien an wenige Grosskonzerne statt, die noch durch unkoordiniertes staatliches Handeln finanziell gefördert wird.

Wie weiter?

Digitec Galaxus in den sozialen Medien

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Cool: Schnittstellen zwischen der realen Welt und der Welt der reinen Informationen aufbauen. Uncool: Mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren, um einzukaufen. Mein Leben ist «online», und das Informationszeitalter ist meine Heimat.


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